Bildquelle: Ellermann Verlag
Heute bin ich grummelig! /
Heute bin ich fröhlich!
von Jule Ambach
mit Bildern von Julia Weinmann
48 Seiten
1. Aufl. 08.März 2022
ISBN: 978-3-7514-0054-1
Ellermann Verlag
15,00€
Ein Wendebuch über gute- und schlechte Laune
für Kinder ab 4 Jahren
Mit den Gefühlen ist das so eine Sache, das erlebt (vor allem) auch der kleine Biber Bente in dieser Wendebuch Geschichte.
Sie wacht schon mit furchtbar schlechter Laune auf. Eigentlich möchte sie gar nicht aufstehen.
Das Essen, was ihr sonst so gut schmeckt, schmeckt nicht und überhaupt war alles doof. Sie baute ein kleines Zelt aus Ästen um sich darin zurück zu ziehen, doch auch das misslang, obwohl Biber ja eigentlich Baumeister sind. An diesem Tag jedoch war einfach alles anders. Einfühlsam und sehr leicht nachvollziehbar erzählt Jule Ambach die "Leidens"Geschichte der kleinen Bente, die gar nicht so recht weiß, wieso sie so fühlt. Da hören wir von einem kleinen, "heiß drückendem Gefühl, das sich in ihrem Bauch breit machte. Einem doofen Gefühl". Sie versucht das Gefühl weg zu bekommen, in dem sie sich auf den Bauch legt, aber alles war "unbequem und doof". Die Eltern bemerken Bentes Verhalten, das von Unglücklichsein und Grummeligkeit geprägt ist, doch sie erreichen ihre Kleine nicht mit ihren Hilfsangeboten. Immer wieder versucht das kleine Bibermädchen sich abzulenken, aber das Gefühl verstärkt sich sogar noch. Das dem Grummeln im Bauch wurde mehr. Zum Ärger um ihre schlechte Laune, von der sie nicht wusste wieso sie sich breit machte kam natürlich noch irgendwann der Hunger. Ihr Lieblingsspielzeug war auch nur doof. Sie schmiss es wütend in die Kiste zurück, trat mit voller Wucht noch gegen die Kiste. Alles war einfach doof. Selbst als sie sich aufrafft und nach draußen geht wird es nicht besser. Die Sonne schien ihr zu hell und die frischen Äste an denen sie versuchte zu knabbern schmeckten auch nicht. Als zwei kleine Füchse sie zum Spiel einladen macht sie erst mit, doch erlebt gleich die nächste Niederlage. Mit zwei flinken Füchsen Fangen zu spielen, ist keine so gute Idee, wenn man gewinnen möchte. Bente war im Wasser schnell, aber an Land nicht schnell genug für die Füchslein. Vielleicht hätte ihr das an einem anderen Tag nicht so viel ausgemacht, aber an diesem doofen Tag, war nun mal alles doof. Das an diesem, eigentlich sehr schönen Tag, den Bente wegen des doofen Gefühls in ihrem Bauch einfach nicht wahrnehmen und genießen konnte, noch etwas Schönes passieren könnte, ist für das kleine Bibermädchen in dieser Phase unvorstellbar.
Dank der sehr ausdrucksstarken Illustrationen von Julia Weinmann erleben die Leser Bentes Leidensweg hautnah mit. Sie können sich nicht nur ein Bild von der schwere der Gefühle machen, sondern auch von den einzelnen Situationen. Mit viel Liebe zum Detail schafft sie eine Bilderwelt, deren Bildsprache sofort verstehen lässt was geschieht und wie Bente fühlt. Die innere Zerrissenheit genauso wie die kleinen zaghaften Versuche doch etwas zu verändern.
Und es verändert sich auch noch was, denn parallel zu der Geschichte des kleinen Bibermädchens gibt es da noch die Geschichte des kleinen Frischlings Fiete, der mit super guter Laune aufwacht. Während die anderen Geschwister noch müde in ihrer Schlaf-Kuhle verweilen ist er schon hellwach und bereit den Tag zu genießen. Das Essen schmeckt köstlich, das Wetter ist toll ..... . Fiete startet komplett anders in den Tag als Bente, Was Fiete alles erlebt und wie er das Leben genießt ist Teil seiner Geschichte, die die Leserherzen höher schlagen lässt. Die Fröhlichkeit des kleinen Wildschweins steckt an, was vor allem auch an der herrlichen Mimik der Figuren liegt. Hier erlebt der Leser so viele tolle Momente mit, das einem einfach warm ums Herz wird und man Bentes Geschichte fast vergessen könnte. Was Fiete so alles erlebt und wen er dabei trifft, verrate ich hier natürlich noch nicht, nur so viel, irgendwann trifft Fiete auf Bente bzw. Bente auf Fiete.
Das Buch ist als Wendebuch aufgebaut. So erleben wir von der einen Seite Fietes Geschichte "Heute bin ich fröhlich!" und von der anderen Seite Bentes Geschichte "Heute bin ich grummelig" und in der Mitte des Buches treffen die beiden Protagonisten aufeinander und ob ihr es glaubt oder nicht, sie haben auch noch eine gemeinsame Geschichte. Fietes und Bente überlegen, was sie gemeinsam anstellen könnten und finden nach einigen Überlegungen ein Projekt, das beiden Spaß machen könnte. Sie wollen ein Floß bauen. Es stellt sich heraus, das jeder so seine Stärken und Schwächen hat und jeder mit seinen Stärken dazu beiträgt, das die Mission Floß ein voller Erfolg wird. Auch hier ist für Bente erst einmal nicht alles toll. Sie muss erkennen, das sie nicht alles kann, aber mit Fietes Hilfe gelingt ihr dann doch mehr als sie dachte.
