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Wenn mein Mond deine Sonne wäre

 

Bildquelle: Carlsen Verlag
Wenn mein Mond 
deine Sonne wäre
von Andreas Steinhöfel
mit Bildern von Nele Palmtag
80 Seiten
+CD Hörbuch 
mit Musik vom SWR Young Classix
1. Aufl. 27. Mai. 2015
ISBN: 978-3-551-27136-5
Carlsen Verlag
16,99€
Eine lustige, wie einfühlsame 
Enkel-Opa-Geschichte
zum Thema Demenz
mit CD-Hörbuch gelesen vom Autor selbst 
+ Musik
zum Vorlesen ab 5 Jahren und für Selberleser ab 7-8 Jahren
Für viele Kinder sind die Großeltern wichtige Bezugspersonen. Wenn sie zusammen oder in unmittelbarer Nähe mit ihnen leben ist die Bindung des Enkelkindes zur Oma oder dem Opa oft besonders intensive.
Von einer so innigen Beziehung erzählt die Geschichte von Andreas Steinhöfel, der auf leichte, amüsante, gefühlvolle aber auch nachdenkliche Weise die Geschichte von Max und seinem Opa erzählt. Na ja, eigentlich ist es nicht nur die Geschichte von Max und seinem Opa sondern auch die noch von Fräulein Schneider, die im gleichen Pflegeheim wie Max Opa wohnt.
Früher hat Max viel mit seinem Opa unternommen. Es waren Momente, die Erinnerungen geschaffen haben. Erinnerungen verbunden mit Gefühlen, die man nie vergisst. Als der Opa immer mehr vergisst und nicht mehr alleine für sich sorgen kann muss er ins Pflegeheim ziehen, da weder Max Mutter noch Max die Zeit hätten sich rund um die Uhr um den Großvater zu kümmern. Max gefiel der Gedanke schon nicht, aber als es dann soweit war und der geliebte Opa mit Hab und Gut umzog, gefiel es Max noch weniger, denn das Pflegeheim war alles andere als einladend. Die Fenster konnten nicht vollständig geöffnet, sondern nur gekippt werden, die Türen der Gänge und nach Draußen konnten nur mit einem speziellen Zahlencode geöffnet werden und auch sonst kam es Max ehr wie ein Gefängnis vor. Die hier wohnen "haben nicht mehr alle Murmeln im Schächtelchen", heißt es in der Geschichte.

