Unsere Lieblingsbücher

Adam und seine Tuba

 

Bildquellen: Nord Süd Verlag
Adam und seine Tuba
von Ziga X Gombac
mit Bildern von Maja Kastelic
aus dem Slowenischen übersetzt von Alexandra Natalie Zaleznik
40 Seiten
1. Aufl. 24. August 2022
ISBN: 978-3-314-10615-6
Nord Süd Verlag
16,00€

Auf euch wartet ein unglaublich wichtiges Bilderbuch
zum Thema Sensibilität für andere
Ich-Stärkung
Familie und Erwartungen
für Kinder ab 4 Jahren
Was für ein wundervolles Bilderbuch!
Es gibt diese Bücher die einen auf die ein oder andere Weise sofort einfangen und fesseln.
Genauso ein wundervolles Bilderbuch ist für mich (und ganz viele Kinder und Erwachsene, die ich kenne)
 "Adam und seine Tuba"
in der Ziga X Gombac die Geschichte eines kleinen Jungen erzählt, der als jüngster Spross in einer Zirkusfamilie lebt und für die Familie mehr oder weniger das Sorgenkind ist. In Wirklichkeit jedoch ist es die Familie, die ihn gar nicht richtig sieht, doch dazu später mehr. 
In der Zirkusfamilie Purzlovski lebt wirklich jeder für und mit dem Zirkus, na ja, fast jeder, denn Adam, der Protagonist der Geschichte hat seinen Platz im Zirkusleben noch nicht gefunden oder sollte ich besser sagen bekommen? 
Ziga X Gombac hat eine Zirkusfamilie erschaffen mit so liebenswerten Figuren, die man sofort ins Herz schließt. Allem voran natürlich Adam mit seiner Tuba, aber da gibt es auch noch
"Oma Antonia eine feurige Feuerspuckerin"
Opa Angus ein Schwertschlucker, der beim Betrachter durch Maja Kastelics zeichnerische Visualisierung an Faszination noch gewinnt. Da ist Adams Onkel und seine Familie die gemeinsam menschlichen Pyramiden bauen und Adams Eltern haben ihr Glück auf dem Hochseil gefunden während seine beiden Schwestern Aria und Alena nicht ganz so hoch hinaus gehen. Wobei das auch nicht so ganz stimmt denn während Aria auf dem Einrad jongliert klettert Alea allabendlich in eine Kanone und wird mit einem lauten Knall in die Luft geschossen.
Eine große liebenswerte Zirkusfamilie, nur einer ist eben nicht wirklich dabei. Adam.
Er steht nicht im Rampenlicht, bekommt keinen Applaus und innerhalb der Familie ist er mehr ein Anhängsel als ein Mitglied der Familie. Während der Rest der Familie das Publikum unterhält, sitzt er fern ab für sich, allein. Ob es ihn traurig macht? Man weiß es nicht. 
Was wir sicher wissen, ist dass die Familie alles versucht um ihn auch in das Zirkusleben zu integrieren dabei aber überhaupt nicht nach seinen Bedürfnissen oder Ideen fragt. Die Oma möchte ihm das Feuerspucken beibringen, sein Opa das Schwertschlucken. Seine Mutter nimmt ihm mit aufs Hochseil, doch Adam möchte weder Feuerspucken noch Schwerter schlucken. Er möchte auch nicht Kanonenfutter sein oder wie seine Schwester auf dem Einrad jonglieren. Die Familie ist ratlos. "Das geht doch nicht". "Der Junge muss doch auch etwas machen". Der Familienrat überlegt, wie sie Adam dazu bewegen können endlich mit ihnen in der Manage zu stehen. Wer hier Mäuschen spielt bekommt allerhand zu hören, nur wirklich sinnvolles ist nicht dabei bis einer sagt:
