Bildquelle: Coppenrath Verlag
Du gehörst
Eine Geschichte von Antje Szillat
mit Bildern von Marion Goedelt
34 Seiten
1. Aufl. 14 Januar 2019
ISBN: 978-3649628491
15,00€
Eine einfühlsame, anschauliche Geschichte
zum Thema Ausgrenzung, Mobbing, Wut und Respekt gegenüber anderen
Mit Elterntipps
für Kinder ab 5 Jahren
Bereits im Juli 2011 erschien diese Geschichte das erste Mal im Coppenrath Verlag. Damals mit Illustrationen von Miriam Cordes. Nun wurde es neu illustriert. Ob das nötig war muss jeder für sich entscheiden. Ich stelle dies nur vorweg weil es bestimmt den ein oder anderen gibt dem der Inhalt bekannt vorkommt. Ich hatte das Glück auch die alte Version im Regal zu haben. Inhaltlich hat sich nichts geändert.
Kinder können sehr gemein sein, dass erleben wir im Alltag immer wieder. Manchmal agieren sie gewollt, manchmal ungewollt so. Manchmal ist es eigene Unsicherheit, eigenes Minderwertigkeitsgefühl das einen gemein werden lässt. In den wenigsten Fällen jedoch ist ein Kind "einfach" so gemein. Doch was steckt hinter dem Verhalten? Wie soll ein Kind reagieren, das zum "Opfer" dieses Kindes wird? Hätte ich in dieser Einleitung vielleicht gar zuerst vom "Opfer" und dann erst vom "Täter" sprechen sollen? Das Kinder sich ärgern erlebt man immer wieder, wenn sich aber einer systematisch auf einen anderen einschließt und ganz bewusst peinigt, dann ist es noch einmal eine ganz andere Ebene mit anderer Gewichtigkeit.
In dieser Geschichte erleben wir sehr intensiv wie sich der kleine Tommi fühlt der eigentlich sehr gerne in den Kindergarten geht. Doch dann kommt Johannes in seine Gruppe und macht ihm das Leben schwer. Er beleidigt Tommi ruft ihm Brillenschlange, Angsthase und andere Gemeinheiten hinterher . Beim Sport stellt er ihm ein Beinchen woraufhin dieser hin fällt und nicht nur Johannes sondern alle anderen Kinder über Tommi lachen . Zu guter Letzt klaut er Tommi auch noch das Pausenbrot und schmeißt es mit dem Kommentar, er sei ohnehin zu dick in den Mülleimer. Johannes scheint sich so richtig auf Tommi eingeschossen zu haben und Tommi, der wird immer trauriger. Er bekommt richtige Bauchschmerzen wenn er an Johannes denkt und mag nicht mehr in den Kindergarten gehen. Seine Mutter wundert sich über das seltsame Verhalten ihres Sohnes ahnt vielleicht sogar, dass etwas vorgefallen sein muss doch Tommi mag nicht mit ihr darüber reden. Erst als er keinen anderen Ausweg mehr sieht und unbedingt wieder nach Hause möchte setzt er an seiner Mutter etwas zu erzählen, doch dann steht sein Widersacher in der Tür und Tommi verstummt. Traurig und verängstigt geht er in den Gruppenraum um mit seinen Freunden zu spielen, doch einer von ihnen schickt ihn einfach weg. "Wir wollen nicht mit dir spielen!" sagt er. Lukas , der andere der beiden Freunde wundert sich fragt nach wieso er nicht mit Tommi spielen möchte. Die Antwort bleibt nicht aus und zeigt uns deutlich wie weit es innerhalb der Gruppe, in der Johannes der Neue und Tommi der alte ist gekommen ist. Alle scheinen Angst vor dem Neuen zu haben. "Möchtest du Ärger mit Johannes haben?" will Paul von Lukas wissen. Während dessen verkriecht sich Tommi. Er fühlt sich allein gelassen und hilflos. Wenn selbst sein bester Freund nicht mehr zu ihm hält. Auch der Erzieherin entgeht Tommis Verhalten nicht. Sie versucht ihm zu vermitteln, dass sie immer für ihn da ist doch wenn er sich ihr anvertrauen würde wäre er eine Petzte und das will er natürlich auf keinen Fall. Also schweigt er. Doch dann gibt es einen Vorfall, der das Fass zum überlaufen bringt und gleichzeitig nicht nur einige Kinder "wachrüttelt" sondern auch eine Wende einläutet. Ein Mädchen vertraut sich der Erzieherin an, die sich mit Tommi und einigen Kindern zusammensetzt und deutlich macht, dass sie Johannes Verhalten gegenüber Tommi durchaus schon bemerkt hat. Sie hat auch schon eine Idee was man tun kann. Ein Spiel, bei dem jeder einmal ein Außenseiter sein wird soll den Kindern verdeutlichen wie man sich als solcher fühlt.
