Unsere Lieblingsbücher

Matze Bärenmut

Bildquelle: Fischer Sauerländer Verlag
Matze Bärenmut
von Andrea Schomburg
illustriert von Stephan Pricken
32 Seiten
1. Aufl. 27.September 2023
ISBN: 978-3-7373-5882-8
Fischer Sauerländer Verlag
15,00€
Auf euch wartet eine ganz außergewöhnliche Reimgeschichte
eine Geschichte über Ausgrenzung, ganz gemeines Verhalten, Mobbing,
Ängstlichsein und Mut bekommen
Über eine Mutmachmütze, Freundschaft
und Kleinsein
Ein bärenstarkes Mutmach-Bilderbuch
für Kinder ab 3,5 Jahren
Kleinsein und auch noch ängstlich sein, sich vor Allem und Jedem fürchten, dass ist wirklich eine richtig blöde Kombination, dass findet auch Matze in dieser zauberhaften Reimgeschichte von Andrea Schomburg und Stephan Pricken aus dem Fischer Sauerländer Verlag.
Wie gut, dass wir Matze und seine Geschichte kennenlernen dürfen und mit ihm dieses, im wahrsten Sinne des Wortes bärenstarke Mutmach-Bilderbuch, denn durch Matze und seinen neuen Freund Bär Klaus lernen Kinder auf gefühlvolle, aber auch sehr amüsante Weise wie das mit dem Mut ist.

"Eine Bangbüx ist der Matze.
Fürchtet sich vor Omas Katze,
auch vor Spinnen und der Maus.
Schlotter, bibber, grinsegaus!" (Zitat)
"Wenn er doch nur größer wäre!
Groß, so wie ein Riesenbär!......
"(Zitat)
Dass wünscht sich Mats und schlottert gleichzeitig wieder, weil seine Angst so groß ist.
Wobei die Angst vor Mäusen und Spinnen gar nichts ist im Vergleich zu der riesengroßen Angst, die er vor den Jungs von nebenan hat.
Und wenn wir uns die Band einmal näher ansehen, dann können wir Matze nur allzu gut verstehen.
Sie schneiden blöde Fratzen, beschimpfen ihn, schmeißen ihn in den Matsch und gehen sogar weit, dass sie ihn in eine Mülltonne stopfen.
Die Ohnmacht und Angst aber bestimmt auch das Gefühl von hilfloser Wut können wir angesichts der ausdrucksstarken Illustrationen unglaublich gut nachempfinden bzw. mitempfinden.
Wie nur soll Matze aus dieser Situation herauskommen?

Und jetzt geschieht etwas gaaaanz Tolles.
Klaus der Bär kommt an der Tonne vorbei, öffnet den Deckel und entdeckt den von Müll bedeckten Matze.
Eigentlich müsste Matze jetzt RIESENGEOSSE Angst bekommen, schließlich ist ein Bär ja noch einmal eine ganz andere Hausnummer, wie eine Maus oder eine Spinne. Doch dem ist nicht komischerweise nicht so. Klaus hilft Matze aus der Tonne und erzählt ihm, dass er auf der Suche nach seiner blauen Mütze ist, die der Wind weggeweht hat.

Klaus vermutet die Mütze in einer Höhle in einem Baumstamm, doch da kommt er nicht rein. Er ist viel zu groß, um durch das kleine Loch zu klettern. Matze hingegen könnte es schaffen.
Matze ist entsetzt. Er soll in der Baumhöhle nach der Mütze schauen?
Was da alles für fiese Wesen lauern können. Baumgespenster oder Spinnen, Matze malt es sich so richtig aus und gruselt sich so furchtbar, dass die Zähne vor Zittern klappern.
Stephan Picken fängt die Situation, Matzes Angst und die imaginäre Vorstellung vom Innenleben der Baumhöhle in ausdrucksvollen und sehr witzigen Bildern ein. Bei aller Angst, die wir mit Matze empfinden müssen, wir gleichzeitig furchtbar über das bunte Treiben in der Höhle lachen.
Was Matze und auch wir Leser noch nicht ahnen, Bär Klaus braucht seine Mütze gaaaanz dingend zurück, weil... ach das verrate ich euch etwas später.
Matze befindet sich erst einmal im Zwiespalt. Zum einen hat er furchtbare Angst vor dem, was ihn da wohl in der Höhle erwartet, zum anderen möchte er auch seinem neuen Freund helfen, schließlich hat Klaus ihm ja auch geholfen.
Also nimmt er all seinen Mut zusammen und schafft es tatsächlich die Bärenmütze herauszuholen.
Klaus ist überglücklich und Matze sichtlich stolz und nicht minder glücklich. Doch was er dann erfährt, dass kann er kaum glauben.
Klaus erklärt ihm, dass er eigentlich eine "totale Bangbüx" ist. Die Mütze gibt ihm "Riesenbärenmut" und dann ist er so bärenmutig wie Matze.
Matze ist baff. Er soll bärenmutig sein? Klaus hält ihn für bärenmutig?
Er, der doch immer Angst hat soll bärenmutig sein? Durch Klaus euphorische Schilderung von Matzes Mut wird der ganz selbstbewusst, was wir auch an seiner Körperhaltung in den Bildern sehen.
Glücklich und stolz verabschiedet sich Matze von Klaus, der zurück in den Wald muss. Am nächsten Morgen geht Matze ohne Angst aus dem Haus. Die Begegnung mit dem Bären hat ihn nachhaltig gestärkt und so traut er sich sogar ohne Bärenmütze mit .....
Ach, seht selbst was Matze am nächsten Tag traut.
Auf euch wartet eine absolut bärenstarke, emotionale, wie witzige Geschichte mit gaaaanz tollen Illustrationen in denen es ganz viel zu entdecken und erleben gibt und die fantastisch Matzes Gefühle veranschaulichen. Es gibt viel zu schmunzeln und einiges zum mit aus der Geschichte hinausnehmen.

