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Wenn ich traurig bin

 

Bildquellen: Carlsen Verlag
Wenn ich traurig bin
von Nana Neßhöver
mit Bildern von Eleanor Sommer
40 Seiten
1. Aufl. 28. Juni 2021
ISBN: 978-3-551-51916-0
Carlsen Verlag
15,00€

Ein wundervolles, sehr einfühlsames und emotionales Bilderbuch 
zum Mitmachen und Trost spenden
für Kinder ab 3 Jahren

Ella, das kleine Wieselchen ist sehr traurig. Sie hat ihr allerliebstes Kuscheltier verloren. Egal wo sie auch gesucht hat, sie konnte es nicht finden. Wie sie sich fühlt können Kinder bestimmt nachvollziehen. Die meisten Kinder haben auch schon einmal etwas verloren oder verlegt, was ihnen lieb und wichtig war und dennoch ist  das was Nana Neßhöver an Emotionalität in die Geschichte insbesondere diese diese Situation und Gefühlswelt an Beschreibung legt etwas ganz besonderes. Sie findet Worte, die Kinder und die meisten Erwachsenen in dieser Situation nicht gefunden hätten und beschreibt die Gefühle des kleinen Wieselchens so nah und nachvollziehbar, emotional, dass Kinder in der gleichen Situation direkt wiederfinden und verstanden fühlen und Kinder, die die Geschichte einfach so hören trotzdem genauso verstehen.
"Ella fühlt sich schlapp und hat zu nichts Lust", Ihre Füße sind kalt obwohl sie warme Socken trägt, ihre Augen jucken und "in ihrem Bauch breiten sich Schmerzen aus." Und obwohl Ella traurig ist, spürt sie wohl instinktiv, dass es nicht gut ist sich ganz zu verkriechen. Als die Sonnen herauskommt, nimmt sie all ihren Mut zusammen und traut sich heraus, in der Hoffnung, das die Traurigkeit kleiner wird, im besten Fall verschwindet. Draußen trifft sie auf das Wolfsmädchen, die sofort sieht, das Ella traurig ist. Sie erzählt ihr was sie macht wenn sie traurig ist und Ella probiert es aus, dabei steht das kleine Wolfmädchen hinter ihr, streichelt ihren Rücken und ist für sie da. 
Ellas Traurigkeit schrumpft, doch weg ist die Traurigkeit noch lange nicht, das spürt Ella tief in sich drin. Wenig später trifft Ella auf den Siebenschläfer, der ebenfalls sofort sieht was mit dem kleinen Wiesel los ist und auch er erzählt ihr was er macht wenn er traurig ist. Er lädt Ella zu sich ein es auszuprobieren. Mehr noch er mag ihr zuhören. Wieder nimmt Ella das Angebot an. 
Nur dieser Versuch scheitert. Zwar fühlt sie sich eine kurze Zeit etwas wohler, aber letztendlich ist die Traurigkeit immer noch sehr erdrückend. Also macht sie sich wieder auf den Weg raus aus der Siebenschläfer Höhle. Wie Ella sich dabei fühlt beschreibt Nana Nesshöver so intensiv, das einem beim Zuhören und auch lesen selbst schwer ums Herz wird. Wir haben nicht nur Mitleid mit der kleinen Wieselin sondern können nur zu gut verstehen, wie es ihr geht. Als nächstes trifft sie auf das Eichhörnchen und das hat auch schon eine Idee, was Ella machen könnte, damit es ihr besser geht. Ella weiß erst nicht so recht was sie davon halten soll, doch als sie es ausprobiert geht es ihr wieder einen Moment besser. Aber auch nur etwas besser und sobald sie aufhört kommt auch die Traurigkeit wieder ganz zurück. Nach und nach begegnet sie vielen weiteren Tieren und alle haben ihr eigenes Rezept gegen Traurigkeit. Und so lernen die Kinder nicht nur Ellas tiefes Gefühl von Traurigkeit kennen, sondern ganz viel Möglichkeiten sich abzulenken bzw. auf andere Gedanken zu kommen, die damit die Traurigkeit nicht so viel Raum einnimmt. Was Ella letztendlich hilft, das verrate ich noch nicht, genauso wenig wie ich nicht genauer auf das eingegangen bin, was etwas die Tiere im Einzelnen gemacht haben. Aber es gibt etwas, was genau das Richtige für Ella ist. Genau das was sie brauchte. Und genau hier liegt der Schlüssel zum wieder glücklich sein. Es muss genau passieren was einem gut tut, und das ist bei jedem anders. Schön ist es, das jeder hilfsbereit war und jeder sofort gesehen hat, was mit Ella los ist und jeder hatte Verständnis, litt etwas mit ihr mit. 
