Unsere Lieblingsbücher

The Forgettery *

 

Picture: Egmont Books
The Forgettery
from Rachel Ip
with illustrations from Laura Hughes
32 pages
first published 18.03.2021
ISBN: 978-1-4052-9476-8
Egmont Books
etwa 7,18€
Ein zauberhaftes Bilderbuch zum Thema Demenz
führt in die magische Welt der Erinnerungen und sensibilisiert so für diese Thematik
für Kinder 4 Jahren
Wir Menschen werden immer älter. Damit verbunden wird das Thema Demenz in unserem Leben zunehmend präsenter und beschäftigt viele Familien. Kinder gehen sehr unbefangen mit Themen um und verstehen schnell worum es geht. Sie sind aber auch sehr erfinderisch wenn es darum geht aus scheinbar nicht so leichten Situationen das Beste zu machen. "The Forgettery" ist für die Kleinsten, die mit dieser Geschichte wunderbar sensibilisiert werden.

Zunächst lernen wir Amelia und ihre Granny (Oma) kennen.
Die Oma vergisst so einiges. Manchmal vergisst sie Kleinigkeiten. Weiss nicht mehr wo sie etwas hingelegt hat. Und manchmal vergisst sie wichtige Dinge und auch besondere Erinnerungen.
Doch auch Amelia vergisst des Öfteren etwas. Nicht weil sie vergesslich ist sondern weil sie ständig Neues entdeckt und schnell abgelenkt ist. Sie ist eine kleine Tagträumerin, die unglaublich offen ihre Welt entdeckt.
Amelia geht gerne mit ihrer Großmutter spazieren und lässt sie an ihren Entdeckungen teilhaben. 
Eines Tages sind die beiden wieder einmal auf einem Spaziergang durch den Wald. Amelia schaut hier und da. Überall gibt es so viel zu sehen, zu bestaunen, dass sie völlig die Zeit  und den Weg vergessen aber auch etwas sehr wundervolles, etwas sonderbares entdecken. Eine Treppe führt in einen riesigen Baum mit vielen kleinen Fenstern. Die Tür zum Baum steht etwas auf. Auf einem Schild steht "The Forgettery". Was es wohl damit auf sich hat? Neugierig treten Amelia und ihre Großmutter durch die Tür.

Es mutet an wie eine andere Welt. Ein Wunderland. Eine Fantasiewelt in der viele Menschen eifrig arbeiten.
Es ist der Platz der vergessenen Dinge. Eine Welt, in der, der "Memory Keeper", ein bunt gekleideter Mann (oder ist es eine Frau? Wir wissen es nicht, es ist aber auch völlig egal) mit einem langen Mantel auf Rollerskates in einem Heißluftballon die Übersicht behält.
Der Memory Keeper lädt sie ein mit ihm ein Stück zu fliegen.
 Amelia hofft so den Weg nach Hause zu finden, doch was die Kleine und ihre Granny finden ist so viel mehr, als sie sich jemals hätten vorstellen können. Die kommen an eine Tür auf der der Name der Großmutter steht. Sie treten ein und werden umhüllt von allen Erinnerungen, die die Oma bereits vergessen hat. Erinnerungen an Momente in ihrem Leben, an Gerüche und Dinge, die ihr etwas bedeuteten. Die Großmutter ist sehr gerührt. Weiß gar nicht wo sie zuerst hin blicken soll. Welche Erinnerungen sie vielleicht aus diesem Ausflug mit nehmen kann. Amelia findet auch eine Tür auf der ihr Name steht. Hinter der Tür ist nicht so viel zu entdecken wie bei ihrer Oma, doch für ein so junges Leben schon sehr viel. Erinnerungen vom Leben als sie ein Baby war/ als sie kleiner war. Der Raum gefüllt mit vielem was sie einmal an hatte, womit sie gespielt hat.
Doch dann ist es Zeit nach Hause zu gehen. In dieser Wunderwelt der Erinnerungen hatten sie doch tatsächlich die Zeit vergessen. Gut das der Memory Keeper über alles wacht und auch noch den Weg nach Hause kennt.
Zuhause bastelt Amelia ein Buch für  ihre geliebte Granny, in der sie all die Erinnerungen festhält, die sie hinter der Tür im "Forgettery", dem Land der Erinnerungen entdeckt hatten. Und sie lässt Platz für neue Erinnerungen. Hält die neuen Momente in Bildern und Fotos fest und fügt sie ins Buch. Amelia liebt es mit ihrer Oma in dem Buch zu stöbern, in dem natürlich auch der Ausflug ins Land der Erinnerungen festgehalten ist. 
Eines weiß Granny ganz genau:
"....I'll always love you!"
"Ich habe dich immer lieb!"
und ist sich sicher, dass sie dies nie vergessen wird.
Und ich bin mir sicher, auch wenn es so sein sollte, das Granny, Amelia nicht mehr erkennt weiß Amelia ganz genau, dass ihre Oma sie immer lieb hat, so wie sie sie lieb hat.

