Unsere Lieblingsbücher

So bin ich *Wähle das, was zu dir passt!

Bildquelle: Carlsen Verlag
So bin ich
Wähle das, was zu dir passt!
von Marisa Hart
und Anne Stettner
160 Seiten
1. Aufl. 27. Juli 2022
ISBN: 978-3-551-19126-7
Carlsen Verlag
16,00€

Ein schönes Mitmach-Buchkonzept
mit 1001 + Geschichten
Geschichten, die jeder selbst entdecken, erfinden, erzählen kann
mit kleinen Geschichten, die inspirieren selbst zu erzählen
für Kinder ab 2-5 Jahren
Bevor ich euch meine Buchvorstellung präsentiere, möchte ich vorab noch etwas sagen. Wen das nicht interessiert, der kann einfach runter scrollen zum ersten Bild, dort beginnt meine Buchvorstellung:

Ich kannte die Autorin nicht. 
Was in diesem Fall vielleicht auch besser war, denn ich stehe Influencer-Büchern erst einmal sehr skeptisch gegenüber, was mein privates Problem ist. In Zuge von Toleranz sollte ich solche Vorurteile nicht haben, doch wer ist schon frei von Fehlern.

Ich suche die Bücher, die ich vorstellen möchte, meist nach Themengebieten aus, die zu meinen geplanten Projekten passen könnten und das anhand der Kurzbeschreibung des Verlages. In der Vorschau habe ich vielleicht überlesen, dass es das Werk einer Influencerin ist, mag sein, aber wie gesagt mein Fokus lag auf der Thematik. Konkret suchte ich nach Mitmachbüchern, die unteranderem Sprechanreize liefern.
Ich habe mir das Buch zuhause sehr genau angesehen und dann überlegt, wie man es mit Kindern sowohl zuhause als auch in der Kita etc. nutzen kann.
Anschließend ging das Buch mit in die Kita und zu mehreren Mutter-Kind-Gruppen (so in etwa läuft das bei mir mit der Infosammlung für meine Buchvorstellungen eigentlich immer ab).
Die Erfahrungen hieraus fließen dann in meine Buchvorstellung.
Bei Amazon habe ich einige negative Rezensionen gelesen, die teilweise recht heftig waren und ein paar fast ohne Begründung.
Dazu sollte man vielleicht erst einmal sagen, dass es viele Buchgeschmäcker gibt, insbesondere bei den Illustrationen. Und auch mir gefällt nicht jedes Buch. Das ist doch völlig oky, ich sollte aber versuchen zu begründen, wieso mir etwas nicht gefällt. Das ist nur fair, oder was meint ihr. Stichwort hier wäre konstruktive Kritik.
In Bezug auf die Illustrationen muss ich sagen, dass durch die Bank alle Kinder im Alter zwischen 2 und 6 Jahren begeistert waren. Kinderaugen sind Kinderaugen. Erwachsenen müssen die Bilder nicht gefallen.
Zum Konzept ist zu sagen, die Autorin hat das Rad nicht neu erfunden. Es gibt schon einige Bücher, die über Bilder mit Mini-Geschichten Kinder anregen sollen, selbst Geschichten zu erzählen. Es gibt auch ein paar Sammlungen, ähnlich diesem Buch. Diese Bücher liegen aber meist nicht als Stapelware in den Buchhandlungen, sondern man muss wissen, dass es sie gibt, sonst bleiben sie im Verborgenen und werden allenfalls auf Pädagogik-Messen ausgestellt bzw. vorgestellt. Und um ehrlich zu sein, sind viele sowohl von der Aufmachung als auch von den Illustrationen wenig attraktiv.
Der Carlsen Verlag hat sich diesem Bereich des Mitmachbuchs jetzt angenommen und seine ganze Kompetenz im Bereich Bilderbuch hier mit einfließen lassen und so ist ein wirklich ansprechendes Buch herausgekommen.
Jetzt gab es Kritik an der Einfachheit der Sprache und auch daran, dass die Kinder oft gar nicht aufgefordert werden Geschichten weiter zu erzählen. Das ist erst einmal richtig. Doch ich glaube der Gedanke hinter dem Buch ist ein anderer wie viele vielleicht dachten.

