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Der Frieden ist ausgebrochen

 

Bildquelle: Bohem Press
Der Frieden ist ausgebrochen
von Willi Weitzel
illustriert von Verena Wugeditsch
24 Seiten
1. Aufl. 15. Dezember 2022
ISBN 978-3-95939-216-7
Bohem Press
15,00€
Auf euch wartet eine einfühlsame Geschichte, in der ein Vater mit seiner kleinen Tochter über
 Krieg und Frieden, Liebe und Gerechtigkeit spricht
für Kinder ab 4 Jahren

Spätestens seit der großen Flüchtlingswelle 2015/2016 wissen wir, das das Wort Krieg auch vor unseren Kindern nicht halt macht. Sie bekommen mit, dass es Krieg auf der Welt gibt, dass Menschen sich auf lange Wege machen um in Sicherheit leben zu können.

Um so verwunderlicher ist wohl der Satz den das kleine Mädchen in dieser Geschichte auf dem Spielplatz aufschnappt und der zum Titel des Buches wurde.
"Papa, der Frieden ist ausgebrochen!" "Das haben die Großen auf dem Spielplatz gesagt."(Zitat)
Der Satz, der Willi Weitzel zu dieser Geschichte veranlasste, und sein eigentliches Buchprojekt in die Schublade wandern ließ, ist etwas anders. Mehr eine feststellende Frage.
Am Morgen nach dem 24. Februar 2022 sagte seine jüngste Tochter: "Papa, im Kindergarten haben sie gesagt, da ist etwas ausgebrochen, aber ich weiß nicht mehr was!"(Zitat)
Wir alle kennen die Antwort und ich bin mir ziemlich sicher, dass in vielen Familien Kinder mit ähnlichen Feststellungen und konkreten Fragen zu ihren Eltern gekommen sind.
Der KRIEG ist ausgebrochen. "KRIEG" ein kleines Wort, dass so unendlich viel Leid mit sich bringt und so schwer zu erklären ist.
Willi Weitzel gibt in dieser wirklich intensiven und besonderen Geschichte nicht nur Antworten auf Fragen, sondern regt an und inspiriert mit den Kindern ins Gespräch zu kommen. In seinem Nachwort schreibt der Autor:" Zuhören und Reden ist und bleibt der Grundstein für Frieden und vertreibt Konflikte." Und er wünscht sich, dass wir Erwachsene uns den Vater in dieser Geschichte zum Vorbild dafür nehmen, uns Zeit nehmen um mit unseren Kindern zu sprechen, ihre Fragen versuchen zu beantworten um ihnen so grundlegende Werte zu vermitteln, an denen sie sich orientieren können und Halt für ihr Leben finden.
Der Vater in dieser Geschichte nimmt sich Zeit. Er führt ein Gespräch mit seiner Tochter, in dem er versucht ihre Fragen zu beantworten. Dabei führt eine Antwort meist zu weiteren Fragen. Ein Dialog und Gedankenaustausch für das Leben und nicht nur zu Thema Krieg.
Es gibt so viele kleine und große Dinge im Leben die vielleicht weniger Bedeutung wie die Wörter "Krieg", "Frieden", "Liebe" oder "Gerechtigkeit" haben und trotzdem ganz wichtig für unser Leben sind.
Daher ist Willi Weitzels Botschaft mit Kindern ins Gespräch zu kommen, sich Zeit für ihre Fragen zu nehmen, bestimmt genauso wichtig, wie das was er mit dieser Geschichte über Krieg und Frieden vermittelt.
"Papa, der Frieden ist ausgebrochen! - Das haben die Großen auf dem Spielplatz gesagt" sagt das Mädchen zu ihren Vater und sie fragt: "Wo ist er denn eigentlich ausgebrochen?"
Angesichts der Wirklichkeit, die gerade so ganz anders ist könnte man meinen, der Vater sagt vielleicht, sie hätte sich verhört und korrigiert den Satz mit dem Wort Krieg, doch das macht er nicht. Er bleibt bei dem Frieden und erklärt ihr einfühlsam das der Frieden in den Menschen sitzt, in jedem einzelnen. Klar, dass das zu neuen Fragen bei der Kleinen führt. Das Gespräch ist wie eine Kettenreaktion die genauso viele Fragen wie Antworten gibt. Nicht immer sind die Antworten gleich detailreich, und das muss auch gar nicht sein, es geht um das Wesentliche und das ist extrem bedeutungsvoll. Willi Weitzel gibt Antworten, auf die wir selbst nie gekommen wären. Mal Realistisch, mal poetisch, immer aber sehr verständlich und kindgerecht.
Besonders beeindruckend ist das was er über den Frieden in uns sagt. Das Mädchen möchte wissen was der Frieden in uns macht und bekommt unter anderem die Antwort: "...am allerliebsten feiert er mit seinen besten Freundinnen."
Was kommt euch in den Sinn, wenn ihr diesen Satz hört?
Es ist die Frage, wer denn die Freundinnen sind, richtig!?
Und genau das fragt auch das kleine Mädchen ihren Vater.
"Sie heißen Freiheit, Gerechtigkeit und Liebe"
In vielen Leserköpfen werden spätestens jetzt der Frieden, die Freiheit, die Gerechtigkeit und die Liebe zu kleinen Figuren, die in uns wohnen und genau diese Vorstellung greift die Illustratorin Verena Wugeditsch auf und lässt sie "real" werden.
Die Erzählungen des Vaters und die Vorstellungen des Kindes werden durch sie zu nahbaren Bildern, die uns mal amüsieren aber auch mal vor Augen führen, was passiert wenn der "Frieden und seine Freundinnen aus dem Rhythmus kommen, denn dann "kann es Krieg geben, und der vertreibt alles Schöne, was vorher da war."
Die einfühlsamen, wie anschaulichen Bilder zeigen Realität ohne Angst zu machen. Sie nehmen im Buch viel Raum ein ohne sich zu sehr aufzudrängen. Es sind keine Zeichnungen, in denen sich Kinder verlieren können um neue Welten zu entdecken, es sind Begleiter und Visualisierer der Handlung, der Geschichte und das wirklich auf ganz wundervolle Art und Weise.  Es gibt ganz viele kleine Friedenssymbole zu entdecken, wie z.B. eine Friedenstaube an der Wand des Wohnzimmers oder die Darstellung der drei Freundinnen des Friedens mit der kleinen Waage als Symbol für Gerechtigkeit und auch hier sehen wir, wenn wir genau hinschauen eine kleine Taube. Die Bilder regen genauso zu Gesprächen an wie der Inhalt der Geschichte. Besonders schön ist auch das Abschlussbild auf dem wir Vater und Tochter eng beieinander liegend sehen. Die tiefe Verbundenheit, das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit tut gut. Es vermittelt dem Betrachter ein Gefühl von "Alles wird gut" und "ich bin bei dir".
Was ist Krieg, was ist echter Krieg? Krieg, der Menschen verzweifeln lässt.
Willi Weitzel legt dem Vater Antworten in den Mund, die sehr genau beschreiben was Krieg ist, wie es dazu kommt.  Das Mädchen versteht wie wichtig miteinander reden ist erkennt aber auch, dass miteinander Reden nicht immer zum Erfolg führt und dass dann kein Frieden ausbricht, sondern Krieg.
Und wenn Krieg ausbricht suchen die Menschen nach Orten an denen sie in Frieden und ohne Angst leben können. So kommt es, dass sie sich schweren Herzens von ihrem Zuhause trennen um ein Neues zu finden. Ein Neues, dass meist sehr weit weg von der Heimat ist. So wie die vielen Menschen die aus Kriegsgebieten zu uns kommen. 
Bleibt die Frage ob Krieg auch wieder aufhören kann, und wenn ja wie?
Hass und Krieg müssen eingesperrt werden damit der Frieden ausbrechen kann. 
Zum Schluss der Geschichte möchte das Mädchen wissen ob nur Erwachsene den Frieden ausbrechen lassen können, oder ob das auch Kinder können.
Wenn ihr wissen möchtet, was Willi Weitzel antwortet schaut ins Buch, das ich euch wirklich sehr ans Herz lege.

