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Schmitt * Mit Geduld und Spucke

Schmitt
Mit Geduld und Spucke
von Steven Gätjen
und Andreas Karlström
mit Bildern von Nikolai Renger
32 Seiten
1.Aufl. Januar 2021
ISBN: 978-3-649-63730-1
Coppenrath Verlag
15,00€

Manchmal muss man schon ganz schön viel einstecken und aushalten um etwas zu erreichen.
Eine Reim-Geschichte vom Freunde finden,
Eiversucht, falschen Anschuldigungen
und Miteinander
für Kinder ab 3 Jahren




Wer Schmitt noch nicht kennt, dem sei gesagt, Schmitt ist ein ganz außergewöhnliches kleines Chamäleon, das Anschluss und Freunde sucht und dabei immer wieder vor neuen Herausforderungen steht, da er in seiner Naivität auch schon mal einen Fehler macht ,zu leichtgläubig ist oder sich zu schnell verunsichern lässt.
Durch seine Verwandlungsfähigkeit kann er sich nicht nur seiner Umgebung anpassen sondern auch die Farbe anderer Tiere annehmen. Wenn er das macht, dann fühlt er sich wie einer von ihnen.  Was manchmal auch ziemlich anstrengend sein kann. So zum Beispiel schlüpft er in die Rolle einer Schnecke, die er sehr bewundert weil sie ihr Haus mit all ihrem Hab und Gut ständig bei sich trägt. Ob das jedoch auch eine Option für ein Chamäleon ist?  Das es nicht reicht die Farbe zu verändern realisiert er selten sofort.
So auch in dieser Geschichte, in der er durch den Wald stromert und dabei hinter einem großen Zaun viele kleine Hasen beim Spielen beobachtet. Gern würde er mit ihnen spielen, doch die Kleinen haben Angst vor ihm, dürfen nicht mit Fremden spielen.
Doch was wenn er genauso aussieht wie sie?
Und so nimmt er kurzerhand die Farbe der Kaninchen an und wird so, zumindest optisch ein wenig wie einer von ihnen und darf mit spielen, was nicht allen in der Runde gefällt.
Schmitt kennt das Spiel nicht, lässt es sich erklären und so beginnt eine Runde Verstecken in der er die Kaninchen suchen muss. 
Was sie nicht wissen, es nützt nichts, das ein Chamäleon sich umdreht und zur Wand guckt denn seine Augen haben einen Rundumblick.
Er zählt bis 10 und hat schnell alle Kaninchen gefunden. Die freuen sich und möchten weiter spielen, wäre da nicht das gefleckte Kaninchen, das sich durch seine Flecken von allen unterscheidet. Es wittert absichtlichen Betrug. Schnell klärt sich, dass Schmitt einfach das Spiel noch nicht richtig erklärt bekommen hat und so machen sie weiter. Dieses Mal muss sich das kleine Chamäleon mit verstecken, was ihm durch seine Verwandlungsfähigkeit gut gelingt. Zu gut. Was wiederum den Geflecktem nicht gefällt. Seine Wut auf Schmitt wird immer größer und so behauptet er doch allen Ernstes, dass er von ihm gebissen wurde.
"Das ist aber gemein!" rufen meine Lesekinder und können nicht fassen was Schmitt da unterstellt wird. Dieser kann nur leider nicht beweisen, das er unschuldig ist und so kommt es wie es kommen muss, er wird von den Kaninchen wütend beschimpft und davon gejagt.
Der Waldfunk funktioniert gut und so pfeifen es die Vögel schon von den Bäumen, ein böses Monster treibt sein Unwesen.
Betrübt zieht Schmitt weiter und trifft auf einen Igel, der ihm nicht nur einen Rat gibt sondern auch einen praktischen Tipp.
So gestärkt, geht das kleine Chamäleon zurück zu den Hasen um seine Unschuld zu beweisen, was wahrlich nicht leicht ist. Ein Zufall spielt ihm dann jedoch einen Ball zu, der alles aufklärt und nicht nur Schmitts Unschuld beweist sondern auch aufdeckt wieso der g
efleckte Schmitt so böse mitgespielt hat.
Er war eifersüchtig, weil er sich durch seine Flecken ohnehin schon minderwertig fühlte und dann kommt da ein Fremder und wird sofort herzlich aufgenommen, wo er sich doch nicht integriert fühlte, was den anderen nicht bewusst war. Für sie war er trotz Flecken einer von ihnen. Wieso auch nicht.
Als er das erkennt geht es nicht nur ihm  besser sondern allen anderen, denn eigentlich wollen sie doch alle das gleiche, friedlich miteinander spielen. Ganz gleich wie jemand aussieht.
Wieder einmal ist es Steven Gätjen und Alexander Karlström gelungen eine sehr intensive, emotionale, wichtige Geschichte zu erzählen, die trotz aller Fiktion sehr nah an der Erlebniswelt der Kinder ist.
Einfühlsam und authentisch erleben die Kleinen die Handlung nicht nur durch die Erzählung sondern auch durch die fantastischen Zeichnungen des Illustrators Nicolai Renger, der die Geschichte nicht nur zum Leben erweckt sondern auch die Stimmungen, die Emotionen wunderbar klar einfängt und widerspiegelt. Er verleiht jeder Figur seinen eigenen Charakter und spielt dabei herrlich mit Mimik und Gestik, 

