Bildquelle: Carlsen Verlag
Willkommen im
Kindergarten KITALULU
(Eltern Vorlesebuch)
von Constanze Steindamm
mit Bildern von Anna Karina Birkenstock
32 Seiten
1. Aufl. 25 Februar 2021
ISBN: 978-3-551-51925-2
Carlsen Verlag
13,00€
Eine ganz besondere Kindergartengeschichte, über Miteinander, Gefühle und Toleranz
für Kinder ab 3 Jahren
Dies ist eines der Bücher, die in der Reihe "Eltern für dich 💓" im Carlsen Verlag erscheinen. Ein Bilderbuch, das nah an der Erfahrungswelt der Leserzielgruppe erzählt und reichlich Anknüpfungspunkte für Gespräche im Bereich der Sozialkompetenz und Gefühlswelt liefert.
Blättert man das Buch auf wird man als Erwachsener erst einmal mit einer Doppelseite an Informationen und Tipps, wie man mit Kindern ins Gespräch kommen kann, bzw. welche Themen hier anzutreffen sind begrüßt. Sehr informativ und wirklich aufschlussreich, dennoch muss ich zugeben, dass ich von Erzieherinnen das ein oder andere Mal gehört habe, das sie sich die Geschichte auf Grund der Infos ein wenig anders vorgestellt haben. Besonders weil das Thema Kita hier so gar nichts mit dem Kindergartenalltag im herkömmlichen Sinne zu tun hat, denn auf der Kindergarteninsel KITALULU gibt es anscheinend gar keine Erzieher:innen. Es ist vielmehr die Geschichte von Kindern mit ganz unterschiedlichen Charakteren, die eine Kindergartengruppe bilden.
Dennoch, es ist ein zauberhaftes Bilderbuch, in dem sich bestimmt jedes Kind mit dem ein oder anderen Charakter identifizieren kann und viele der Charaktere mit Kindern aus dem eigenen Umfeld verbindet.
Es ist, um es vorweg zu nehmen, eine ganz wundervolle Geschichte, die von ebenso wundervollen Illustrationen begleitet wird, die mit viel Liebe zum Detail das Geschehen einfangen und so auch die emotionale Ebene visualisieren.
Nun aber zur Geschichte bez. erst einmal zu den Charakteren.
Da gibt es das Eichhörnchen "Flitze Pfeffernuss", Bär "Adalbärto", Pinguin "Dawintscha", "Wilma" Wasserschwein und "Johnny" Fuchs. Hinzu kommt Papageie "Twittabella".
Flitze Pfeffernuss ist ist ein wenig chaotisch, vergisst gern mal wo er seine Nüsse versteckt hat, liebt das Miteinander, in dem er das ein oder andere Mal sicher gern im Mittelpunkt steht und Neuen gegenüber zunächst einmal etwas skeptisch gegenüber steht. Vermutlich spielt da auch ein wenig Eifersucht mit.
Adalbärto Bär, ist ein gemütlicher Kerl, der seinem Freund Flitze ein wenig an die Hand nimmt und Ordnung und Struktur in das Geschehen bringt. Er ist praktisch veranlagt, liebt es zu werkeln und scheint für alles eine Lösung zu haben, jedoch ist er auch schnell mal nervös oder etwas ungeduldig wenn es z.B. darum geht, das sein Freund Flitze wieder einmal zu saumselig ist.
Pinguin Dawintscha, ist ein bisschen schüchtern und kann hervorragend zeichnen. Eine Künstlerin in ihrem Fach und wenn man seinen Namen einmal genauer betrachtet passt der perfekt. Manchmal scheint es als würde sie sich hinter den Bildern verstecken wollen. Wenn es aber darauf ankommt ist sie hilfsbereit und immer zur Stelle für die Freunde.
Wilma Wasserschwein, ist sehr entspannt und strukturiert. Sie packt ihre Kindergartentasche immer schon am Vorabend und wartet geduldig mit einem Buch bis ihre Freunde sie abholen. Wenn jemand Hilfe braucht ist auch sie sofort zur Stelle, hat Ideen und packt tatkräftig mit an. Johnny Fuchs, ist der freche, der gern einmal anderen einen Streich spielt und dabei nicht die Folgen bedenkt, die sein Handeln haben kann. Er hat aber auch die Größe, Fehler einzugestehen und sich zu entschuldigen.
Twittabella Papagei ist diejenige, die neu hinzu kommt. Sie ist etwas vorlaut und forsch, vielleicht auch etwas vereinnahmend aber versteht es auch nett zu sein.
