Unsere Lieblingsbücher

Herr Schuhuhu von Waldesruh

 

Bildquelle: Carlsen Verlag
Herr Schuhuhu von Waldesruh
Er fühlt genau wie duhuhu!
von Yvonne Hergane
illustriert von Katrin Meiller
32 Seiten
1. Aufl. 26. September 2024
ISBN:978-3-551-52235-1
Carlsen Verlag
14,00€

„Mach ich die Augen zuhuhu und überleg in Ruhuhu,
fühl ich genau wie duhuhu, schuhuhu …“(Zitat)

Auf euch wartet eine herzenswarme Geschichte 
mit viel Sprachwitz
über Gefühle und sich in andere hineinfühlen,
 über Fehler machen und sich entschuldigen,
über Vorurteile und Mitgefühl
und über neue Freunde finden
für Kinder ab 3 Jahren
Herr Schuhuhu lebt in einem wunderschönen Federhaus und liebt Waldmeisterbrause. Und weil er sie so liebt, hat er immer einen großen Vorrat Brausepulver in einer großen Kiste gelagert. Herr Schuhuhu liebt es, Luft-Purzelbäume zu drehen und dabei seine Fühle-Singspruch zu Singen. Und wenn er das macht, dann kann er fühlen, was andere fühlen und das kannst du in dieser Geschichte auch lernen, denn sein Singsang: „Mach ich die Augen zuhuhu und überleg in Ruhuhu, fühl ich genau wie duhuhu, schuhuhu …“(Zitat) ist nicht nur sehr eingängig, sondern auch seeeehr ansteckend. Ein echter Ohrwurm. Und auch wenn du keine Luft-Purzelbäume drehen kannst, Land-Purzelbäume gehen auch!
Herr Schuhuhu lebt zusammen mit seinen Freunden Dachsin Gerlis Grips, Rehbock, Rudi Rasch, Eichhörnchen Evi Eilig, Glühwürmchen Vince Blink und Fuchs, Wigald Wief in Waldesruh und seit einiger Zeit ist da noch Maulwurf Muff Molton, doch irgendwie hat noch niemand der Waldestiere versucht, ihn näher kennenzulernen und genau da liegt das Problem. Muff Molton hatte schon einiges versucht, um neue Freunde zu finden. Er hatte sogar alle Waldbewohner zu einer kleinen Einweihungsparty eingeladen, doch niemand war gekommen.
Zu Schuhuhus Partys hingegen kamen immer alle.
Für Muff Molton konnte das nur bedeuten, dass entweder niemand etwas mit ihm zu tun haben wollte oder es lag daran, dass er kein Waldmeisterbrausepulver für eine gute Partysause hatte, so wie Herr Schuhuhu. Und da begeht er einen entscheidenden Fehler und genau davon erzählt diese Geschichte, die damit beginnt, dass Herr Schuhuhu sich zum Frühstück etwas Brausepulver aus seiner Vorratskiste holen möchte, doch die ist leer. Ratzefatze leer. Noch nicht einmal ein winzig kleines Krümelchen war noch da. Er suchte überall. Hatte er es vielleicht verlegt?
                             
Herr Schuhuhu ist verzweifelt. Das Waldmeister-Brausepulver ist sein Lebenselixier. In seiner Verzweiflung ruft er alle  Waldtiere zusammen und erzählt ihnen, was passiert ist. Alle kommen nur Muff Molton nicht. Schnell sind sich die Tiere einig, dass jemand das Brausepulver gestohlen haben muss und da sie ein Loch am Boden der Kiste finden, steht ebenso schnell fest, dass nur Muff Molton der Dieb sein kann, zumal der auch nicht nur Versammlung gekommen war. 
Aufgebracht liefen alle zum Maulwurfsbau, um den Dieb zur Rede zu stellen. "Komm raus, du Feigling!", "Komm raus oder ich hau dich!" schallt es am Maulwurfshügel, aus dem kurz darauf Muff Molton herauslugte und erst einmal ziemlich zerknirscht "Hau-hau-hauen ist aber nämlich nicht in Ordnung"(Zitat) stammelte, woraufhin Evi Eilig schimpfte: "Klau-klau-klauen aber auch nicht!" (Zitat)
                              
