Kinderbuchkiste : Das Katzenhuhn

Bildquelle: Thienemann Esslinger Verlag

Das Katzenhuhn

Geschichten von einem sehr besonderem Bauernhof

von Bernhard Hoecker und Eva von Mühlenfels

mit Bildern von Dominik Rupp

136 Seiten

1. Aufl. 27. August 2022

ISBN: 978-3-480-23798-2

13,00€

Zum mutig sein ist es nie zu spät!

Wie ein scheuer, etwas bequemer Hahn

zum Helden des Bauernhofs wird.

8 witzige, turbulente Vorlesegeschichten für Kinder ab 4 Jahren

und natürlich auch zum Selberlesen

Willkommen auf dem Nordhof und den Geschichten von Hahn Timme,

der ein ehr ein schüchternes, gemütliches Leben führt und nur allzu gerne von den Mäusen Cosmo und Feuerfunke geärgert wird, bis er eines Tages.......

Aber der Reihe nach

"Zwischen Wiesen und Wäldern, am Ende eines Feldweges, liegt der Nordhof. Auf dem alten Bauernhof dösen die Hoftiere in der warmen Nachmittagssonne. Hier und da hört man ein leises Schnauben und Schmatzen. Alles ist friedlich." (Zitat)

So beginnt die erste Geschichte vom Nordhof und einem ganz besonderen Hahn, einem ehr schüchternen, etwas mutlosen, und vielleicht auch etwas bequemen Zeitgenossen.

Hahn Timme hat es wahrlich nicht leicht. Am liebsten liegt er in seinem schönen Heubett auf dem Dach des Hühnerhauses. Dort hat er sich zwischen zwei abgebrochenen Dachziegeln ein wunderbar weich gepolstertes, gemütliches Bett gebaut. Doch leider wird er viel zu oft von den frechen Mäusen Cosmo und Feuerfunke geärgert und sogar beraubt.

So auch an diesem Tag als die erste von 8 Vorlesegeschichten mit ganz besonderen Abenteuern rund um Hahn Timme und dem Nordhof beginnt.

Der Tag beginnt damit, dass Timme unsanft aus seinem Heubett fällt. Doch damit nicht genug nutzen die frechen Mäuse die Gunst der Stunde und klauen ihm sein weiches Heubett. Sie haben keinerlei Angst geschweige denn Respekt vor dem Hahn, denn sie wissen nur zu gut, dass er sie nicht fangen kann, und überhaupt, was sollte ein Hahn einer Maus schon tun können. Bei einer Katze, ja, da wäre das etwas anders aber ein Hahn, noch dazu Timme, da besteht keine Gefahr.

Timme ist entsetzt und sauer und nimmt natürlich sofort die Verfolgung auf, wohlwissend das er vermutlich wieder einmal den Kürzeren ziehen wird. Meine Lesekinder sind sich nicht so ganz sicher, ob Cosmo und Feuerfunke nicht für Timmes unsanftes Herausfallen aus dem Bett verantwortlich sein könnten. Haben sie vielleicht versucht ihm das Heubett unter seinem Hähnchenpopo weg zu ziehen? Wir wissen es nicht, aber genau dieser Vorfall ist exemplarisch für den Erzählstil von Bernhard Hoecker und Eva von Mühlenfels. Er lässt immer irgendwo noch Raum für eigene Fantasien, Gedanken und kleine Gedankengeschichten.

Nun gut.

Timme nimmt die Verfolgung der Mäuse auf und landet Platsch im Matsch. Das wiederum bleibt einigen Tieren auf dem Hof nicht verborgen. Und wie heißt es so treffend: "Wer den Schaden hat muss für den Spott nicht sorgen!" Die Graugänse Grimm und Gram machen sich erst einmal lustig über Timme, denn der Schnellste ist er nun mal nicht und jetzt auch noch dreckig.

Aber Timme lässt sich davon nicht die Laune verderben. Er beschließt sich neues Heu zu holen. Vorher will er sich erst einmal am Teich sauber machen. Auf dem Weg dahin begegnet er dem kleinen Kaninchen Pünktchen und spielt kurz ein wenig mit ihm Verstecken und dann trifft er auf seinen Freund Max, den Maulwurf, der eine besondere Entdeckung gemacht hat, die er Timme unbedingt zeigen muss. Es ist ein altes Holzschild, auf dem etwas steht, doch was das wissen beide nicht denn keiner von ihnen kann lesen. Gut, dass es Karpfen Baldrian gibt, der des Lesens mächtig die Buchstaben vorliest. "IS-TE" steht da, doch was soll das bedeuten. Schnell versteht Max, was es heißen soll. Bestimmt heißt es Kiste. Er muss nur den Rest des Schildes finden dann wissen sie was wirklich gemeint ist. Baldrian ruft noch: "Oder Kartoffelkiste. Oder Buckelpiste. Oder auch Einkaufsliste." Wort- und Sprachspielereien, Reimen sind typisch für den Erzählsti des Autorenpaars und machen nicht nur Spaß, sondern stecken an. Hier kann wirklich niemand ruhig bleiben. Jeder versucht ganz automatisch mitzureimen und noch etwas zu finden. Und genau das ist es, was die Geschichten dann so lebendig und intensiv wahrnehmbar machen.

