Unsere Lieblingsbücher

Der Honigvogel

 

Bildquelle: Razamba Verlag
Der Honigvogel
erzählt von Nasrin Siege
mit Bildern von Barbara Nascimbeni
86 Seiten
978-3-941725-40-9
Razamba Verlag
13,90€

In 12 Geschichten kindgerecht das Leben von Kindern in Afrika kennenlernen
zum Vor- und selber lesen
für Kinder ab 5 Jahren
Die Autorin Nasrin Sieg lebt seit einigen Jahren in Afrika. Mit ihren 12 Geschichten erzählt sie uns vom Leben der Kinder dort, das so ganz anders ist als das der Kinder hier und dennoch ist einiges gleich.
Einfühlsam und klar nimmt sie in den Geschichten ihre Leser mit in eine Welt in die sich Kinder hier hinein fühlen können auch wenn das Leben so ganz anders ist als ihres. 
So lernen wir Abdi, den Hirtenjungen kennen, der mit seiner Familie in einer kargen Lehmhütte wohnt. Viel hat die Familie nicht doch wird schon in den ersten Momenten der Erzählung klar, das die kleine Welt trotz allem Lächeln lässt. Abdis Familie gehört die Kuh Berta, die gerade ein Kälbchen bekommen hat. Abdi tauft es Sternchen bevor er mit Berta auf Weide geht wo schon andere Kinder ihre Kühe hüten. Normalerweise grasen die Tiere auf der kargen Wiese. Wenn es geregnet hat gibt es für sie mehr zu fressen. In der Zeit wo die Kühe Grasen haben die Kinder  Zeit zu spielen. Es kommt aber auch vor, das eine Kuh ausreist und dann suchen sie sie gemeinsam. Da Berta das Kälbchen hat und das Zuhause bei der Großmutter ist kann Abdi nicht zu weit hinaus laufen. Er muss Berta früh zurück bringen damit Sternchen Milch bekommt. Unterwegs treffen sie auf drei Kinder, die gerne einmal mit Abdi und den Freunden spielen. Viel Zeit haben sie nicht da sie pünktlich in der Schule sein müssen. Kamal und Theo würden auch gern in die Schule gehen genau wie die kleine Azeb. Abdis Großmutter sagt er darf zur Schule gehen wenn er größer ist. Meine Lesekinder vermuten, das das nur eine Hinhalte Argumentation ist. Wir werden es nicht erfahren. Azebs Vater sagt Mädchen brauchen nicht zur Schule gehen und Theo weiß auch wieso. Weil Mädchen sowieso heiraten und dann für die Familie da sein müssen. Doch Azeb möchte Lehrerin werden. Lesen und Schreiben, das möchten alle können und deshalb verspricht Abdi ihnen es ihnen beizubringen wenn er zur Schule gehen darf. Das Schulthema hat die Kinder so sehr abgelenkt, dass sie nicht merkten, dass Kamals Kuh ausgebüxt ist. Sie haben Glück, weit ist sie nicht gekommen, das ist Kamals Glück denn sonst wäre der Vater sehr böse geworden.
Und dann meldet sich Bertra mit heftigem Muhen. Es ist Zeit zurück zu gehen. Berta hat dieses Mal so viel Milch, das es für das Kälbchen und sogar auch noch für Abdi reicht. 
Diese Geschichte steht exemplarisch für 11 weitere und spiegelt genau das wieder was viele Kinder in Afrika führen. Die Chance auf eine Schulbildung besonders für Mädchen ist schlecht. Die Kinder sind wichtige Arbeitskräfte für die Familie. Nicht immer haben die Kinder die Möglichkeit dabei zu spielen. Es ist ein kleiner Einblick in das Leben von Kindern in Afrika, der sich mit den anderen Geschichten langsam weitet.
Wir lernen die kleine Mahder kennen, die einen Blumen-Baum pflanzen möchte aber dafür Wasser braucht. Da sie zuhause kein Wasser mehr in den Kanistern haben müssen sie und ihre Mutter, mit dem Baby im Tragetuch zum weit entfernten Brunnen gehen. Der Weg ist beschwerlich und es ist nicht sicher das es genug Wasser gibt.
Wir lernen Elias kennen. In seiner Geschichte erfahren wir etwas über das Buhe-Lied mit dem die Kinder das bevorstehende neue Jahr begrüßen. Sie ziehen in Gruppen von Haus zu Haus und wenn sie etwas Glück haben bekommen sie von den reichen Leuten etwas Geld oder Süßigkeiten. Was macht ein afrikanisches, armes Kind mit Geld?
Süßigkeiten kaufen? Vielleicht, vielleicht aber auch Schuhe, doch ob das Geld dafür reichen kann? Wie es Elias und seinen Freunden ergeht und was Mulmul Brot ist das erfahren die Leser in seiner Geschichte, die deutlich die Diskrepanz zwischen Arm und Reich widerspiegelt. 
Aber es gibt auch die Geschichte in die wir in eine Schule mitgenommen werden in der es an diesem Tag sehr lustig zu geht. Das dies eine  seltenere Situation ist wird dann wiederum in anderen Geschichten klar, denn der Wunsch der Kinder zur Schule gehen zu wollen wird oft thematisiert. Genauso wie die entbehrungsreichen aber dennoch glücklichen Momente. Und es gibt die Geschichten mit Tieren Afrikas, wie sie von meinen Lese-Kindern so nicht erwartet wurden. 
12 Geschichten spiegeln Kinderleben in Afrika wieder und lassen den Leser staunen. Viele meiner Lesekinder im Grundschulalter haben in der in oder anderen Form schon einmal etwas vom Leben der Kinder in Afrika erfahren. Einige können mit ihrem Vorwissen leichter in den Geschichten andocken. Einige können sich vieles gar nicht vorstellen. Jede einzeln Erzählung liefert eine Grundlage für intensive Gespräche und weitere Nachforschungen wie das Leben von Kindern in Afrika ist.
Wir haben hierzu auf der Seite der Möwenweg Stiftung, der Autorin Kirsten Boie https://www.moewenweg-stiftung.de/ gestöbert. Auf der sehr viel über Schule in Afrika zu erfahren ist aber auch über das so wichtige Thema Wasser. Dies ist allerdings nur eine von vielen Seiten, die es im Internet zu finden gibt und sich mit Kindern in Afrika beschäftigt.
Das Buch mit seinen 12 Erzählungen trägt viel zum Verständnis bei ohne traurig zu machen.  Durch die kurzen Geschichten ist es etwas geübten Leseanfängern schon möglich die Geschichten selbst zu lesen. Sie eignen sich aber auch wunderbar als Vorlesegeschichten für den Kindergarten im Bereich der Vorschulgruppen ab etwa 5 Jahren und natürlich für Zuhause. 
Uns hat die Art wie Nasrin Sieg erzählt sehr beeindruckt. Realistisch und klar ohne schwer zu sein. Was bei dieser Thematik nicht immer leicht ist. Ihre Geschichten haben keine Enden. Es sind Momentaufnahmen, die neugierig machen. Viele der Erzählungen könnten noch etwas weiter erzählt werden. Vielleicht auch eine Möglichkeit sich mit dem Thema auseinander zu setzten.
Jede Geschichte bietet unendlich viele Möglichkeiten weiter zu forschen. 
Meine Lesekinder im Alter zwischen 5 und 14 Jahren hat hat Buch begeistert. Ganz toll fanden sie auch das Video, in dem die Autorin selbst eine Geschichte vor liest.