Sein Versuch, noch etwas zu leugnen, war mehr als sinnlos, denn an seinem Fell klebten noch Krümel des Pulvers. Muff Molton fing an zu weinen. Er war sich schon bewusst, dass er einen großen Fehler gemacht hatte. Doch anders als die anderen Tiere war Herr Schuhuhu, der ja der eigentliche Geschädigte war, nicht so aufgebracht. Für ihn war es viel wichtiger zu erfahren, wieso Muff Molton das überhaupt gemacht hat. Liebevoll nimmt er sich dem Kleinen an, macht dann einen seiner Luft-Purzelbäume, schloss seine Augen und sang  „Mach ich die Augen zuhuhu und überleg in Ruhuhu, fühl ich genau wie duhuhu, schuhuhu …“.(Zitat) 
Und siehe da, plötzlich war für ihn alles glasklar. Er konnte sich in den kleinen Maulwurf hineinversetzten und verstand, wieso der das Brausepulver gemopst hatte. Schuhuh wollte aber auch, dass Muff Molton verstand was in ihm vorging, wie er sich gefühlt hatte, als er feststellen musste, dass sein geliebtes Brausepulver weg war und deshalb animierte er Muff auch einen Purzelbaum zu machen und leise: "Mach ich die Augen zuhuhu und überleg in Ruhuhu, fühl ich genau wie duhuhu, schuhuhu..." zu singen.
Und tatsächlich funktioniert es. Muff verstand, was in Schuhuhu vorgegangen ist.
                       
Wie die Geschichte genau verläuft, wie sie ausgeht und vor allem wieso Muff Molton das Brausepulver entführt hat, verrate ich natürlich noch nicht, doch eines ist klar, den Ohrwurm: "Mach ich die Augen zuhuhu und überleg in Ruhuhu, fühl ich genau wie duhuhu, schuhuhu.."(Zitat) wird jeder mit aus der Geschichte nehmen, die auf anschauliche und sehr gefühlvoll- einfühlsame Weise vom Fehlermachen, Vorurteilen, Mitgefühl, sich in einen anderen hineinversetzten und Freundschaft schließen, erzählt.

Yvonne Herganes mitreißender, zauberhafter Erzählstil, der von vielen Sprachspielereien und Sprachwitz geprägt ist, transportiert hier eine Geschichte, die von Gefühlen, Mitfühlen und Verständnis geprägt, aber auch sehr amüsant und locker-leicht ist.

In Verbindung mit Katrin Mellers wundervollen Illustrationen ist so ein Bilderbuch entstanden, dass sofort alle Leserherzen erobert.
Katrin Meiller hat es geschafft, alle Gefühle, die hier mitspielen, so zu visualisieren, dass sie mit- und nachfühlbar sind. Sprechende Mienenspiele und die perfekt passende Körpersprache schaffen es, dass man auch ohne Text schon sehr viel der Handlung, insbesondere der Gefühle versteht.
                       