so dass wir nicht nur schmunzeln sondern auch mit fühlen / mit empfinden können. Die witzigen, wuseligen Illustrationen lassen auch nach mehrmaligem Betrachten noch neues entdecken, so dass es immer wieder Überraschungen aber auch kleine Randgeschichten gibt, die einen die Geschichte noch einmal ein wenig anders erleben lassen. 
Die Erzählung in Reimform mit dem ganz eigenem Reimrhythmus in Kombination mit den Bildern liefert eine Eigendynamik wie sie schöner kaum sein könnte. Der Rhythmus des Reims trägt uns so nicht nur als Vorleser sondern auch Zuhörer durch die Geschichte.
Dieses wirklich tolle Bilderbuch mit seiner intensiven Geschichte und ausdrucksstarken Zeichnungen begeisterte unsere kleinen Lesekinder so sehr, dass sie davon inspiriert gleich die Geschichte nachspielen wollten. Wir machen dies hin und wieder um den Kindern die Botschaft des Buches noch ein wenig mehr erleben zu lassen. Hier bietet sich ein Rollenspiel in der Tat wunderbar an. Man braucht keine große Vorbereitung und das Text lernen entfällt hier auch denn die Kleinen erkennen schon beim Vorlesen worum es wirklich geht. 
In diesem Fall kamen meine Kinder allein auf die Idee, aber natürlich könnt ihr dies auch gezielt lenken und einbauen.
Probiert es doch einfach einmal aus.
Lasst die Kinder einzeln einmal in die Rolle des Schmitt und des fleckigen Kaninchens schlüpfen und erspüren wie es ist zu unrecht beschuldigt zu werden oder gemein und falsch zu sein.
Wie fühlt sich das an?
Wieso fühlt es sich so an?
Was empfindest du wenn du gemein zu anderen bist?
Was empfindest du wenn du ausgegrenzt wirst?
Es gibt viel was es hier zu erleben, zu erspüren, zu empfinden gibt.
In diesem Sinne wünsche ich euch genauso viel Freude und Inspiration, wie wir sie erleben durften.
so sieht es aus wenn Schmitt in die Rolle der Schnecke schlüpft. 
Armer Schmitt!
Findet ihr nicht auch?
Übrigens:
Schmitt bekommt ihr auch als Stofftier! 
Mit ihm seine Geschichte zu erzählen ist mit Abstand die schönste Möglichkeit das Buch zu entdecken!
Ihr kanntet Schmitt noch nicht!
Dann schaut doch auch einmal in Band 1