Bildquelle. Carlsen Verlag
Donnerschnitzel
Mein Opa ist ein Papagei
von Ida-Maria Rendtorff und Daniel Zimakoff
mit Bildern von Peter Bay Alexandresen
übersetz ins Deutsche von Frederike Buchinger
112 Seiten
ISBN: 978-3-551-55196-2
1. Aufl. 2018
Carlsen Verlag
10,99€
Ein absolut fantastisches Buch zum
Thema Umgang mit dem Tod, Trauerverarbeitung
Ein Buch das zeigt, das man sich auch mit Humor, Witz und Fantasie dem Thema nähern kann
zum Vorlesen ab 5 Jahren
( je nach Kind und Vorbereitung auf das Thema)
und zum selber lesen ab 8 Jahren
Als ich das Buch das erste Mal gelesen habe, war ich sofort begeistert von der ungewöhnlichen, sehr warmherzigen Herangehensweise an das Thema Tod. Es ist eine so wundervolle Geschichte. Die Autorin schafft den fast unglaublichen Spagat zwischen Leben und Erinnerung, Traurigkeit und Tod, Trauerarbeit und der Lebensfreude. Es ist eine Geschichte, die bei aller Emotionalität und einem im Grunde traurigen Anlass so viel Freude bereitet, das man einfach wirklich oft schmunzeln muss. Ein sehr tröstliches Buch, das Kindern zeigt, das jemand der stirbt nie so ganz weg ist. Der bei uns ist auch wenn wir ihn nicht sehen oder mit ihm sprechen können. Hugos Opa ist ein richtiger Bilderbuchopa, der für seinen Enkel immer da ist. Liebevoll, witzig und verständnisvoll. Ein Opa der Zimtschnecken backen kann, mit einem gerne in den Park geht, gerne mit ihm spielt oder pokert und das obwohl er krank ist und einen Rollator benötigt. Und ein Opa mit einem Lieblingswort -"Donnerschnitzel". Kein schlimmes Wort, ehr ein Wort des Erstaunens, der Freude das dennoch nicht alltäglich ist. Hugo verbringt gern Zeit mit seinem Opa sie sind beste Freunde. Um so trauriger ist Hugo, als es seinem Opa plötzlich schlechter geht und er uns Krankenhaus muss. Als die Eltern dann noch erklären, das der geliebte Opa wohl sterben wird ist Hugos Welt ziemlich durcheinander. Die Familie schein nicht besonders gläubig zu sein. Das Thema Gott, Himmel und was kommt nach dem Tod ist zwar Thema an diesem Abend aber antworten der Eltern gibt es nicht. So macht Hugo sich seine eigenen Gedanken, die er am nächsten Tag auch mit in den Religionsunterricht nimmt. Er hat Glück. Seine Lehrerin, erkennt was Hugo beschäftigt und geht auf ihn ein. Hugos Weg der Auseinandersetzung mit dem Thema Tod geht aber noch weiter. Er geht in eine Kirche um mit Gott zu sprechen und trifft auf einen Pfarrer und Hugo hat Glück, er ist nicht allein bei der Suche nach Antworten und der Suche nach Gott. Sein Freund Dylan steht ihm zur Seite. Mit der Klasse gehen sie in die Kirche, Jerry weiß schon eine Menge über den Ablauf einer Messe und erklärt Hugo einiges. Er erzählt auch etwas von dem Abendmahlswein, eine Art "Lebenselixier". Hugo versteht nicht so ganz was Jerry sagt denn allein die Tatsache, dass es etwas gibt, das einen nicht sterben lässt, so zumindest interpretiert er Jerrys Erklärung, lässt es in seinem Kopf arbeiten. Er braucht das Elixier für seinen Opa. Darum gehen Dylan und Hugo später noch einmal in die Kirche zurück. Es gelingt ihnen das Elixier an sich zu nehmen. Heimlich bringen sie es zum Opa ins Krankenhaus, der sich sehr darüber freut. Doch am nächsten Tag ist der geliebte Opa Tod. Wie kann das sein? War es die falsche Flasche? Fragen über Fragen tauchen auf, das schlechte Gewissen etwas geklaut zu haben, vielleicht sogar etwas falsches, das den Tod des Opas zur Folge hatte? Hugo und Dylan beichten dem Pfarrer, der sehr verständnisvoll reagiert und ihnen viel erklärt. Mit dem Tod und der Trauerfeier kommen neue Fragen auf und Hugos Vater versucht zu trösten. Er bringt neue Aspekte mit ein, spricht davon, das manche Menschen an Wiedergeburt glauben. Wiedergeburt als ein Tier zum Beispiel. Doch auch diese neue Information beschäftigt Hugo. Die Auseinandersetzung mit dem Thema geht weiter auch in Gesprächen mi Dylan. Und dann geschieht etwas schier unglaubliches. Auf ihrem Weg kommen sie an einer Zoohandlung vorbei. Plötzlich ruft jemand "Donnerschnitzel!" Das kann doch nicht sein. Nur Opa sagt "Donnerschnitzel". Ist der geliebte Opa doch nicht tot? Schnell wird klar, der Papagei aus dem Geschäft ruft Donnerschnitzel. Für Hugo ist klar, der Papagei ist Opa. So wie es der Vater mit der Wiedergeburt erklärt hat und es ist klar, der Papagei muss zu Hugo. Doch der Papagei ist teuer.