So lebendig der Erzählstil, so lebendig sind auch die Bilder, die viel mehr sind als visuelle Transporteure der Handlung. Sie zeigen das, was Kinder "nur" über die Erzählung vermutlich gar nicht so wahrgenommen hätten und erzählen auch kleine Geschichtensplitter außerhalb des Erzählrahmens. Katrin Miller fokussiert, aber lässt den Kindern Raum und Zeit, um eigene Eindrücke zu gewinnen und auch die ein oder andere Randentdeckung zu machen, die vielleicht beim erneuten Betrachten des Buches zu einer selbst formulierten kleinen Geschichte führt oder zu Interpretationen und Kommentaren verleitet.
Mal sind es große Seiten füllende Zeichnungen, die das Geschehen spiegeln, mal sind es auch mehrere Bildszenen mit Sprechblasen, die das Erzählen übernehmen. Alles verwebt sich zu einem wundervollen Ganzen, bei dem die Kinder erleben, dass Vorurteile und voreiliges Vorverurteilen unfair ist, denn alles im Leben hat zwei Seiten und auch wenn jemand einen Fehler macht und sich falsch verhält, hat das vermutlich einen Grund, den man allerdings auf den ersten Blick meist nicht erkennt. Mit einem klaren Kopf, der nicht von impulsiven Verhalten geprägt ist, mit Empathie und Mitgefühl und sich auch mal in andere hineinfühlen (hineinversetzten) lernt man einander verstehen oder zumindest Verständnis für etwas bekommen. 
Herr Schuhuhu zeigt, wie es gehen kann und das Toleranz wichtiger Bestandteil eines gemeinsamen Miteinanders ist.
Yvonne Hergane hat mit dem Purzelbaum und dem dazugehörigen Spruch ein Instrument für Kinder geschaffen, dass sie selbst ausprobieren und bei entsprechenden Situationen immer wieder einsetzten bzw. anwenden können. Der so entstehende Perspektivwechsel kann deeskalierend wirken und schafft Verständnis für den anderen.
So versteht Herr Schuhuhu, was in Muff Molton vorging und wieso er das Brausepulver gestohlen hat und Muff Molton versteht, wie verzweifelt Herr Schuhuhu war, als er feststellen musste, das sein geliebtes Brausepulver nicht mehr in der Kiste war.
Wir erleben aber noch etwas anderes und zwar die Reaktion der aufgebrachten Tiere, als sie Muffs Erklärungen lauschen. Muff war traurig, dass niemand zu seiner Einweihungsparty gekommen war. Er wollte doch nur dazu gehören und dachte, alle würden zu Herrn Schuhuhu gehen, weil der Brausepulver anbieten konnte. Folglich brauchte er Brausepulver, damit seine Gäste kommen.
Natürlich war das dumm und rechtfertigt den Diebstahl nicht, doch die Tiere sind sichtlich bewegt von der Einlassung, was man auch in der dazugehörigen Illustration sehen kann. Evi Eilig und Wigald Wief schauen sichtlich bedröppelt und Gerlis Grips verdrückt sogar ein Tränchen.
                                 
War es von ihnen nicht auch unhöflich gewesen, nicht zur Einweihungsparty zu kommen, zumindest ohne Begründung?
Jeder hatte etwas Wichtigeres zu tun, als Muff Moltons Einladung anzunehmen. 
Die Geschichte beinhaltet einige Situationen, die man aufgreifen kann, um mit Kindern ins Gespräch zu kommen und zu überlegen, wie die Tiere anders hätten reagieren können.
Da ist zum Beispiel die Problematik der Einweihungsparty.
Wie traurig muss Muff gewesen sein, als keiner zu seiner Party kam.
Wie hätten die Tiere reagieren (absagen) können ohne Muff vor den Kopf zu stoßen?
Da ist das Vorverurteilen ohne zu wissen, ob Muff wirklich der Täter ist, nur weil Muff der einzige ist, der sich nicht an der Suche nach dem Brausepulver beteiligte.
Und da ist auch die Androhung von "Haue", wenn Muff nicht herauskommt und den Diebstahl gesteht.
Wie schön, dass Mitgefühl, Empathie, Fehler eingestehen, entschuldigen und Verständnis für den anderen gewinnen dazu führen, dass alles dann doch noch ein gutes Ende nimmt und Muff Molton fortan in die Waldtiergemeinschaft integriert ist.

Sicherlich werden sich Kinder zukünftig in ähnlicher Situation an die Geschichte der Waldtiere erinnern und etwas besonnener reagieren.
Sich versuchen, in den anderen hineinzuversetzen und zu verstehen, wie er*sie sich fühlt und wieso er*sie so reagiert bzw. agiert hat, ist etwas, was man lernen muss. Hier kann Schuhuhus Spruch und vielleicht auch ein vorangehender Purzelbaum zum "Kopf frei machen" wirklich sehr helfen.
Es ist immer hilfreich, Eselsbrücken, Regulationsmechanismen und andere Instrumente wie Purzelbaum in Kombination mit dem Spruch zu kennen, um mit belastenden Situationen klar zu kommen.
Wie schön, dass die Geschichte hier eine schöne Hilfestellung / Anregung liefert.

Auf euch wartet eine herzenswarme, gefühlvolle, emotionale Geschichte mit wundervollen Zeichnungen und einem tollen Perspektivwechsel, begleitet von einer Ohrwurm-Inspiration, die man bestimmt so schnell nicht vergisst.
Also wundert euch nicht, wenn die Kinder nach dem Vorlesen
„Mach ich die Augen zuhuhu und überleg in Ruhuhu, fühl ich genau wie duhuhu, schuhuhu …“.(Zitat) vor sich hin summen.

Hier noch eines der Insta-Bilder