Unsere Lieblingsbücher

Das Lesen und ich

Bildquelle: Oetinger Verlag
Das 
Lesen
und ich
von Kirsten Boie
96 Seiten
1. Aufl. 24.02.2020
ISBN: 978-3-7891-1515-8
Oetinger Verlag
9,00€

Kirsten Boie erzählt aus ihrem Leben und ihrem Zugang zu Büchern
für alle die gern Bücher lesen ab etwa 8 Jahren
besonders schön auch als Vorlesebuch ab 6+

In dem kleinen handlichen Büchlein "Das Lesen und ich" erzählt Kirsten Boie aus ihrem Leben und ihrem Zugang zum Lesen. 
Der Verlag schreibt daszu es sei eine "Steitschrift" in der sie sich ganz dem Lesen verschreibt. Wer nun meint, dieses Buch sei nur etwas für die Zielgruppe Erwachsene oder zumindest 12 + den muss ich eines anderen belehren, denn meine Lesekinder im Alter ab 6 Jahren liebten es wenn ich ihnen aus diesem Buch vorlaß und als Kirsten Boie neulich auf Instagram aus eben diesem Buch vorlaß da waren es die kleineren Leser, die mich darauf aufmerksam machten. Sicherlich zum selber lesen ist dieses Buch etwas für schon leseerfahrene Leser, eine Alterseinstufung möchte ich hier jedoch nicht vor nehmen denn die Erfahrung zeigt mir, dass man immer wieder erstaunt ist in welch jungen Jahren Kinder Bücher lesen die man ihnen nie zugetraut hätte.
Viele junge Leser ab etwa 8 Jahren brannten darauf Kirsten Boies Büchlein zu lesen weil ihnen schnell klar war, das sie ihrer Lieblingsautorin gern sehr nahe sein, mehr über sie erfahren möchten. Und so erlebte ich wie 8 Jährige völlig gebannt lasen und danach viel zu erzählen hatten.
Nach einem Vorwort beginnt die Autorin mit:
"Es war einmal ein kleines Mädchen...….. . Im Winter hatte das kleine Mädchen genau wie seine Freunde Frostbeulen an den Füßen...…… . . Denn eigentlich ging es ihm ja richtig gut, und das lag an den vielen Geschichten in seinem Leben. Sie waren es, die den Alltag des kleinen Mädchens zum leuchten brachten. Die Geschichten, die seine Mutter ihm erzählte...…"
Wer dies liest, wer dieses vorgelesen bekommt wird durch Kirsten Boies unvergleichliche Art zu erzählen sofort in die Erzählung hinein gezogen. Im Grunde hat man nicht das Gefühl einen Text zu lesen sondern einer Erzählung zu lauschen. Meine Lesekinder, die ihre Bücher nahezu alle kennen und auch gern im Internet auf Youtube nach Berichten gucken in denen sie vorliest oder einfach etwas zu ihren neuen Büchern erzählt ( ich habe hier mal unten einige der Lieblingsvideos zusammengestellt) kennen ihre Stimme, ihre Art zu erzählen und so verselbständigt sich das Gelesene. Gerade Kinder ab etwa 10 Jahren berichten davon, dass sie beim Lesen des Buches die Stimme der Autorin hörten. Das mag für den ein oder anderen seltsam klingen ist aber so und ich kann jedem der es nicht versteht nur raten es einmal auszuprobieren. Lauscht einfach einmal einem Interview  mit ihr und nehmt dann ihr kleines Büchlein " Das Lesen und ich" zur Hand, ihr werdet erstaunt sein, was passiert.
Ich möchte gar nicht zuviel über den Inhalt verraten, denn die Magie, die von ihrer Erzählung ausgeht würde verloren gehen. 
Kirsten Boies Geschichte ist eine Erzählung über ihr Leben, ihre Kindheit  immer bezogen auf den Zugang zu Geschichten und Büchern, über ihre ersten Bücher, wie sich ihr neue Welten eröffneten bis hin zum hier und jetzt. Besonders schön fanden einige Kinder die Auseinandersetzung mit dem Thema Rechtschreibung und der immer wieder erwähnten Tatsache, dass Kinder die viel lesen auch eine gute Rechtschreibung haben. Das mag ja alles sein aber und jetzt kommt es was die Kinder so beeindruckend fanden Kirsten Boie setzt sich mit dem Thema Fantasie auseinander und liefert dabei viele Denkanstöße. 
Für Leser, gleich welchen Alters gibt es immer Gründe wieso sie lesen, wieso sie gerne lesen und dazu gehört bestimmt auch die Fantasie. Viele Seiten später erzählt uns die Autorin von ihrer Nacht vor ihrem mündlichen Abitur und was macht die fast erwachsene Kirsten? sie holt ein Buch ihrer Kindheit heraus (ich verrate nicht welches) und liest. Später schreibt sie dazu:
"Bücher können trösten, Kinder wie Erwachsene; und welches Buch das für wen dann jeweils schafft, das ist ganz egal. Solange es dem Leser hinterher nur besser geht."
Auch das war einer der Sätze, die die Kinder mit ihren eigenen Erfahrungen, in späteren Gesprächen, füllten und ihnen sehr wichtig waren. Kirsten Boie wünscht sich ein Land lesender Kinder, wie sie selbst  immer wieder sagt und dies auch in diesem Buch ausführt.
Und ich ergänze gerne, Kirsten Boie tut alles dafür, das wir diesem Ziel ein Stück weit näher kommen. Sie wird nicht müde den Kontakt zu ihren Lesern zu suchen und Kinder für das großartige Medium Buch zu gewinnen. Aus meiner Erfahrung heraus sind gerade die Autorenkontakte  für Kinder, die keinen Bezug zum Lesen haben sehr wichtig. Immer wieder habe ich in den letzten 25 Jahren meiner Leseförderprojekte erlebt wie aus "Nicht"Lesern nach Autorenlesungen mit anschließenden Gesprächen "Viel" und "Gern" Leser wurden.
Kirsten Boies eigene Lebens-Erzählung ist eine Geschichte, die einem viel über Bücher und den Zugang zu Geschichten erzählt es ist aber auch eine kleine Zeitreise. Bedenkt man das sie gerade 70 Jahre alt geworden ist und ihre Kindheit mit ersten eigenen Leseerfahrungen schon etwas zurück liegt, dann wird einem klar, dass damals der Stellenwert und die Bedeutung eines Buches noch ganz anders war als heute mit den vielen anderen verfügbaren Medien.
Ich würde mir wünschen, das Kirsten Boies eigene Geschichte "Das Lesen und ich" viel in Schulen vor- und selbst gelesen wird und von vielen Erwachsenen damit sie verstehen wie wichtig der Zugang zu Büchern ist.
In diesem Sinne wünsche ich euch viel Spaß ( und den werdet ihr haben) mit diesem kleinen Büchlein.

