Unsere Lieblingsbücher

Olis Abenteuer

Bildquelle: Minedition
Olis Abenteuer
von Anne-Gaelle Balpe
mit Illustrationen von Eva Tharlet
64 Seiten
1. Aufl. August 2020
ISBN: 978-3-03934-603-5
Minedition
15,00€

Zwei wunderbar gefühlvolle, stille , poetische Geschichten
über Wertschätzung und Teilen
für Kinder ab 4 Jahren

Gleich zwei wundervolle Geschichten vereint dieses Bilderbuch. Ursprünglich wurden die beiden Titel als separate Bilderbücher angeboten, nun sind sie vereint unter dem Titel "Olis Abenteuer", was wirklich sinnig ist denn auch wenn es eigenständige Geschichten sind ist die "Der rote Faden" eine Weiterführung  der Geschichte vom blauen Stein.
Oli, ein kleiner Wichtel hat einen wunderschönen blauen Kieselstein gefunden. Für ihn ist er sehr groß und schwer. So ein schönes Blau und noch dazu bei einem Stein hatte er noch nie zuvor gesehen. Obwohl er so schwer war nahm er ihn mit. Unterwegs begegnet er nach einander einigen Tieren, die ihm immer ungläubig  ansehen und fragen was er denn mit dem Stein machen möchte. Sie finden ihn unnütz und können sich nicht vorstellen wozu er gut sein könnte. Oli jedoch ist sich sicher, das der wunderschöne blaue Stein für irgend etwas nützlich ist und lässt sich von den Kommentaren der anderen nicht beeindrucken. Und genau das ist das Richtige denn später trifft Oli auf ein kleines trauriges Mädchen mit einer abgeliebten Puppe. Alle sagen sie soll sie wegschmeißen doch das Mädchen liebt ihre Puppe mit all ihren Macken. Der Puppe fehlt ein Auge und ob ihre es glaubt oder nicht Olis wunderschöner blauer Stein sieht ziemlich genauso aus wie das Auge der Puppe. Vorsichtig befestigt Oli den Stein in der Augenhöhle und macht damit das Mädchen sehr glücklich.
Ihr seht, Oli lag richtig, er wusste genau, das der Stein irgendwann gebraucht würde.

Er verabschiedet sich von dem Mädchen und sieht einen roten Faden, den die Puppe verloren hat am Boden liegen, den er in seine Tasche steckt.
Damit ist die Geschichte vom blauen Stein beendet und die Geschichte vom roten Faden beginnt.
Oli geht spazieren und hält seinen roten Faden in der Hand als plötzlich Wind aufkommt und ihm den Faden aus der Hand weht, geradewegs in das Nest eines Vogels, der sich über den Faden freut, den er gut für seinen Nestbau gebrauchen kann. Oli freute sich, das sein Faden gebraucht werden konnte . Gerade als er seinen Weg fortsetzten wollte rief der Vogel ihm hinterher. Er gab Oli zum Dank zwei Federn mit denen der kleine Wichtel seinen Weg fortsetzte. Wenig später begegnete ihm eine Ameise, die zu gern über den See  nach Hause fahren würde, doch wie kann eine Ameise übers Wasser kommen? Oli hat eine Idee. Er bastelt aus den beiden Federn ein Boot mit dem die Ameise fahren kann. So waren auch die Federn für etwas nützlich, das freute den Kleinen sehr. Zum Dank gab die Ameise Oli drei Samenkörner. Ihr ahnt wie es weiter geht? Ja, auch die Samenkörner machen jemand anderen glücklich und wieder bekommt Oli als Dank etwas geschenkt. Doch wer das ist und was er geschenkt bekommt, das verrate ich euch nicht aber ihr werdet euch wundern und bestimmt sehr schmunzeln.
Beide Geschichten erzählen von Abgeben bzw. Teilen und zeigen das Teilen sehr glücklich machen kann. Nicht nur derjenige der etwas bekommt ist glücklich sondern auch Oli, der sich freut jemand anderen glücklich gemacht zu haben.