Alle zusammen leben auf der Kindergarteninsel Kitalulu. Jeder hat sein eigenes, ganz individuelles und auch sehr originelles Zuhause. Flitzes Baumhaus geht sogar über mehrere Etagen, was ihm dann wiederum auch oft zum Verhängnis wird, so wie an diesem Morgen, an dem er erst nicht aus den Federn kommt und dann auch noch seine Nüsse suchen muss, die er als Proviant mit in den Kindergarten nehmen möchte. Flitze vergisst einfach immer wo er sie versteckt hat und er versteckt sie gut, alle an anderen Plätzen. Als sein Freund Adalbärto ihn abholen will sind noch längst nicht alle Nüsse gefunden und so hilft Adalbärto seinem Freund erst einmal beim Suchen. Bei der Suche schaut Flitze auch durch sein Teleskop und entdeckt auf dem Meer unweit des Strandes ein Boot, das augenscheinlich droht unter zu gehen, so schief wie es schon im Wasser liegt und eine Rettungsflagge ist auch gehisst. Aufgeregt zeigt er Adalbärto seine Entdeckung . Sofort steht für die beiden fest, dass sie ganz schnell helfen müssen. Sie laufen zu Wilma Wasserschwein, die natürlich sofort mit kommt um zu helfen und eine Idee hat sie auch schon. Dafür benötigen sie jedoch auch die Hilfe von Dawitscha. Am Strand herrscht emsiges Treiben, es ist Eile geboten denn das Boot ist kaum noch zu sehen. Nur Fuchs Johnny kommt wie immer zu spät und meint dann auch noch den Chef spielen zu müssen, sehr zum Unmut von Flitze, der ihn in die Schranken weißt und auffordert mit zu helfen. Dazu jedoch hat Johnny so gar keine Lust. Die Zurechtweisung scheint er nicht so einfach weg zu stecken, denn wir erleben, das er heimlich das Band von einem Stamm des gebauten Rettungsfloß löst. "Wie gemein, und vor allem gefährlich", stellen meine Lesekinder fest und können nicht glauben, dass Johnny so etwas macht. Als das Floß fertig ist geht die große Rettungsaktion los, nur Flitze bleibt an Land. Er traut sich nicht aufs Wasser, schließlich kann er nicht schwimmen. Das wiederum ist vernünftig und überhaupt sieht das Floß schon ziemlich voll aus. Die Rettungsaktion ist abenteuerlich aber gelingt, auch wenn es einen Moment gibt an dem genau das passiert, was die Kinder befürchtet haben. Johnnys gemeine Aktion bringt die Truppe in die Bedrängnis, doch alles geht gut aus. Wer jetzt denkt, Johnny, der alles von Land aus beobachtet hat, freute sich darüber, der liegt falsch. Das hatte er nicht gewollt und er wird im Laufe der Geschichte nicht nur seine Tat zugeben sondern sich auch Entschuldigen.
Gerettet wurde Papagei Twittabella. Sie ist etwas vorlaut und Flitze mag sie erst nicht so sehr. Wieso verrate ich hier nicht. Sicherlich ist sie etwas eifersüchtig weil sich erst einmal alles um Twittabella dreht doch da sind noch mehr Gefühle im Spiel.
Am Ende des Tages jedoch ist die Truppe glücklich. Sie feiern die Ankunft der Neuen und auch Johnny ist voll integriert.
Es gibt viel was Kinder von allein mit aus der Geschichte nehmen und schon während des Vorlesens kommentieren. Es gibt aber auch viele Möglichkeiten in Gesprächen an die ein oder andere Situation anzuknüpfen um ein Thema zu vertiefen. Hilfreich sind hier die vorweggestellten Tipps "So könnt ihr dieses Vorlesebuch gemeinsam entdecken".
Sei es, das man über die Vielfalt in der Gruppe spricht und auf die Charaktere eingeht und die Kinder versuchen sollen herauszufinden mit welcher Figur sie sich vielleicht identifizieren können, oder zum Thema, da kommt jemand neu in die Gruppe, zum Thema Gefühle, zum Thema Toleranz oder auch das ein Streich richtig schlimme Folgen haben kann.
Besonders schön und witzig fanden meine Lesekinder die lustigen Namen der Figuren, die sich nicht nur lustig anhören sondern irgendwie auch eine Verbindung zur Figur haben. Dawintscha zum Beispiel erinnerte sie an Leonardo da Vinci, den Maler und Dawitscha zeichnete ja auch gerne. Da Vinci kannten die Kinder aus einem Kunstprojekt schon. Die Verbindung von Malerei und technischer Zeichnung war etwas was meinen Lesekindern auch gleich auffiel. Das den Kindern das Buch so gut gefallen hat liegt aber nicht nur an der turbulenten, lustigen und abenteuerlichen Geschichte sondern vor allem auch an den Bildern, die mit einer fantastischen Dynamik
visualisierten Szenen erwecken die Geschichte zum Leben. Sowohl die ausdrucksstarke Mimik
als auch die Gestik und ,wie ich bereits erwähnte, die Liebe zum Detail machen dieses Buch so besonders schön. Jede kleinste Kleinigkeit erzählt noch etwas. Es gibt so viel zu entdecken. Die bunten Bilder sind für kleine Entdeckeraugen ein fantastischer Spielplatz. Sie regen an neue Geschichten zu erzählen und beleben das Ganze auf ihre Weise.
Hier erwartet euch Lesevergnügen pur!