Ihr kennt Vincent noch nicht?
Ihr seid ihm noch nie begegnet?
Ja dann wird es höchste Zeit, denn Vincent ist äußerst
gastfreundlich und hat für jeden einen Platz in seinem Haus.
Ihr fragt euch wie ihr in das Haus einer Maus passen
könntet?
Ja mit diesem Gedanken seid ihr nicht allein, doch wenn eine Katze, eine siebenköpfige Igelfamilie, eine Herde Rehe, zwei Dachse, ein Ochsenfrosch, ein Fuchs, einige andere Tiere und sogar ein Bär darin Platz gefunden haben und noch dazu alle zusammen, dann wird da für euch bestimmt auch genug Platz sein.
Vincent Maus hat ein Herz für jeden, wirklich jeden und er möchte, dass sich alle bei ihm wohl fühlen. Deshalb zieht er mit seinem Haus auf dem Rücken durchs Land und sucht nach schönen, unbewohnten Plätzen, wo er sein gastfreundliches Haus hinstellt und jedem, der Hilfe braucht seine Gastfreundschaft zu Teil werden lässt.
Was er da so alles erlebt, davon handelt diese wundervolle Geschichte von Jonathan Stutzman und Isabelle Arsenault von der ich euch nun ein wenig mehr erzählen möchte.
Schon bald nachdem Vincent einen schönen Platz für sein Haus
gefunden hatte, trifft er auf einen Ochsenfrosch. Als Vincent dem Frosch einen
"Guten Morgen!" wünscht ist der jedoch alles andere als glücklich
über den fröhlichen Morgengruß, denn er ist schon seit Stunden unterwegs und
seine Beine schmerzen sehr.
Sofort bietet Vincent ihm an sich ein wenig in seinem Haus
auszuruhen. Der Frosch staunt nicht schlecht, denn sie soll er in einem kleinen
Mäusehaus Platz finden.
"Das ist doch viel zu klein für einen Frosch wie mich", sagt er wird aber kurz darauf eines Besseren belehrt. Als er an die Tür trifft und hineinschaut ist es da viel größer als gedacht. Und so sehen wir den müden Ochsenfrosch schon bald glücklich im Schaukelstuhl sitzen.
Wenig später trifft Vincent auf eine sehr hungrige Katze. Eigentlich müsste er jetzt Angst haben von ihr verspeist zu werden, doch stattdessen lädt er sie zu sich nach Hause auf ein ganz besonderes Abendessen ein. Auch die Katze bezweifelt, dass sie in dem Mäusehaus Platz finden wird, und was soll ich sagen, auch sie stellt fest, dass mehr als genug Platz in Vincents Haus ist.
Was keiner ahnt, aber wir Leser beobachten können, mit jedem neuen Gast, der ins Haus kommt, gesellt sich hinter dem Mäusehaus ein neues Haus hinzu. "Vincent hat ein magisches Haus, ein Zauberhaus!" sagte neulich ein Kind und hat damit vollkommen Recht. Auch wenn es nicht thematisiert wird, was hier passiert ist magisch.
Im Laufe des Tages schlägt das Wetter um und es wird sehr
ungemütlich. Während die Tiere draußen bestimmt nicht erfreut darüber sind und
einen Unterschlupf suchen freut sich Vincent darüber alle Vorbeikommende in
sein Haus einladen zu können.
Und klar, alle zweifeln zunächst an das sie im Mäusehaus Platz finden und alle erleben, dass es möglich ist.
Es gibt den Spruch "Platz ist in der kleinsten
Hütte", und dieser Spruch wird hier zur Wahrheit.
Es ist schon sehr lustig mit anzusehen, wie wohl sich die Tiere bei Vincent fühlen. Der Tisch, an dem sie Platz nehmen wird, voller und voller, hat aber immer noch Platz für Neuankömmlinge. Und während sie scheinbar im Mäusehaus sitzen wächst und wächst draußen die "Mäuse-Stadt". Große Häuser, kleinere Häuser, ein pinkes Haus, ein Haus mit gelbem Dach, eins mit grünem. Häuser mit spitzem Dach, Häuser mit flachem Dach, mit großen Türen, mit kleinen Türen mit einem Fenster und mit vielen Fenstern.
Doch dann passiert etwas, was das fröhliche friedliche Beisammensein kurzfristig etwas trübt. Es ist schon finster, als es klopft an der Tür und ein trauriger, müder, hungriger Bär vor Vincent steht. Er hatte sich verlaufen und war völlig verzweifelt. Wie verzweifelt er war erleben wir Leser Dank der ausdrucksstarken Illustrationen von Isabelle Arsenault ganz deutlich.
Für Vincent steht sofort fest, dass auch der Bär willkommen
ist.
"Dann soll mein Haus für heute Nacht dein Zuhause
sein", sagt Vincent und bittet den Bären hinein. Doch plötzlich ertönten
Stimmen von innen, die gar nicht damit einverstanden waren, dass Vincent den
Bären hereinlassen wollte.