Leider gibt es auf dem deutschsprachigem Buchmarkt wenig Bilderbücher die sich mit dem Thema Demenz beschäftigen. Die, die es gibt sind alle ganz bezaubernd und bestechen auf ihre Art. Doch Rachel Ip und Laura Hughes ist es gelungen eine Buch zu gestalten in dem das Vergessen keine Angst oder Traurigkeit aufkommen lässt sondern das Schöne am Leben in den Fokus stellt und einen Weg aufzeigt sich mit der Vergesslichkeit zu arrangieren. Es mutet vielleicht ein wenig an wie Alice im Wunderland, ist es aber nicht. Vergesslichkeit ist schlimm und das Thema Demenz ist ein trauriges Thema, das nicht nur mit dem Vergessen von Dingen einher geht. Die meisten Betroffenen vergessen irgendwann sogar ihre Liebsten, erkennen sie nicht mehr. So komplex muss aber kleinen Kindern nicht davon erzählt werden. Je älter sie werden, desto mehr kann man ihnen darüber erzählen und je mehr werden sie selbst Erfahrungen mit dem Thema machen. 
Dieses Bilderbuch erzählt auf ganz wundervolle Weise vom Vergessen und wie man auch damit ganz prima leben kann.
Es ist eine sehr fantasievolle, bezaubernde Geschichte voller Lebendigkeit die durch die magisch wirkenden Illustrationen nahbar und spürbar wird.
Ein wahres Feuerwerk an Farben verbunden mit einer unglaublich intensiven Bildsprachen lädt dazu ein die Geschichte zu erleben. Das Farbenspiel, die herrliche Mimik und Gestik der Figuren spricht sofort an und zieht den Betrachter förmlich in die Handlung hinein.
Für eine Weile vergessen wir alles um uns herum. Wandern durch die Geschichte, ins Land der Erinnerungen und erleben wie glücklich Amelia mit ihrer Granny ist. 
Ein magisches Abenteuer, das für das Thema Demenz sensibilisiert und zeigt wie man Erinnerungen schaffen und festhalten kann.

Für mich ist es aktuell das schönste Bilderbuch in diesem Themenbereich.
Ich würde mir wünschen, dass es auch auf dem deutschsprachigen Bilderbuchmarkt einen Platz findet.
Es ist leicht verständlich und kann schon mit wenig Englischkenntnissen übersetzt und so den Kindern vorgelesen / erzählt werden.
Die Kinder können sich viel von der Geschichte schon über die Bilder erschließen, so dass es für Eltern wirklich leicht ist mit ihnen in das Buch einzutauchen. 

Und hier noch ein Tipp der Autorin Rachel Ip:
Schaut doch mal hier vorbei
da bekommt ihr viele weitere Informationen wie ihr unter anderem mit Kindern das Thema Demenz besprechen könnt.