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Willibert aus der Hosentasche

 

Bildquelle: Der Erzählverlag
Willibert aus der Hosentasche
von Käthe Bleicher
44 Seiten
ISBN 978-3-947831-33-3
Der Erzählverlag
16,90€
Eine fantasievolle Geschichte über Trotz, Versuchung und Eigensinn
für Kinder ab 4 Jahren


Wer Kinder hat oder viel mit Kindern um geht, der weiß, dass sie zwei Seelen in einer Brust haben, die erst in einem langen Entwicklungsprozess, aus Erfahrung und Führung zusammenfinden müssen. Die Trotzphase und der damit verbundene Eigensinn äußert sich bei Kindern auf unterschiedliche Weise und wir Erwachsenen wachsen und lernen mit der Herausforderung um zu gehen so wie Kinder lernen.
Diese Geschichte erzählt auf fantasievolle Weise, mit einigem Augenzwinkern und Humor das es gar nicht immer so leicht ist Kind zu sein und gar nicht so einfach Eltern zu sein. Gut wenn man da eine Mutter wie Simon, dem Protagonisten dieser Geschichte hat, die ihr Kind genau einschätzen und mit seinem Verhalten liebevoll aber bestimmt umzugehen weiß.
Es war vermutlich ein Tag wie jeder andere.
Simon spielte in seinem Zimmer Ritter. Dafür hatte er sich mit Helm und Schwert gerüstet um den fürchterlichen Drachen zu besiegen als plötzlich ein winzig kleines Wesen an seinem Hosenbein zupfte. Es war Willibert, der unbedingt bei Simon wohnen wollte und nicht irgendwo sondern in seiner Hosentasche.
Zunächst hat Simon Bedenken. Seine Mutter würde es bestimmt nicht erlauben. Doch Williberts Argumenten kann Simon nicht entziehen. In der Hosentasche würde die Mutter den kleinen Kerl bestimmt nicht entdecken. Fortan  kletterte Willibert jeden Morgen wenn gerade kein anderer außer Simon da war in die Kakao Tasse und hüpfete so sehr darin das es nur so heraus spritze. 
Dabei rief er seinen Spruch, den er nur zu gern hinaus plärrte:
"Ich will, ich will, ich will, ich will.
Ich bin der Willibert.
Drum sei gespannt,
was ich so kann,
an machen wilden Tagen!"
Klar, das Simons Mutter die Sauerei entdeckte und mit ihm schimpfte. Doch anstatt sich zu entschuldigen lachte er ein wenig, weil er es einfach zu lustig fand und im Grunde hatte er ja auch gar nichts gemacht sondern Willibert. Das war aber nicht das einzige was Willibert so anstellte. Nichts war vor ihm sicher. Ein Schabernack folgte dem anderen. Simons Mutter hatte schon eine Ahnung davon was los war und reagierte wie man als Mutter reagieren sollte mit Langmut und einer besonderen Mamaraffinesse, in dem sie Simon ein wenig nachdenklich stimmte. Es war zwar nicht so ganz ernst gemeint was sie sagte doch das wusste er nicht.
Als dann der Besuch von Simons Freundin anstand und er zusammen mit seiner Mutter  Schokopudding kochte verleitete Willibert seinen neuen Freund den Pudding aus dem Kühlschrank zu holen.
Simon war zwar nicht ganz wohl dabei zumal der Pudding ja für seine beste Freundin war doch Williberts Drängen siegte.
Wohl wissend das es eine Menge Ärger geben würde nahm er den Pudding und aß ihn mit Willibert und noch jemandem, von dem ich hier nichts verrate auf. 
Natürlich blieb das nicht ohne Folgen. Die Mutter entdeckte das Chaos was die drei beim Essen veranstaltet hatten und die leere Schüssel. Simon versuchte alles um die Schuld auf seine beiden neue Freunde zu schieben und die wütende Mutter zu besänftigen.
Ob es ihm gelingen wird?
Wie wird die Mutter weiter agieren?
Und was ist jetzt mit dem Pudding für Mia, Simons Freundin?
Ihr seht es gäbe noch viel zu entdecken aber das müsst ihr schon alle tun.
Es bedarf wohl keiner Verhaltensanalyse um die Geschichte zu verstehen.
Auch Kindern, für die diese Geschichte ja geschrieben ist, wird klar, dass es dumm ist auf andere zu hören oder imaginäre Freunden Macht zu geben. Am Ende steht jeder für das gerade was er gemacht hat. Und jeder weiß, das es sich mit einem schlechten Gewissen nicht gut lebt.
Die Rolle der Mutter und vor allem wie sie auf alles reagiert ist genau richtig könnte ein heißer Tipp für andere Eltern sein.
Es ist eine herrliche, Geschichte voller Fantasie, Action, innerer Auseinandersetzung und Humor mit ein paar kleinen Illustrationen aber weitestgehend ohne große Bebilderung so dass die Bilder viel in der Fantasie der Kinder entstehen.
Die wenigen Zeichnungen insbesondere die Darstellung Willibalds ist nicht jederKinds Sache. Einige Kinder hat es zunächst etwas gegruselt andere stellten sich genau so einen Kobold vor. Der Drache hingegen stieß bei allen auf Begeisterung. So richtig ein Lieblingsbuch wird dieses vermutlich nicht weil es zu sehr von den gängigen Bilderbüchern abweicht. Um mit Kindern thematisch zu arbeiten und Eltern auf zu zeigen wie man in Phasen des Trotz reagieren kann eignet es sich wunderbar.