Sie hatten Angst, dass der Bär zu groß war, dass er sie zerquetschen könnte. Dem Bären war das mehr als unangenehm und konnte die Bedenken irgendwie verstehen. Er wollte Vincent keinen Ärger machen und weiter gehen, doch Vincent nahm ihn bei der Tatze und holte ihn hinein, denn bei ihm war natürlich für alle Platz.
"Komisch das die Tiere plötzlich Angst hatten das für
den Bären kein Platz ist, wo sie doch alle gedacht hatten das sie nicht ins
Haus passen. Sie hätten doch wissen müssen das das Haus größer ist als
gedacht" sagte eines der Kinder und hat damit genau das ausgesprochen, was
so viele dachten.
War es ein Vorurteil, war es Angst?
Was auch immer die Tiere letztendlich veranlasste sich Sorgen zu machen und dazu bewegte Vincent zu bitten den Bären nicht hineinzulassen, es war einfach dumm und entsprach überhaupt nicht Vincents gastfreundschaftlicher Philosophie.
Und so sehen wir wenig später wie auch der Bär im Haus Platz findet und gemeinsam mit allen anderen den Abend und die Nacht brachten.
Am nächsten Morgen bedankten und verabschiedeten sich alle vom kleinen Mäuserich und nachdem auch der Bär als Letzter das Haus verlassen hatte, machte sich auch Vincent wieder mit seinem Haus auf dem Rücken auf die Reise, denn irgendwo, da war er sich sicher würde er mit seinem gastfreundlichen Haus, schon bald gebraucht werden.
Eindrucksvoll erleben wir in Wort und Bild diese wundervolle
Geschichte, die nicht nur wirklich schön anzusehen und mitzuerleben ist,
sondern auch die Kraft der Großzügigkeit spüren lässt.
Vincent hat für jeden einen Platz, auch wenn es vielleicht
ein Risiko ist.
Es ist alles andere als selbstverständlich das eine Maus
einer Katze, noch dazu einer hungrigen Katze, Gastfreundschaft zu teil werden
lässt und auch andere viel größere Tiere könnten ihm gefährlich werden, doch
Vincent hat ein Herz für alle.
Das kunterbunte Miteinander was in seinem Haus zu erleben ist macht Lust genau so etwas auch zu erleben. Vielleicht ist es etwas übertrieben, wenn man sagt, hier sind Fremde zu Freunden geworden doch im Grunde ist das möglich. Und wenn wir auf die fröhliche Gesellschaft gucken, empfinden wir genau das. Hier sind Fremde zu Freunden geworden und hatte, so unterschiedlich sie auch sind, gemeinsam richtig viel Spaß.
Jonathan Stutzman erzählt hier eine sehr witzige, lebendige, fantasievolle Geschichte, die eine klar erkennbare und wichtige Botschaft vermittelt. Vincent Maus zeigt nicht nur das im kleinsten Haus Platz ist, sondern auch das Hilfsbereitschaft, Gastfreundschaft und Miteinander einfach schöne Gefühle sind. Das kunterbunte Miteinander, bei dem jeder so sein darf wie er*sie ist.
Das Bilderbuch besticht nicht nur durch die großartige Geschichte,
sondern vor allem auch durch die wundervollen farbigen Illustrationen und
diverse Perspektivwechsel.
Das kleine Haus, das Vincent auf dem Rücken mit sich herumträgt
und an einem schönen Platz abstellt hat ist ein offenes Haus. Ein Haus in dem
jeder Platz findet. Das Haus im Buch ist hier immer als Silhouette zu sehen und
ausgeschnitten, so dass man hindurch gucken kann. Das wiederum ermöglicht viele
verschiedene Perspektiven, je nachdem wie man die Seite hält und natürlich auch
auf welcher Seite die Seite selbst gerade liegt.
Wer die Bildfolge beobachtet, erlebt das je mehr Tiere ins
Haus kommen, Häuser um den Eingang des Maushaus herum "wachsen" und
mit der Zeit eine richtige Stadt entsteht. Welches Ausmaß dieser Häuserwachstum
hat erleben wir in einem weiteren gestalterischen Highlight des Buches, denn es
gibt die Möglichkeit zwei Seiten des Buches nach rechts und links auszuklappen,
so dass sich eine große Panoramaseite auftut, auf der es richtig viel zu sehen
gibt, auch wenn es auf den ersten Blick nur Häuser zu sein scheinen.
Dieses verschiedenen Häuser spiegeln das Leben und die Individualität wundervoll wider, regen aber auch an selbst so eine Häuservielfalt zu gestalten und hier gibt es dann wirklich reichlich Möglichkeiten inspiriert vom Buch und der Geschichte kreativ zu werden.
https://nord-sued.com/programm/maus-mit-haus/