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Bamboo ungeheuerlich

 

Bildquelle: E. Weber Verlag

Bamboo ungeheuerlich
von Karen Nielsen
mit Bildern von Julia Reyelt
24 Seiten
ISBN: 987-3-85253-670-5
E. Weber Verlag
13,30

Eine Geschichte über sich selbst finden, Anderssein
für Kinder ab 2,5 Jahren
Trailer des Verlages

Bamboo, ist eigentlich ein süßer kleiner Kerl mit seinem zottigem, schwarzen Fell aus dem zwei hell gelb leuchtende Augen hervorblitzen genau wie zwei spitze, schneeweiße Zähne, die ein wenig an einen Vampir erinnern. Doch Bamboo ein ein großes Problem, er ist sehr kontaktfreudig und geht gern auf andere zu doch wenn er ihnen zu ruft kommt nur Gebrüll heraus und das finden die anderen ungeheuerlich. Mit einem der so brüllt wollen sie nichts zu tun haben. Mal sind sie verängstigt, mal fühlen sie sich gestört aber immer liegt es nur an dem fürchterlichem Gebrüll. Dabei kann Bamboo doch gar nichts dafür. Er will doch nur nett sein und Hallo sagen.
Bamboo ist fürchterlich traurig und beginnt zu weinen doch alles was die anderen hören ist wieder nur Gebrüll. 
Er versteht nicht wieso die anderen nichts mit ihm zu tun haben möchten. Schlimmer noch er fühlt sich selbst als Ungeheuer.
Doch dann erzählen ihm Chamäleon und Papagei, das er ein Brüllaffe ist und sogar ein wirklich guter mit ungeheuerlich viel Gebrüll. Nur was nützt es ihm wenn er weiß wer oder was er ist wenn alle ihn wegen seines ungeheuerlichem Gebrüll meiden?
In seiner Traurigkeit hört er plötzlich eine liebliche Brüllstimme.
Ob das der Wendepunkt in seinem Leben sein kann. Ob ihn jemand gefunden hat, dem es ähnlich geht?
Das müsst ihr selbst herausfinden.
Es ist nicht immer leicht im Leben, besonders dann nicht wenn man anders ist wie die anderen. Das erleben Kinder auf unterschiedliche Weise und einige sogar mehr als andere. Doch ist Anderssein ein Grund ausgeschlossen zu werden? Bestimmt nicht. Anderssein kann traurig und einsam machen, das erleben wir am Beispiel von Bamboo sehr ausdrucksstark. Die Geschichte zeigt aber auch, das es irgendwo jemanden gibt, der einen so mag wie er ist.  Wir würden sagen zu jedem Topf passt ein Deckel. Doch dürfen wir es uns so einfach machen? Ich denke nicht doch das ist nicht Thema dieses Buches.
Hier soll vielmehr deutlich werden, dass jeder gut ist so wie er ist und das man lernen muss sich selbst zu mögen. Bamboo weiß zunächst nicht wer er ist. Das die anderen ihn meiden mit ihm nichts zu tun haben möchten verletzt ihn, er zweifelt an sich. Ist er wirklich so ein Ungeheuer? Erst als er erfährt das er ein Brüllaffe ist und Brüllen für ihn völlig normal, kann er das Verhalten der anderen akzeptieren. In seiner Traurigkeit kommt dann jemand der genau so ist wie er. Er ist nicht mehr allein. Da ist jemand der die gleiche Sprache spricht, der die gleichen Dinge mag. Jetzt ist Bamboo glücklich und genießt das Leben, weil er erfahren hat, das er liebenswert ist. Weil er weiß wer er ist. Ungeheuerlich gut.
Es ist ein wirklich schönes kleines Buch mit hinreißenden, sehr ausdrucksstarken Illustrationen. Bamboos Traurigkeit ist hier genauso deutlich zu spüren wie das Unverständnis der anderen und die Freude Bamboos. Die Kinder schließen den kleinen Brüllaffen sofort ins Herz. Dank der ganz besonderen Erzählsprache, die von stetigen Wiederholungen lebt und die Kinder direkt anspricht
"Kannst du ihn hören?
Kannst du ihn sehen?"
und "Es ist ungeheuerlich"
gehen die Kinder sehr intensiv in der Geschichte mit und stimmen meist beim zweiten oder dritten Mal schon von selbst mit ein. Dies führt zu einer stärkeren Wahrnehmung der Situation.
Hier ist es so, das die Kinder den niedlichen kleinen Kerl sofort lieben, sie leiden mit ihm, sind auf seiner Seite, grenzen ihn nicht wie die anderen aus. Vielmehr fühlen sie mit ihm, identifizieren sich mit ihm und spüren mitunter die Ausgrenzung die ihrem kleinen "Freund" widerfährt mit. 
Für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren ist Bamboo ein richtig tolles Bilderbuch zum Thema Anderssein, Toleranz und Ausgrenzung.

