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Kuddelmuddel in Omas Kopf

 

Bildquelle: Gabriel Verlag
Kuddelmuddel in Omas Kopf
 von Martina Baumbach
mit Bildern von Michaela Heitmann
32 Seiten
1. Aufl. 19.03.2014
ISBN: 978-3-522-30329-3
Gabriel Verlag
12,99€

Eine einfühlsame, lustige Geschichte
zum Thema Demenz
für Kinder ab 4 Jahren
Kindern zu erklären, das ein geliebter älterer Mensch plötzlich sehr seltsam ist, sich verändert, viel vergisst und nicht mehr der ist, der er einmal war, ist nicht leicht. Kinderbücher, die uns von außen als Betrachter mit in eine Geschichte nehmen, die darüber erzählen, sind hier nicht nur hilfreich sondern auch wichtig um etwas zu verstehen.
Auf sehr leichte, selbstverständliche und natürliche Art erzählt Martina Baumbauch die Geschichte des kleinen Nils und seiner Oma, der besten Oma der Welt, die nicht nur immer für ihn da ist sondern ihn auch bei allen Dingen unterstützt. Was gibt es schöneres als eine Oma, die auf ein Kind eingeht und in seiner Entwicklung unterstützt? Sie sind ein echt gutes Team. Was sie so alles erleben und wie intensiv ihre Beziehung ist, das spürt der Leser gerade beim Betrachten der bunten, ausdrucksstarken Bilder. 
Noch schöner scheint Nils Leben zu werden, als seine Oma zu ihnen zieht, doch schnell bemerkt er, dass seine Oma irgendwie seltsam wird. Erst weiß er nicht so recht ob sie ihn aus Spaß zum Narren hält, Späße macht oder mal was vergisst, doch mit der Zeit passieren immer mehr seltsame Dinge und die Oma ist auch immer öfter in sich gekehrt, scheint alles um sich herum auszublenden. Manchmal sagt sie in ihrem Kopf herrscht Durcheinander, doch so recht vorstellen kann Nils sich nicht wie sich das anfühlen könnte. Was die Oma so alles seltsames anstellt, das sie z.B. die saubere Wäsche in den Kühlschrank statt in den Kleiderschrank legt oder nicht mehr weiß was eine Hose ist, davon erzählt uns Nils auch. Ihn beschäftigt die Situation sehr, realisiert aber, dass die Oma nicht mehr so ist wie früher. An seiner Liebe zu ihr ändert sich nichts. Mit viel Geduld versucht er für sie da zu sein, sie weiter an seinem Leben teilhaben zu lassen aber es gibt auch Situationen wo ihm alles über den Kopf wächst, wo er traurig und sogar sauer auf sie ist. Als sie eines Tages verschwindet und die Eltern sie überall suchen, ist es Nils, der sich in seine Oma hinein fühlt und sie so auch findet. Auch die Oma realisiert in klaren Momenten, dass sie nicht mehr so ist wie früher. Manchmal vergisst sie sogar Nils Namen, doch Nils weiß damit umzugehen. Mit viel Geduld und vor allem Liebe gelingt es ihm seine Oma so zu lieben wie sie ist. 
Die beiden sind ein tolles Team, das spürt man in jedem Moment der Geschichte, selbst wenn es einmal schwieriger ist. Nils kindliche Unbefangenheit und sein Einfühlungsvermögen sind es, die ihm den Umgang mit der Oma leichter machen als vielleicht einem Erwachsenem. Das was die Oma ihm in jungen Jahren gegeben hat, was die beiden miteinander erlebt haben, verbindet. Bei einem Team, das sogar ein Raumschiff zusammen baut um zum Mond fliegen zu können, da ist jeder für den anderen da. Als Nils kleiner war hat seine Oma ihn auf Bäume gehoben, damit er von oben den Überblick hatte oder dem Mond näher war. Jetzt ist er für sie da, so gut er es kann und solange sie noch gemeinsam im Gras liegen können um die Sterne und den Mond zu beobachten ist für ihn alles gut, auch wenn seine Oma mal wieder seinen Namen vergessen hat.
Das Besondere an der Geschichte ist ihre Leichtigkeit. Bei allen lustigen Szenen gerät die Problematik des Vergessens, der Wesensveränderungen der Oma nicht ins Hintertreffen. 
Martina Baumbach lässt Nils aus der Ich-Perspektive erzählen und schafft so eine emotionale Ebene, in der sich die Kinder sofort zu Nils stellen und ihm zuhören als würde ein Freund ihnen etwas erzählen. Sicherlich ist es etwas anderes eine Geschichte von außen mitzuerleben als selbst darin zu sein, doch ein Verständnis für die Thematik und die Situationen bekommen sie mit Sicherheit sehr intensiv. 
Mit diesem Bilderbuch kann man Kindern das Thema Demenz vermitteln, kann Kinder darauf vorbereiten und auch den Schrecken nehmen. Das ein Leben mit einem dementen Familienangehörigem nicht leicht ist, wird hier deutlich, aber zeigt auch, dass man damit umgehen kann, insbesondere Kinder.
Wir wissen, das es meist einen Moment gibt, wo ein dementer Angehöriger nur noch ein Pflegefall sein wird, doch das müssen Kinder nicht unbedingt in Geschichten erleben. Hier geht es mehr darum zu sensibilisieren und Verständnis zu schaffen. Gerade für kleinere Kinder (4-8 Jahre) ist dieses Buch daher ein wunderbares Medium in Kontakt mit dem Thema Demenz zu kommen. Fröhlich, leicht ohne Probleme zu verschweigen und oft auch mit Ideen wie man mit Dementen umgehen kann. Wir können alle viel von Nils lernen.
Hier noch ein Blick ins Buch
(Bildquelle: Gabriel Verlag)