Auf euch wartet ein kurzweiliges Leseabenteuer, das sehr viel Botschaft und Empathie vermittelt. Wir erleben wie cool alte Menschen sein können und auch das Thema Demenz spielt eine große Rolle. Lisa und Ferdi, die zwei kleinen, aufgeweckten Dachskinder müssen, besser gesagt dürfen, 1 Woche zu den Großeltern, die in einer Seniorenanlage wohnen. Natürlich ist in dieser tierischen Wohnanlage alles ein wenig anders als in der Menschenwelt, und dennoch gibt es extrem viel Parallelen. Beim Zuhören / Lesen verschwindet die Zugehörigkeit. Ob Mensch oder Tier ist völlig irrelevant. Hier geht es um Lisa, Ferdi, ihre Großeltern und die Mitbewohner der Anlage. Die Großeltern sind alt aber noch recht fit. Sie genießen das Leben mit den anderen, haben ihre eigene kleine Wohnung aber können die Angebote der Einrichtung wahrnehmen. Sie essen gemeinsam und jeden Tag gibt es ein reichhaltiges Freizeitangebot. Für Lisa und Ferdi ist es so nicht nur ein Besuch bei den Großeltern sondern ein Urlaub voller neuer Eindrücke. Die Bewohner sind sehr unterschiedlich und die Anlage weit verzweigt. Einige der älteren Herrschaften sind schon sehr vergesslich. Sie leben in ihrer eigenen Welt zwischen Früher und Heute. Jeder hat so seine Eigenheiten und Splines, einige erledigen noch kleine Aufgaben, andere brauchen mehr Unterstützung im Alltag. Es ist ein kunterbuntes Miteinander, in dem jeder jedem hilft. Direktorin Eule leitet die Waldsonne mit viel Geduld und Weisheit . Aber auch sie kommt an ihre Grenzen, vergisst dann und wann etwas bzw. setzt andere Prioritäten, was im Laufe der Geschichte noch zu einer spannenden, kuriosen Begebenheit führt.
Erst einmal freuen sich die Großeltern auf ihre kleinen Enkelkinder, die sie leider sonst nicht all zu häufig sehen (das kennen bestimmt viele Kinder). Doch die lieben Kleinen sehen das ein wenig anders. Mit lauter alten Tieren zusammen zu leben ist bestimmt total langweilig, denken sie, doch angekommen an in der Seniorenanlage Waldsonne sind Lisa und Ferdi gar nicht mehr so negativ eingestellt. Schon auf den ersten Blick sieht alles sehr einladend aus. Als ihre Oma dann auch noch erwähnt, dass es ein ideal Ort zum Verstecken spielen ist, ist ihre Neugierde auf alles noch größer.
Auf den ersten vielversprechenden Eindruck folgen kurz darauf einige Weitere. Schnell lernen Lisa und Ferdi erste Bewohner kennen. Ein alter Biber im Rollstuhl, Erwin, das hinkendes Wildschwein und weltbester Ohrenwackler , Elster Gerti, die nicht mehr gut zu Fuß ist und dann und wann vom Hasen gestützt wird, sowie Frau Kranich, die allem und jedem Flugunterricht geben möchte sind nur einige der Tiere, über die wir in dieser wahrlich verrückten Geschichte mehr erfahren und die Lisa und Ferdi eine lustige, spannende Zeit bei den Großeltern, wenn auch meist unbeabsichtigt, bescheren.
Könnt ihr euch vorstellen, was jemand trinken möchte, der fragt: "Gibt es Sonne im Mund?" Wenn man Begriffe / Namen für etwas vergisst wird man zuweilen kreativ und dann kommt eben eine solche Umschreibung zu Stande, die bei genaueren Überlegen wirklich genial ist, das finden auch Lisa und Ferdi und machen gleich ein Spiel daraus, das bestimmt auch euch inspiriert es nach zu machen.
Kennt ihr "Tier ärgere dich nicht"? Nein?! Doch kennt ihr, ganz bestimmt. Hansterdame Harriet, die einmal eine große Detektivin war liebt dieses Spiel, dessen Regeln sie ein wenig anders auslegt als üblich und glaubt mir, ihre Art zu spielen ist sehr nachahmenswert, vor allem dann wenn ihr das Reimen liebt, so wie Harriet.
