Bildquelle: Loewe Verlag
Was, wenn Eltern auseinandergehen?
von Dagmar Geisler
36 Seiten
1. Aufl. 2019
2. Aufl. 2021
ISBN 978-3-7432-0255-9
Loewe Verlag
9,95€
Auf euch wartet ein Bilderbuch, dass sich intensiv mit dem vielfältigen und sehr emotionalen Thema Trennung / Scheidung der Eltern auseinandersetzt
für Kinder ab 4-5 Jahren
Kinder brauchen Verlässlichkeit und ein Umfeld, in dem es weitestgehend friedlich zu geht. Streit gibt es immer mal wieder und das ist auch völlig oky. Streit gibt es unter Eltern, unter Freunden, Kinder mit ihren Eltern .... . Doch was, wenn Eltern sich nur noch streiten oder wenn sie in der Beziehung zu ihrem Partner, ihrer Partnerin nur noch traurig und allein sind?
Es gibt viele Gründe, wieso sich Eltern trennen. Kinder haben extrem sensible Antennen für Missstimmungen und was sie dann fühlen und denken ist meist alles andere als schön. Verunsicherung, Angst und sogar Schuldgefühle sind nur einige der Gefühle, die Kinder in diesen Situationen durchleben. Bilderbücher wie dieses von Dagmar Geisler können Kindern aber auch Eltern helfen ihre Gefühle und einzelne Situationen einzuordnen und zu verstehen.
Klar, einfühlsam und anschaulich lässt sie Kinder von unterschiedlichen Trennungssituationen erzählen und vermittelt den Lesern so nicht nur Aha-Erlebnisse in denen sie erkennen, dass es da andere gibt, die das Gleiche erlebt und gefühlt haben, sondern sie erfahren auch, wie man mit der eigenen Angst, den eigenen schlechten Gefühlen umgehen kann.
Kinder, die Trennungen erleben und erlebt haben berichten innerhalb einer Geschichte von ihren Erfahrungen, Gedanken, Gefühlen, Erlebnissen an die die Leser*innen andocken können.
Während die anderen Kinder im Kindergarten am Tisch sitzen und mit Knete modellieren steht die kleine Marie da und verhält sich komisch, dass es sogar den anderen auffällt. Als sie gefragt wird, was mit ihr los ist, erzählt sie von ihren Freundin Rosalie deren Eltern sich getrennt haben.
Eins der Mädchen möchte wissen, wieso das Marie so traurig macht, ein anderes hält sich die Ohren zu und möchte nichts darüber hören. Ein Junge ist sehr nachdenklich und ein anderer reagiert relativ abgeklärt.
Es ist schon verblüffend wie viel die relativ kleinen Kinder sich schon dazu äußern können. Sehr aufschlussreich und intensiv ist was Marie ihrer Kindergartenfreundin auf die Frage, warum sie das so traurig macht, antwortet. Marie erklärt ihr, dass ihr die beiden leidtun und gleichzeitig hat sie Angst, dass sich auch ihre Eltern einmal trennen könnten.
Genau diese Angst ist ganz typisch, wenn Kinder von solch einem Ereignis in ihrem Umfeld hören bzw. miterleben.
Eines der Mädchen zitiert die Oma, die immer sagt: " Nichts ist so schlimm wie die Angst davor." Und diese Angst, dass ihre Eltern sich auch irgendwann trennen könnten, sehen wir Marie in den Bildern deutlich an.
Ausgehend von dieser Begebenheit werden Kinder in diesem Buch an das Thema herangeführt und bekommen ganz viel Informationen, die nicht nur erklären wie es dazu kommen kann, dass Eltern sich trennen und auch was formal damit verbunden ist.
Bär und Krokodil sind hierbei die Leitfiguren, die einige Leser vielleicht schon aus anderen Büchern aus der Reihe "Emotionale Entwicklung" von Dagmar Geisler kennen.
