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Wenn ich ängstlich bin

 

Bildquelle: Carlsen Verlag
Wenn ich ängstlich bin
eine Geschichte von Nanna Neßhöver
mit Bildern von Eleanor Sommer
32 Seiten
1. Aufl. 27. Januar 2022
ISBN: 978-3-551-52138-5
Carlsen Verlag
15,00€

Ein tolles Mitmachbuch 
zum Thema Angst, 
das Ängste verstehen lässt 
und einen Umgang mit Angst vermittelt
für Kinder ab 3 Jahren
Nana Neßhöver und Eleanor Sommer haben sich schon des Öfteren mit dem großen Thema Gefühle auseinandergesetzt. Nach "Wenn ich wütend bin" und "Wenn ich traurig bin" widmen sie sich nun der Angst. Einfühlsam erzählt Nana Neßhöver, die Geschichte des kleinen Murmeltiers Mumm, der in den unterschiedlichsten Situationen Angst hat, die sich auch immer anders bemerkbar macht. Doch Mumm hat Glück, er trifft auf Freunde, die ihm zeigen wie er mit der Angst umgehen kann und so lernt nicht nur Mumm sondern auch die Kinder Strategien, wie sie sich mit der Angst auseinandersetzten, sie annehmen und mit ihr umgehen können, denn letztendlich gehört die Angst zum Leben dazu. Das Schöne an der Geschichte, die Kinder werden unmittelbar in das Geschehen mit einbezogen. Mal sollen sie etwas ausprobieren, mal werden sie etwas gefragt. Begleitet wird die Handlung von ausdrucksstarken, einfühlsamen, lebendigen Illustrationen in denen Eleanor Sommer sowohl die Angst als auch das Angstlösen sehr schön visualisiert. Gefühle in Bildern festzuhalten ist nicht so ganz leicht. Die Emotionalität insbesondere was in einem vorgeht nach Außen zu transportieren, so dass es nachfühlbar wird ist gerade im Bilderbuchbereich sehr wichtig, damit die Leser sich in die Situation hinein versetzten können, das ist hier gut umgesetzt worden.
Bild und Text bilden eine schöne Einheit.
Mumm, das kleine Murmeltier hat sich beim Versteckspiel in den unterirdischen Gängen des Murmeltierbaus verlaufen. Er ist allein, als er plötzlich ein lautes Pochen hört, das ihm Angst macht. Sein Herz klopft ganz laut vor Angst. In seiner Angst sucht er einen Weg nach draußen. Als er aus dem Gängewirrwar hinaus ins Freie gelangt geht es ihm schon etwas besser, was die Kinder gut nachvollziehen können. Draußen im Hellen, nicht eingeengt und umhüllt von Dunkelheit fühlt man sich gleich freier und leichter. Trotzdem zittert Mumm. Die Angst steckt ihm immer noch in den Knochen. Zum Glück trifft der Kleine auf eine Freundin, die ihn gut versteht und ihm gleich einmal zeigt was sie macht, wenn sie Angst hat. Sie brummt die Angst weg und die Kinder können gleich einmal mit brummen um zu spüren wie es sich anfühlt. Für den Moment und mit seiner Freundin fühlt sich das Brummen erst einmal gut an, doch als er wieder alleine ist klingt das Brummen für Mumm plötzlich auch beängstigend an. Kurze Zeit später trifft das kleine Murmeltier auf den Luchs, der natürlich auch Angst kennt und seine eigene Strategie hat, der Angst entgegen zu treten und wieder können die Kinder mit Mumm den Tipp direkt einmal ausprobieren. Angst hat viele Facetten und macht sich im Körper auf die unterschiedlichsten Weisen bemerkbar, genau wie Glück oder Freude. Mal wird einem heiß und kalt, mal klopft hat Herz schneller, mal werden die Knie weich. Jeder kennt es, genau wie die Tiere, die Mumm nach und nach in den unterschiedlichsten Situationen trifft und die ihm ihre Strategien zeigen mit, der Angst umzugehen. Am Ende versteht er, Angst ist nichts Schlimmes, Angst beschützt einen, warnt einen, mahnt einen zur Vorsicht. Mit einer Strategie kann man mit Angst umgehen lernen. Dabei gibt es nicht den einen Weg mit der Angst Freund zu werden, das zeigen die Begegnungen mit den Tieren in dieser Geschichte. Auch Mumm findet etwas womit der seine Angst in Schach hält. Was das ist verrate ich hier natürlich genauso wenig wie die Tipps der Tiere, die wir alles ausprobieren können. Durch das Mitmachen und die die Einbeziehung des Kindes in die Geschichte setzt sich der Leser automatisch mit der Angst auseinander.
Neben den unterschiedlichsten Strategien der Angst entgegenzutreten ist besonders die Wahrnehmung der Angst, insbesondere die Körperwahrnehmung ein wichtiges Thema dieser Geschichte, da Kinder ihre Gefühle (so auch die Angst) erst kennenlernen müssen. Immer wieder kommen sie in Situationen, in denen in ihnen etwas vorgeht, was sie nicht kennen und das ihnen dann Angst macht oder sie verwirrt.  Bücher wie dieses können Kindern helfen Gefühle kennenzulernen und auch dabei helfen eigene Strategien zu entwickeln mit negativen Gefühlen umzugehen, sie anzunehmen.  Im Nachwort gibt es noch eine wundervolle Hilfestellung und Erklärung der Entwicklungspsychologin Dr. Martina Stotz, die die Geschichte aufgreift und erklärt was Kinder aus dem Verlauf mitnehmen können. Mumm und somit auch die Kinder lernen Strategien auf der körperlichen Ebene kennen in denen zum Beispiel gebrummt werden kann, es gibt aber auch Strategien auf gedanklicher Ebene z.B. das man sich einen schönen Platz vorstellt.
Im Gespräch mit den Kindern können wir aber auch an Mumms Erlebnisse anknüpfen um über die unterschiedlichsten Ängste zu sprechen, die die Kinder kennen. Das geht zuhause genauso wie in der Gruppe. In der Gruppe lernen die Kinder dabei natürlich wesentlich mehr Angstmomente und vielleicht auch Strategien mit der Angst umzugehen, als zuhause, trotzdem ist gerade das Gespräch sehr wichtig. Es ist eine Reflektion, die Angst auch im Nachhinein leichter verstehen lässt. Ausgehend davon kann man mit dem Kind die Situationen noch einmal aufarbeiten und gemeinsam überlegen welche eigene Strategie helfen könnte. Mumm wusste plötzlich was ihm hilft, was ihn mutig und stark sein lässt. Sicherlich finden die Kinder auch etwas für sich.
In Gesprächen mit Kindern zeigte sich, das viele schon ein eigenes Hilfsmittel gefunden hatten, einiges entsprach sogar dem der Tiere. Ob Singen oder an etwas Schönes denken, oder auch sehr beliebt mit den Fingern leicht auf den oberen Brustbereich klopfen, es gibt so viele Möglichkeiten. Habt ihr auch eine Strategie? Oder habt ihr euch noch gar keine Gedanken darüber gemacht? Vieles macht man ja auch intuitiv ohne sich dessen bewusst zu sein.

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