Wir finden das Buch wirklich sehr empfehlenswert möchten aber etwas anmerken.
Man kann die Geschichte in der es in erster Linie ja um " Sich selbst mögen" ( Ich-Stärkung) geht aber dann auch auf Anderssein und Toleranz hin führen soll auch etwas differenzierter sehen. Das Bamboo von den anderen ausgegrenzt wird weil er anders ist als sie und sie sein Gebrüll ungeheuerlich finden ist eine Sache. Aber ist es wirklich eine Lösung das plötzlich jemand da ist der genauso ist wie er?
Sicherlich ist es toll wenn man jemanden findet der so ist wie man selbst. Sollten aber nicht vielmehr die anderen nachdenken und Bamboo so nehmen wie er ist? Könnten sie nicht vielmehr sagen "Bamboo, du brüllst so fürchterlich, das macht uns Angst, oder das ist uns zu laut!" Dann könnte Bamboo verstehen lernen. Und könnten die anderen nicht sagen, er ist zwar laut aber er ist so wie er ist und wir gewöhnen uns daran?
Muss erst jemand kommen der genau so ist wie man selbst?
Würden wir es in die Menschenwelt transportieren hieße es dann ganz überspitzt, Kinder, die z.B. der deutschen Sprache noch nicht mächtig sind oder nur schlecht deutsch sprechen können dann nur mit Kindern gleicher Muttersprache spielen?
Sicherlich ist das nicht die Botschaft die hier transportiert werden soll. Ich erwähne es weil es in einer Vorlesestunden von einem 5 Jährigen Kindergartenkind thematisiert wurde.
Er sagte:" Ich finde das blöde, Kist ja schön das Bamboo eine Freundin gefunden hat aber die ist ja wie er. Wieso kann Bamboos Freundin kein anderes Tier sein? Ich habe schwarze Haare und schwarze Haut und ich spiele mit Mia. Mia hat rote Haare und ganz helle Haut mit vielen Sommersprossenpunkten. Sie ist anders wie ich und anders wie Lian der hat andere Augen wie wir.?"
Wir haben mit den Kindern ausführlich über die Geschichte gesprochen und versucht den Fokus wieder auf das Ich von Bamboo zu lenken das er so traurig war und an sich selbst gezweifelt hat. Das er gut ist wie er ist. Das verstanden die Kinder. Gleichwohl sind wir auch auf das Thema Integration und Miteinander eingegangen und haben die Geschichte einfach weiter erzählt.
Die Kinder haben Enden erfunden und gemalt.
In ihren Geschichten gehen Bamboo und seine Brüllaffen-Freundin gemeinsam durch den Dschungel. Wieder schimpfen die Tiere doch dieses Mal brüllen die Brüllaffen ganz leise oder gar nicht. Sie verständigen sich mit Zeichensprache, Gebärden, mit einem Lachen und sprechenden Augen. Mit Gesten, die zeigen wir wollen Freunde sein. Und die Tiere verstehen. Sie finden das Gebrüll immer noch nicht schön aber verstehen das die beiden nicht anders können und wer versteht hat keine Angst, akzeptiert und toleriert. Und dann können auch kleine Brüllaffen mit Papagei, Eichhörnchen oder Elefant spielen. Der Elefant trötet ja auch ziemlich laut wenn man mal ehrlich ist. Und auch wenn man keine gemeinsame Sprache spricht kann man gemeinsam spielen.
Uns hat dies gezeigt, des immer wieder Bücher gibt, die Kinder inspirieren und zum nachdenken veranlassen. Das Kinder nicht unreflektiert einfach nur zuhören sondern sich Gedanken machen.
Das finden wir besonders schön!