Ihr solltet das Buch nicht als Bilderbuch betrachten, sondern als eine Sammlung von Mini-Geschichten, die ihr euch je nach Situation herauspicken könnt, um sie als Grundlage zu nehmen. Mehr nicht!!. Steht zum Beispiel das Thema Gefühle an könnt ihr die Geschichte der kleinen Schildkröte Soraya entdecken. Geht es um Garten oder Einkaufen findet ihr hier auch etwas. Für viele alltägliche Dinge, Situationen oder auch Gefühle gibt es eine kleine Geschichte, an die man anknüpfen kann, um mit Kindern ins Gespräch zu kommen. Sie einfach nur vorlesen, macht wenig Sinn, und wäre in der Tat für die Kinder zu langweilig. 
In der Tat ist das Buch dann auch ehr etwas für jüngere Kinder, wobei bei uns auch ältere Spaß daran hatte.
Grundsätzlich kann man sagen, das Buch ist nett, aber den Hype der anscheinend um das Buch im Vorfeld gemacht wurde, ist meines Erachtens genauso ungerechtfertigt wie die doch heftige negative Kritik.
Jeder, der in die Buchhandlung geht kann sich vor dem Kauf selbst ein Bild davon machen, ob es einem gefällt oder nicht. Es muss ja wie gesagt auch nicht jedem gefallen.
Der Grundgedanke ist wirklich nicht schlecht und wenn ihr gleich meine Buchvorstellung lest, werdet ihr sehen, wie die Reaktionen der Kinder waren. Eines aber noch zum Schluss, was nicht nur auf dieses Buch zutrifft, sondern grundsätzlich auf alle:
Wir Erwachsenen sollten uns nicht anmaßen zu entscheiden was Kindern gefällt. Wir können überlegen was ihnen gefallen könnte, wir sollten aber nie den Fehler machen mit unseren Erwachsenenaugen und Maßstäben ein Buch für Kinder zu bewerten. Wir können es auf verschiedenen Ebenen beleuchten und auseinandernehmen, wir können sagen, dass mute ich meinem Kind nicht zu, wir können uns über Schreibstile oder Inhalte ärgern aber wir können und sollten nicht (bis auf wenige Ausnahmen) für unsere Kinder entscheiden, ob etwas gut oder schlecht ist. Ich mag zum Beispiel die verkitschten Disneyillustrationen nicht, trotzdem dürfen meine Kinder auch diese Bücher gut finden und ich lese sie auch vor. Wichtig ist, dass Kinder den Kontakt mit dem Buch haben und pflegen. Oft schon war ich zwiegespalten, ob ein bestimmtes Bilderbuch Kindern gefallen könnte oder nicht. Oft schon hat mir ein Buch nicht gefallen. Was ich dann mache (und das schon seit fast 30 Jahren) ich lege das Buch einfach auf einen Tisch und beobachte was passiert. Wie die Kinder sich dem Buch nähern, zu welchem Buch sie greifen etc. und später frage ich sie, wieso sie sich das Buch angeschaut haben, wie sie es fanden etc. Mit den Infos kann ich meine Position zum Buch entweder stärken oder revidieren bzw. neu betrachten.
Und zum Schluss, was dem einen Kind gefällt muss nicht auch dem anderen gefallen. 
Ich sehe das Buch als Anreiz, als Inspiration im Kleinen, als ein Funke der mehr entfachen kann (nicht muss).
Es ist vielfältig und divers, was ich auch sehr schön finde. 
Es ist für den Kita Bereich oder auch in der U3 Betreuung bestimmt ein nettes Einsatzmittel für mehr.
Hier nun aber meine Buchvorstellung.
Ich sage es ja immer, Mitmach-Bücher werden von den Kindern heißgeliebt. Es sind die Bücher, bei denen sie anhand des Handlungsverlaufes dazu aufgefordert werden, aktiv dem Erzähler oder Protagonisten in der ein oder anderen Situation zu helfen.
Marisa Hart jedoch hat das Mitmachbuch noch einmal neu interpretiert und ein völlig eigenes Konzept entwickelt.
(Bevor jetzt die tausend Stimmen engagierter Erzieher:innen rufen: "....das stimmt doch gar nicht!" Ja, ich weiß im Pädagogikbereich gibt es bereits solche Geschichten, doch werden diese völlig anders präsentiert!)