Wie das genau geht und ob bzw. was es bewirkt das verrate ich hier noch nicht. Nur so viel, Tommi geht jetzt wieder gern in den Kindergarten. Nicht nur er weiß wie er in Zukunft mit solchen Situationen umgehen kann, damit er sich erst gar nicht schlecht fühlt.
Sehr anschaulich und einfühlsam erzählt die Autorin ihre Geschichte. Dabei legt sie sehe viel Wert darauf Gefühle genau zu beschreiben. Da bekommt Tommi "Gänsehaut vor Angst", .."es kribbelt als ob er eine ganze Ladung Brausepulver verschluckt hätte.." und er "strahlt wie tausend Wunderkerzen" um nur einige Beispiele zu nennen. Genauso ausdrucksstark wie die Geschichte sind auch die Illustrationen, die nicht nur das Geschehen visualisieren sondern sehr stark gewichten wenn es darum geht die jeweiligen Situationen zu veranschaulichen. Sie stärken und unterstützen das Gehörte eindrucksvoll und vermitteln unglaublich intensiv ein Gefühl für die Hilflosigkeit, die Traurigkeit, die Wut aber auch für das Miteinander und die Empathie der Kinder. Sehr gelungen ist auch die Visualisierung besonders intensiver Situationen durch eine schwarzes Monster, das nur in den Bildern auftaucht und nicht in der erzählenden Geschichte. Dieses schwarze Monster verstärkt die Wirkung der Situation.
Mobbing ist ein Thema, das nicht so leicht in Bilderbüchern als Geschichte thematisiert werden kann. Hier ist es absolut perfekt gelungen die einzelnen Positionen und Perspektiven zu beleuchten und zu verdeutlichen. Von Tommi, über seine Mutter, die Erzieherin und die einzelnen Kinder der Gruppe bis hin zu Johannes, dem "Übeltäter". Besonders anschaulich erfahren wir von den Sorgen und Nöten, von der inneren Zerrissenheit aber auch der Lösung des Problems, dass sicherlich viele Erzieher/innen genauso praktizieren aber genauso viele noch nicht kannten und nun wunderbar adaptieren können. Das Buch endet mit einigen wirklich hilfreichen Tipps für Kinder und einer sehr informativen Doppelseite für Erwachsene. Und genau diese Kombination macht das Bilderbuch nicht nur zu etwas Besonderem sondern zu einem sehr hilfreichen Medium im Bereich der Auseinandersetzung mit dem Thema Ausgrenzung / Mobbing. Dabei sollte man es nicht erst heranziehen wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist und als Pflaster nutzen sondern es generell in den Kindergartenalltag integrieren. Anlässe gibt es hier reichlich. Sei es zum Thema Gefühle, wenn klar ist, dass neue Kinder in die Gruppe kommen oder im Bereich von Programmen der Ich-Stärkung / Resilienz. Auf den Punkt gebracht, ein Bilderbuch, dass in keiner Einrichtung fehlen sollte!
https://www.spiegelburg-shop.de/produkt/62849/du-gehoerst-nicht-dazu/ |
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