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Am Schneesee

Bildquelle: Hinstorff Verlag
Am Schneesee
eine Geschichte von Franz Führmann
mit Bildern von Kristina Andres
24 Seiten
1. Aufl. 2017
Hindstorff Verlag
ISBN: 9783356020953
14,99€


Eine unglaubliche Wortkaskade, die seines gleichen sucht

Als ich dieses Buch in die Hände bekam. erfreute ich mich zunächst an der außergewöhnlichen Coverillustration, die sich von, dem was wir häufig an Illustrationen in Bilderbüchern finden, extrem abhebt. Mit feinen Strichen gezeichnete Linien, ohne Proportionen einzuhalten mit kleinen , feinen, winzigen, witzigen Elementen, die einen spontan auf Entdeckungsreise schicken und schmunzeln lassen.

Ich muss gestehen, ich kannte Franz Fühmann und sein Werk am Schneesee nicht.
Als ich mich über ihn schlau machte, konnte ich es mir noch weniger erklären, dass dieser Mann und seine Werke mir nicht bekannt waren.
Lag es daran, dass er ein DDR Schriftsteller war, der bereits 1984 verstarb?
Bildungslücke?
Ich fragte meinen Mann, der als Bibliothekar ja nun doch erheblich mehr Wissen hat als ich. Auch er kannte "Am Schneesee" nicht. Franz Fühmann sagte ihm etwas aber mehr der Tatsache geschuldet, dass Franz Fühmanns Wurzeln im Riesengebirge lagen, zu dem mein Mann einen besonderen Bezug hat.
Fragte ich also zwei Freundinnen, die in der DDR groß geworden sind, und siehe da sie kannten "Am Schneesee" und Franz Fühmann.
Also doch eine Ost/West Bildungslücke meinerseits.

"Am Schneesee" ist ein Märchen von Franz Fühmann, das eigentlich in einer Sammlung erschien.
"Die dampfenden Hälse der Pferde im Turm von Babel". Wieder so ein skurriler Titel.
Franz Fühmann zeichnete gerade solche skurrilen Titel aus.
Hier im Blog stellen wir neben "Schneesee" auch noch Anna Humpelhexe vor. Der klingt ja noch normal im vergleich zu den anderen und dennoch ist auch dieses Buch anders als andere Bücher.

1978 erschien "Am Schneesee" erstmals in erwähnter Sammlung und zählt so den bekanntesten Geschichten von Franz Fühmann.

Meine Recherchen ergaben, dass es viele Publikationen zum "Schneesee" gibt.
Hilfreich war ein Video auf You Tube.
Zwar gefallen mir die Illustrationen dieses Videos nicht aber immerhin bekommt man ein Gefühl dafür ob es überhaupt möglich ist dieses Buch  flüssig und mit Schwung, zu lesen.
Denn steht man Wörtern wie : "Schneeseekleerehfee" , "Schneeseekleerehfeezehweh" und "Schneeseefeekleerehfeedrehzehwehtee" gegenüber muss man sie ja auch erst einmal aussprechen können.

Soviel sei gesagt, wenn man einmal das System dahinter verstanden hat ist dies kein Problem mehr und macht richtig Spaß.

Nur Obacht!
Man nimmt oft Bilderbücher in die Hand, öffnet sie und fängt an  vorzulesen.
Dies bitte nicht machen!!
Nehmen Sie sich etwas Zeit um es einmal in Ruhe durchzulesen. Dabei kann es sehr hilfreich sein, es sich gleich laut vorzulesen oder doch mal das Video anzuschauen.
Wenn man es nur liest kommen die Augen oft ins Schleudern dagegen ist beim Lautlesen das Erlesen im Vordergrund.
Die schwierigen und skurrilen Wörter stehen nicht nur häufig hintereinander sondern vielfach auch in Kombination mit anderen ähnlich Verrückten
Die Geschichte an sich ist simpel und schnell erzählt.
 Es gab einen See der immer mit Schnee bedeckt war deshalb hieß er Schneesee. Alles andere baut auf diesem Wort auf. Der Klee der dort wächst ist der Schneeseeklee. Das Reh das dort lebt das Schneeseekleereh und so weiter.
Und es gibt die Schneeseekleerehfee. Die Fee hat 66 Zehen. 65 normale und eine zum Drehen. Genau diesen Drehzeh verletzt sie sich. Die Heckenhexe nimmt sich der Scheeseekleerehfee an und braut ihr einen Tee der sie wieder gesund macht.
Was die Geschichte so lustig und spannend macht sind die Wortkaskaden, die einem ein völlig neues Gefühl für Sprache vermitteln.
Kinder lieben solche Wortspielereien und verinnerlichen sie sehr schnell. Oftmals sogar schneller als Erwachsene.

Die außergewöhnlichen Zeichnungen aus der Feder von Kristina Andres, die diese kleine Geschichte illustrieren wirken teilweise genauso skurril wie die Wortkaskaden.
Eine wirkliche gelungene Kombination, die es Spaß macht voll und ganz zu entdecken, zu  erlesen  und zu erleben.
Die einem ein ganz neues Gefühl für Sprache entwickeln lässt.