"Versuchen wir herauszufinden, was ihm gefällt."(Zitat)
Später weiß niemand mehr wer diesen Satz gesagt hat, doch trotz all dem Durcheinandergerede ist dieser Satz auf einmal ganz präsent. Wie ein Wachrütteln, das noch dazu von einer Melodie begleitet wird, die plötzlich draußen erklingt. Eine wunderschöne Musik.
Sie gehen der schönen Melodie nach und stellen fest, dass sie aus einem ihrer Zirkuswagen kommt.
Was sie dort zu Gesicht bekommen und hören fasziniert sie, denn da sitzt Adam völlig versunken, mit verschlossenen Augen und spielt auf einer riesengroßen Tuba.
Sie lassen ihn spielen, ziehen sich zurück und müssen feststellen, dass sie sich nie wirklich mit ihm beschäftigt haben. Sie waren so in ihrem eigenen Artistenleben verwurzelt, dass sie Adam, seine Bedürfnisse und sein Talent gar nicht gesehen haben.
Ziga X Gombac schafft es unglaublich gut mit wenigen Worten die Betroffenheit der Familie zu transportieren und vor allem wie beschämt sie sind und wie feinfühlig sie sich nun Gedanken über ihn machen. 
Da lesen wir: "Wie traurig und betroffen er wohl sein muss!" 
"Und wütend!"
Wieso nur haben sie ihn nicht früher gehört?
Adam ist nicht wütend oder traurig. Er ist einfach froh, dass sie alle ihn endlich gehört haben und er hat auch schon ganz viele Ideen, wie er sich mit seinem Tubaspiel einbringen kann. 
Was Adam künftig alles in der Manage macht, und wie begeistert das Publikum darauf reagiert, das erlebt ihr in diesem wirklich wundervollen Bilderbuch, das mit relativ wenig Text ganz viel und sehr intensiv erzählt, wie wichtig es ist, jeden einzelnen zu sehen, so wie er ist und nicht so wie man ihn gerne hätte.
Ziga X Gombac ist es fantastisch gelungen ein unglaublich wichtiges und stets aktuelles Thema kindgerecht, anschaulich und einfühlsam zu vermitteln, so dass sich Kinder, denen es wie Adam geht, hier sehr aufgehoben und verstanden fühlen und Kinder, die mit der Thematik noch nicht in Berührung gekommen sind, es als spannende Erfahrung erleben. Darüber hinaus wird es bestimmt den ein oder anderen Erwachsenen zum Nachdenken anregen. Für viele ist ein Mutmachgeschichte, die hoffentlich viele Kinder, die in einer ähnlichen Situation wie Adam sind zeigt, dass es sich lohnt aus dem Schattendasein herauszutreten und seine Bedürfnisse zu kommunizieren.
Wie oft sind wir Erwachsenen versucht unsere Träume auf die Kinder zu projizieren in der irrwitzigen Annahme es könnte ihnen gefallen.  Da ist das Kind, das unbedingt Klavier lernen muss, weil es immer der Traum eines Elternteils war Klavier zu spielen aber die Möglichkeit nicht da war. Da gibt es den Vater, der Technik über alles liebt und sein Kind genau dahin führen will, obwohl das Kind viel lieber einer Sportart nachgehen oder etwas Künstlerisches machen möchte.
Wir kennen es alle. Nur ist das der falsche Weg.

