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Wie man Knurrbären besiegt und Keksräuber fängt

 

Bildquelle: Thienemann Esslinger Verlag
Wie man Knurrbären besiegt und Keksräuber fängt
von Madlen Ottenschläger
illustriert von Mareikje Vogler
112 Seiten
1. Auf. 24.März 2023
ISBN: 978-3-480-23743-2
Thienemann Esslinger
13,00€

Auf euch wartet ein grandioser
 Vorlesespaß der zum Selberlesen verführt
für Kinder ab 4 Jahren, für etwas geübte Selberleser und alle die das Kind in sich bewahrt haben, oder lernen möchten es zu finden
Kennt ihr schon den Zwischenlaus?
Nein?
Dann wird es aber höchste Zeit,
denn wenn der Zwischenlaus kommt dann kann es passieren, dass an Bäumen Bonbons und Lollis "wachsen", dass es "Leihgeschenke" gibt und der Tag einfach ein riesengroßer Spaß wird.
Neugierig geworden?
Ja dann taucht doch einfach in diesen fantastischen Vorlesespaß von Madlen Ottenschläger ein und lernt nicht nur den Zwischenlaus kennen, sondern auch Hanna und ihren Papa die ein echt großartiges Gespann sind und immer für eine Überraschung gut. Begleitet sie in ihrem Alltag, in dem sie es sich so richtig schön machen und in dem das ein oder andere Abenteuer wartet. Jagt nach kaltem Gold, besiegt die Knurrbären und lernt Wanni und natürlich auch Hannas besten Freund Benja kennen. "Mit Hanna und ihrem Papa ist jeder Tag kunterbunt" (Zitat) auch wenn sie sich mal ein wenig in den Haaren haben.

