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Der Brüller

Bildquelle: Coppenrath Verlag
Der Brüller
Oder: Wie dem Löwenkönig das Brüllen verging
von Yvonne Semken
40 Seiten
1. Aufl. 01. Juli 2023
ISBN: 978-3649645221
Coppenrath Verlag
15,00€
Laut sein, zum Fürchten sein, majestätisch sein, ist das wichtig?
Ist es gut wenn anderen vor einem Angst haben?
Auf euch wartet eine zauberhafte Bilderbuchgeschichte, in der ein ausgewachsener Löwenkönig viel von seinem Sohn und seinen Freunden lernt, und
 zum umdenken bewegt wird.
Auch Erwachsene können noch dazulernen oder sich ändern.
Eine zauberhafte Geschichte über Freundschaft, bei der Kinder so ganz nebenbei einige Savannentiere kennenlernen werden
Für Kinder ab 3 Jahren
Manchmal lernen Eltern von ihren Kindern.
Manchmal müssen selbst mächtige, majestätische Könige Fehler eingestehen.
Manchmal ist leise einfach besser als laut.
Der Löwenkönig ist mächtig und stolz. Sein Gebrüll ist angsteinflößend. Er meint er verschafft sich so Respekt und genau das will er an seinen Sohn weitergeben. Brülle laut, sehr laut, so verschaffst du dir Respekt.
Doch ist dem wirklich so? Und was ist das für ein Respekt, der aus Angst geboren ist?
Leonidas der Löwenkönig in dieser Geschichte brüllt so laut, dass alle Angst vor ihm haben. Wenn er brüllt, sind alle still.
Doch sein Sohn Leo mag nicht laut brüllen. Er mag es auch nicht lernen. Er möchte nicht das alle Angst vor ihm haben. Er möchte viel lieber mit all seinen Freunden zusammen sein und das ganz ohne Angst.
Er möchte mit ihnen im Fluss planschen, Verstecken spielen, toben und gemeinsam Spaß haben. Gemeinsam ist das Zauberwort. Gemeinsam und miteinander, das ist für Leo wichtig. Und das sind nicht nur die Flausen eines Löwenjungen, der Spaß haben möchte. Das ist eine innere Einstellung, die Leo lebt und weitertragen möchte, denn seine Freunde sind ihm viel Wert. Er möchte nicht, dass jemand Angst vor ihm hat.
Nicht als Löwenkind und erst recht nicht als späterer Löwenkönig.
Das wiederum gefällt dem Löwenkönig ganz und gar nicht.
"Als König musst du der Lauteste sein, der wildeste, der Stärkste sein! Dann machen alle, was du willst!" (Zitat) sagt er und ist mehr als ungehalten, dass Leo keine Anstalten macht sich zu bemühen.
Als Leo dann auch noch davonläuft, um mit seinen Freunden im Schlamm zu baden wird Leonidos so sauer, dass nicht nur sein lautestes Brüllen ertönen lässt, sondern auch noch los sprintet um den ganzen Spaß ein Ende zu setzten. Wütend läuft er los, schubst Leon Freunde sehr unsanft zur Seite und springt auf seinen Sohn zu. Doch es endet ganz anders als er sich das gedacht hatte. Sein Sprung endet im Matsch. 
Ihr könnt euch sicher vorstellen wie verärgert der Löwenkönig nun ist. Er versucht sich aus dem Matsch zu befreien, was Yvonne Semken in wundervollen Bildsequenzen einfängt, doch all seine Bemühungen sind vergeblich. Leo bietet ihm seine Hilfe an, doch Leonidos ist viel zu stolz um sich ausgerechnet von seinem Sohn helfen zu lassen.
"Ich bin der König, ich schaff das allein!
Ich verbiete dem Schlamm, schlammig zu sein!"(Zitat)
Dass das nichts nützt, dass wissen selbst die Jüngsten, doch so ein stolzer Löwenkönig würde ja nie zugeben Hilfe zu brauchen.
Oder vielleicht doch?
Ohne zu viel zu verraten, Leonidos bekommt Hilfe und lässt sie auch zu. Leo und seine Freunde setzten alles daran den Löwenkönig zu befreien und werden dabei sehr kreativ, was die Bilderbuchmacherin wiederum in zahlreichen tollen und sehr lebendigen Bildern eingefangen hat, die nicht nur unglaublich ausdrucksvoll sind, sondern auch voller Lebendigkeit und Situationskomik. Besonders Leonidos Gesichtsausdrücke sind einfach grandios und so lustig anzusehen.
Ihr wollt wissen, wie die Geschichte ausgeht?
Ja dann schaut ins Buch, taucht in die Handlung und Bilder ein und erlebt wie der mächtige Löwenkönig, vor dem alle Angst haben und der alles dafür tut, damit jeder Angst vor ihm hat, zu einem König der Herzen wird.
Ihr glaubt mir nicht?
Wartet ab und seht was Yvonne Semken euch zu erzählen hat.
Auf euch wartet eine wundervolle Geschichte mit großartigen Illustrationen, die nicht nur voller Lebendigkeit und Ausdrucksstäke, sondern auch voller herzerwärmender Momente ist.
Neben den wirklich wundervollen Bildern, in denen sich Kinder so richtig verlieren können, ist auch der ganz zauberhaft, sehr melodische Erzählstil der uns immer mal wieder mit Reimen überrascht, die so natürlich sind, dass man das Gefühl hat sie seien zufällig entstanden. Das Gefühl für Sprache und dem Spielen mit Worten spielt hier eine entscheidende Rolle, dass die Geschichte so intensiv empfunden wird. Hinzu kommt, dass Yvonne Semken zu Beginn mehrmals direkt ihre Leser anspricht. Sie führt uns so sehr bewusst in die Handlung hinein und wieder hinaus.
"Kennst du Geschichten, die mit ...Es war einmal..." beginnen?
Diese hier ist keine davon. Denn unsere Geschichte passiert genau in diesem Moment, irgendwo in Afrika, gerade jetzt, wo du es dir in deiner Lieblingsecke gemütlich gemacht hast...."
Und mit genauso persönlichen Worten werden wir Leser auch wieder verabschiedet.
"Das alles ist passiert, während du still und leise vor dich hin geträumt hast....." (Zitat)