Wie es mit der "IS-TE" weitergeht müsst ihr selbst herausfinden.

Auf jeden Fall klettert Timme irgendwann auf den Heuboden, um sich neues Schlafheu zu besorgen und ob ihr es glaubt oder nicht entdeckt er dabei ein Katzenkostüm. Wie er es entdeckt und welche Versuche der Hahn macht mit der vermeidlichen Katze in Kontakt zu kommen ist äußerst amüsant aber wie gesagt, dass solltet ihr selbst lesen.

Timme ist so begeistert von dem Kostüm, das er es versucht anzuziehen und schon während er Stück für Stück in das Kostüm schlüpft, bemerkt er erstaunliche Veränderungen an sich. er kann plötzlich viel weiter und besser sehen. Er kann viel besser hören und als er dann auch noch seine Flügel in die Vorderbeine steckt, da...... (ja, abwarten und selber lesen!)

Auf jeden Fall kann man sagen, seit Timme in dem Kostüm steckt hat er Fähigkeiten, die ungeahnte Möglichkeiten bieten. Es ist für ihn nicht so ganz leicht sich an sie zu gewöhnen, vor allem mit der Fortbewegung ist es Angangs etwas schwierig, doch Timme lernt schnell und so kommt es, dass im weiteren Verlauf der Geschichte aus einem schüchternen, nicht all zu schnellen Hahn eine mutiges, flinkes Katzenhuhn, ein Held wird. Wie Timme zum Katzenhuhn wird, beziehungsweise wie die Wortschöpfung entsteht, das erfahrt ihr natürlich nur, wenn ihr die Geschichte lest. Und dann erlebt ihr auch, wie die beiden frechen Mäuse Cosmo und Feuerfunke das erste Mal richtig Angst bekommen.

Timme und Timme Katzenhuhn erleben viele Abenteuer, den als Katzenhuhn ist er mutig und risikofreudig. "Fast wie Supermann" sagt eines der Kinder in der Vorleserunde und genauso ist es. Timme Katzenhuhn, rettet Kaninchen Pünktchen vor Ertrinken, er.... ach nein, wie war das noch, ihr sollt ja selber lesen.

Auf jeden Fall warten auf euch 8 tolle, ereignisreiche, Geschichten, mit viel Witz und Mut, mit vielen Wort-und Sprachspielereien, mit amüsanten Situationen, tollen eigenwilligen, sehr individuellen Charakteren, die einen immer wieder schmunzeln lassen, und vor allem auch mit fantastischen, meist witzigen, aber immer sehr originellen Illustrationen, die nicht nur zum Verweilen und näher betrachte einladen, sondern bei näherer Betrachtung auch noch kleine Randgeschichten erzählen, die immer im Auge des Betrachters entstehen und auch hier die Fantasie anregen.

Timme als Katzenhuhn ist der Retter und Held des Nordhofs geworden und zeigt, was viele Erwachsene wissen und Kinder mitunter auch schon festgestellt haben. Wenn man sich verkleidet, in eine Rolle schlüpft dann hat (oder sollte ich besser sagen, entdeckt) man zuweilen ungeahnte Fähigkeiten, die in einem schlummern. Ich werde diesen psychologischen Aspekt hier nicht weiter ausführen, es geht hier schließlich um eine Buchvorstellung, doch erwähnen wollte ich es schon, denn dieser Aspekt ist ein wunderbarer Anknüpfungspunkt für spätere Gespräche mit den Kindern, die im Grunde von ganz allein kommen, denn schon Kinder ab 3-4 Jahren verstehen sehr genau, was mit Timme im Kostüm des Katzenhuhn passiert. Verkleidet, in Kostüm hat man ein mitunter ein anderes Körpergefühl und auch ist auch emotional gestärkt, vielleicht mutiger, vielleicht aber auch ruhiger. Je nach Kostüm und das, was es verkörpert.

Mir ist es aber wichtig zu betonen, dass dieses wundervolle Buch zum Vor- und Selberlesen einfach ein grandioser, mitreißender Lesespaß ist, der auf vielerlei Weise einfach nur begeistert. Der mitreißende Erzählstil, der Raum für Fantasie und eigene Geschichten, die vielen tollen eigenwilligen Charaktere und Namen, die vielen witzigen Situationen, der Wortwitz, das Spiel mit Sprache, was einfach ansteckt und die hinreißenden Illustrationen, die ebenfalls Raum für eigene Geschichten bieten und die Fantasie anregen, sind nur einige der Gründe, wieso ihr das Buch unbedingt selbst entdecken solltet.

