Unsere Lieblingsbücher

Der Hund, den Nino nicht hatte

   

Bildquelle: Bohem Press
Den Hund, den Nino nie hatte
eine Geschichte von Edward van de Vendel
mit Bildern von Anton van Hertbruggen
40 Seiten
ISBN: 978-3-85581-552-4
Bohem Press
14,95€

Die Geschichte über einen Jungen und seinen imaginären Hund, der so ganz anders ist wie ein Raler. 
Viel besser wie sich herausstellt
für Kinder ab 4 Jahren

Ich muss zugeben, dieses Buch stellte mich vor eine Herausforderung. Die Bilder sind für mein Betrachter Auge gewöhnungsbedürftig. Ich will nicht sagen duster, denn das entspricht nicht dem was ich dabei empfinde aber obwohl das Cover mich irgendwie fasziniert und einlädt das Buch zu entdecken finde ich nicht den rechten Zugang. Ich versuche zu ergründen wieso es so ist. Die Darstellung des Himmels im Abend- oder Morgenrot der dunkle Wald der einen hellen gemütlichen Platz frei gibt, ein Junge, der auf einem großen Stein hockt, alles wunderbar. Der Hund der auf dem Titelbild einem Vogel nachschaut sieht freundlich und lebendig aus. Es könnte ein schönes Leseerlebnis werden auch das erste erzählende Bild ganz ohne Text ist faszinierend. Ich fühle mich irgendwie in den Wilden Westen versetzt. Ein Bild das viel erzählt wenn man sich die Zeit nimmt darin bewusst einzutauchen. Es macht neugierig baut Spannung auf.
Die erste Seite mit Text, nur ein Satz auf weißem Papier.
Mittig lesen wir 
"Nino hatte einen Hund, den er nicht hatte"
Wir sehen den riesigen Vollmond der fast vom Himmel gefallen zu scheint, die Kinder meinen es ist die Erde weil sie glauben die Kontinente zu erkennen und schaue ich genau hin komme ich selbst auch immer mehr zu dieser Überzeugung. Es ist dunkel und dennoch hell.  Am Himmel leuchten Millionen winziger Sterne wie kleine Punkte. Um Nino herum ist es sehr hell, ihn selbst, vor allem sein Gesicht erkennen wir kaum. Einstimmungsvolles Bild. Die Illustration der nächsten Doppelseite bedarf schon eines genauen Hinschauens um wirklich alles wahrzunehmen. Ganz rechts unten winzig im Vergleich zu den übergroßen Darstellungen zwei kleine, kurze Zeilen Text
"Doch, den Hund hatte er, 
obwohl er ihn nicht hatte."
Wir sehen Nino mit seinem Hund. Was und wo wir sie sehen müssen wir wirklich intensiv ergründen und uns in das Bild einfinden um in die Geschichte zu finden, die viel Raum für unsere eigenen Phantasie und Interpretation lässt.
Etwas mehr aber nicht viel mehr Text finden wir auf der folgenden Doppelseite . Kurz und knapp mit wenig Worten erzählt Edward van de Vendel seine Geschichte weiter und arbeitet dabei mit einer sich ständig wiederholenden Konstante
".....der Hund, den er nicht hatte...." Die eigentlichen Geschichtenerzähler sind die Bilder in erdigen Tönen, deren Illustrationsstil sehr besonders ist.
Ich glaube man muss nicht alle Illustrationsstile mögen. Doch das ich ihn nicht mag, kann ich eigentlich auch nicht sagen. Die Bilder machen etwas mit mir, das ich nicht beschreiben kann aber sie erreichen mich nicht so, das ich wirklich mit ihnen warm werden kann gleichzeitig faszinieren sie mich aber.
Das nächste Bild ist mir zu viel, es macht mich unruhig, bedroht mich.  Wir sehen Ninos Vater in Pilotenuniform inmitten von aufgeschäuchten Flamingos wärend er telefoniert.
Ninos Vater ist beruflich viel unterwegs, das wird uns schnell klar doch wieso diese unruhige Darstellung, die irgendwie ängstigt?
Frage nur ich mich das? 
Was werden die Kinder zu diesem und den anderen Bildern sagen geht mir durch den Kopf.
Das nächste Bild ist ruhiger löst in mir aber ein Gefühl von Verlassenheit aus. Es scheint als sitzt Nino unter einem riesigen Felsvorsprung auf seinem Bett an der schrägen Wand neben ihm hängen Bilder wir sehen einen Globus, ist das der Erdball den wir zu Beginn als Mond deuteten und der mehr aussah wie eine leuchtende Erdkugel?
 Was auf dem Bild alles zu entdecken ist macht keinen Sinn, ich finde den Zugang zu dem Bild nicht in allen Teilen.