Es gibt wenige Bilderbücher, die Lesern so zauberhaft den Weg bereiten, die Tür in eine andere Welt öffnen, einen eine Weile in eine andere Welt eintauchen lassen und später liebevoll wieder in die Realität entlassen, in der wir eigentlich nur den Wunsch haben weiter zu träumen.
Daher ist dieses Bilderbuch auch eine wundervolle Geschichte, um den Tag ausklingen zu lassen.
Jetzt sollte ich bestimmt noch etwas zur Botschaft der Geschichte und ihren Gesprächsanlässen sagen, doch muss ich das wirklich?
Ist nicht alles schon gesagt?
Nun gut.
Die Geschichte bietet viel Gesprächsstoff. Da ist zum einen das Thema Freundschaft.
Leo ist Freundschaft wichtiger als alles andere.
Da ist der Vater, der seinen Sohn in eine Rolle drängen möchte, die dieser nicht will.
Leo möchte nicht ein gefürchteter König sein. Wer will später ein König sein, der für alle da ist. Vor dem niemand Angst haben muss.
Leonidos hingegen hat ein festes Rollenbild, in das er vermutlich selbst schon hineingeboren wurde. Der mächtige König der Löwen, darf nicht schwach sein, darf keine Schwäche zeigen. Respekt = Angst.
Wie dumm das ist, zeigt die Geschichte, in der zur Verwunderung aller Leonidos durch seinen Sohn erkennt, dass es viel besser ist ein König der Herzen zu sein, als ein König der einsam ist, weil alle Angst vor einem haben.
Ja und dann ist da noch die Kreativität und Hilfsbereitschaft, mit der die Tiere dem König helfen.
Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Schubladen-bedienen, Rollenbilder, Respekt etc. all das sind Begriffe, über die man viel sprechen kann, genauso wie über das Thema Generationen und voneinander lernen. Es müssen nicht immer die Eltern Vorbild sein. Manchmal sind es die Kinder, die ihre Eltern eines Besseren belehren. So wie Leo in dieser Geschichte.

In diesem Sinne wünsche ich euch nicht nur ganz viel Lesespaß, sondern auch ganz viel Mut Dinge einmal zu überdenken und gegebenenfalls die eingeschlagene Richtung zu ändern.
Und hier noch die
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