(Jede Doppelseite ist ein Ruhemoment in dem die Musik auf der CD übernimmt. Der Name des Stücks ist immer unter dem Bild verzeichnet)
Max machte es traurig seinen Großvater, der so naturverbunden war dort zu wissen. Wie konnte er da glücklich sein. Eines Tages fast er den Entschluss seinen geliebten Opa da raus zu holen. Beim Umzug hatte er schon mehr zufällig, den Zahlencode erspäht und in der Folgezeit immer wieder festgestellt, das er nicht geändert wurde, das könnte ihm jetzt tatsächlich helfen seinen Plan umzusetzen. Und tatsächlich gelingt es Max seinen Opa aus dem Heim zu schleusen. Was nicht geplant war, dass ihnen noch jemand gefolgt ist. Klammheimlich hat sich das ruhige, stets abwesend wirkende Fräulein Schneider ihnen angeschlossen. Um das Vorhaben nicht zu gefährden nimmt Max auch sie mit. Sie fahren mit dem Bus hinaus aus der Stadt zu einem Ort von dem er weiß wie wohl sich sein Opa dort gefühlt hat. Auf dem Weg  stellt sich Max vor, wie das Fehlen der beiden für Aufsehen sorgt und sie mit der Polizei gesucht werden. Unbehelligt erreichen sie ihr Ziel und die Drei verbringen eine richtig schöne Zeit, in der Opa und Enkel innige Momente erleben und sich der Großvater an die Zeit als junger Mann zurückerinnern kann. An den Tag wo er seiner Frau den Heiratsantrag machte und die Momente auf der Wiese. Es kommt aber auch zu einem Moment in dem die Erinnerung des Großvaters aussetzt und er nicht mehr weiß wo er ist. Einfühlsam weiß Max mit der Situation umzugehen. Es bringt ihn nicht aus der Ruhe als sein Opa ihn nicht erkennt und er schafft es ihn wieder ins Jetzt zu führen. Als Nebenschauplatz erleben wir wie Fräulein Schneider aufblüht, wie sie den Tag genießt und es hier zu einigen amüsanten Momenten kommt.
Doch es kommt wie es kommen muss, die Polizei kommt mit großem Gefolge, darunter auch Max Mutter. 
Wie es für Max und seinen Opa nach diesem Tag weiter geht erfahren wir nicht, das ist auch nicht wichtig, denn diesen Tag kann ihnen keiner mehr nehmen. Andreas Steinhöfel gelingt es bei aller Schwere des Themas eine Geschichte zu erzählen, die eine Leichtigkeit verspüren lässt. Sie hat sowohl lustige, als auch emotionale und nachdenkliche Momente lebt aber von einer ganz besonderen, sehr warmherzigen Erzählsprache mit dem besonderen Etwas an Humor, der einen immer wieder schmunzeln lässt. 
Es gibt sicherlich viele Szenen, die einen berühren und beschäftigen. Einen kleinen Auszug daraus möchte ich hier kurz erwähnen.
Seite 57 
"Ich habe Angst", sagt Max.
"Wovor?"
"dass ich irgendwann mal sage, weißt du noch?, und du weißt es nicht mehr. Und dass du .... dass du irgendwann vergisst, wie lieb du mich hast."
Und der Großvater antwortet....... " Keine Angst.........Den Mond kannst du nicht immer sehen. Aber du weißt, dass er immer da ist......... mehr musst du nicht wissen".
Dem Buch liegt eine Hörbuch CD bei. Hier liest Andreas Steinhöfel selbst seine Geschichte, die von wundervoller Musik des  SWR Young Classix Orchester begleitet wird. Begleitet wird die erzählende Geschichte auch von wundervollen Illustrationen, oft auch großformatig über eine Doppelseite. Es gibt zwar keine richtige Unterteilung in Kapitel doch sind diese Doppelseiten, die Pausenmomente. Pausen in denen auf der CD die Musik übernimmt. In Kombination mit dem Bild im Buch sind es kleine Ruheoasen, in der wir innehalten können um danach wieder aufnahmefähig für das weitere Geschehen zu sein. 69 Seiten Geschichte mit Illustrationen sind in 26 Einheiten- 13 Erzählende und 13 Musikalische- unterteilt. Zu hören sind zunächst Auszüge aus "Ein Sommertag" (op65a) von Prokofjew und später aus "Jeux d´enfants" (op. 22) von Georges Bizet.
Nele Palmtags Illustrationen wirken zuweilen etwas kindlich, doch sind sie das ganz und gar nicht. Es ist genau der Stil, der Kinder in diesem Alter anspricht und einlädt ein wenig näher zu kommen. Sie haben sehr viel Tiefe, spiegeln sehr genau das Geschehen wieder , greifen Stimmungen auf und visualisieren was wir uns vielleicht so nicht direkt vorstellen können. Bild und Text werden so zu einer wundervollen Einheit und schaffen gleichzeitig für junge Leser Pausenmomente, die gerade Leseanfänger gerne annehmen. Das Bild-Text-Verhältnis kommt gerade Leseanfängern sehr entgegen, genau wie der noch etwas größere Zeilenabstand und eine angenehm, etwas größere Druckschrift, die das Lesen aber auch Vorlesen erleichtern.
Es ist ein Familienbuch, das man mit Kindern ab 5 Jahren gut gemeinsam lesen kann und das etwas geübte Jungleser selber lesen können. Ja und wer mag kann sich auch zurücklehnen und sich die Geschichte vom Autor selbst erzählen lassen und der Musik lauschen. Eine schöne Kombination, ideal auch für den Einsatz in der Grundschule, da es die unterschiedlichsten Möglichkeiten gibt sich der Geschichte zu nähern und so auch Kinder, die Schwierigkeiten mit dem Lesen haben, mit nimmt.

Dieser Ausgabe liegt eine Hörbuchversion bei.
es gibt die CD Version aber auch separat
Bildquelle Silberfisch HörbuchHamburg
Wenn mein Mond 
deine Sonne wäre
von Andreas Steinhöfel
1 CD, 63 Minuten Laufzeit
ISBN 978-3-7456-0138-1
Erschienen am 31.10.2019
12,00€
Eine Hörprobe findet ihr hier:
Der Ausschnitt erzählt von dem Moment als Max den Großvater aus dem Heim "entführt" und wie Max an den Geheimcode gekommen ist, der das Türschloss öffnet.