Unsere Lieblingsbücher

Eine Königslibelle in Neles Garten

Bildquelle: Neunmalklug Verlag
Eine Königslibelle 
in Neles Garten
von Marion Klara Mazzaglia
und Tobias Goldschalt
Cradle to Cradle® 36 Seiten, 20,0 x 23,5 cm
ISBN 978-3-945677-07-0
Neunmalklug Verlag
15,00€


Die Geschichte eine Königslibelle
Naturerfahrungen
 für Kinder ab 3 Jahren

Marion Klara Mazzaglia schreibt Geschichten für Kinder, die ihnen zeigen wie schön die Welt ist. Das geht bei einem Buch über den Waldkindergarten genauso wie bei einem Buch über die Tagesmutter oder eben wie hier über die Libelle.. Kindern die Natur näher bringen, sie staunen lassen, ihre Augen öffnen für die Schönheiten der Natur und den behutsamen Umgang mit ihr, das gelingt der Autorin auf beeindruckende Weise.
Sie schafft es so zu erzählen, dass die Kinder beim Vorlesen sofort in die Geschichte finden. Sie richtet das Wort an sie, bezieht sie mit ein und gewinnt so unmittelbare Aufmerksamkeit für das, was sie erzählen möchte.
Erstaunlich finde ich persönlich, dass sie sich ausgerechnet die Königslibelle ausgesucht hat. Sicherlich ist ein Grund, dass sie auf ihre Bedrohung aufmerksam machen möchte, denn viele gibt es bei uns nicht mehr. Es ist aber auch, dass diesen grazilen, sehr zerbrechlich wirkenden Geschöpfen ein Hauch von Magie ähnlich einem Feenwesen inne wohnt.
Ich selbst habe während meiner Schulzeit auch einmal eine Libellenlarve gefunden. Wir haben sie mit in die Schule genommen, ein Biotop für sie gebaut, gefüttert und beobachtet. Ich erinnere mich sehr gern an diese Zeit, die mir die Libellen sehr nahe gebracht hat.
Um so erstaunlicher fand ich es, dass unser jüngster Sohn panische Angst vor ihnen hat. Trotz aller Versuche ihn für diese kleinen Wunderwerke zu begeistern nimmt er jedes Mal Reißaus wenn er nur von weitem eine Libelle sieht.
Als er nun bei mir dieses tolle Buch entdeckte guckte er sehr neugierig und aufmerksam zunächst auf die Bilder und dann auf den Text.
Die Geschichte, so viel kann ich verraten hat ihm sehr gefallen und vermutlich auch viel Angst genommen denn als ich mit einer Gruppe Ferienkinder zum Weiher gegangen bin und ihnen dort die Geschichte der Königslibelle vorzulesen entdeckten wir ein paar kleinere Exemplare, vor denen er nicht mehr weg lief.
Unsere Vorlesekinder gingen sehr in der Geschichte mit, saugten Neles Geschichte geradezu auf. 
Marion Klara Mazzaglia erzählt uns Neles Geschichte.
Die Kleine läuft mit ihrem Kescher durch die Blumenwiese. Schmetterlinge tanzen in der Luft. Wer genau hinschaut wird auf dem Baum noch etwas niedliches entdecken. Idyllisch steht das Haus vor einige Bäumen . Der Teich eingebettet in eine wundervolle Landschaft aus Wiese, höheren Büschen  und bunten Blumen. Aus dem Teich krabbelt ein seltsames kleines Lebewesen , das sich dann  auf eine Blume direkt vor Neles Füßen hoch hangelt.
Eindrucksvoll und sehr lebendig schildert die Autorin was Nele beobachtet. Wo bei die Bilder das Geschehen sehr ausdrucksstark  visualisieren.
So fokussiert Tobias Goldschalt in seinen Bildern, zoomt ran, vergrößert so das wir jedes kleine Detail der Verpuppung bzw. beim Schlüpfen erkennen können. 
Neles Vater kommt hinzu und erklärt seiner Tochter alles ganz genau.
Bis die Libelle vollständig geschlüpft ist vergeht sehr viel Zeit und auch als sie dann vollständig heraus ist kann sie noch nicht gleich fliegen. Neles Vater erklärt wieso das so ist und der Illustrator zoomt erneut heran damit wir wirklich jedes einzelne Teilchen des filigranen Körpers bestaunen und kennenlernen können. Für das ein oder andere Kind mag die Zeichnung etwas ungewöhnlich sein. Riesige Augen ein relativ langer Körper transparent schimmernde Flügel entsprechen nicht den niedlichen Tierchen anderer Bilderbücher, doch schnell erkennen sie wie faszinierend Libellen sind.
