Bildquelle: Loewe Verlag
Feuerwehrmann für einen Tag
von Uli Schubert
64 Seiten
1. Aufl. 2017
Loewe Verlag, Bindlach
Taschenbuch
ISBN 978-3-7855-8806-2
3,95€
ab Ende der 1.Klasse für etwas leseerfahrene Erstleser
Schöne Erstlesetitel müssen nicht immer in Erstlesereihen untergebracht werden, das erwähne ich seit 1996 immer und immer wieder.
Wieso?
Es ist einfach und simpel zugleich.
Kinder die Lesen lernen sind zwar Anfänger wollen aber nicht immer als solche herausgestellt werden. Sie möchten auf ihre Art und mit ihren momentanen Fähigkeiten ernst genommen und als "erwachsen" betrachtet werden.
"Ich hab' ein Taschenbuch gelesen" klingt doch auch ganz anders als "Ich hab ein Erstlesebuch gelesen" oder?
In der Praxis ( und mit der habe ich tag täglich zu tun) hat sich gezeigt, dass es grob zwei Gruppen gibt. Die einen, die von ihren Eltern mit Lesefutter versorgt werden und dann die Bücher der Erstlesereihen bekommen und die Kinder, die meist schon im Kindergartenalter in die Bücherei kommen und selbst mit entscheiden was sie lesen" möchten. Diese Kinder greifen in den seltensten Fällen zu Erstlesereihen. Sie möchten (Wortlaut der Kinder) "normale" Bücher lesen.
Eine kleine Gruppe von Kindern sagt konkret, dass sie Erstlesereihen für Babykram halten. Fragt man einmal genauer möchten sie nicht ständig darauf hingewiesen werden Anfänger zu sein. Mit diesen Reihen fühlen sie sich so. Das Argument von uns Erwachsenen, dass es nur Hilfestellungen sind und trotzdem echte Bücher lassen sie kaum gelten.
Dennoch finde ich haben Erstlesereihen einen wichtigen Stellenwert. Man sollte sich nur nicht all zu fest daran klammern.
Um so schöner finde ich ( und auch unsere Lesekinder) das der Loewe Verlag schon seit längerem Titel heraus gibt, die nicht in diese Reihen gepresst ( zumindest optisch von außen nicht so gekennzeichnet) sind und dennoch allen Anforderungskriterien eines Erstlesebuches erfüllen.
Genau solch ein Buch liegt uns mit
"Feuerwehrmann für einen Tag" vor.
Geeignet für Kinder die schon etwas Leseerfahrung haben in der Regel ab Ende der ersten Klasse .
Kurze sinnerfassende Sätze, große Druckschrift und ein noch hoher Bildanteil sind dabei nur einige der Kriterien die es einem Leseanfänger leicht machen zu lesen. Hierauf gehen wir im Blogg im Bereich Erstleser ja schon ausführlich ein.
Daher möchten wir an dieser Stelle auch nur noch das Buch als solches vorstellen.
Paul ist sauer. Immer wenn er mit seinem Vater etwas unternehmen möchte hat der keine Zeit. Ständig verspricht er Paul mit ihm Dinge zu unternehmen wie Basteln, Drachensteigen lassen etc. und hält es nicht.
An diesem Abend war es mal wieder soweit. Der Vater hatte versprochen mit ihm das neue Flugzeugmodell zusammen zu bauen. Als er dann endlich nach hause kommt ist es viel zu spät dafür. Am Abendbrottisch entfacht daraufhin ein heftiger Streit. Paul ist nicht mehr länger gewillt sich die ständigen "Ausreden" anzuhören. "Wenigstens anrufen hättest du können" hält der ihm vor. Der Vater versucht Pauls Vorwürfe damit ab zu tun, dass Paul ja gar nicht wisse was er alles für Arbeit hätte, denn Paul müsse ja nur zur Schule gehen. Daraufhin erklärt Paul, dass der Vater ja keine Ahnung hätte wie anstrengend Schule sei. Als der Vater das Schulthema als quasi "Nichts" betrachtet reißt Paul endgültig der Geduldsfaden. Er schlägt ihm vor, einmal an seiner Stelle zur Schule zu gehen. Zu Pauls Überraschung willigt der ein unter der Voraussetzung das Paul dann für ihn arbeiten geht.
Und so geschieht es dann auch. Am nächsten Morgen muss Paul sehr früh aufstehen. Auf dem Weg zur Arbeit fällt ihm ein, dass er seinem Vater unbedingt noch etwas sagen muss, doch wie soll er ihn erreichen?
Auf der Wache angekommen bekommt Paul eine Uniform. Grade als er überlegt seinen Vater anzurufen hat er den ersten Einsatz.
Paul macht dieser Tag viel Spaß und er erlebt allerhand spannende Sachen. Er muss aber auch erkennen, wann immer er zwischendurch versucht den Vater telefonisch zu erreichen kommt kurz zuvor etwas dazwischen.
Der Vater erlebt in der Schule auch so einiges. Nicht alles ist so toll. Am schlimmsten, oder besser gesagt peinlichsten jedoch wird es als der Feuerwehralarm los geht und er gleich auf der Wache anruft um den vermeidlichen Brand zu melden, denn der Alarm war nur ein Probealarm und das war genau das, was Paul seinem Vater noch so dringend mitteilen wollte.
Auf sehr amüsante aber auch eindrucksvolle Weise wird hier ein Thema aufgegriffen mit dem wohl fast alle Kinder schon einmal in ähnlicher Form konfrontiert waren. Eltern haben keine Zeit, versprechen viel aber halten ( wenn auch meist unfreiwillig) wenig.
Besonders eindrucksvoll und aussagenstark wirkt die Auseinandersetzung zwischen Paul und seinem Vater beim Abendbrot. Es ist Eins zu Eins das, was man am Esstisch einer Familie erlebt. Diese Situation wird hier noch deutlicher und verstärkt durch die wunderbaren Illustrationen von Julia Ginsbach, die es schafft diesen Konflikt so unglaublich real und lebendig im Bild einzufangen. Mimik und Gestik der beiden streitenden Personen sowie das ganze drum rum sind genial gezeichnet, verleihen dem Inhalt der Geschichte eine unglaubliche Dynamik, die besonders schön zu erkennen ist, als der Vater sehr erbost mit vollem Mund schimpft und ihm dabei die Krümmel aus dem Mund fliegen.
Aber auch alle anderen Illustrationen haben der Situation angepasst diese Lebendigkeit und Ausdrucksstärke, die grade bei Titeln für Leseanfänger noch sehr wichtig sind, da die Bilder durch die Geschichte tragen und so die Textpassagen mehr Leichtigkeit erhalten.
Eine wunderschöne Geschichte, an der Alltagswelt der Zielgruppe orientiert, mit viel Witz und Phantasie.
Zum Abschluss können die Leser noch ein Leserätsel machen. Hier werden die Inhalte aufgegriffen und abgefragt. Eine gute Möglichkeit um das Leseverständnis zu überprüfen und auch schulen, denn wenn die Kinder wissen, sie können später noch Fragen beantworten lesen sie in der Regel von vorn herein etwas genauer.
Selbstverständlich ist auch dieser Text bei antolin gelistet. Ein Grund mehr dieses Buch zu lesen!
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