Es sind ruhige , besinnliche Geschichten mit einer besonderen Tiefe. Dies spiegelt sich auch in den wundervollen, sehr ausdrucksstarken sanften Bildern wieder. Sie zu betrachten und zu entdecken versetzt die Kinder regelmäßig in eine ganz besondere Stimmung. Eine Mischung aus Faszination, Staunen und ruhiger Sanftheit. Manche würden Melancholie sagen doch das trifft es nicht wirklich denn in Melancholie liegt oft Sehnsucht und Traurigkeit und traurig sind beide Geschichten nun wirklich nicht. Eva Tharlets Illustrationen verzaubern, ziehen einen in den Bann, sie spielen mit Größen und auch mit den Naturgewalten. Oil ist ein Winzling. Im Vergleich zu einer Ameise ist er groß. Im Vergleich zum Wildschein winzig klein. Genauso wie der blaue Stein oder der rote Faden. Beides ist groß sogar ziemlich groß für Oli, für andere aber winzig klein. Diese Vergleiche transportieren so auch die Botschaften der Geschichten. Was für den einen nutzlos ist, ist für den anderen sehr wichtig oder nützlich. Oli glaubt immer fest daran, das alles für etwas nützlich ist. Sein felsenfester Glaube ist bewundernswert und zeigt deutlich, das es sich lohnt an sich und das wofür man steht  zu glauben ganz egal was andere sagen.
In der ersten Geschichte können die Kinder ganz wunderbar mit gehen und " mit lesen" denn die Geschichte lebt von Wiederholungen, die die Kleinen schnell erkennen und meist sehr schnell beim Vorlesen mit den richtigen Sätzen einsteigen. Auf die Frage was er mit sich trägt, was er da hat antwortet Oli immer: "Einen blauen Kieselstein" , irgendwann kommt dann die Frage des Gegenübers :"Wozu soll der nützlich sein?" und Oli antwortet immer mit:  "Ich weiß es noch nicht!" " aber ich bin mir sicher, das ich ihn irgendwann einmal brauchen kann." Durch dieses Mit-gehen bekommen die Kinder eine ganz besondere Beziehung zur Geschichte. In zweiten Teil gibt es zwar auch Wiederholungen jedoch nicht so intensiv, was dem ganzen aber keinen Abbruch tut, da die Handlung anders aufgebaut ist. Sie wirkt etwas lebhafter und genau deshalb ist es so wunderbar, das die beiden Geschichten hier aufeinander folgen. Während die erste zwar auch erlebnisreich ist fühlt sie sich ruhiger an und geht mit der zweiten in mehr Lebhaftigkeit über und endet mit einem lustigen Moment, der schmunzeln lässt. Gleichzeitig wird die Fantasie der Kinder angeregt denn die Handlung in "Der rote Faden" ist wie eine Kettenreaktion, die man gut auch noch weiter führen könnte wenn man wollte. Das die Kinder das möchten, angeregt von der Geschichte, das ist deutlich zu spüren, denn es gibt nach dem Vorlesen immer viele Kinder, die durcheinander plappern und Vorstellungen haben wie es weiter gehen könnte. Dies wiederum kann man wunderbar aufnehmen und Kinder erzählen lassen, was den Sprachgebrauch anregt und fördert. Gleichzeitig kann man das Buch natürlich auch zum Anlass nehmen über die Freude des Schenkens und das Teilen zu sprechen. 
Ach bevor ich es vergesse, es gab noch eine Reaktion der Kinder, die man zum Gesprächsanlass nehmen könnte. Oli, der kleine Kerl in der Geschichte trägt ein Kleid. Woraufhin immer wieder Kinderstimmen kamen, die sagten Oli sei ein Mädchen. In der Geschichte wird aber von "ER" gesprochen. Wieso soll ein Junge nicht auch Kleider tragen? Einige Kinder sagten daraufhin, das Wichtel eben Kleider tragen. Einige vorwitzige Kinder bemerken dann aber, das von Wichtel in der Geschichte gar keine Rede ist sondern wird das annehmen weil er so klein ist.
Lässt man sich auf diese Gespräche ein wird es nicht nur meist sehr turbulent und lustig sondern vermittelt auch ein Gefühl für Rollenklischees in die Kinder anscheinend hineingeboren werden.
Wenn man dann ein Kind dabei hat, das einen Bezug zu Schotten und Schottenröcken hat (so wie ich es erlebt habe) dann wird es richtig lustig.
Also, ihr seht das Buch ist sehr, sehr anregend!!