Meistens verrate ich ja schon sehr viel in meinen Buchvorstellungen, doch es gibt Momente, da ist es einfach besser nicht zu viel zu verraten, damit ihr den Lesespaß so richtig 1:1 erleben könnt. Madlen Ottenschläger erzählt auch dieses Mal so wunderbar, dass es einfach zu schade wäre, wenn ihr vorab zu viel erfahren würdet.
Fantasievoll, witzig, authentisch, einfühlsam und spannend erleben wir hier Hannas Kinderleben, dass mal lustig, mal nervig, mal spannend, mal mit Wut oder Enttäuschung und vor allem mit viel Liebe und Gefühlen gespickt ist. Die Gefühle werden so plastisch und gleichzeitig fantasievoll beschrieben, dass die Kinder sie wunderbar nachvollziehen und verstehen können. Das, was Hanna mit ihrem Papa und dem besten Freund Benja erlebt ist zwar "nur" eine Geschichte, doch vieles von dem, was sie machen und erleben könnten alle so oder ähnlich erleben, wenn denn die Umstände gegeben sind. Hannas Papa nimmt sich Zeit für seine Kleine. Er ist kein Hausmann, muss auch arbeiten doch wenn er frei hat, dann ist er 100% Papa. Er geht auf Hanna ein, nimmt Wünsche und Träume seiner Tochter wahr und es ist zu spüren wie viel Spaß er dabeihat, auch wenn er manchmal gern ein wenig länger schlafen, oder eine kleine Pause auf dem Sofa machen würde. 
Es schein, als hätte er das Kind in sich bewahrt. Auch wenn er nicht mit allem einverstanden ist, was Hanna so machen möchte oder macht und die beiden manchmal aneinandergeraten, spürt man deutlich wie viel Spaß die beiden in ihrem gemeinsamen Leben haben. Das warmherzige, humorvolle, stets verständnisvolle Miteinander geprägt von gegenseitigem Respekt ist nicht nur schön mitzuerleben, sondern vielleicht auch für die ein oder andere Familie, die diese Geschichte liest Anregung ihr Familienleben zu reflektieren.
In der heutigen Zeit, in der Eltern vielfach beruflich so eingebunden sind und wenig Zeit für ihre Kinder haben mag das Buch mit seinen Erlebnissen ein wenig Bullerbü vermitteln, doch wenn man mal in sich geht und an Hanna und ihren Papa denkt, wird man verstehen, dass es darum geht, die Zeit, die man hat, schön zu gestalten und nicht nebeneinanderher zu leben. Hannas Papa lässt sich auf seine Tochter ein. Er nimmt sich die Zeit und versucht nach seinen Möglichkeiten auch auf die auf den ersten Blick verrückte Ideen seiner Tochter einzugehen. In Hannas Augen ist er der allerbeste Reimeerfinder auf der ganzen Welt.
Das wohl beste Beispiel dafür, wie sehr der weltbeste Reimeerfinder auf seine Kleine eingeht sind diese Geschichten und somit auch die Geschichte vom Zwischenlaus.
Hanna ist traurig, ja fast schon wütend, weil die Zeit bis zu ihrem Geburtstag noch so lang ist. Wer kennt es nicht. Jedes Kind wartet nach dem Geburtstag sehnlichst auf den nächsten Geburtstag.
Für Kindern, die um Weihnachten herum Geburtstag haben ist dieses Warten auf den nächsten Geburtstag noch einmal größer. Natürlich geht es um Geschenke und Feste feiern.
Kinder, die im Sommer Geburtstag haben bekommen zu Weihnachten etwas und im Sommer dann auch noch mal etwas. Weihnachtskinder / Winterkinder müssen gefühlt einfach länger warten.
So geht es auch Hanna. Doch die ist sehr kreativ und hat eine tolle Idee, wie man das Problem lösen kann. Der Zwischenlaus muss kommen.
Klar erst einmal wundert sich der Vater, kann sich nicht so recht vorstellen, was seine Kleine sich da ausgedacht hat, doch je mehr Hanna ihn an ihren Gedanken und Ideen teilhaben lässt, je mehr Spaß macht es ihm sie zu unterstützen und ihr den Wunsch nach einer Zwischenlausfeier zu ermöglichen.
Hanna hat sich alles genau überlegt, Freund*innen sollen eingeladen werden, es soll einen Superkuchen und ein Superfest geben. Für den Kuchen will sie die Oma einspannen, die immer ihren Geburtstagskuchen backt und.....
Ein toller Plan doch so ganz einfach ist es dann doch nicht, denn plötzlich erfindet der Vater aus dem Nichts Zwischenlaus-Regeln. Zum Beispiel die Zwischenlaus-Regel, dass das Zwischenlaus-Kind den Zwischenlaus-Kuchen selbst backen muss und auch mit den Gästen gibt es ein Problem, denn so kurzfristig können die nicht.
Den Kuchen selbst backen macht Spaß nur mit den Eiern steht Hanna auf Kriegsfuß, die mag sie gar nicht selber aufschlagen. Für sie sehen die Glibber-Eier aus wie riesige Wackelpudding-Augen deshalb überlässt sie das ihrem Papa, der ausnahmsweise hilft. Dass die Freunde nicht können, das trifft sie sehr. Eine Feier ohne Gäste ist oberblöd. "In Hannas Bauch sitzt plötzlich ein Luftballon. Er ist dick und breit und drückt nach oben. Hanna spürt ihn schon in der Brust. Gleich muss Hanna weinen....." doch den Zwischenlaus-Tag verschieben möchte sie auch nicht. Wird der Zwischenlaus-Tag ein langweiliger Tag?
Nein, natürlich nicht, denn Hannas bester Freund Benja hat wieder erwartend doch Zeit und dann zaubert der Vater auch schon eine weitere Zwischenlaus-Regel aus dem Hut.
Was es damit auf sich hat, verrate ich aber noch nicht. Ihr werdet Wörter und ihre Bedeutungen kennenlernen, von denen ihr vermutlich noch nie gehört habt. Wörter wie: Zwischenlaus-Zwilling und Vor-Zwischenlaus-Tag, Nicht-von-der-großen-Rutsche-Rutscher, Läusetee, Nudel-mit Spinat-Vertilger oder Leih-Geschenk. So viel sei verraten Hannas Vor-Zwischenlaus-Tag wird einfach toll doch ob das auch für den eigentlichen Zwischenlaus-Tag gilt? Ich weiß ja nicht? So richtig gut fängt er zumindest nicht an.
Also wartet ab und lest selbst was genau es mit dem Zwischenlaus, dem Vor-Zwischenlaus-Tag, den Zwischenlaus-Regeln, dem Zwischenlaus...... auf sich hat.