Ob es Hugo gelingen wird den Papageien zu bekommen?
Ich verrate hier nicht wie es weiter geht aber es wird sehr turbulent und auch lustig.
Einfühlsam erzählt das Autorenteam eine Geschichte aus der Ich-Perspektive des Protagonisten Hugo in der Fragen gestellt werden, die Kinder beschäftigen. Genau diese Form, schafft eine besondere Nähe zum Leser, die gleichzeitig Angst nimmt. Jemand der einen an einem Teil seines Lebens teilnehmen lässt, den man ein Stück begleiten kann lässt einen als Leser leichter verstehen. Dazu gibt es immer wieder sehr witzige Situationen eine gewisse Situationskomik, die sich aber in ihrer Intensität dem Anlass anpasst und nicht übertrieben witzig ist sondern mehr die Schwere der Thematik nimmt. Besonders schön fanden unsere Lesekinder den Einstieg in die Geschichte, die voller Leben ist und in der deutlich wird wie wichtig der Opa für Hugo ist. Von Tod ist erst einmal nichts zu spüren. Viele Geschichten beginnen mit dem Tod das es hier einmal anders ist verleiht der Handlung eine besondere Komplexität, und so komisch es klingt eine Leichtigkeit, die einen auf eine emotionale Ebene mit nimmt in der wir Teil der Geschichte werden. Dies mochten unsere Lese-Kinder sehr und haben es auch in den Gesprächen immer wieder angesprochen. Das ein geliebter Mensch stirbt ist schlimm. Das ist einfach so, aber den Tod anzunehmen und damit umgehen können, das geht und so ist die Erinnerung dann auch das was uns immer begleiten wird. Wie vielfältig das Thema ist, wie viele Fragen und Antworten bzw. Antwortversuche es gibt, das wird in dieser Geschichte besonders schön und vielschichtig deutlich. Und so ist Hugos Geschichte auch ein Buch zum Nachdenken und Antworten finden. Ein Buch der Auseinandersetzung mit dem Thema Tod.
Die Geschichte wird von einigen ganzseitigen, teilweise doppelseitigen farbigen Illustrationen begleitet, die das Geschehen in bestimmten Sequenzen wundervoll einfängt.
Zum Schluss möchte ich noch auf die Alterseinstufung eingehen, die viele vielleicht wundern wird.
Der Verlag empfiehlt die Geschichte, auf Grund des selber lesen Aspektes für Kinder ab 8 Jahren, dem ich in dieser Beziehung absolut folge. Es ist ein Buch, das geübte Leseanfänger / Leser selbständig lesen können. Aber auf Grund der Herangehensweise an das Thema und des besonderen Erzählstils ist es ein wundervolles Vorlesebuch um Kinder für diese Thematik zu sensibilisieren, um mit Kindern über das Thema Tod zu sprechen. Hierbei kommt es auf das Kind an ab welchem Alter man das Buch vorliest. Gerade in diesem Alter sind Kinder unterschiedlich weit, unterschiedlich emotional. Dies einzuschätzen ist Sache der Eltern oder enger Bezugspersonen, die das Kind sehr genau kennen. Sollte der Tod eines geliebten Menschen bevor stehen oder vielleicht schon der Todesfall eingetreten sein ist wieder eine andere Situation aus der heraus entschieden werden muss. Wir haben das Buch im Kindergarten mit Vorschulkindern und ihren Eltern gelesen. Die Eltern haben an einem speziellen Elternabend das Buch und Hörbuch vorgestellt bekommen und auch einige Bilderbuchtitel. Anschließend stellten wir vor in welchem Rahmen und wie genau die Bücher eingesetzt werden. Alle Eltern waren damit einverstanden, das wir die Geschichte mit den Kindern lesen und das Thema Tod thematisieren. Viele der Eltern haben sich für diesen Thementag frei genommen und ihn mit ihren Kindern erlebt.
Gleiches gab es in drei Grundschulen mit Kindern der Klasse 1/2.
Auf Grund unserer Erfahrungen und einigen einzelnen Rückmeldungen von Eltern, die das Buch zuhause mit ihren Kindern gelesen haben komme ich zu der Altersempfehlung im Bereich Vorlesen ab 5 Jahren ( je nach Kind). Immer unter der Bedingung, dass man auf Rückfragen der Kinder reagiert, was einer gewissen Vorbereitung bedarf.
Normalerweise bin ich nicht dafür viele Zwischenfragen zuzulassen in diesem Fall jedoch ist es wichtig sie mit einzubinden.
Wer vorbereitet in das Vorlesen hinein geht wird schnell erkennen wo und wie man reagieren kann.
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