Übrigens!
Ich habe das Buch auch viel in Seniorengruppen in Wohnheimen an- und vor gelesen . Alle waren begeistert!!

Ja, die Buchvorstellung habe ich beendet aber ich möchte noch etwas erzählen.
1997 habe ich Kirsten Boie bei einer Tagung des AKJ in Bad Bevensen kennengelernt.
Ich leitete damals eine große Arbeitsgruppe zum Thema Erstlesebücher und die Anforderungen, die ein Erstlesebuch erfüllen sollte. Damals lag mehr als 1 Jahr Sichtung von Erstlesebüchern aller bekannten Verlage hinter mir und gerade der Oetinger Verlag hatte im Bereich der Erstlesebücher viel zu bieten, viele der Titel waren von Kirsten Boie und so war es sehr inspirierend sich mit ihr über ihre Bücher und ihre Gedanken zum Thema Heranführen an das Lesen und Leseförderung auszutauschen. Ihre warmherzige, natürliche Art hat uns alle damals sehr begeistert. Zwei meiner Söhne, die damals 9 und 5 Jahre alt waren erzählen heute noch von der Begegnung mit ihr. Sie hat bei den beiden einen bleibenden Eindruck hinterlassen weil sie sich die Zeit genommen hat mit ihnen zu plaudern und die Kinder wirklich den Eindruck hatten von ihr ernst genommen zu werden.
Ich denke das ist auch das Geheimnis ihres persönlichen Erfolgs in Kontakt mit ihren Lesern. Die Kinder fühlen sich ernst genommen, ernst genommen in Gesprächen aber auch und vor allem in den Themen ihrer Geschichten, die nicht weichgespült sind sondern immer etwas zu erzählen haben, das Kinder bewegt oder wo sie der Meinung ist Kinder sollten davon erfahren um sich damit auseinander zu setzten.

So, genug erzählt.
Danke Kirsten Boie!
Danke für die vielen schönen Geschichten.
Danke für den Einblick in ihr Leben.
Wir alle freuen uns auf noch viele, viele Bücher!