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Leono *Wie ein kleines Chamäleon Freunde findet


Bildquelle: Coppenrath Verlag
Leono
Wie ein kleines Chamäleon Freunde findet
von Anahita-Valia Bam
mit Bildern von Lena Lackmann
48 Seiten
1. Aufl. 17.06.2021
ISBN: 978-3-649-63879-7
Coppenrath Verlag
15,00€

Eine Geschichte voller farbiger Vielfalt
über Identität, Freunde finden und
gut so sein wie man ist
für Kinder ab 3 Jahren
Sicherlich wird sich der ein oder andere schon einmal gewünscht haben ein Chamäleon zu sein. Sich tarnen und somit nur schwer entdeckt werden zu können, klingt verlockend, doch das diese auch ein Fluch sein kann erleben wir in dieser wundervollen Geschichte von Anahita-Valia Bam, die einfühlsam, aber auch spannend und lustig einen Einblick in Leonos Leben gibt. Leono ist eigentlich ein geselliger Typ, nur Freunde hat er nicht, denn für andere ist er kaum sichtbar. Unsichtbar sozusagen, denn seine Körperfarbe passt sich immer genau den Gegebenheiten, wo er sich gerade befindet an. An einem braunen Baumstamm ist es so braun wie der Stamm und ähnelt der Rinde.
Im ockagelben Sand der Wüste färbt er sich ockagelb und wird ehr für einen Sandhaufen gehalten als für ein Tier mit dem man Spaß haben könnte. Immer wieder passiert es, dass sich furchtbar erschreckt wenn der vermeidliche Ast plötzlich zu sprechen beginnt. Doch eines Tages lernt Leono auf etwas ungewöhnliche Weise den Papageien Krawatte kennen, der ganz begeistert von dem Farbenspiel ist, das Leon in seiner Gegenwart entwickelt.
Die beiden kommen ins Gespräch. Das erste Mal in seinem Leben hört Leon, das es jemanden gibt, der ihn um die Gabe sich unsichtbar zu machen beneidet. Und das ausgerechnet von seinem so farbenfrohen auffälligem Vogel. Wie gern würde Leon mit dem Papageien tauschen. Wenn er sichtbar wäre hätte er bestimmt Freunde. Es kommt noch besser. Der Papagei verspricht zurück zu kommen und tatsächlich hält er Wort. Mehr noch, er bringt seine Freundin Bellissima mit, die ihm von der Duftsprache erzählt, mit der auch Unsichtbare zu erkennen sind. Jeder hat seinen eigenen Duft und seine eigene Farbe, ihn zu finden und zu wissen was einen ausmacht, das ist sehr wichtig weiß Bellissima. Leon ist so fasziniert von dem was seine neue Freundin erzählt, dass er am liebsten auch fliegen können würde, um sich auf die Suche nach seinem Duft zu machen und mit den neuen Freunden etwas unternehmen zu können. Als Krawatte das hört, hat er eine Idee. Was das ist verrate ich euch nicht, nur so viel Leono kann so tatsächlich fliegen und es kommt noch besser, sie fliegen an einen Ort, wo es trubellig und bunt zu geht und wunderbar duftet. Doch das scheinbare Paradies entpuppt sich als Gefängnis für viele wunderbare, bunte Tiere, die in viel zu engen Käfigen ein Dasein fristen. Die Schlange hat so gar kein Verständnis, dass Leono die Farbenpracht bewundert und sich wünscht auch eine Farbe zu haben, wo sie alle eingesperrt sind und er doch frei sein Leben genießen kann. Leon wiederum ist so bestürzt über die gefangenen Tiere, das er seinen Freunden davon berichtet. Gemeinsam planen sie die Gefangenen zu befreien. 
Ob es Leono, Bellissima und Krawatte gelingen wird, die vielen Tiere unbemerkt zu befreien? Ihr dürft gespannt sein. Es wird, sehr bunt und spannend, so viel sein verraten und Tarnung spielt nicht nur bei der Befreiung sondern auch bei der Flucht eine ganz wichtige Rolle.
Ihr möchtet wissen ob Leono seine Farbe noch findet? Auch das erfahrt ihr beim Blick ins Buch, das mit 48 Seiten doch um einiges umfangreicher ist als die meisten anderen Bilderbücher mit 32 Seiten. Dies ist der Geschichte geschuldet, die für ein Bilderbuch recht umfangreich ist. Und obwohl das Buch reich bebildert ist und sehr viele großformatige bunte Illustrationen das Leserherz erfreuen nimmt der Text auch räumlich viel Platz ein. So kunterbunt wie das Thema sind auch die Zeichnungen, die immer wieder etwas entdecken lassen. Leono ist nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Die Illustratorin hat sich des Themas Tarnung und Farbe wirklich auf sehr vielfältige Weise genähert. Nicht nur das die Tiere kunterbunte Elemente haben auch Formen von Dynamik gestaltet sie in passenden Tönen. Alles wirkt sehr, sehr lebendig, wenn gleich es dem ein oder anderem Erwachsenen zu bunt und zu plakativ erscheinen mag, sind die Kinder völlig begeistert von dem bunten Treiben.
Bei aller Farbigkeit, bei allem Trubel in Geschichte und Bildern, ist es kein oberflächliches Buch. Autorin und Illustratorin haben einen wunderbaren Weg gefunden Kindern die Themen Ich-Identität und Freundschaft näher zu bringen. Es regt an mit Kindern ins Gespräch zu kommen und zeigt Kindern, das jeder gut ist so wie er ist und jeder etwas besonders gut kann. Herauszufinden was das ist, ist mitunter ein langer Weg. Leonos Beispiel zeigt sehr schön das besonders sein nur auf den ersten Blick Nachteile hat. Ohne die Fähigkeit sich zu tarnen wäre es unmöglich gewesen an die Schlüssel für die Käfige zu kommen und ohne das Thema Tarnung und das Wissen um Tarnung wäre es den Tieren nicht möglich gewesen sich kurzzeitig auf dem Gelände "unsichtbar" zu machen. Gleichzeitig gehört viel Mut dazu all das zu bewerkstelligen. Und so ist es nicht nur Leonos Tarnung sondern auch seinem Mut und dem Interesse an seiner Umwelt zu verdanken, das alles so gut ausgeht.
Unsichtbar sein, nicht auffallen, in der Masse untergehen weil man stiller/ruhiger ist und sich nicht in den Vordergrund drängt, das kennen viele Kinder. Sicherlich können gerade sie ein wenig nachfühlen, wie sich Leono fühlt und sicherlich verstehen sie auch die Botschaft der Geschichte, das es völlig oky ist wenn sie ruhiger und stiller sind, und das auch sie etwas finden werden, was andere auf sie aufmerksam macht. Mut über den eigenen Schatten zu springen, vielleicht aus der Deckung zu kommen und das Anderssein als Chance zu verstehen auch so verstehen einige meiner Lesekinder diese Geschichte und haben damit völlig recht.
Das dies alles in so einer wundervollen spannenden, lustigen Geschichte vereint ist, ist ein echter Glücksfall.
Kinder ab 3 Jahren werden viel Freude an dem Buch haben.