Frieden wohnt in uns allen. 
Frieden, Freiheit, Liebe und Gerechtigkeit.
Da müsste es doch ein Leichtes sein Frieden ausbrechen zu lassen und Hass und Krieg keinen Raum zu geben, und dennoch passiert es tagtäglich im Großen, wie im Kleinen, dass Hass und Krieg Raum finden und den Frieden und seine Freundinnen vergessen lassen.
Willi Weitzel zitiert einen Satz unseres Alt-Bundeskanzlers Helmut Schmidt, der sagte: " Lieber 100 Stunden umsonst verhandeln, als eine Minute schießen." Diesen Satz hat er in einer etwas abgewandelten Form in seine Geschichte mit eingebracht und erklärt, dass leider manchmal alles Reden nichts nützt und es dann zum Krieg kommen kann.

Kindgerecht und einfühlsam erzählt er von Krieg und Frieden.  Hoffnungsvoll, aber eben auch nachdenklich. 
Bei Kindern gibt es zwei Fragen, die am Ende der Geschichte immer wieder aufkommen. "Was kann ich tun damit Frieden ausbricht?" "Was kann ich tun, damit erst gar kein Krieg ausbricht?"
Auch wir Erwachsene sollten uns das täglich aufs neue Fragen.
Wichtig ist, das wir im Gespräch bleiben und nicht denken wir können nichts an den Situationen ändern.

Es gibt einen Spruch den sicher viele kennen.
"Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Schritte tun, dann werden sie das Gesicht der Welt verändern."
Manchmal heißt es auch: "Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern."

Wir alle Klein und Groß, sollten uns bewusst sein, dass wir nicht machtlos sind, dass jeder etwas tun kann, auch wenn es immer irgendwo Krieg geben kann und wird.
Ein Streit kann zum Krieg führen. Wir müssen lernen richtig zu streiten, ohne das Krieg ausbricht und genau das ist die Botschaft der Geschichte.
Kinder streiten. Manchmal streiten sie so sehr, dass sie beginnen den anderen zu hassen. Jedes Kind kennt solche Situationen. Wir können sie sammeln, einmal gemeinsam beleuchten und hinterfragen. Wir können überlegen wie man hätte anders reagieren können, wie man eine Einigung hätte finden können, oder wie man vielleicht auch mal hätte "tut mir leid" sagen können. Fangen wir im Kleinen an. Fangen wir bei uns und unserem Verhalten an.

Erwachsene müssen lernen sich für ihre Kinder Zeit zu nehmen, mit ihnen Dinge zu besprechen, die vielleicht auch mal schwierig sind.

Es gibt so viel, was uns diese Geschichte sagt und zeigt.
Nehmen wir sie dankbar an und sehen sie als Samenkorn, das ausgesät wurde um uns Nahrung aber auch neue Saat zu schenken.
Nahrung, die unsere Gedanken füttert und inspiriert. Die neue Saat entstehen lässt, die wir in Gesprächen und Handeln wieder aussäen können und die hoffentlich auf genauso fruchtbaren Boden fällt, wie dieses Buch in unseren Händen.

Der große Preis der  Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur ging im November 2022 an Willi Weitzel. 
"In Würdigung seines umfassenden und vielseitigen kindermedialen Schaffens erhält....."(Zitat) .https://www.akademie-kjl.de/preise-auszeichnungen/grosser-preis/