Über die Geschichte kann man wunderbar mit Kindern ins Gespräch kommen. Da ist zum einen das Verhalten der anderen Jungs, das zum einen eine Ausgrenzung und zum anderen eine wirkliche Bedrohung und Mobbing darstellt und dann ist das das große Thema Mut. Wäre Matze mutiger hätte e nicht so viel Angst vor den Jungs. Das wiederum würden die Jungen spüren und ihn vielleicht nicht so drangsalieren. Ältere Kinder sagen auch abfällig: „Du Opfer“. Sie suchen sich bewusst Schwächere oder Ängstliche, um sie zu unterdrücken. Dem kann man nur mit dem nötigen Selbstbewusstsein entgegentreten, das wiederum gelernt werden muss. Ich-Stärkung ist hier das große Thema.Mit dem Mut ist das so eine Sache. Vielfach ist man mutiger als man denkt und erst so eine Begegnung wie die, die Matze mit Klaus hatte lässt einen bewusst werden, wie mutig man doch eigentlich ist.
Ohne Klaus wäre Matze vielleicht nie bewusst geworden, dass er mutig sein kann, dass er mutig ist.
Dass ein Bär eine Bangbüx ist, lässt uns schmunzeln und Matze staunen. Mut hat also nichts mit Größe oder Stärke zu tun.
"Du bist mutig!“, "Du kannst.....!"
Sammelt doch mit den Kindern einmal Situationen und Eigenschaften der Kinder, aus denen deutlich wird, wie mutig sie sind. Oft sehen andere mehr als man selbst.
Klara sieht, dass Leon einen Apfel in Stücke schneidet. Das traut sich Klara noch nicht. Für Leon hingegen ist das ganz etwas Selbstverständliches. Das Klara das mutig findet erstaunt Leon. Leon selbst konnte nicht sagen, ob er mutig ist. Nun hat für uns das Schneiden eines Apfels nicht allzu viel mit Mut zu tun, doch jüngere Kinder (Kitakinder) definieren das etwas anders. Für sie ist all das von anderen mutig, was sie sich selbst (noch) nicht trauen, oder wovor sie Angst haben.
Klara kann einen super Handstand machen. Leon findet das sehr mutig von Klara, denn er hat furchtbare Angst, dass er auf den Kopf oder Rücken fällt und sich weh tut, wenn er einen Handstand macht.
Klara meint:" Das ist doch nicht mutig. Das macht doch Spaß!"
So wie Klara und Leon etwas Mutiges am anderen finden, finden die meisten Kinder in einem Gruppenspiel sowohl Mut von anderen als auch eigenen Mut.
Manchmal braucht man einfach so jemanden wie Klaus, den Bären und auch Andrea Schomburgs Geschichte trägt viel dazu bei, den eigenen Mut zu finden, denn die Geschichte liefert Gedankenanstöße.
Dass die Geschichte so intensiv und nah an uns Leser herankommt liegt zum großen Teil auch an der absolut genialen Reimsprache, mit der Andrea Schomburg die Geschichte von Matze und Klaus erzählt.
Die Reime und auch die Wortwahl sind unglaublich mitreißend. Sie haben eine eigene Dynamik, einen eigenen Rhythmus, eine eigene Wirkung auf den Leser und Zuhörer. Sie sind emotional und witzig, oft sogar erstaunlich in ihrer Botschaft.
In den Reimen schwingt alles mit, was man auch als Vorleser bemerkt. Die Worte rollen einem fast von selbst mit der richtigen Betonung von den Lippen. Es ist so grandios!
Und noch dazu werden Gefühlwörter optisch mit Schwung in den Text eingebracht, so dass auch die Kinder gleich erkennen, hier ist was los.

Ich persönlich musste sofort an die Reime von Wilhelm Busch Max und Moritz denken und dann vielen mir auch noch die Geschichte von der Kleine Hexe „Morgens früh um sechs...." und "Kennt ihr schon die Hexenbraut Pimpernelle Zwiebelhaut" ein, die im ähnlichen Rhythmus erzählt werden.

"Matze Bärenmut" ist ein absoluter Lesespaß mit einer bärenstarken Geschichte und bärenstarker Botschaft, die Mut macht und das Selbstbewusstsein stärkt.
Und es ist eine Geschichte, die so wunderbar leicht von den Lippen rollt, dass man sie gern auch ein zweites, drittes und...... Mal vorlesen mag (auch hintereinander)

Und die Insta -Bilder gibt es natürlich auch noch