Bildquelle: arsEdition
Das kleine Wildschwein WILLANDERSSEIN
von Britta Sabbag
mit Bildern von Igor Lange
32 Seiten
1. Aufl. 30.06.2021
ISBN: 978-3-8458-4265-3
arsEdition
15,00€
Sei, so wie du bist denn so bist du genau richtig
Eine zauberhafte Geschichte zum Thema Anderssein, Toleranz und Lebensfreude
für Kinder ab 3 Jahren
Muss man eigentlich immer alles so machen, nur weil es immer so ist?
Wieso kann man eigentlich nicht den Nachtisch zum Frühstück essen?
Wieso kann das kleine Wildschwein nicht ein Röckchen tragen, anstatt von Hose und Pullover?
Wieso muss es sich im Schlamm wälzen, wenn es doch eigentlich viel lieber baden gehen würde?
Fragen über Fragen, die die Eltern des kleinen Wildschweins mit Schulterzucken oder "..weil es immer so war/ weil es immer so ist" beantworten.
Doch damit gibt sich das kleine Wildschwein nicht zufrieden, schnappt sich den Pudding und verspeist ihn kurzerhand zum Frühstück während Vater, Mutter und Schwester entsetzt dem Treiben zusehen.
Und prompt hat seine Mutter auch schon einen neuen Namen für ihn, Wildschwein Willanderssein.
Und Wildschwein Willanderssein macht weiter was ihm Spaß macht. Er zieht das Ballettröckchen seiner Schwester an und tanzt fröhlich durch den raum. Dann läuft er zu Biber und Waschbär an den Fluss und springt, sehr zur Verwunderung der beiden, mit großem Vergnügen ins kühl Nass und planscht was das Zeug hält. Das wiederum gibt Biber und Waschbär zu denken. Wieso muss man eigentlich immer das Gleiche machen? Vielleicht hat das kleine Wildschwein ja Recht. Und so sehen wir die beiden kurz darauf etwas ganz anders machen, als sie sonst machen würden. Doch nicht nur Waschbär und Biber steckt das kleine Wildschwein Willanderssein mit seinem Anderssein an. Und so sehen wir wie Familie Wildschwein sich am helllichten Tag zusammen ins Bett kuscheln um ein Buch zu lesen. Später sehen wir Papa Wildschwein wie er seinem kleinen Wildschein die Hufe lackiert und Mutter Wildschwein ihm einen Zopf macht. Überhaupt, scheint das Anderssein-Fieber ausgebrochen zu sein. Im ganzen Wald sieht man Tiere, die viel Spaß daran haben, einfach einmal das zu machen was sie möchten und nicht das, was einer von ihnen erwartet, weil man es so macht oder immer so gemacht hat.
Britta Sabbag erzählt diese lustige Geschichte mit viel Einfühlungsvermögen, aber auch mit einem kleinen Augenzwinkern. Ob es ein Plädoyer ist einfach mal 5 gerade sein zu lassen, oder einfach mal nur das zu tun, was man gerne mag? Ohne Frage, wer dieses Buch mit Kindern liest sollte darauf gefasst sein, dass die Kinder genau so viel Ideen für einen Anderssein-Tag haben, wie das kleine Wildschwein, und genauso sicher ist es, dass die Kleinen sich kaum davon abhalten lassen werden es auf ihre Art umzusetzen. In der Geschichte steckt aber noch eine Botschaft. Die Botschaft, das jeder gut ist so wie er ist. Und wenn ein Junge einen Rock tragen und durch die Gegend tanzen möchte, ist das genauso oky als wenn ein Waschbär sich einmal so richtig dreckig machen möchte, oder ein Mädchen lieber mit Autos, als mit Puppen spielt. Ob Hufe lackieren oder Zopf tragen. Alles ist oky, wenn man sich dabei gut fühlt. Igor Lange fängt das Geschehen in vielen wundervollen, sehr farbenfrohen Illustrationen ein und visualisiert so was wir uns zwar vorstellen können aber es so richtig nachempfindbar wird es es durch die Bilder. Besonders die Mimik und Gestik der Figuren macht die Handlung so lebendig und lässt uns immer und immer wieder schumzeln.
Es sind nicht nur einfach runde Kulleraugen. Im Zusammenspiel mit Stirn, Nase und Mund entstehen sprechende, ausdrucksstarke, charaktervolle Gesichter, die mal staunen, mal lachen und fröhlich sind, die Entsetzten genauso wie Erstaunen und Ratlosigkeit ausdrücken.
Mit viel Liebe zum Detail erzählt der Illustrator so viele kleine Randgeschichten. Da werden kleine Nebenfiguren zu Hauptdarstellern und wir entdecken etwas, was wir hier nicht vermutet hätten.
(Seht ihr was Familie Wildschwein da für ein Buch lest? Sicher erkennen es viele!)
Wie so oft endet auch diese Geschichte von Britta Sabbag mit einem kleinen Zusatz. Ob Reim oder Lied, "Der Wildschwein-Reim" lässt Raum zum kreativen Umsetzen. Der eine sieht es als lustiges Gedicht, der andere versucht sich daran eine Melodie zu finden auf der man den Wildschwein-Reim singen kann.
Was wir auf jeden Fall aus der Geschichte mit nehmen, ist jede Menge Gute-Laune, die Botschaft, das man selbstbewusst seinen Weg gehen sollte und das es völlig oky ist anders zu sein. Jeder ist anders, jeder mag es anders und genau das macht uns aus. Sein du selbst!
Ein absoluter Lesespaß mit sehr viel Inspiration.
Und bitte denkt nicht es ist ein Freibrief fürs Unfug machen!
Doch lustig zugehen darfs schon, oder?!
Meine Lesekinder hatten auf jeden Fall viele tolle Ideen, was sie gern einmal machen würden. Übrigens: keines der Kinder hat gelacht, als das kleine Wildschwein die Hufe lackiert haben wollte. Gelacht haben sie nur über den Wildschweinpapa, der dem kleinen Wildschwein Willanderssein, die Hufe lackiert, weil der so lustig aussieht mit seiner Brille, hochkonzentriert und mit sichtlich viel Spaß an dem was er da tut.
Meine Lesekinder sind sich einig. Ein Junge mit lackierten Fingernägeln und Rock, das geht, wieso auch nicht, schließlich tragen Mädchen ja auch nicht nur Kleider und viele der Mädchen lieben es zu sägen und zu schrauben und da wundert sich auch keiner.
Ja, ich weiß, meine Lesekinder sind bestimmt nicht repräsentativ, da wir viel über diese Thematik sprechen. Es gibt die Jungen, die Jungen auslachen, die Dinge gerne machen, die man sonst Mädchen zu schreibt, aber genau deshalb gibt es Bücher wie dieses, das ohne pädagogischen Zeigefinger, eine Geschichte voller Vielfalt erzählt. Eine Geschichte, die das Thema Junge in Mädchenkleidung nicht fokussiert betrachtet sondern völlig normal als ein Teil eines großen Ganzen mit einbindet.