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Pirat Jan Wolf

Bildquelle: Patmos Verlag
Pirat Jan Wolf
eine Geschichte von Natalie Quintart
mit Bildern von Philippe Goossens
aus dem Niederländischem übersetzt von Maria Zens-Simon
32 Seiten
1.Aufl.2017
Patmos Verlag
ISBN: 978-3-8436-0948-7
15,00€

Eine phantasievolle Reim-Geschichte über das Gefühl von Angst und wie man sie überwinden kann

Thema Ich-Stärkung

Für Kinder ab etwa 4 Jahren

Schwach, schlapp, schlaff, flau, das sind Gefühle, die Jan Wolf häufig überkommen, in denen sich seine Angst bemerkbar macht wenn z.B. der Lehrer ihn an die Tafel holt, sich eine Fliege auf seine Nase setzt oder wenn ihn ein Mädchen in die Augen schaut.
Aber wenn er sich zuhause als Pirat verkleidet und Piratenlieder über ihre Heldentaten singt dann fühlt er sich gut, "so hart wie Stein".
Eines nachts ( wir gehen davon aus er schläft und träumt) wird Jan Wolf von vom "legendären Piratenkapitän Drake auf sein Schiff entführt, weil dieser erbost darüber ist, dass er in den Liedern nicht vor kommt.
Vor Angst schlottern dem kleinen die Knie und auch seine Stimme versagt. Nur noch stotternd kommen die Worte heraus.
Jan kennt Kapitän Drake und seine Heldentaten nicht wie soll er dann darüber singen? Das kann man ändern denkt sich der Piratenanführer. Als ihnen ein Schiff begegnet sieht Drake seine Chance. Er lässt seine Piraten angreifen und schleppt Jan mit auf Deck um sich das Spektakel an zu sehen.
Jan beeugt ängstlich das Geschehen und er fühlt sich wieder ganz schwach.
So schwach wie "ein Puddingteilchen mit Erdbeeren". Es wird noch schlimmer. Der Kapitän des gegnerischen Schiffes entdeckt ihn, will ihn gefangen nehmen doch Kapitän Drake greift ein. Schon findet sich der kleine Wolf sich zwischen den beiden wieder. Jeder zehrt an einer Seite an ihm. Jetzt fühlt sich Jan noch schwächer "wie ein Klecks Zahnpasta.
Der Kampf ist vorbei, Drake hat gewonnen. Eine Heldentat über die Jan nun singen soll, doch Jans Stimme ist weg.
Ängstlich überlegt er was er tun kann, schnappt sich einen Zettel und schreibt einen Entschuldigungszettel für die Piraten. Was er nicht weiß der heldenhafte Piratenanführer kann wie auch die anderen nicht lesen. Um sich jedoch nicht die Blöße zu geben erfindet er kurzer Hand etwas. Eine Beweihräucherung auf sich selbst und das Jan erst vier Prüfungen bestehen muss bevor er in der Lage ist zu singen.
Jan kann es nicht glauben, der Kapitän kann nicht lesen.
Die vier Prüfungen machen ihm wieder Angst. Das Gefühl von Schwäche in unterschiedlichsten Formen stellt sich wieder ein.
Schlapp ,flau, Schlaff und lasch wie Seesternpüree.
Doch er übersteht alle Prüfungen heldenhaft. Die Piraten verlieren das Interesse an ihm widmen sich ihrer Beute. Es scheint als hätten sie den Kleinen vergessen.
Die bestandenen Prüfungen und das Desinteresse der Bande scheinen  Jan gestärkt zu haben denn plötzlich fängt er aus Leibeskräften an zu singen.
Doch er singt nicht von den Heldentaten sondern von der Jämmerlichkeit. Auch als der Kapitän  wütend auf ihn los geht hört er nicht auf zu spotten.
Das beeindruckt Drake so sehr, dass er Jan Wolf zum Piratensänger adelt und ihm anbietet bei ihnen zu bleiben, als bester Freund des legendären Piratenkapitäns Drake.
(  der Traum ist zu Ende?)
Wenn Jan jetzt in die Schule geht schauen ihn alle respektvoll an und auch hier singt er nun Lieder von Stärke. Da fühlt er sich "wie ein Fels" wenn der Lehrer ihn zur Tafel ruft und ......
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Eine einfühlsame Geschichte, die durch die wunderbaren Illustrationen von Philippe Goossens so richtig lebendig wird.
Einfühlsam und in warmen, klaren, bunten Farben, spielt er mit Größe,Ausdruck und sogar den Buchstaben im Text, die sich je nach Handlung und Gefühle herausheben und auch schon mal bedrohlich wirken können.
Es sind Bilder in die man hineinschaut und das Gefühl hat dabei zu stehen. Gut kann man die Gefühle von Jan Wolf erkennen und nachvollziehen.
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Die Geschichte ist in Reimform geschrieben. Die Reime kommen einen leicht von den Lippen. Schnell ist man im Rhythmus drin, der dann auch das Erzähltempo vorgibt und dabei auch die jeweiligen Gefühle transportiert.
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Der Verlag spricht eine Altersempfehlung von 5 Jahren aus.
Ich würde hier auf Grund unserer Erfahrungen mit unseren Lesekindern deutlich herunter setzten.
Wir haben gerade bei freien Lesungen immer wieder auf kleinere Kinder dabei. So auch bei den letzten Lesungen mit dieser Geschichte .Hier waren Kinder ab 3 Jahren dabei, die er Geschichte genauso interessiert folgten und sie auch verstanden haben.
In den späteren Gesprächen konnten sie im Rahmen ihrer sprachlichen Möglichkeiten sehr gut mit reden und taten dies auch mit Begeisterung .
Sicherlich, sie haben es als tolle Piratengeschichte wahrgenommen ohne
jetzt genauer auf die Gefühle ein zu gehen, aber es wurde ganz deutlich, dass sie empathisch mit Jan mitgefühlt haben und sich in den Kleinen hinein versetzten konnten.
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Im Übrigen muss ich hier noch mal erwähnen, dass eine Geschichte nicht immer eine pädagogisch-psychologische Botschaft vermitteln muss. Sie kann auch "einfach" als tolle Geschichte für sich stehen, an der man Spaß hat.
Und die hat man mit diesem Buch sowohl durch die Sprache, die Reimform als auch durch die tollen Bilder.
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Ein Buch, dass bestimmt ein Lieblingsbuch wird

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http://www.patmos.de/pirat-jan-wolf-p-8769.html