Was erwartet euch:
Auf jeder Doppelseite findet ihr eine großformatige (über eine Seite) zauberhafte Illustration und dazu eine kleine thematische Geschichte, die durchaus auch auf der nächsten Doppelseite weiter gehen kann.
Die Geschichten sind alle samt einfach gehalten, so dass selbst jüngere Kinder sie sofort verstehen und alle regen an selbst etwas dazu zu erzählen. Da ist z.B. Nils das kleine Nilpferd. Nils probiert eine "leckere Gemüse-Pizza mit roten Tomaten, grünen Basilikum-Blättern, weißen Pilzen und lila Zwiebeln." Ihm schmeckt die Pizza so gut, dass er sie ratzefatz aufisst.
Eine Begebenheit, die jedes Kind nachvollziehen kann. 
Klar, dass die Kinder sofort Bilder im Kopf haben von ihrer Lieblingspizza, oder eine Meinung zu Tomaten, Basilikum, Pilzen oder Zwiebeln.
Klar auch, dass die Kinder z.B. rufen: "So mag ich die Pizza auch!", "Meine Lieblingspizza ist mit.....", "..ich mag keine Tomaten und Zwiebeln auch nicht....".
Ihr seht was so eine scheinbar banale kleine Geschichte in wenigen Sätzen auslösen kann. Und genau das ist es was die Autorin und Mama von 4 Kindern auch möchte. Sie möchte Anreize geben. Anreize mit anderen ins Gespräch über die Geschichte, den Inhalt. Sie möchte das man sich durch genau solche Anreize und Äußerungen besser/ näher kennenlernen kann, sie möchte Kinder inspirieren zu erzählen, Fragen zu stellen, selbst Geschichten zu erfinden.
Wie könnte es mit Nils dem kleinen Nilpferd weiter gehen? Was meinst du? Hat es vielleicht noch Hunger auf eine zweite Pizza? Oder ist es vielleicht jetzt so satt, dass es ganz müde ins Bett fällt oder erst einmal irgendwo in der Hängematte ein Mittagsschläfchen machen möchte?
Erwachsene können auf die Reaktionen der Kinder eingehen und Gespräche lenken. Sie können aber auch durch gezielte Fragen den Denkprozess und die Kreativität der Kleinen herausfordern.
Alles ist möglich. Nichts muss aber vieles kann.
Es gibt aber auch Geschichten im Buch, die Kinder konkret auffordern etwas zu machen.
Da lernen wir zum Beispiel Frida Fledermaus kennen. "Frieda liebt es, die Welt im Flug zu erkunden."  Doch manchmal "stellt sie sich auch vor, wie es wohl wäre, mit einem tollen Fahrzeug unterwegs zu sein." Wie wäre es wohl mit einer Lokomotive, einem Heißluftballon oder.... .
Auf die Kinder wartet ein Bild voller Fahrzeuge und Fluggefährte.
Hier wird später konkret die Aufforderung gemacht:
"Sieh dir alle besonderen Fahrzeuge an! Mit welchem davon wärst du gern mal unterwegs? Und weißt du auch, wohin du reisen würdest?"

Soraya, die kleine Schildkröte und ihre Freunde haben festgestellt, dass sie alle dich sehr verschieden sind. Jeder hat ein besonderes Merkmal.  Hier werden die Kinder anhand von Sorayas Geschichte nicht nur inspiriert darüber nachzudenken was sie auszeichnet, welche Merkmale, Eigenschaften etc. man selbst hat, sondern auch konkret dazu befragt. 
Hier werden Denkanstöße geliefert sich mit einer konkreten Thematik auseinander zu setzten.
Ihr seht, das Buch ist sehr breit und vielfältig aufgestellt.
So vielfältig wie die 6 Freunde, die hier immer wieder Neues erleben und erzählen. Ob Nils Nilpferd, Soraya die Schildkröte, Frieda Fledermaus, Katzenbär Kasimir oder Stinktier Smilla und Knut das Fantasietier, sie alle werden schnell zu Freunden, denen man neugierig zuhört und sich nur allzu gerne von ihnen einladen lässt selbst etwas über sich zu erzählen.
Besonders schön fand ich das der Bereich Vielfalt und Diversität ganz spielerisch und einfach normal mit einfließt. Wie zum Beispiel beim kleinen Katzenbär Kasimir, der überlegt was er anzieht. Wir sehen seine Garderobe, ein wilder Mix aus Hosen, Pullis, Kleidern etc. er überlegt und entscheidet sich für ein Kleid. Punkt. Es ist einfach so. Kein oh, Kasimir trägt ein Kleid oder ähnliches, sondern einfach dem Katzenbär war nach einem Kleid also zieht er ein Kleid an.
Diese Selbstverständlichkeit ist toll, ich sagen aber auch, dass die Reaktionen der Kinder vielfach noch alten Denkmustern entsprechen und gekichert wird oder auch gesagt wird: "Ein Junge kann dich keine Kleider anziehen." 
Aber auch das ist dann wieder ein Anlass mit Kindern ins Gespräch zu kommen.