Sie führen erklärende Dialoge und gleichzeitig werden neu aufkommende Fragen in den Raum gestellt, die dann auch wieder erklärend beantwortet werden. z.B.:
"Wie ist es möglich, dass Liebe zwischen einer Mama und einem Papa einfach vergeht?"
Auch Marie und ihre Kindergartenfreunde unterhalten sich weiter, dabei stellt sich heraus, dass einige selbst schon eine Trennung erlebt haben. Tom und Emma erzählen von ihren Erlebnissen, Gefühlen und Erfahrungen und liefern so jede Menge Andockpunkte für betroffene Kinder (Leser*innen).
Es wird beschrieben das sich die Eltern oft gestritten haben, dass es viel Tränen gab, und manchmal saßen die Eltern einfach nur traurig herum.
"....manchmal streiten sie...."
"....oder sie reden gar nicht miteinander..."
"....manchmal fährt einer plötzlich weg...." ... sind nur einige der Gesprächesfetzten, die auch in kleinen Vignetten (Bildern) visuell begleitet werden.
Ein Mädchen sieht Parallelen zum Verhalten ihrer Eltern, die oft streiten. Ob sie sich jetzt auch trennen? Der Gedanke ist ganz natürlich, bei alledem was gerade im Raum steht, doch zum Glück gibt es auch anderes im Verhalten ihrer Eltern, dass dafürspricht, dass sie sich nicht trennen werden. Streit gibt es immer mal und ist längst nicht ein Grund sich zu trennen. Wenn sich Eltern trennen, gibt es viele Gründe.
Welche das sind und welche Gefühle dabei eine Rolle spielen wird im Buch genauso vermittelt wie die Gefühle der Kinder, deren Eltern sich trennten haben.
Ein Junge hätte sich am liebsten unsichtbar gemacht, ein Mädchen dachte, wenn sie selbst sehr lieb ist, werden sich die Eltern wieder vertragen, manche denken, dass sie Schuld daran sind das sich die Eltern trennen.
Das Kinder sich die Schuld für die Trennung der Eltern geben ist extrem häufig und für die Kinder in dieser Situation extrem belastend. Hier ist es ganz wichtig, dass die Kinder sehr schnell von dieser Sorge und dem Gefühl befreit werden, was in erster Linie die Aufgabe der Eltern sein sollte. So erleben wir in diesem Buch, dass es eben nicht nur ein Buch für Kinder, sondern auch Eltern ist, die hier auf die unterschiedlichsten typischen Gedanke, Gefühle und Ängste von Kindern aufmerksam gemacht werden. Nicht immer sind Eltern in der akuten Streit- und Trennungsphase so sensibel auf die Kinder zu achten. Sie stecken so tief in ihrer Gefühls- und Problemwelt, dass sie einfach nicht bemerken, wie viel die Kinder mitbekommen. So kann das Buch mit seinen vielfältigen Informationen auch von Außenstehenden mit einem Kind angeschaut werden und ihm dabei helfen zu erkennen, dass sie bestimmt nicht der Grund zur Trennung sind.
Neben der Trennungsphase gibt es dann aber auch den Neubeginn in unterschiedlichen Konstellationen. Auch hierauf geht Dagmar Geisler in ihrem Buch ein. Kinder erzählen von ihrem Leben mit getrennten Eltern. Die schwierige Zeit geht irgendwann vorbei und dann wird es meist wieder richtig schön. Tom zum Beispiel hat jetzt zwei Kinderzimmer. Eins beim Papa auf dem Land und eins bei Mama in der Stadt. Beides ist toll. Auf dem Land darf er mit auf dem Trecker fahren, in der Stadt wohnen sie über einer Eisdiele.
Emma ist mit ihrer Mama im Haus wohnen geblieben. Alle 14 Tage geht sie ein paar Tage zum Papa. Beim Papa hat sie ein kleines Zimmer, das ganz gemütlich ist. Er nimmt sich Zeit für sie, was sie sichtlich genießt. Zuhause bei ihrer Mama hat sich aber auch einiges verändert, was das genau ist, entdeckt am besten selbst.