So lernen die Kinder nicht nur viel über das Trösten sondern auch über das Trost spenden. Sie werden sensibilisiert hin zu schauen und auf jemanden zu zu gehen ,nicht weg zu schauen. Doch da gibt es noch etwas, was das Buch, die Geschichte so besonders macht. Die Kinder fühlen nicht nur mit dem kleinen Wiesel, sie können auch aktiv mitmachen. Sie werden etwas gefragt und angeregt bzw. aufgefordert etwas zu tun und es kommt die Rückfrage, wie sich das angefühlt hat. Diese aktiven Mitmachsituationen wirken am besten beim Kind, wenn der Vorleser sich dabei direkt an das Kind wendet (mit Augenkontakt) und nicht einfach vorliest. In der direkten Ansprache hat hat Kind das Gefühl der Vorleser (Mama, Papa.....) fragt von sich aus. So wird das Vorlesen aufgelockert , unterbrochen und das Kind kann sich den gemachten Empfindungen freier hingeben. 
Daraus entsteht dann wiederum eine besondere Beziehung zum Vorleser. Gerade wenn man die Geschichte als Trostgeschichte vorliest ist diese Auseinandersetzung mit der Geschichte letztendlich genau das, was die Tiere auch gemacht haben. Ein Angebot, eine Hilfestellung, das nach dem Vorlesen vermutlich mit einer ähnlichen Situation wie zum Ende der Geschichte von Ella endet.  Das Buch endet mit vielen kleinen visuellen Sequenzen (Vignetten) aus dem Buch, die noch einmal zeigen, was für Versuche Ella gemacht hat um wieder glücklich zu sein, bzw. was die Tiere mit ihr gemacht haben und es wird gefragt: " .. und was machst du wenn du traurig bist?  Male ein Bild".
Es wird aber auch darauf hingewiesen, das es Traurigkeit gibt, die nicht weg geht und das man dann zum Arzt gehen sollte, der einem dann helfen kann.
Traurig sein, ist kein schönes Gefühl, das kennen wir alle, wichtig für jeden Menschen aber Kinder nich einmal mehr, ist es, dass Kinder wissen, das jemand für einen da ist. Der vielleicht einfach nur in den Arm nimmt, ohne groß Fragen zu stellen. Jede Situation ist anders, jedes Kind ist anders und nicht alles Situationen sind gleich. Es gibt so viele Faktoren, die hier rein spielen. Das Buch zeigt, genau diese Komplexität und die verstehen Kinder, durch Nana Neßhövers einfühlsame Erzählweise in Kombination mit den ebenfalls sehr einfühlsamen, gefühlvollen Illustrationen von Eleanor Sommer, durchaus.
Es ist ein wundervolles Bilderbuch, das bei aller Traurigkeit und den vielen intensiven Elementen nicht schwer ist. Sicherlich empfindet man mit, doch es gibt ganz viele lustige Momente, allein die ganzen Versuche der Tiere, sind sehr lebendige Aktionen, so wie auch die Einbeziehung der Kinder und die Einladung mit zu machen, das Vorlesen so auflockern, dass die Kinder letztendlich vielfach mit dem Ausruf:" Das war aber eine schöne Geschichte!" aus der Vorlesezeit hinaus gehen, was nicht zu Letzt auch am Ausgang der Geschichte liegt. 
In der Kita hat man nun die Möglichkeit wunderbar das Thema Traurigkeit zu besprechen. Wer kennt so eine Situation, was hat geholfen....? 
Es ist aber auch ein Buch, das Therapeuten einsetzten können.

Und hier noch der Hinweis auf die digitale Ausgabe
Bildquelle: Carlsen Verlag
Wenn ich traurig bin
Die digitale Ausgabe von »Wenn ich traurig bin« ist ausschließlich als Fixed Format verfügbar und eignet sich deshalb nur für Tablets und Smartphone-Apps.
ISBN: 978-3-646-93414-4
7,99€

https://www.carlsen.de/fixed-format/wenn-ich-traurig-bin/978-3-646-93414-4