Als diese dann endlich davon fliegt freut sich nicht nur Nele.
Ob sie noch einmal wieder kommt?
Ja, sie kommt noch einmal zurück denn diese Geschichte wäre nicht eine Geschichte über Libellen wenn man nicht auch erfährt wie die Libelle überhaupt entstanden ist. Der Kreislauf des Lebens führt die Libelle an ihren Geburtsort zurück.
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Und genau diesen Kreislauf des Lebens stellt  uns die Autorin dann auch zum Ende des Buches, außerhalb der Geschichte von Nele und ihrer Königslibelle näher vor.
Von der Libelle über die Paarung, die Eiablage, das Larvenstadium bis zum Schlüpfen und dem Jungfernflug.
Hierzu noch ein kleiner Hinweis. 
Unsere älteren Lesekinder, die das Buch später noch einmal allein gelesen haben waren etwas irritiert über die Reihenfolge der Stadien. Sie sind es gewöhnt von oben nach unten zu lesen und auf der nächsten Seite wieder oben anzufangen. Da hier ein Lebenskreislauf dargestellt ist, der aber optisch nicht unbedingt erkennbar ist sollte man den Kindern vorab erklären, dass sie nach der ersten Seite auf der benachbarten zweiten Seite unten anfangen  und dann nach oben gehen müssen. Die Anordnung der Libellen lässt dies zwar deutlich erkennen aber gerade Leseanfänger denken darüber nicht immer nach!
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Den Abschluss macht ein kleiner Bericht über den Libellenschutz.
Jeder von uns kann etwas dazu beitragen, dass die Lebensräume der Libellen erhalten bleiben. Dazu trägt dieses Buch ebenfalls bei denn nun wissen alle Leser z.B. das man Libellen nicht mit Keschern fangen sollte und welchen Lebensraum sie benötigen.
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Mir persönlich hat es darüber hinaus noch gezeigt, dass es sehr wohl möglich ist Kindern Ängsten zu nehmen. Ein Buch, das realistisch beschreibt, deutlich visualisiert ermöglicht es Kindern sich mit etwas auseinander zu setzen, es kennen zu lernen ohne Angst haben zu müssen, das etwas gleich auf sie zu fliegt. Diese Distanz kann Neugier wecken und Ängste abbauen.
Im Fall meines Sohnes und einiger unserer Ferienkinder kam dann auch der Satz:
"...wenn die in dem Buch nicht davon sprechen, dass Libellen gefährlich sind und stechen dann brauch ich auch keine Angst haben. Sonst hätten die das ja dazu schreiben müssen."
Wir Erwachsenen wissen, dass es durchaus mal möglich ist, dass eine Libelle beißt aber stechen kann sie nicht für Menschen ungefährlich auch wen sich viele Geschichten darum ranken Mücken und andere Kleininsekten jedoch sind nun mal ihre Beute. Doch mal ehrlich wie selten sehen wir Libellen überhaupt noch. Hier gibt es auch nicht die Arten wie in den Tropen. Also lassen wir das Thema besser außen vor solange kein Kind explizit danach fragt.
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Ein tolles Bilderbuch, dass eine breite Leserschaft anspricht, das für das Thema sensibilisiert, mit dem man viel Projektarbeit anstoßen kann und das uns die Natur und ihre Schönheiten wieder ein Stückchen näher bringt.
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Und da es hier um Natur geht und das Bewusstsein für die Natur ist es nur folgerichtig, dass auch bei der Herstellung des Buches darauf geachtet wurde der Umwelt nicht zu schaden.
Cradle to Cradle zertifiziert, Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft, Lack auf Wasserbasis und Pflanzenölfarben sind Stichworte die hier erwähnt werden sollten.
gleich zu Beginn des Buches erfahren wir hierzu genaueres.