Das Buch in Gänze vorzustellen, macht keinen Sinn, es ist einfach zu schön, um alles zu verraten. Dennoch möchte ich euch noch ein paar Einblicke geben, und zwar in unsere Lieblingsseiten.

Da ist zum Beispiel Knut, das Fantasietier.
Knut hat eine Vorliebe für Zuckerwatte und stellt sich vor wie schön es doch wäre, wenn Zuckerwatte an Bäumen wachsen würde. 
Ein Zuckerwatte-Baum, das wäre auch etwas für uns. Und wie sieht das bei euch aus? träumt ihr auch von einem Zuckerwattebaum?
Neulich habe ich bei Chris von Zweipapas einen riesengroßen Lutscherbaum gesehen, der war ja schon toll, da wäre ein Zuckerwattebaum doch die perfekte Ergänzung.
Merkt ihr, wie ihr zu fantasieren, zu träumen beginnt?
Genauso geht es den Kindern und zack habe ich euch wieder das Prinzip des Buches erklärt. Übrigens bei uns wurden die Kleinen sehr kreativ und haben Zuckerwattebäume zu Papier gebracht. Das geht ganz einfach. Ein Blatt Papier, ein paar Stifte, Wasserfarben oder Tonpapier mit denen ihr einen Baum malen oder basteln könnt und dann braucht ihr noch jede Menge bunte Märchenwolle (oder Wattebäuschchen) und Kleber, mit dem ihr die "Zuckerwatte" an den Baum kleben könnt.
Es könnte aber auch sein, dass die Kinder weiter fantasieren und aus dem Zuckerwattebaum ein Schlaraffenlandbaum wird. Kettenreaktion und Gedankenkarussell inbegriffen!

Frieda Fledermaus liebt es nicht nur das Fliegen, sondern sie sammelt auch für ihr Leben gern schöne Dinge. Die Dinge erinnern sie oft an bestimmte schöne Begebenheiten oder Orte. Und neulich hat sie sogar mit einigen ihren Sammlerstücken einen Traumfänger gebastelt.
Na, kommen euch gleich Gedanken dazu? Die Kinder erzählen was sie sammeln, was sie schon alles zuhause haben, wieso sie die Dinge gesammelt haben...... . Und natürlich bekommt man gleich Lust einen Traumfänger zu basteln.
So genug erzählt und verraten. Besorgt euch das Buch und euch und den Kindern wird es nie wieder langweilig, denn das Buch ist nicht nur sehr fantasievoll und vielseitig aufgestellt, sondern hat auch für viele Gelegenheiten die richtige Geschichte. Ob es ums Verreisen geht, oder das Schlafengehen, um die Jahreszeiten, um Gefühle, Grimassenschneiden oder Einkaufen im Hofladen, ob Gärtnern oder körperliche Wahrnehmung, ihr werdet wirklich überrascht sein, was euch hier erwartet. 
Herrliche Geschichten und zauberhafte Illustrationen in Kombi mit unendlich viel Möglichkeiten Geschichten zu entdecken, Geschichten zu erzählen, einander kennenzulernen oder auch zu basteln warten auf euch.
Bleibt mir nur euch viel Spaß zu wünschen.
p.s. Etwas schade finde ich allerdings, dass es so gut wie kleine Interaktion unter den Freunden gibt. Bis auf den Anfang und das Ende sieht man sie nie zusammen. Zwar gibt es ganz selten mal ein Bild mit zwei der Freuden, aber in der Regel erlebt jeder für sich seine Geschichte. Gut, man könnte sagen, dass es ja um das Thema "So bin ich" geht, doch mal ehrlich was wäre ich (wären wir) ohne die Freunde.