Tom findet es gut, dass seine Eltern getrennt wieder glücklich sind, doch es gibt immer mal wieder Situationen, wo er sich unsicher oder nicht so gut fühlt. Sehr eindrucksvoll hören wir davon, was Tom durch den Kopf geht, wieso er sich Gedanken. Thematisch geht es darum, dass die Kinder erfahren, dass es sehr wichtig ist, dass es völlig oky ist, wenn das Kind beide Elternteile weiterhin gleich lieb hat. Es sollte nicht in einen Interessenskonflikt kommen. Loyalität ist hier ein ganz wichtiges Stichwort.
Der kleine Fritz in der Kindergartenrunde hat sich in der ganzen Zeit nicht an der Gesprächsrunde der anderen beteiligt. Doch auch er hat etwas zum Thema zu erzählen. Er hat etwas Zuhause ungewollt mitbekommen und weiß, dass die Eltern ihn nun bald von der geplanten Trennung erzählen werden. Hier stellt die Autorin die Möglichkeit vor zwei Wunschzettel zu schreiben. Was es mit den Wunschzetteln auf sich hat und wie sie Kindern wirklich helfen können erfahrt ihr ebenfalls im Buch, dass nicht nur auf ganz viele Situationen, Gedanken und Gefühle eingeht, sondern auch ganz viel Tipps, Gedankenanstöße und Wissen vermittelt, das sehr wichtig ist, um mit der Trennung der Eltern emotional besser umgehen zu können.
Das Buch ist wirklich so etwas wie ein Erste-Hilfe-Kasten. Je mehr die Kinder über Situationen und Gefühle anderer erfahren, je mehr bekommen sie ein Gefühl, dass sie nicht allein sind, dass es viele gibt, denen es ähnlich geht. Die Kindergartengruppe rund um Tom, Fritz, Marie, Emma, Ömer.... zeigt deutlich, dass das Thema Trennung wirklich mehr bekannt und vertreten ist als man vielleicht denkt. Darüber zu sprechen, sich jemandem anzuvertrauen über Ängste zu sprechen, kann hier schon viel helfen. Das Wichtigste ist hier wirklich das Gefühl nicht allein zu sein, zu erleben, dass es vielen so geht und es auch Kinder gibt, die die Trennungsphase schon hinter sich haben und in ihrem "neuen" Leben angekommen sind macht Mut.
Im Buch erleben die Kinder wie andere mit Trennung umgegangen sind. Dass das so wundervoll zu erleben ist liegt nicht nur an der besonderen Art wie die Geschichte angelegt ist und erzählt wird, sondern auch an den zauberhaften, sehr ausdrucksstarken Illustrationen, die wunderbar miterleben lassen was passiert und vor allem wie die Kinder sich fühlen, welche Gedanken sie sich machen. Gefühle zu visualisieren ist nicht so leicht. Dagmar Geisler überrascht uns immer wieder mit wundervollen Bildern, die perfekt Gefühle transportieren, was für Kinder extrem wichtig ist, um wirklich zu befreien was da geschieht.
Es ist die Kombination aus Wort und Bild, aus Dialogen und Erklärungen, aus der Darstellungen von Situationen und Gefühlen und Anregungen und Informationen, die Dagmar Geislers Bücher so wertvoll machen.
Wer sie noch nicht kennt, sollte sie unbedingt einmal ansehen, denn sie widmet sich ganz wichtigen Themen, im Bereich der emotionalen Entwicklung von Kindern.
Zum Ende des Buches gibt es noch hilfreiche Adressen, Anlaufstellen für Beratung etc.
Hier noch die Insa-Bilder
Noch mehr Bücher der Reihe "Emotionale Entwicklung" und von Dagmar Geisler aus dem Loewe Verlag gibt es zu diesen Themen
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Ich mache alles mit links!
von Dagmar Geisler und Stephanie Gerharz
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von Dagmar Geisler
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von Dagmar Geisler
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Dagmar Geisler
36 Seiten
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ISBN: 978-3-7855-8781-2
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