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Ach du Schreck! Camillo ist weg!

Bildquelle: Edition Pastorplatz
Ach du Schreck!
Camillo ist weg!
von Gundi Herget
illustriert von Katrin Dageför
36 Seiten
1. Aufl. 05. August 2024
ISBN:  9783943833683
Edition Pastorplatz
16,00€
Willkommen auf Madagaskar.
Willkommen bei sechs tierischen Freunden, die eigentlich wirklich gute Freunde sind, doch dann passiert etwas, was alles verändert. Plötzlich erleben wir unschöne Dinge wie verspotten, auslachen und ärgern
Eine wundervolle Geschichte über den Wert von Freundschaft, Gemeinheiten und Verzeihen.
Eine Geschichte über respektvolles Miteinander und eigene Bedürfnisse
für Kinder ab 3 Jahren
Das Leben kann so schön sein, wenn man gute Freunde und Spielgefährten hat, das erleben auch die sechs Dschungelfreunde Papagei Bangs, Tanrek Teng, Indri Indra, Chamäleon Camillo und die beiden Kattas Kato und Kati, die richtig viel Spaß miteinander haben. Wobei einer hat zwar ganz viel Spaß, seine Freunde beim Spielen zu beobachten, aber mit spielt er eigentlich nicht. Die Rede ist von Chamäleon Camillo, der viel zu langsam wäre, um bei den schnellen Spielen der andere mitmachen zu können. Das findet er aber gar nicht schlimm. Er schaut wirklich gerne zu und "hat beim Zuschauen genauso viel Spaß wie die anderen bei Spielen"(Zitat).
Mit dieser Situation sind also alle glücklich.
Doch das ändert sich, als Bang im Spiel Kati jagt und dabei an Camillo vorbeihechtet, der gerade auf einem Ast ein kleines Nickerchen macht. Camillo erschrickt so sehr, dass er ganz schwarz wird. "Schwarz wie Katta-Kacke"-kichert Teng und macht sich mit seiner dummen, unbedachten, verletzenden Bemerkung lustig über seinen Freund, der nun hellwach ist.
Niemand der Freunde hatte zuvor gesehen, dass Camillo die Farbe wechseln kann. Als Kati ihn fragt, wie er das gemacht hat, weiß er eigentlich keine Antwort, außer, dass er sich erschrocken hat. Nachdem der Scheck verfolgen ist, wechselt seine Farbe wieder auf das "normale" Grün, doch damit ist der Vorfall leider nicht erledigt. Die Freunde fanden es so lustig, wie Katta-Kacke schwarz Camillo werden konnte, dass sie immer wieder auf die unterschiedlichste Art versuchen, ihn zu erschrecken, um den Farbwechsel noch einmal mitzuerleben. Doch das Spiel findet Camillo verständlicherweise gar nicht lustig, erst recht nicht, als sich die anderen fragen, welche Farben er noch annehmen kann und was dafür passieren muss. Camillo wird zum "Spielball" der anderen, die keine Sekunde Rücksicht auf ihren Freund und seine Gefühle nehmen.
"Das ist aber gemein!" (O-Ton eines Kindes) "obergemein!"(O-Ton eines anderen Kindes)
Als Camillo sich über die gemeinen Ideen der anderen ärgert und in ihm die Wut hochkocht, wird er plötzlich rot. "Rot wie ein Tomatenfrosch", kichert Teng, der ja bereits den Vergleich mit der Kata-Kacke machte und eigentlich Camillos bester Freund war.
Behandelt man so einen Freund? Bestimmt nicht, doch die Tiere hören nicht auf ihren Freund zu malträtieren, nur damit der mal die Farbe wechselt und haben eine diebische Freude daran, sich vorzustellen, was sie tun könnten, um mit welchen Farben das kleine Chamäleon dann reagieren würde. Auch wenn die Ideen der Tiere für uns Leser erst einmal lustig klingen, lustig ist es ganz und gar nicht, sich auf Kosten eines anderen, erst recht nicht eines Freundes zu vergnügen, dass spüren und wissen die Kinder und so bleiben die mitfühlenden und verärgerten Kommentare beim Vorlesen nicht aus. 
Irgendwann reicht es Camillo. Er beschließt sich heimlich aus dem Staub zu machen und dorthin zu gehen, wo ihn keiner findet, was ihm auch dank seiner farblichen Anpassungsfähigkeit wunderbar gelingt. Weit entfernt ist es nicht, aber er verkriecht sich so geschickt, dass ihn seine Freunde nicht finden. Die wiederum machen sich plötzlich Sorgen und gehen auf die Suche nach ihm. Mehr noch, sie vermissen ihn ehrlich und Teng hat richtig schlechtes Gewissen.  Alle ahnen, wieso Camillo gegangen ist und das sie Schuld an allem sind. Sie fürchten, dass sie so gemein zu ihm waren, dass er nie mehr zurückkommen wird und sind unglaublich alle traurig. Teng ist sogar so traurig und schuldbewusst, dass er in Tränen ausbricht und die anderen ihn erst einmal trösten müssen. Gemeinsam erinnern sie sich an schöne Stunden mit Camillo und was sie an ihm schätzen und lieben.
Wie es weitergeht verrate ich nicht.
Wird Camillo jemals zu seinen Freunden zurückkommen?
Und wenn ja, was könnte der Grund sein?
Ihr werdet es erleben, wenn ihr selbst in diese turbulente, freche, gefühlvolle Freundschaftsgeschichte eintaucht und hautnah miterlebt, was alles passiert.
Ihr werdet Freundschaft und Miteinander erleben, viele Gemeinheiten beobachten, die nur für 5 der Freunde lustig sind und ihr werdet etwas über das Vermissen, über Einsicht, Entschuldigen und Verzeihen erfahren.