Die Sache mit dem Zwischenlaus-Tag ist nur eine von 4 großartige Geschichten.
Nach dem Abenteuer ist vor dem neuen Abenteuer und so geht es nach dem fantasievollen Zwischenlaus-Tag geradewegs in ein echtes Abenteuer. Ein echtes Abenteuer hat Hanna noch nie erlebt, daher wünscht sie sich ein echtes Abenteuer zu erleben. Heraus kommt die Jagd nach dem kalten Gold. Hannas dritter Wunsch und somit Stoff für ein neues Abenteuer ist ein Haustier. Sicherlich haben viele Kinder den gleichen Wunsch. Ob sie allerdings .... Ach nein. Ich erzähl jetzt nicht mehr weiter.
Aber den Titel der vierten und letzten Geschichte, den verrate ich euch dann doch noch. "Hanna und die Hexe - die große Suche".
Jedes Kapitel hat 2 Geschichtenteile und jedes Kapitel beginnt mit ziemlich genau dem gleichen Wortlaut. Nach dem einleitenden Satz "Hanna möchte....."
heißt es: "Jetzt. Sofort. Oder morgen, das wäre auch noch oky." Auch die darauffolgenden einleitenden Sätze sind immer ähnlich. Sie wecken die kindliche Neugier und schaffen erst einmal eine emotionale Ebene, auf der sich das Kind mit Hanna verbindet. Hier heißt es dann: "........Nicht jetzt. Nicht sofort. Noch nicht einmal morgen" und schon ist unsere Neugier geweckt und unsere Aufmerksamkeit ganz bei Hanna und ihrer (neuen) Geschichte.

Alle Geschichten sind lustig, spannend und voller unterschiedlicher Gefühle, die Kinder im Alltag beschäftigen und hier eine Ebene schaffen, auf der sich die Kinder wiederfinden können. Hanna beschreibt ihre Gefühle sehr nachvollziehbar. Dabei erfindet sie dann und wann auch Wörter, die Kinder nicht selten übernehmen. Wenn euer Kind also in Zukunft von einem Gefühl, wie, als wäre ein Luftballon im Bauch, von einem Bauchigel, von nordpoleiskalt, oder von einem Knurrbären redet und ihr nicht so genau wisst, was es damit auf sich hat, dann schaut ins Buch, Hanna erklärt es euch gaanz genau.
Die emotionale Ebene mit seinen "herrlichen" Beschreibungen macht selbst eine traurige Stimmung zu einem besonderen Leserlebnis.
Kinder schwanken oft innerhalb kürzester Zeit von himmelhoch Jauchzend bis zu Tode betrübt. Auch bei Hanna können wir das erleben und wir erleben, wie der Vater seine Tochter in den jeweiligen Gefühlslagen zur Seite steht. Er ist für sie da. In lustigen, fröhlichen Momenten genauso wie in tieftraurigen Momenten, oder wenn sie einmal Mist gebaut hat. Diese Verlässlichkeit zu erleben ist toll und wird von vielen Lesekindern, gerade im Grundschulalter in Gesprächen immer wieder lobend erwähnt, was ich persönlich erstaunlich finde, denn so etwas bewusst wahrzunehmen und dann auch noch darüber zu sprechen bedarf nicht nur einer gewissen Empathie, sondern auch der Fähigkeit Vergleiche zu ziehen. Oft sind es Kinder, die genau diese Verlässlichkeit selbst nicht erfahren und mit ihren Kommentaren indirekt ihre eigene Sehnsucht nach dieser Unterstützung verbalisieren.

