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Der Tag, an dem das Meer verschwand

 

Bildquelle: Knesebeck Verlag
Der Tag, an dem das Meer verschwand
von Sam Haynes
Illustriert von Jago
übersetzt von Gundula Müller-.Wallraf
44 Seiten
Knesebeck Verlag
14,00€

Eine sehr reale aber auch fantasievolle, wachrüttelnde Geschichte über die Schönheit des Meeres die durch die Verschmutzung der Meere, insbesondere durch Plastik gefährdet ist
für Kinder ab 3 Jahren
Real und fantasievoll, geht das zusammen?
Ja, das geht, und zwar sehr gut!
Manchmal muss man sich der Fantasie bedienen, um etwas sichtbar zu machen, was sonst nicht so einfach sichtbar ist und dass haben Sam Haynes und Jago mit ihrem Bilderbuch "Der Tag, an dem das Meer verschwand" unglaublich gut geschafft.
Sehr real und fantasievoll erzählen sie von Jack, der am Meer wohnt und seine Schönheit und die Faszination, die ihm ausgeht, jeden Tag aus seinem Fenster beobachtet. Besonders liebte er die Sonnenaufgänge, was man angesichts des atemberaubenden Bildes, das Jago hierzu gezaubert hat wirklich nachvollziehen kann. Es ist einfach magisch und diese Magie fängt nicht nur Jago in einem großformatigen Bild über eine Doppelseite ein, sondern auch Sam Haynes findet genau die richtigen Worte, um uns den Zauber näherzubringen.
Besonders intensiv wirkt das Szenario auf uns Leser, da Sam Haynes nicht nur die Natur beschreibt, sondern auch für Jacks Gefühle Worte findet. „..... die Art von Zauber, die im Bauch kribbelt, als hätte man Schmetterlinge verschluckt...."(Zitat)
Eines Tages machte Jack mit seinem Vater einen Ausflug mit ihrem Boot. Jack liebte diese Ausflüge, denn für ihn gab es nichts Schöneres als ein Picknick auf See, wo keine Ameisen einem das Essen streitig machen.
Womit er nicht gerechnet hatte, war allerdings, dass jemand anders es auf sein Marmeladenbrot abgesehen hatte, was wiederum etwas ganz anders auslöste, denn durch den Diebstahl seines Marmeladenbrotes fiel auch sein Trinkhalm ins Meer.
Jack betrübte das sehr, denn er wusste, was Plastik im Meer anrichtet. Niemals hätte er etwas ins Meer geworfen, doch nun war es passiert. Er hoffte inständig, dass es nicht so schlimm sei, es war ja nur ein sehr kleiner Trinkhalm.
Als Jack am nächsten Morgen aus dem Fenster schaute, um das Meer zu begrüßen traute er seinen Augen nicht. Das Meer war weg. Wer nun glaubt, es lag an den Gezeiten, der irrt, denn jetzt beginnt der fantasievolle, fiktive Teil der Geschichte, der allerdings im Kern, leider ganz und gar nicht fiktiv ist.
Jack geht hinaus, um das Meer zu suchen und traut seinen Augen kaum. Überall sind Felsen und Berge. Doch je näher er kommt erkennt er, dass dies keine natürlichen Felsen und Berge sind, sondern alles aus Müll besteht. Berge von Müll aus Plastikflaschen, Plastiktüten, menschlichen Abfall. Und es kommt noch schlimmer, er begegnet Tieren, die durch den Müll schon großen Schaden erlitten haben. Gefesselt und gefangen in Müll. Eine Meerjungfrau ist von einem alten Netz gefesselt und ein Wal macht sein Maul auf und Jack blickt auf unendlich viel Plastiktüten, die er sich mit seinem eigentlichen Essen eingefangen hatte. Jack hoffte inständig, dass es für den Wal gut ausgehen würde. Als er weiterlief, entdeckte er sogar einen Berg nur aus Trinkhalmen wie dem, den er versehentlich verloren hatte. Und oben auf dem Berg war eine Meeresschildkröte in deren Nasenloch genauso ein Strohhalm wie seiner steckte. War dies womöglich seiner?
Jack entfernte vorsichtig den Strohhalm aus der Nase der Meeresschildkröte und versprach ihr alles dafür zu tun, dass nicht mehr so viel Müll ins Meer geworfen wird. Wir erfahren, was Jack sich vornimmt und was wir ihm gleichtun können und im Anhang an die Geschichte, die noch nicht zu Ende ist, gibt es auch noch ein paar Vorschläge, was jeder tun kann.
Wie Jacks Geschichte weitergeht und ob das Meer vielleicht zurückkommt, dass verrate ich noch nicht. Denkt daran, es ist eine Geschichte zwischen Realität und Fiktion und da ist vieles möglich.
Sorgsamer und respektvoller Umgang mit dem Meer ist unglaublich wichtig, denn das, was Unterwasser geschieht, und dass den meisten von uns verborgen bleibt hat so unglaublich viel Auswirkungen auf das Leben der Meeresbewohner, aber auch uns, denn das Plastik im Meer schadet nicht nur dem Ökosystem Meer, sondern auch uns Menschen ganz erheblich.
"Der Tag, an dem das Meer verschwand" ist ein wirklich außergewöhnlich schönes Bilderbuch, dass mit einfachen klaren Worten wachrüttelt und viel Gedankenprozesse in Gang setzt. Selbst jüngere Kinder mit 3 Jahren verstehen schon was im Großen und Ganzen dort passiert. Richtig verstehen werden die meisten es jedoch erst etwas später, aber die Botschaft, dass man die Meere schützen muss und wie schlimm es für die Meeresbewohner ist, dass begreifen selbst die Jüngsten, dank der ausdrucksstarken Bilder, schon sehr früh.
Jacks Geschichte regt an über sein eigenes Müllverhalten nachzudenken und die im Anhang positionierten Möglichkeiten, die als "Versprechen" formuliert werden, bewirken viel bei Kindern, wie Erwachsenen.
Durch die wundervollen Bilder wird sichtbar, was sonst nicht sichtbar ist. Auch wenn es natürlich Fiktion ist, ist es genau, dass was das Bilderbuch so schön macht. Der Bogen zwischen Realität und Fiktion gespickt mit Gefühlen und Impressionen, eigenfangen im Wort und Bild ist ein absolutes Leseerlebnis mit nachhaltiger Wirkung.