Bildquelle: Hanser Verlag
Mein AndersOpa
von Rolf Barth
mit Bildern von Daniele Bunge
32 Seiten
1. Aufl. 24. September 2018
ISBN 978-3-446-26057-3
Hanser Verlag
14,00€
Eine liebevoll und lustig erzählte Opa-Enkelin-Geschichte
eine Geschichte zum Thema Demenz
für Kinder ab 5 Jahren
Das Thema Demenz wird seit einiger Zeit vermehrt auch in Bilderbüchern für Kinder aufgegriffen, was wirklich wünschenswert ist, denn Demenz gehört zum Leben genauso dazu wie der Tod. Bücher zum Thema Tod gibt es im Verhältnis zu denen, die sich dem Thema Demenz widmen leider noch weniger.
Hier nun erzählt Rolf Barth auf sehr amüsante Weise die Geschichte von Nele und ihrem Opa, der schon ein sehr außergewöhnlicher Mann, nein ein richtiger Herr ist. Sehr gepflegt mit sehr guten Manieren, stets akkurat gekleidet, höflich, kurzum ein Gentlemen der alten Schule. Nele verbringt sehr viel und sehr gern Zeit mit ihrem Opa, denn ihre Mutter muss arbeiten und so verbringt sie die Nachmittage bei ihm. Es macht richtig Spaß, den beiden zuzusehen. Doch als Nele aus einem Urlaub zurückkommt ist alles ganz anders. Als der Opa die Tür aufmacht glaubt sie ihren Augen nicht zu trauen. Sie erkennt ihn fast nicht wieder. Da steht er völlig ungepflegt und gar nicht gut gekleidet, mit Essensflecken auf dem Hemd vor ihr.
Auch am nächsten Tag ist alles anders als sonst. Er vergisst ihren täglichen Spaziergang, benimmt sich später auf dem Friedhof ganz anders und einmal sitzt er mit der Angel vor der Toilette zum Fische zu fangen. Nele macht sich Sorgen und nicht nur sie, auch ihre Mutter bemerkt sorgenvoll die Veränderungen. Mit der Zeit wird der Opa immer merkwürdiger. Was Nele mit ihm so alles erlebt, das ist Inhalt dieser wunderbaren, sehr amüsanten aber durchaus realistischen Geschichte, die im Grunde gar nicht so lustig ist und nur für den Außenstehenden, in diesem Fall den Leser witzig wirkt, weil Nele das Geschehen, bei aller Tragik, mit einer kindlichen Gelassenheit und positiven Stimmung erzählt. Es sind die typischen Situationen, die man mit Dementen erleben kann und die Nele auf ihre kindlich, naive Weise kommentiert und darin auch Positives erkennt. In Kombination mit den lebendigen Illustrationen haben wir hier ein Bilderbuch, das lustig und leicht ein schwieriges Thema aufgreift und zeigt, dass es zwar nicht so einfach ist die Wesensveränderungen mitzuerleben, aber das man versuchen kann damit umzugehen. Nele zieht ihr eigenes Fazit in dem sie feststellt, früher hat der Opa auf mich aufgepasst, jetzt passe ich auf Opa auf, auf den Andersopa, der mittlerweile zu ihnen gezogen ist, weil er nicht mehr allein leben konnte und eine Pflegekraft kommt auch um den Großvater zu betreuen.
Das Buch zeigt typische Wesensveränderungen und typische Erlebnisse, die man mit einem Dementen erlebt und vermittelt dabei auch ein paar medizinische Fakten. Nicht nur das teilweise alberne, fast kindliche Verhalten des Opas, auch die Verwahrlosung des Äußeren und die Orientierungslosigkeit sind hier wiederzufinden. Nele erzählt aber auch, von Momenten, in denen der Großvater fast völlig "normal" ist. Für sie steht fest sie hat zwei Opas.
Das Besondere an dieser Geschichte ist, das Rolf Bath den Spagat zwischen Ernstem und Lustigen schafft ohne das es zu einer Zeit bedrückend oder albern ist. Es ist eine anrührende Großvater-Enkelinnen Geschichte, die Kinder in diese, kaum zu verstehende Welt führt.
Es ist gut mit Kindern solche Geschichten zu lesen und darüber zu sprechen, denn es kann zu jeder Zeit, in jeder Familie genau so ein Fall eintreten. Es ist verstörend, wenn ein geliebter Mensch sich verändert, vielleicht sogar den Namen des Gegenüber vergisst, in einer anderen Welt zu leben scheint. Die Geschichte zeigt aber auch das Kinder leichter einen Zugang finden und die Situation anders annehmen als Erwachsene, was sicherlich daran liegt, das sie die Tragweite des Ganzen, im vollen Umfang, noch nicht übersehen und auch nicht übersehen müssen.
Und so haben wir hier eine amüsante, offene Geschichte, die nicht nur Kindern viel mit auf den Lebensweg gibt und in einer bestimmten Art und Weise auch Mut macht.