Was meint ihr, werden sich die Freunde bei Camillo entschuldigen?
Was könnte passieren, dass Camillo dazu bewegt, wieder aufzutauchen?
Stellt diese Frage doch einfach einmal bevor ihr das Ende vorlest, vielleicht ist ja etwas Richtiges dabei.
Sicherlich kennen die meisten Leser diese Tiere nicht alle. Gut von Papageien und Chamäleons und vielleicht auch Kattas hat man vielleicht schon einmal etwas gehört, aber wie sieht wohl ein Indri oder ein Tanrek aus?
Was sie eint, sie leben alle auf Madagaskar, genauer gesagt im Dschungel von Madagaskar und das ist sehr weit von uns entfernt. Wie weit, das können wir auf einer Karte am Ende des Buches entdecken, wo noch einige weitere Informationen zu finden sind. Und auch der Vorsatz hält so einiges an Informationen für seine kleinen Entdecker bereit, denn da lernen wird nicht nur die sechs Freunde kennen, sondern auch etwas über die Tierarten und ihre Eigenschaften.
Gundi Herget und Katrin Dageför haben hier wirklich ein tolles Bilderbuch geschaffen, dass nicht nur ein absoluter Lesespaß ist, sondern sehr viel Gesprächsstoff mit sich bringt. Man kann gar nicht anders, als seinen eigenen Gefühlen innerhalb des Handlungsverlaufs Luft zu machen, da das Geschehen wirklich sehr viele Emotionen weckt. Auch wenn die tierischen Freunde alle ihre eigenen individuellen Charaktere haben, sind sie hier doch eine Gruppe, die zusammen agieren und sich über einen einzigen lustig machen, wobei lustig machen eigentlich nicht das richtige Wort für all das ist, was sie so aushecken und zu allem Übel auch noch als Spiel betrachten. 
Mehr als einmal kam die Frage auf, "dürfen wir über die durchaus lustig wirkenden Dinge lachen, auch wenn sie gemein sind, oder müssen wir immer entsetzt reagieren und uns aufregen?" 
Eine gute Frage, wie ich finde und die Antwort ist gar nicht so einfach. Ich denke, es ist eine herrlich frech-frische, gefühlvolle Geschichte mit einem intensiv- emotionalen Handlungsverlauf, in dem Dinge passieren, die nicht in Ordnung sind, aber trotzdem Schmunzelfaktor haben, und da wir wissen, dass es nicht in Ordnung ist, was die fünf Freunde da so treiben und unser Herz ohnehin bei Camillo ist, ist es völlig okay, dass wir an den irgendwie ja auch lustigen Überlegungen, die die Tiere in Bezug auf die eventuellen Farbspiele haben, mit schmunzeln. Über ihre Taten lachen wir ja nicht, sondern nur über einen Teil ihrer Gedanken und vielleicht auch noch über einige Vergleiche, und das ist okay, ja vermutlich auch von der Autorin gewollt, um der Geschichte bei aller Emotionalität eine Leichtigkeit zu geben, die dann auch den Lesespaß ausmacht. 
Wenn wir hier schmunzeln müssen, ist das ja kein Auslachen.
Katrin Dageför zeigt sehr schön, wie aus Spaß Ernst wird und wie sich eine Situation auch hochschaukeln kann.
Wir erleben hier die Verselbstständigung eines Geschehens, bei dem die Tiere gar nicht weiter darüber nachdenken, wie verletzend und gemein ihr Verhalten ist, bis sie  sich über das Vermissen bewusst werden, was sie eigentlich angerichtet haben. In unserem Alltag, insbesondere unter Kindern, gibt es immer wieder vergleichbare Situationen, in denen sich über jemanden lustig gemacht wird. Heute hört man oft, wie Kinder rufen "du Opfer", was mir jedes Mal unglaublich wehtut. Es ist an uns Erwachsenen, dass dieser unglaublich gemeine, erniedrigende Ausspruch verschwindet. Dieses Buch mit seiner intensiven Geschichte kann etwas dazu beitragen, denn das, was die Kinder hier spüren, verinnerlichen sie. Sie fühlen mit Camillo mit und kommentieren als Außenstehende die gemeinen Verhaltensweisen der anderen Tiere. Bleibt zu hoffen, dass sie in einer ähnlichen Situation künftig besser und anders reagieren und agieren als  Bangs, Indra, Kati, Kato und Teng.
Und so ist der Lesespaß, den wir mit dieser wundervollen Geschichte und den unglaublich tollen, farbigen, sehr lebendigen Zeichnungen haben, bestimmt der Ausgangspunkt für viele, viele intensive Gespräche. Sei es zu Hause mit dem Kind / den Kindern oder mit einer Gruppe von Kindern, denn ich sagte es ja bereits, man kann gar nicht anders, als zu kommentieren und darüber zu sprechen.
Verbindet ihr eigentlich Gefühle mit Farben?
Denkt einmal darüber nach. Ein spannendes Thema, wie ich finde, das mehr durch Zufall bei uns zum intensiven Gesprächs- und Forschungsthema wurde.

In diesem Sinne wünsche ich euch in vielerlei Hinsicht inspirierenden Lesespaß und eine kurzweilige Reise auf die Sonneninsel im Indischen Ozean, der Heimat von Camillo, Inda, Bangs, Teng, Kati und Kato, wo ihr dann auch noch eine andere Tierart kennenlernt.

 
Mehr zum Buch erfährst du auf der Seite des Verlags, der Link führt hin

 Zum Abschluss noch ein paar Insta-Bilder