Unsere Lieblingsbücher

Roberta & Henry

Bildquelle: Carlsen Verlag
Roberta & Henry
von  Jory John
mit Bildern von Lane Smith
aus dem Englischen von Andreas Steinhöfel
40 Seiten
ISBN: 978-3-551-51944-3
1. Aufl. Frühjahr 2019
Carlsen Verlag
15,00€

Eine wundervolle Geschichte
über die Unzufriedenheit mit dem eigenen Äußeren 
und der Erkenntnis, das das vermeintlich schreckliche doch sehr gut ist.
Eine ungewöhnliche Freundschaftsgeschichte
für Kinder ab 3 Jahren

Diese Geschichte hat uns wirklich mehr begeistert. Zum einen wegen der Thematik und der Auseinandersetzung mit dem Thema zum anderen aber auch wegen der sehr ausdrucksstarken , fokussierenden Zeichnungen und vor allem wegen der herrlichen Erzählsprache.
So treffen wir hier auf die sich sehr höflich und gewählt sprechende Giraffe Roberta und die Schildkröte Henry, der ebenfalls sehr besonders redet.
Ich weiß leider nicht wie es im Original klingt doch ist klar zu erkennen, das Andreas Steinhöfel mit sehr viel Liebe zum Ausdruck, zur Sprache hier übersetzt hat. Feinfühlig kitzelt er genau die Stimmungen heraus und verleiht den Dialogen der beiden Protagonisten den richtigen sehr eigenwilligen, individuellen Charme. Eine grandiose Erzählsprache, die ich mir viele, viel öfter in Geschichten wünschen würde.
Doch nun erst einmal zur Geschichte.
Da haben wir zum einen die Giraffe Roberta, die total unglücklich mit ihrem langen Hals ist. Eindrucksvoll, grafisch in Szene gesetzt erfahren wird das er ihr nicht nur zu lang sondern auch zu biegsam, zu scheckig und zu dünn ist. Dabei findet sie ständig neue Ausdrücke, die dieses noch weiter verdeutlichen. Ausdrücke, wie 
"zu streckig",
 "zu erhoben"
"zu … halsig"
kannten wir bisher nicht beschreiben aber Robertas Leid wunderbar. Aber nicht nur das Roberta ihren Hals und somit eigentlich ihr ganzes Äußere in Frage stellt, ist sie auch noch dem Spott der anderen Tiere wie dem Warzenschwein, den Ameisen oder dem Krokodil ausgesetzt.
Um ihren Hals nicht gar so lang und dünn und scheckig aussehen zu lassen versucht sie so einiges.
Zuerst bindet sie sich einen Schal um, doch wir können s uns gut vorstellen, ein Schal ist nicht wirklich die Lösung für einen sooo langen Hals. Also werden es immer mehr und mehr Schals, dann probiert sie zur Abwechslung eine.... und eine...…. doch damit ist sie nicht zufrieden. Sie versteckt sich hinter Büschen, so dass nur ihr Kopf herausguckt und man ihren Hals nicht sieht. Auch das ist keine Lösung. Viele Versuche, viele Ideen ihren Hals zu verbergen folgen. Keiner macht jedoch wirklich Sinn. Traurig stellt sie sich die Frage wieso sie nicht so einen schönen Hals wie...…. haben könnte oder wie ……. . Dabei gerät sie richtig ins schwärmen von den anderen für sie wundervoll anzusehenden Hälsen. Wie sehr und auch freudig sie dabei schwärmt dürfen wir über ihre wirklich lustige Schilderung miterleben. So heißt es z.B. "Welch Anblick!
Oh, dichterische Eingebung! 
Warum kann ich nicht so einen Hals haben."
Während Roberta mit gesenktem Kopf so vor sich hin sinniert stolpert sie plötzlich über etwas, das gar nicht verstehen kann, dass sie ihren langen Hals nicht mag.
Es ist Henry die Schildkröte, die Roberta für ihren praktischen langen Hals sehr bewundert, hat er doch nur ein ganz , ganz kurzen und gar nicht flexiblen. Um Der Giraffe zu zeigen welch Leid er mit seinem viel zu kurzem Hals hat macht er allerlei lustige Verrenkungen und erzählt ihr sogar von seinen Versuchen an eine leckere Banane zu kommen. Man kann sich wohl auch schon so vorstellen, dass es für eine Schildkröte unmöglich ist an eine hoch im Baum hängende Banane zu gelangen, doch viel schöner ist es die dazugehörigen Bilder und Henrys Schilderung zu folgen.
"stürmische, fast schlaflose Nächte...….. habe ich durchgehalten, während ich wartete...….. das entgegen aller Hoffnung diese Banane vor mir herabfallen würde, um mir gleichermaßen Nahrung wie einen Begriff von ihrer Süße zu verschaffen." 
Roberta und Henry freunden sich an. Roberta stupst für Henry eine Banane vom Baum. Ein Schildkrötentraum wird wahr und zeigt Roberta das ihr Hals doch sehr nützlich ist. Ohne ihn hätte sie Henrys Wunsch nie erfüllen können. Aber auch Roberta findet bewundernde Worte für Henrys Hals, der sich sehr über die Komplimente freut.
Das ist der Beginn einer sehr ungewöhnlichen, wunderbaren und wertschätzenden Freundschaft und der Erkenntnis, das ihre Hälse doch toll sind, so wie sie sind.
Eine wundervolle Geschichte, die unsere Lesekinder so richtig begeisterte. Nicht nur das sie versuchten ihre Hälse in die verschiedensten Positionen zu bringen merkte man schon beim Vorlesen wie viel Freude sie an den gewählten Dialogen der beiden Protagonisten hatten.
Auch wenn der Bildanteil und die Ausdrucksstärke der Zeichnungen hier überwiegen zu scheinen, was bei Bilderbüchern ja in der Regel auch so ist, haben wir hier ein Buch das von seiner Erzählsprache lebt, die eine wunderbare Verbindung zu den Illustrationen eingeht.
Es macht unglaublich viel Freunde diese Geschichte vorzulesen denn man merkt sofort wie die Kinder auf diesen Zug aufspringen und sich auch selbst in der Sprache verlieren können. So etwas beobachte ich von Zeit zu Zeit bei Reimgeschichten aber äußert selten in "normal" erzählenden.
Wie fasziniert die Kleinen davon wahren erlebte ich später, denn sie selbst sprachen später untereinander auch ganz anders. Versuchten die höflich, freundliche gewählten Formulierungen aufzugreifen und anzuwenden.
Genau dieses Empfinden für Sprache diesen Spaß an Sprache wünsche ich mir zu wecken wenn ich Geschichten vorlese.
Hier gelingt es grandios!
Sollte ich jetzt noch etwas über Ich-Stärkung, Ich-Suche erzählen?
Ich denke das ist in diesem Fall nicht nötig. Das erschließt sich von ganz allein.
https://www.carlsen.de/hardcover/roberta-und-henry/101340

Und hier noch der Hinweis auf die Originalausgabe:
Picture: Random House Books for Young Readers
Giraffe Problems
from Jory John
pictures Lane Smith
42 pages
ISBN: 978-1524772031
25. September 2018
Random House