So ist Madlen Ottenschlägers Geschichte nicht nur ein Lesespaß, sondern auch ein Brückenbauer für Kinder, wie Erwachsene. Mit- oder vorlesende Eltern / Erwachsene reflektieren vielleicht ihr eigenes Verhalten und Kinder lernen ihre Gefühle besser zu verstehen. Da ist plötzlich ein Kind (Hanna), das ausspricht und beschreibt, was sie selbst fühlen. Sie fühlen sich verstanden und erkennen das sie nicht allein mit diesen Gefühlen sind.
Hannas Papa lässt seiner Tochter nicht alles durchgehen, er setzt liebevoll Grenzen und lässt Hanna dabei viel Raum sich selbst zu entdecken. Er geht auf ihre Wünsche im Rahmen des Möglichen ein und schafft so eine sichere Basis für Hanna. Bleibt zu hoffen, dass viele Kinder so groß werden können. Vielleicht berührt Madlen Ottenschläger mit diesen Vorlesegeschichten, die natürlich auch selbst gelesen werden können ja auch Eltern und macht ihnen Mut ihr inneres Kind wiederzuentdecken.
Zum Schluss muss ich natürlich noch die wundervollen Illustrationen erwähnen, die mit soooo viel Liebe zum Detail gezeichnet sind. Wirklich bis ins letzte Detail ist alles so zauberhaft in Szene gesetzt. Da entdecken wir sogar vielleicht das ein oder andere Bilderbuch, dass wir auch im Bücherregal haben. Die wundervoll farbigen Zeichnungen begleiten die Geschichte nicht nur sondern machen sie erst so richtig lebendig. Es gibt so viel zu erleben und entdecken. Mal sind sie witzig, mal emotional, mal fördern sie die Spannung und machen neugierig. Ohne sie könnten die Kinder nicht so intensiv mit Hanna mitfühlen / sie verstehen. Das Eintauchen in die Bilderwelt schafft darüber hinaus die Möglichkeit kleine Lesepausen einzulegen. Viele Kinder holen sich nach dem Vorlesen das Buch nich einmal um nur die Bilder zu "studieren". Die ausdrucksstarke Bildsprache ermöglicht es auch ohne Text Geschichtensplitter zu entdecken, die im Kopf der Kleinen an das Gehörte andocken und / oder auch selbst die Möglichkeit bieten das Gesehene zu einer Geschichte zu formen oder zu kommentieren.
Auch wenn wir hier ein Vorlesebuch haben, sind die Bilder hier sehr wichtig, um Botschaften und Gefühle sichtbar zu machen.
Mareikje Vogler hat hier eine Ebene geschaffen, die das Lesen und Verstehen beflügelt.

Vorlesegeschichten vs Selberlesen
Natürlich können etwas geübte junge Leser diese Geschichten selbst entdecken. Der recht hohe Bildanteil, die Einteilung in Kapitel die angenehm große Druckschrift mit einem Zeilenabstand, bei dem die Buchstaben nicht ineinanderfließen und auch die überschaubare Wortmenge pro Zeile sind Kriterien, die es jungen Selberlesern leicht machen in die Geschichtenwelt einzutauchen. Da es relativ viele Dialoge gibt und Eigenwortschöpfungen sollte das Kind aber schon über etwas Leseerfahrung verfügen.
Die Geschichten sind lustig, spannend und wecken von Zeile zu Zeile, von Seite zu Seite die Neugier auf das, was als nächstes passiert. Langweilig wird es hier bestimmt niemandem.

Fassen wir zusammen:
Madlen Ottenschlägers Geschichte von Knurrbären und Keksräubern ist Lesespaß für Klein und Groß. Ein Buch, bei dem die Familie zusammenrückt und niemand etwas verpassen möchte.
Na, wer fängt an zu lesen?
Wer kann es gar nicht abwarten in die Geschichtenwelt einzutauchen und liest heimlich weiter, anstatt mit den anderen auf die nächste Vorleserunde zu warten?
Ich bin gespannt, was ihr mir berichtet.