Bildquelle: Thienemann Verlag
Mach's gut, Eichhörnchen
eine Geschichte von Cee Neudert
mit Bildern von Lena Winkel
32 Seiten
1. Aufl. 24.08.2021
ISBN: 978-3-522-45926-6
Thienemann Verlag
14,00€
Eine einfühlsame Geschichte über das Sterben, den Tod, das Abschiednehmen, Traurigsein und die Erinnerungen
und gleichzeitig ist es eine naturverbundene Geschichte
für Kinder ab 4 Jahren
Wie oft gehen wir in die Natur und erleben sie mit allen Sinnen. Wir sehen wie sie sich im Jahreslauf verändert. Wir sehen Pflanzen und Tiere. Wenn wir Glück haben können wir sogar Tierkinder und ihre Familien beobachten und genauso kann es sein, das wir ein totes Tier entdecken. Genau davon handelt diese sehr einfühlsam aus der kindlichen Erzählperspektive erzählte Geschichte von Cee Neudert mit ebenso gefühlvollen Illustrationen von Lena Winkel. Die sich jedoch nicht nur mit dem Tod auseinandersetzt sondern auch ganz viel über Eichhörnchen vermittelt.
Bei einem Waldspaziergang entdeckt ein Kind mit seiner Oma ein Eichhörnchen,
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das regungslos auf dem Weg liegt. Ein Eichhörnchen so nah zu sehen ist etwas besonderes. Der erste Gedanke ist: ob es wohl krank ist? Doch bei aller Faszination das Tier einmal ganz aus der Nähe sehen zu können kommt schnell die Erkenntnis, das es tot ist.
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Und gleich darauf fragt sich das Kind was Eichhörnchen für ein Leben haben. Die Oma weiß Antworten und so erfahren die Leser erst einmal ganz viel über das Eichhörnchenleben bevor es dann um das Thema Tod geht. Was tot bedeutet weiß das Kind schon, denn der Opa ist auch schon tot.
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Doch was passiert mit dem toten Eichhörnchen? Einfühlsam aber auch sehr ehrlich erzählt die Oma von der Totenstarre, vom Zerfall des Körpers und das letztendlich alles zu Erde wird aus der dann neues Leben / Pflanzenleben wachsen kann. Das aus Lebewesen Baumkinder werden können ist ein schöner und auch tröstlicher Gedanke, und wieder stellt sich das Kind eine Frage: "Wächst aus Opa jetzt auch ein Baum?" Der Gedanke liegt nahe und im Grunde beantwortete sie sich von allein. Doch auch hier wird das scheinbar traurige ins Positive verwandelt, denn der Opa liebte Bäume und er liebte Holz aus dem er in seiner Werkstatt gern etwas bastelte oder schnitzte. Wieder sind es positive Erinnerungen, die deutlich machen, das es traurig ist wenn jemand nicht mehr unmittelbar bei einem ist, aber er in der Erinnerung und dem was er vielleicht geschaffen hat immer Teil von einem ist und das auch ganz nah. Nur wenn der Opa schon tot ist muss die Oma dann auch bald sterben? Der Gedanke macht das Kind wütend und traurig zugleich. Es will die Oma nicht verlieren.
Die Kinder, die der Geschichte lauschen werden sehr gut nachempfinden können wie sich das Kind fühlt. Niemand mag daran denken das ein geliebter Mensch irgendwann nicht mehr da sein könnte. Die Oma versteht das sehr gut. Einfühlsam geht sie auf die Situation ein richtet dann aber den Blick auf das Hier und Jetzt ohne dabei unmittelbar von dem Gedanken abzulenken. Und dann ist da ja immer noch das tote Eichhörnchen. Den Opa haben sie begraben, das Eichhörnchen sollte auch nicht so schutzlos auf dem Weg liegen bleiben. Sie graben eine kleine Grube in der sie das buschige Wesen rollen, denn anfassen, das darf man ein totes Tier natürlich nicht. Von Blättern bedeckt hat das Eichhörnchen so ein schönes Grab bekommen. Doch damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Wie sich das Kind auf dem Heimweg fühlt, was sie noch entdecken und was sie Zuhause machen, auch davon handelt diese Geschichte, die sich nicht nur intensiv mit dem Tod auseinandersetzt sondern auch ganz viel Naturerfahrungen vermittelt, die ganz besonders intensiv über die ausdrucksstarken, naturnahen Illustrationen erlebt werden können.
Es gibt viele Geschichten zum Thema Tod aber diese Kombination ist ziemlich einmalig und ganz wundervoll, denn bei aller Traurigkeit und Schwere gibt es hier eine Form von Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit, die auch das Kind so empfindet und an der es uns teilhaben lässt. Das Erlebte aus der Warte des kindlichen Ich-Erzählers zu erzählen schafft eine besondere Nähe zum Leser, der sich innerlich sofort mit dem Kind im Buch verbunden fühlt. Sicherlich gibt es einige Kinder, die auch schon einmal ein totes Tier gefunden haben. Wie sie das erlebt haben, was sie gemacht haben und welche Gedanken sie begleiteten könnte Ausgangspunkt für intensive Gespräche sein. Gespräche und Geschichten sind es dann auch, die das Thema Tod als Teil unseres Lebens verstehen lässt. Der Tod sollte nicht im Abseits stehen, nicht Angst machen. Je selbstverständlicher wir darüber mit Kindern sprechen je leichter wird es für das Kind den Tod zu begreifen wenn es damit im realen Leben konfrontiert wird. Es wird der Tag kommen, an dem ein Kind sich von einem geliebten Menschen oder auch Tier verabschieden muss. Es liegt in unserer Hand es darauf ,ohne Angst zu machen, vorzubereiten.
Vielleicht ja auch mit dieser Geschichte.