"Versuchen wir herauszufinden, was ihm gefällt."(Zitat) 
hört man es in der Manage jemanden sagen. Wer es gesagt hat, bleibt offen und das ist auch gar nicht wichtig, denn wichtig ist nur, dass dieser Satz überhaupt gehört wurde. Einige Kinder vermuten, dass es Adam selbst war. Andere sagen, dass er es nicht war, denn er hätte anders gesprochen. Andere vermuten, dass es eine der Schwestern war.
Aber wie gesagt, es ist auch gar nicht wichtig.

Adam hatte Glück. Die Familie hat verstanden, dass ihre Vorstellungen, ihre Erwartungen immer von ihrem Leben, ihrer Tätigkeit bestimmt waren und keiner gefragt hat, was Adam Spaß machen könnte.
Hätten sie ihn einfach einmal gefragt, anstatt ihn in irgendwelche Aktivitäten zu drängen, hätten sie viel früher eine wundervolle Attraktion mehr gehabt.
Adam findet seinen Platz innerhalb der Zirkusfamilie und innerhalb der Zirkus-Vorstellungen. Mehr noch, er bereichert die Darbietungen aller und das nicht nur zur Freude der Artisten, sondern vor allem auch des Publikums, die fortan noch lauter, noch euphorischer Beifall spenden.
Obwohl Ziga X Gombacs Erzählstil schon mitreißend ist, spielen die Bilder in diesem Buch eine Hauptrolle. Maja Kastelics Illustrationen vermitteln die Stimmungen, Gefühle und somit das Verständnis für das Geschehen. Das Zusammenspiel von Bild und Text ist es, was diese Geschichte zu dem macht, was sie ist. Einfach wundervoll und bereichernd.
Maja Kastelic schafft mit ihren warmen Ocka-Braun Tönen und ein klein wenig sanftem unaufdringlichem Rot eine Atmosphäre, die unaufhörlich in den Bann zieht und verzaubert. Die Magie der Zirkuswelt wird hier noch einmal auf ein anderes Lewel gehoben. Es ist eine Mischung aus Nostalgie, Magie und dem Zauber der Zirkuswelt, die sie mit ihren Zeichnungen zum Leuchten bringt und kleine wie große Leser gleichermaßen begeistert bzw. begeistern wird. 
Gleichzeitig schafft sie es die Emotionen sichtbar zu machen. Das fröhliche Zirkusleben genauso wie Adam Traurigkeit, sein Außenseitersein und später seine Freunde in der Manege. 
Durch den Wechsel von großformatigen Illustrationen und mehreren kleineren Zeichnungen auf einer Doppelseite werden wir Betrachter in eine Welt entführt, die durch jedes Bild lebendiger wird. Zuweilen verselbständigen sich die Bilder vor unserem inneren Auge, so lebendig sind Maja Kastelics Zeichnungen. Schließt man das Buch, so hat man das Gefühl einer mitreißenden, lebendigen, realen atemberaubenden Zirkusvorstellung beigewohnt zu haben, obwohl man eigentlich "nur" in ein Buch geschaut hat.
Eine Bilderwelt zu erschaffen, die fasziniert, voller Magie, Stimmungen und Ausdrucksstärke ist und gleichzeitig so lebendig wie ein Film, das ist große Kunst. In Kombination mit einer erzählenden Geschichte, deren Erzählstil eine perfekte Symbiose mit den Bildern eingeht ist es eine Meisterleistung, ein perfekter Seiltanz, der ganz viel Applaus verdient.
Es ist ein Buch, in dem man sich verlieren kann, das einen in eine andere Welt entführt und trotzdem immer nahbar ist.
Es ist Lesefaszination und Lesefreude pur.
Maja Kastelic
Illustratorin
Foto: Aus dem Nord Süd Verlag Beitrag über Maja Kastelic
über diesen Link könnt ihr mehr über diese wundervolle Künstlerin erfahren
Und über diesen Link kommt ihr zu ihrer Homepage
und hier geht's zu ihrem Instagram Account:
Vielleicht kennt der ein oder andere das wundervolle Bilderbuch 
"Hans Christian Andersen -Die Reise meines Lebens". 
Auch diese Geschichte hat Maja Kastelic mit ihren zauberhaften Zeichnungen zum Leben erweckt. Ich habe das Buch immer ganz nah bei mir im Raum stehen. Wann immer ich auf das Cover schaue, bleibe ich einfach fasziniert und beseelt davorstehen.  Auch hier trifft eine faszinierende Geschichte auf faszinierende Bilder.
Wer es noch nicht kennt, dem lege ich es hier ans Herz.
Der Link gleich unter der Titelaufnahme führt euch zu meiner kleinen Buchvorstellung.
Bildquelle: Nord Süd Verlag
Hans Christian Andersen
Die Reise meines Lebens
erzählt von Heinz Janisch
mit Illustrationen von Maja Kastelic
56 Seiten
1. Aufl.2020
ISBN: 978-3-314-10422-0
Nord Süd Verlag
16,-€