Gemeinsam und mit Freunden ist eben alles viel leichter und macht viel mehr Spaß. Und wie viel Spaß des den beiden mit ihrem Floß macht, das können wir, genau wie alle anderen Situationen in den tollen Bildern miterleben. Ihr Floßerlebnis sogar im Panoramaformat, denn die rechte und linke mittige Seite lässt sich aufklappen. Hier trifft die eine auf die andere Geschichte und auf das "Happy End". So wird aus Bentes miesem Start in den Tag doch noch ein schöner Tag mit einem guten, glücklichen Gefühl im Bauch.
Gefühle, vor allem wenn man gar nicht so recht weiß, wieso man so fühlt, können nicht nur schlechte Laune machen, sondern auch Angst. Mit Bentes Geschichte erleben die Kinder genau solch ein Gefühl, das sie vielleicht in ähnlicher Form auch schon einmal hatten. Sie erleben aber auch, dass auf ein schlechtes Gefühl auch ein gutes Gefühl folgt. Und wer weiß, wenn sich beim nächsten Mal das schlechte Gefühl versucht breit zu machen, erinnert sich das Kind an Bentes Geschichte und weiß, das das Gefühl blöd ist, aber keine Angst machen muss. Mit schlechten Gefühlen, die uns runter ziehen, von denen wir gar nicht wissen, wieso sie plötzlich da sind, können wir lernen umzugehen und genau dazu trägt dieses Buch bei. Bente hatte Glück. Sie hat in Fiete einen Freund, der sie an die Hand genommen hat und so kann man nur jedem Kind wünschen, das es einen Freund*in hat, die für einen da ist. Auch das ist eine Botschaft, die durch die Geschichten vermittelt wird. Füreinander da sein.
Ein tolles Bilderbuch zu diesem so wichtigen Thema Gefühle. Im Ellermann Verlag erscheint noch ein weiteres Buch in gleicher Wendebuchaufmachung das sich mit der Angst beschäftigt. Es ist genauso intensiv wie das gerade vorgestellte Bilderbuch. Hier trifft der Tiger, der gar nicht weiß wieso er so ängstlich und traurig ist, auf das übermütige, "wilde" Äffchen.
Und schon bald (im August 2022) wird es eine weitere Geschichte in diesem Format geben, auf die wir uns jetzt schon freuen dürfen. Dort wird es um Lebensfreude und Langeweile gehen.
Die Bücher haben 48 Seiten und werden sehr einfühlsam und ausdrucksvoll erzählt. Das bedeutet aber auch, das es für ein Bilderbuch relativ viel Text gibt. Hinzu kommt, dass es ja wirklich zwei Bilderbuchgeschichten sind, die in der Mitte aufeinander treffen, was wiederum bedeutet, zwei recht intensive Geschichten verbinden sich zu einer dritten kleineren gemeinsamen Geschichte. Was im Grunde bedeutet, dass wir beim Vorlesen viel Zeit einplanen sollten. Zuhause mit dem Kind, genauso wie in der Kita. In einer Gruppe mit Kindern empfiehlt es sich auf jeden Fall eine kleine Pause einzulegen und das Gehörte zu reflektieren. Beim Vorlesen mit ein oder zwei Kindern, kann man leichter und individueller auf das Kind / die Kinder eingehen und das Buch so etwas anders wirken lassen. Auf keinen Fall sollte man die Geschichten einfach Geschichten sein lassen. Ein Gespräch, eine Reflektion, die meist sogar vom Kind ausgeht sollte hier immer begleitet werden. Das schöne an den Büchern ist, das sie alle durch Illustrationen begleitet und erzählt werden, die über eine so intensive Bildsprache verfügen, das die Kinder sich die Geschichten auch erst einmal alleine ansehen können, bevor es an das Vorlesen geht. So haben sie erste Eindrücke, die später mit einer ausführlichen Geschichte gefüllt werden können. Gibt es ein Kind, das gerade genau in so einem Gefühlstief steckt wie Bente, kann diese Geschichte eine wunderbare Hilfestellung hinaus aus dem doofen Gefühl sein, denn etwas, was in einem vor geht, in einer Geschichte wiederzufinden und zu erkennen, anderen geht es genauso, ist oft hilfreich. Zum anderen ist von Außen betrachtet eine Situation viel leichter anzunehmen und mit der eigenen Problematik zu verbinden. Bei allen Gefühlen, die Kinder in ihrer Entwicklung durchleben, sollte uns Erwachsenen bewusst sein, wir kennen diese Gefühle schon, wissen im besten Fall, auch damit umzugehen. Die Kinder, insbesondere die kleinen Kinder, müssen diese Erfahrungen erst nich machen. Sie müssen erst einmal erleben, durchleben. Bilderbücher wie dieses können die Angst vor den Gefühlen nehmen und Kinder darauf vorbereiten. Und genau deshalb sollte man sich die Zeit nehmen, sie mit den Kindern intensiv und in Ruhe zu lesen.
Auf YouTube findet ihr ein Video zum Buch
Es gibt noch zwei weitere Bücher zum Thema Gefühle
Die Buchvorstellung auf meinem Blog findet ihr hier:
Das Buch erscheint im August 2022
Ihr könnt euch über diesen Link schon informieren: