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Die Welt da draussen

 

Bildquelle: Bohem Press
Die Welt da draussen
von Jessica Meserve
40 Seiten
1. Aufl. Januar 2022
ISBN: 9783959390989
Bohem Press
16,95€
Eine einfühlsame Geschichte die zeigt, das es sich lohnt Mut zu haben, die Welt zu entdecken und aus seiner Komfortzone heraus zu gehen
Die Welt da draußen wartet darauf entdeckt zu werden!
Für Kinder ab 4 Jahren

Das kleine Kaninchen lebt gut und zufrieden in seiner Kaninchen-Umgebung, in die er hinein geboren wurde. Es kennt jeden Stein, jeden Platz und die Gefahren die lauern können. Kaninchen sind Tiere, die sich an das halten was alle Kaninchen so machen und sind am liebsten unter sich. Was sie alles am liebsten machen, was sie ausmacht, damit beginnt diese Geschichte, die viel über die Kaninchenwelt preis gibt und dennoch sehr eintönig und unspektakulär ist. Doch das Blatt wendet sich denn das ein kleine Kaninchen ist anders als die anderen. Es ist neugieriger und auch wenn es die vielen Schilder in seiner Umgebung kennt, die sein Leben bestimmen sollten ist es mutiger. Von allein wäre es vermutlich trotzdem in seiner Kaninchenumgebung geblieben doch die Aussicht eine besonders schöne, große Möhre zu bekommen lässt es waghalsig werden. Es versucht sie zu angeln. Es reckt und streckt sich auch in das Gebiet in das ein Kaninchen nicht gehen sollte und plötzlich passiert, was nicht passieren sollte, wovor alle Schilder und die Kaninchenweisheiten warnten, er fällt und fliegt und gerät in Gebiete, wo Kaninchen nicht sein sollten, wo Gefahren lauern. Er wird von einer Stelle zur anderen katapultiert und da ist nichts Kaninchenhaftes. Es wird gefährlich und alles andere als gemütlich. Als er zur Besinnung kommt und sich erst einmal in Sicherheit wähnt weil zumindest kein anderes Wesen in Sicht ist, ist es erleichtert, nur plötzlich steht etwas vor ihm, das kein Kaninchen ist. Das gefährliche Krallen und einen langen Rüssel hat. Sofort sucht das Kaninchen das Weite. Das das Tier sich in guter Absicht genäherte, kommt ihm nicht in den Sinn, viel zu fest sitzen die Sprüche mit denen das kleine Kaninchen bislang groß geworden ist und die Angst vor allem Fremden geschürt haben. Das Kaninchen rettet sich in einen dunklen Bau. Es friert und hat Hunger und zittert vor Angst. Wie sollte es auch wissen, das es da draußen jemanden geben könnte, der es gut mit ihm meint. Es hatte so etwas nie gelernt, so etwas noch nicht erlebt. Alles was Nicht-Kaninchen war ist böse, das ist ihm beigebracht worden, das ist ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Nie hatte es das hinterfragt. Nie wäre ihm der Gedanke gekommen, das es falsch ist. Doch dann geschieht etwas, das ihn grübeln lässt. Plötzlich rollt etwas in die Höhle, das sehr köstlich riecht und aussieht. Es ist keine Möhre, also nichts für Kaninchen, und doch hat es den Mut das runde Etwas zu probieren und stellt fest das es es so unglaublich lecker ist, viel leckerer als Möhren. Und dann beginnt ein Denkprozess, der erstaunlich ist. Das Kaninchen überlegt: Wenn es etwas gibt, das so köstlich schmeckt und keine Möhre ist, vielleicht gibt es dann auch Nicht-Kaninchen, die nicht gefährlich für Kaninchen sind. Vielleicht gibt es Nicht-Kaninchen, die seine Freunde werden können.
Und so traut es sich aus seinem Bau hinaus. Ein mutiger Schritt, der sein ganzes Leben verändert. Ein mutiger Schritt, der sein Leben reich und glücklich macht. Was das Kaninchen erlebt, wen es alles kennenlernt und was es mit den neuen Freunden macht, das verrate ich natürlich noch nicht. Nur so viel sei verraten, es verändert sich nicht nur das Leben des kleinen Kaninchens.
Diese sehr ereignisreiche, gefühlvolle Geschichte bietet viel Gesprächsstoff, denn sie zeigt, dass man über den Tellerrand hinaus gucken sollte, das an offen sein sollte für Neues und Fremdes, das man sich selbst ein Bild, eine Meinung machen sollte und nicht immer nur das glauben sollte, was andere sagen. Es ist kein Aufruf leichtsinnig zu sein sondern vielmehr ein Perspektivwechsel, der manchmal einfach wichtig ist um  sein Glück zu finden. Dazu gehört Mut und mutig war das Kaninchen, wenn gleich es ehr eine Art Verkettung von Ereignissen war, die dazu geführt haben, das es sich getraut hat mutig zu sein. Zuweilen bedarf es wohl einem Schubs um glücklich zu werden. 
Jessica Meserves Geschichte, die sie auch selbst illustriert hat, ist eine Geschichte, die mitreißt, die von der Dynamik der erzählenden Handlung in Kombination mit den lebhaften, ausdrucksstarken, feinen Zeichnungen lebt. Die sanften Farben in Verbindung mit den weichen Zeichenstrichen und einer oft besonderen Feinteiligkeit sind absolut genial. Sie nehmen einen auf ihre eigene Art mit in die Geschichte, lassen einen hier hin und dort hin schauen. Es gibt viele Schilder, die wir lesen müssen, die zusätzliche Informationen bereit halten, die Handlung intensivieren, oder sie noch dynamischer machen, die Sprüche bereit halten, die von Vorurteilen nur so strotzen oder dem Kaninchen Angst machen sollen. Dumme Sprüche, die im Laufe des Geschehens lächerlich wirken aber erst einmal Spannung aufbauen. Bild und Text werden hier in jeder Hinsicht zu einer Einheit, die so ineinander verschmelzen, das man später nicht mehr sagen kann woher man die ein oder andere Information hatte.
Schaut man sich das Buch mit Kindern an, bekommt man schnell mit, wie sehr die Kleinen in der Geschichte mit gehen. Mit den Augen von einer Entdeckung zur nächsten schauen und von der Dynamik förmlich mitgerissen werden, als würden sie mit dem Kaninchen ins Loch fallen und von einer zur anderen Station katapultiert werden. Sie sind aufgeregt, wollen alles sehen, nichts verpassen. Sie sind gespannt was auf der nächsten Seite auf sie wartet, wie es weiter, und weiter geht. Es gibt Momente, da kommt alles so ins Rollen, das man sich nicht vorstellen kann, das es auch wieder ruhiger wird. Wenn dann die Verweilphase einsetzt bemerkt man wie sich langsam auch die körperliche Anspannung der kleinen Leser löst. Und da wird einem als Beobachter und Vorleser erst so richtig bewusst wie intensiv die Bilder die Kinder mit ins Geschehen genommen haben. 
Das relativ leise und unscheinbare Cover sieht man nach dem Lesen mit ganz anderen Augen. "Niemand würde erwarten, das sich hinter dieser Illustration ein großes Abenteuer verbirgt, ehr ein kleines, aber niemals ein so Großes", sagte ein Grundschulkind zu mir und hat damit nicht so ganz unrecht.
Also auf ins Abenteuer. Ein Leseabenteuer voller Mut und unvorhersehbarer Ereignisse.