"Jeder hilft jedem" sagten die Großeltern und so ist es auch. Mehr noch, die Bewohner der Waldsonne haben alle ein Leben vor dem Alter und der Vergesslichkeit. Erwin war zum Beispiel Koch und Wieseldame Beatrix Konditorin. Was früher warm daran erinnern sich Erwin und Beatrix, so wie viele andere Bewohner und Dementen sehr genau, doch was gerade erst passierte oder was sie gerade eigentlich vor hatten, das vergessen sie. Ob es in dieser Konstellation so eine gute Idee von Direktorin Eule ist, ausgerechnet Erwin und Beatrix zu bitten einzuspringen als der Koch krank wird?
Ja, und wie war das noch mit Frau Kranich, die jedem Flugunterricht geben will, egal ob mit oder ohne Flügel? Lisa und Fredi machen natürlich auch ihre Bekanntschaft und kommen nicht drum herum das Fliegen zu lernen um die Dame nicht zu enttäuschen, denn das wäre nicht gut für sie, da sie an Depressionen leidet. Doch wir sollen zwei kleine Dachse Fliegen lernen? Auch hier hilft jeder jedem und dieses Mal ist es der Fuchs, der eine geniale Idee hat und den beiden ein ganz besonderes Urlaubserlebnis und Frau Kranich ein Erfolgserlebnis beschwert.
Wie war das noch gleich, Hamsterdame Harriet war einmal eine Detektivin? Als Direktorin Eule plötzlich verschwindet sind alle in großer Aufruhe. Wo kann sie nur sein? Wer hat sie zuletzt wo gesehen? Weiß jemand etwas über ihren Verbleib? Ist ihr womöglich etwas zugestoßen? Jeder ist gefragt und so machen sich die Bewohner, Angestellten und auch Lisa und Fredi auf Spurensuche und wuppen den Laden mit Hilfe der Stellvertreterin Marderin Luise erst einmal gemeinsam. Ob das gut gehen kann?
Na, seit ihr neugierig geworden?
Christian Drellers Geschichte ist nicht nur Lesespaß pur sondern auch ein Quell von Inspiration und voller kleiner Botschaften, die vermitteln, das ein Leben im Alter keinesfalls langweilig ist und alte Leute (Tiere) so viel zu geben haben. Ja mehr noch, dass sie trotz ihrer Einschränkungen eine Lebensfreude ausstrahlen, die ansteckt, mitreißt und begeistert. So skurril sie auch erscheinen mögen, so verrückt ihr Handeln vielleicht zu sein scheint, mit der Lebenseinstellung "jeder hilft jedem" sind sie eine echt tolle Lebensgemeinschaft. Besonders schön ist, das die Leser "spielerisch" die Bandbreite von Demenz kennenlernen und auch erleben, wie man damit umgehen kann. Es wird nichts ins Lächerliche gezogen sondern gezeigt, wie man mit etwas Kreativität eventuell in die Welt des Dementen eindringen kann bzw. lernt sich hinein zu denken, was zuweilen richtig Spaß machen kann.
Katja Wehners wundervollen Illustrationen begleiten die Geschichte nicht nur, sie visualisieren das Geschehen und sorgen dafür, das manch kuriose Situation noch intensiver mit erlebbar wird. Witzig, detailverliebt mit ausdrucksstarker Mimik und Gestik der Figuren, können die Leser in eine Bilderwelt eintauchen, die genauso viel Spaß macht wie die Geschichte. Ob große, ganzseitige Zeichnungen oder kleinere Elemente, sie alle begeistern und bereichern das Leseerlebnis ungemein.
Und so haben wir hier ein Buch, das als Vorlesebuch viele schöne gemeinsame Lesestunden bereitet und Selbstleser, mit etwas Leserefahrung so fesseln wird, das sie kaum aufhören können zu lesen Am Ende werden alle sagen : "Oh, schade, schon zu Ende?!"