Bildquelle: Windy Verlag
Wir essen keine Mitschüler
von Ryan T. Higgins
übersetzt von Andrea Fischer
40 Seiten
1. Aufl. 2020
ISBN: 978-3-94817-05-5
Windy Verlag
16,00€
Eine sehr humorvolle Geschichte
über den ersten Schultag
als T.Rex Dino unter lauter Menschen
für Kinder ab 3 Jahren
Dieses witzige Buch hat in der englischsprachigen Originalausgabe ganz schnell Platz 1. der Bestsellerliste der New York Times erklommen und das zu Recht, denn Ryan T. Higgins herrlich verrückte und gleichzeitig gefühlvolle Geschichte ist einfach hinreißend. Die Situationskomik und das Spiel mit den Größen lässt viel Raum für Schmunzelmomente.
Penelope ist ein kleines T.Rex Dino Mädchen und muss wie alle anderen auch irgendwann einmal in die Schule gehen. Ein bisschen mulmig ist ihr schon , weiß sie schließlich nicht was sie dort erwarten wird. Mit der Mutter hat sie einen schönen Schulrucksack gekauft und der Vater hat ihr, wie es sich für Dino Mengen gehört 300 Brote geschmiert. Penelope würde zu gerne wissen ob ihre Mitschüler nett sind und wie viele Zähne sie haben, denn Zähne sind Penelope und vermutlich anderen Dinos auch, sehr wichtig. Als sie die Klasse betritt ist die Überraschung groß. ihre Mitschüler sind alles Menschenkinder. Leckere Menschenkinder, die sie natürlich sofort frisst, was der Lehrerin selbstverständlich sehr missfällt. Es hilft nichts Penelope muss die Kinder wieder ausspucken.
"Wir essen keine Mitschüler!" Das sollte sich das kleine Dino Mädchen wohl merken. Aber Kinder sind neben Ponys ein Leckerbissen für sie.
Kein leichter Start in den Schulalltag. Nicht nur das sie ihre Mitschüler nicht fressen darf, nach der Aktion haben natürlich alle Angst vor ihr und möchten nichts mit ihr zu tun haben. So finden an diesem Tag alle Freunde nur Penelope nicht. Sie ist einsam und sehr traurig. Kein schöner erster Schultag und auch der zweite startet erst einmal nicht viel besser. Penelope kann sich nicht beherrschen und frisst Taro, den sie selbstverständlich wieder ausspucken muss. Nur mit der neuen Aktion wird der Stand in der Klasse für sie nicht leichter. Klar wenn jeder zu jeder Zeit Angst haben muss gefressen zu werden. Wer mag schon im schleimigen Maul eines Dinos gebadet werden. Unter den Kindern, so scheint es wird sie keine Freunde finden. Also geht sie zum einem großen Glas was auch in der Klasse steht. Darin schwimmt Walter, ein recht mürrisch drein schauender Fisch. Vielleicht mag Walter ihr Freund sein. Penelope steckt den Finger hinein um ihn zu streicheln und wird daraufhin von Walter heftig gebissen. Freunde werden die beiden bestimmt nicht. Penelope ist entsetzt und beginnt zu begreifen. Sie mag nicht von einem Fisch gebissen oder gar gefressen werden. Sie hat Angst vor Walter und genau so geht es ihren Mitschülern. Sie wollen nicht gebissen oder gar gefressen werden. Das kleine T.Rex Mädchen hat verstanden, sie wird nur Freunde finden wenn sie keine Mitschüler mehr frisst und keiner mehr Angst vor ihr haben muss. So kommt es, das sie nett zu den anderen ist, sie ihn ruhe lässt auch wenn ein Kind einmal besonders lecker riecht oder aussieht. Penelope findet Freunde und niemand in der Klasse muss mehr Angst haben.
Oder vielleicht doch?