So geht es weiter und weiter. Mal sind die Bilder klarer, mal unendeutig, mal verwirrend, mal ..... .
Und dennich erzählen sie Ninos Geschichte von dem Hund den er hat und nicht hat und von der Zeit in der er dann von seiner Mutter einen realen Hund bekommt.
Man sollte meinen Nino würde sich freuen. Tut er auch irgendwie. Doch der Hund den er hat ist so ganz anders wie sein imaginärer Hund. Klar, war der imaginäre Hund, der G`Hund der ihm nahe war, der gesteuert von seiner Phantasie einfach der ideale Freund war. Wohin gegen der reale Hund sein Eigenleben führt, das Nino nicht immer gefällt ihn vielleicht auch zuweilen überfordert und das Gefühl vermittelt sein Leben nicht zu verstehen. Immer wieder bekommt die Rolle des meist abwesenden Vaters eine Rolle die uns erahnen lässt wie sehr Nino seinen Vater vermisst.
Auch wenn der Autor uns versucht zu vermitteln, dass Nino es nicht so schlimm findet das sein realer Hund sein Eigenleben hat nehmen wir es ihm nicht wirklich ab. Und dann tauchen am Ende auch noch weitere imaginäre  Tiere auf.
Ich, als Erwachsener verstehe was der Autor erzählen möchte doch die Geschichte erreicht mich dennoch nicht.
Wie geht es den Kindern fragte ich mich immer wieder und für welches Alter ist das Buch?
Ich könnte das Buch, Buch sein lassen und weglegen. Man muss nicht alle Bücher mögen, aber sollte ich den Kindern nicht die Gelegenheit geben sich ihre eigene Meinung zu bilden?
Bin ich nicht dafür angetreten den Kindern auch künstlerische Vielfallt zu vermitteln?
Ja!
Und so machte ich es dann auch. Die Kinder in der Altersgruppe 4-5 Jahren waren überwiegend Jungen doch weder die Jungen noch die Mädchen wollten die Geschichte entdecken, auch nicht vorgelesen bekommen.
Der erste Versuch scheiterte. Ich ging es anders an. Legte das Buch einfach allein auf einen großen Tisch.
Einige der Jungen in der Altersgruppe 5+ blätterten und legten es dann wieder weg bis ein Junge kam und es sich intensiv anschaute. Mit der Zeit ringten sich immer mehr andere Jungen um ihn. Es fand ein reger Austausch über das Geschehen statt ohne das einer der Text lesen konnte. Es kam keine Frage nach "was steht da?" oder "kannst du uns vorlesen?" sie entdeckten ihre eigenen Geschichten, diskutierten und fanden ihren eigenen Weg der Erzählung.
Das ging so etwa 20 Minuten dann legten sie das Buch weg.
Nach weiteren 5 Minuten fragte ich wie ihnen das Buch gefallen hat und bekam erstaunliche Antworten die alle auf eines hinausliefen sie hatten es als Wild West Abenteuer empfunden. Sich als Indianer gefühlt, die sich angepirscht hatten um den Jungen zu beobachten und ihm zu folgen, gerieten dann vom Wild West Feeling ins Afrika Feeling. Für sie war es eine Abenteuergeschichte in der der Hund ehr eine Nebenrolle spielte. Sie konnten ja nicht wissen, dass es den Hund zunächst nicht wirklich gab, sie kannten ja die Geschichte nicht wirklich.
Ich schaffte es vier der Jungen neugierig zu machen und habe ihnen dann die Geschichte erzählt / vorgelesen. 
Fazit:
Unsere Geschichte fanden wir spannender.
Was sagt uns das?
Diese Interpretation überlasse ich jedem selbst.
Mir hat das Experiment mal wieder gezeigt, dass es richtig war das Buch nicht ganz weg zulegen um so den Kindern die Gelengeheit zu geben es selbst zu entdecken.

Selten habe ich mich so intensiv mit einem Buch auseinandergesetzt. Ich habe unzählige Rezensionen gelesen versucht den Illustrator und auch den Autor zu verstehen. Letzteren verstege ich. Ersteren weniger und das ist bei einem Bilderbuch nun mal der Hauptakteur.
Das Buch ist zahlreich unter andrem bzw. vor allem Wegen der Bilder ausgezeichnet worden.
Von Erwachsenen!

Ich muss nicht alles mögen.
Ich kann nicht sagen, dass ich es nicht mag.
Das Buch hinterlässt mich persönlich verwirrt und so bin ich dankbar für die Möglichkeit mich damit auseinandersetzten zu können und dankbar für die Erfahrungen mit den Kindern.
Und?
Ich weiß es noch nicht!