Dominik Rupps Illustrationen sind das Tüpfelchen auf dem i. Ohne seine lebendigen, vor Dynamik und Situationskomik strotzenden Szenen wären die Handlungsverläufe nur schwer erlebbar. Zwar bilden sich beim Zuhören eigene Bilder im Kopf, doch das, was der Illustrator hier für seine Leser erschaffen hat, ist viel, viel mehr als nur Bilder zu einer Geschichte.

Schaut euch mal die hinreißenden Gesichtsausdrücke an. Diese Mimik und Gestik, ist einfach soo toll.

Dominik Rupp hat hier wirklich eine eigene Bilderwelt geschaffen, die mitreißt und in denen sich Selberleser auch verlieren und eine Lesepause machen können.

Am Ende können wir gar nicht sagen, ob wir in ein Vorlesebuch oder Bilderbuch geschaut haben. Seine Bilder sind immer präsent, auch wenn wir das Buch längst zugeklappt haben.

Ein Problem für die Vorlesenden unter euch gibt es dann allerdings doch noch mit dem Buch.

8 Kapitel auf 136 verteilt. Gut da kann man jeden Tag ein Kapitel vorlesen, ja das könnte man so planen und denken, doch selbst wenn sich euere Kinder ganz eventuell mit einer Geschichte pro Tag zufriedengeben, ich fürchte euch ergeht es wie mir. Ihr werdet das Buch nicht weglegen können, bevor ihr es komplett gelesen habt.

Daher mein Tipp, fangt nicht an zu lesen, wenn ihr gleich noch die Kinder von der Kita oder Schule holen, müsst. Es könnte sein, dass ihr euch dann erheblich verspätet, weil ihr übers Lesen die Zeit vergessen, habt.

In diesem Sinne wünsche ich euch genauso viel Spaß mit dem Buch wie ich hatte (und noch viel mehr)!

Ach so, ich vergaß, die Frage kommt bestimmt wie ist das mit dem Selberlesen? Ab welchem Alter?

Um es kurz zu machen, das Kind sollte etwas Leseerfahrung haben aber vor allem Spaß am Lesen. Mehr Voraussetzung bedarf es nicht.

Und die, die noch Lesemuffel sind, die könnt ihr mit diesen Geschichten bestimmt zum Selberlesen motivieren.

Lest einfach für euch und kichert dabei zwischendurch (natürlich an den passenden Stellen) laut. So weckt ihr die Neugier der Mufflons und wenn sie wissen wollen, wieso ihr lacht, dann lest doch einfach die Stelle vor.

Ihr könnt sie ja auch zusammenlesen. Wer einmal vom Katzenhuhn gehört hat, der will alles erfahren. So einfach ist das und klappt "fast" immer.

Hier noch die nüchterne sachliche Darstellung

Für Selberleser?

Ja!

Auf Grund des klaren Textbildes mit deutlichem Schriftbild bei dem sowohl die Schriftgröße als auch der Zeilenabstand ein leichtes Lesen ermöglichen und dem hohen Bildanteil ist das Buch auch für junge Selberleser geeignet. 136 Seiten sind hier auf 8 Kapitel verteilt. Jedes Kapitel kann für sich gelesen werden, so dass die Einteilung in Kapitel auch die Möglichkeit einer "natürlichen" Lesepause bietet.

Damit du einmal einen Eindruck von der Geschichte, der Gestaltung des Buches und der Textmenge bekommst zeige ich dir hier zwei Seiten. Viele der Doppelseiten bestehen aus einer seitenfüllenden Illustration und einer Seite Text. Einige sind etwas weniger raumfüllend illustriert, jedoch kann man sagen, dass der Bildanteil, vor allem auch mit großformatigen Zeichnungen sehr hoch ist.

Und dann wäre da noch die Frage aller Fragen, die nach dem Vorlesen immer wieder kommt

"Wieso heißt es Katzenhuhn und nicht Katzenhahn?"

wo Timme doch ein Hahn und kein Huhn ist.

Wie beantwortet ihr diese Frage?

Ich versuche es mit:

"Wir sprechen von dem Huhn im Allgemeinen.

Dazu gehört der Hahn und die Hennen.

Und mal ehrlich wie klingt das denn Katzenhahn?
Das klingt doch fast wie Wasserhahn!

Oder erinnert an Katzenhai!

Katzenhuhn klingt da doch viel, viel besser, oder meint ihr nicht?"

Natürlich hat es sich Bernhard Hoecker nicht nehmen lassen, seine Leser selbst neugierig auf das Buch zu machen und zum Buch gegriffen, um dir ein wenig vorzulesen