Es ist eine wirklich herrlich verrückte Geschichte, in der die Kinder sehr lebhaft mit gehen. Das die Geschichte nicht so ganz ernst gemeint ist und einfach lustig ist begreifen sie schnell. Sie verstehen aber auch den Ernst hinter der Geschichte, denn Freunde finden ist nicht immer leicht. Jeder verhält sich anders und oft verhält man sich aus Unsicherheit oder Unwissenheit falsch und eckt an ohne es wirklich zu wollen. Schnell ist man so in einer Außenseiterposition, wird gemieden. Verständnis wecken und Toleranz zeigen ist hier die eigentliche versteckte Botschaft und das verstehen die Kinder. In den Gesprächen nach der Vorleserunde wird deutlich wie sehr die Kinder in der für sie lustigen Geschichte mitgegangen sind. Obwohl Penelope sich ja nun wirklich nicht nett verhält wird der kleinen Dino Dame von den Kindern nichts übel genommen. Sie schließen sie mehr oder weniger ins Herz. Wenn ich sage mehr oder weniger dann könnte ich auch sagen von den Jungen etwas mehr als von den Mädchen, denn als die hören, das Penelope Ponys zum fressen gern hat stehen einige Mädchen dem Dino Kind etwas skeptisch gegenüber, was sich jedoch schnell legt. Sie schließen also Penelope ins Herz. Sie wird zu einer Identifikationsfigur (irgendwie) und davon ausgehend erleben sie den Tag an der Seite eines T.Rex. Sie erleben das Missverstehen, die Ausgrenzung und die Verletzung. Sie "durchleben" mit Penelope eine innere Auseinandersetzung mit Gefühlen von Einsamkeit und Traurigkeit. So fühlt es sich an wenn keiner einen mag.
Wenn keiner einen mag ist das sehr traurig. Wenn alle Angst wir einem haben ist das sogar noch schlimmer. Die Kinder in der Geschichte lernen zu verstehen und geben Penelope eine Chance und die Lesekinder? Sie verstehen beide Seiten und erinnern sich in der ein oder anderen Situation später , vielleicht an die Geschichte des kleinen T.Rex Mädchens Penelope. Die lustig und nachdenklich machte.
Herrliche Bilder verstärken hier das Verständnis und die Situationen. Sie übernehmen einen Teil des Erzählens. Ohne sie wäre die Geschichte nicht so verständlich und auch nicht so witzig. Gerade die Gefühle alle Beteiligten werden wunderbar herausgearbeitet. Bei aller Skurrilität mit der hier gearbeitet wird ist genau das das Element was die Kinder so fasziniert und begeistert. Sie fesselt und in die Bilderwelt und somit die Gefühls- und Erzählwelt eintauchen lässt. Schnell entwickeln die Bilder eine Eigendynamik, die den Betrachter vergessen lassen, das es sich hierbei um ein Buch handelt. Vor dem inneren Auge wird aus den Buchseiten ein bewegter, "lebendiger" Film. Text ( Vorlesen) und Zeichnungen werden zu einer untrennbaren Einheit, die die Kinder, den Betrachter tief in die Geschichte mit hinein nimmt und so nicht nur Unterhaltung liefert sondern auch Denkprozesse anregt.
Ein wirklich, richtig, tolles, witziges Buch.
Und wer, wie wir, Penelope ins Herz geschlossen hat der wird sich freuen das es bereits einen zweiten Band gibt, der nicht nur zeigt, das Penelope mittlerweile voll in die Klasse integriert ist sondern von den Mitschülern gar nicht mehr als Dino / etwas anderes betrachtet wird sondern als eine von ihnen. Aus dieser Perspektive heraus erzählt der Autor und Illustrator Ryan T. Higgins dann seine zweite Geschichte, in der es um Träume und den Mut und das Selbstbewusstsein geht um Träume Wirklichkeit werden zu lassen und das Freunde helfen können mutig und stark zu sein.
Eine tolle zweite Geschichte die ich euch hier näher vorstelle: