Unsere Lieblingsbücher

Der Mörfel verrät seinen Namen


Bildquelle: Juliane Kunz


 Der Mörfel 

Der Mörfel

verrät seinen Namen
von Juliane Kunz
29 Seiten
1. Aufl. 2018
ISBN: 978-1718110021
6,99€


Eine wundervolle Geschichte, die uns auf wundervolle Art erklärt, wie man mit so richtig miesen Tagen umgehen kann
Ein Vorlese- und Mitmach-Ausmal- und selber Lese-Buch
für Kinder ab 4,5 Jahren

"Kennt ihr das?
Da gibt es Tage, da geht auch wirklich alles schief.
Da hat man das Gefühl alles und jeder will einen ärgern, alles hat sich gegen einen verschworen.
Und wisst ihr wieso das so ist?
Nein?
Dann werdet ihr es erfahren wenn ihr dieser wundervollen Geschichte von Juliane Kunz lauscht oder sie vielleicht sogar selber lest."

So beginne ich immer meine Vorlesestunde und wecke damit nicht nur die Neugier der Kinder sondern auch die der Erwachsenen Zuhörer, denn mal ehrlich vermutlich sitzen mehr Mörfels bei Erwachsenen als bei Kindern. Schlimm genug wenn man selber einen hat, denken viele Erwachsene aber viel schlimmer noch ist es wenn man im Alltag ständig Menschen begegnet, die auch wieder einmal so genervt von ihrem Mörfel sind, dass es auch ihre Umwelt spürt.
Sie alle, wir alle sollten Thea Körnchen, der Protagonistin der Geschichte aus der Feder von Juliane Kunz zuhören, denn Thea Körnchen hat einen wundervollen Weg gefunden über den Dingen zu stehen in dem sie sich mit ihm anfreundet.
Auch wenn es ein Kinderbuch ist, können auch wir Erwachsenen viel lernen.
Thea Körnchen spricht ihre Leser und Zuhörer direkt an und erzielt damit die höchst mögliche Aufmerksamkeit. Klar, wenn jemand mit einem redet, man das Gefühl hat er erzählt nur für mich, dann lauscht man dem einfach intensiver und genau das stellten wir auch bei unseren zahlreichen Vorlesestunden fest.

Vorweg sollte ich vielleicht erwähnen, dass man sich Zeit lassen sollte die Geschichte zu lesen. Zum einen um selbst zwischendurch eine Bewegung oder ähnliches zu machen die den Inhalt verstärkt ( einem Kind an den Haaren ziepen oder ähnliches-je nach Situation) zum anderen um Kindern die Möglichkeit zu geben zu reagieren.
Nicht immer ist es von Vorteil, die Zuhörer während der Geschichte schon zu Wort kommen zu lassen. Das hat viele Gründe. Häufig ist es sinnvoll erst die Geschichte zu erzählen und dann darüber zu sprechen, was ich im Grunde auch bevorzuge, weil man so das Gesamtbild, die Botschaft der Geschichte erst einmal erleben kann und zum anderen, weil sonst die Aufmerksamkeit der Zuhörer verloren geht und nur noch die Kinder plappern.
Liest man diese Geschichte vor, bleiben die Reaktionen der Kinder einfach nicht aus, daher sollte man sich im Vorfeld die Geschichte in Ruhe durchlesen, überlegen wo Reaktionen kommen werden und wie man darauf reagieren möchte. Wer die Spontanität nicht so liebt oder im Vorlesen noch etwas unsicher ist, der sollte zu Beginn der Lesung den Kindern erklären, dass sie bitte erst nach der Geschichte reden und dann aber auch wirklich erzählen dürfen was ihnen dazu einfällt.
Das könnte man dann so beginnen:
"Hört einmal her, Ich kenne jemanden, der möchte euch eine ganz besondere Geschichte erzählen. Sie heißt Thea Körnchen und hat etwas ganz seltsames erlebt. Sicherlich habt ihr auch schon mal ähnliches erlebt und vielleicht möchte der ein oder andere uns auch davon erzählen, aber zunächst einmal möchte ich das wir  ganz ruhig Thea Körnchen zuhören. Oky!
Also setzt euch gemütlich hin, kuschelt euch ein, schließt den Mund ab ( Handbewegung dazu!) und spitzt die Ohren, damit wir auch alle hören was Thea uns da für eine unglaubliche Geschichte erzählt...."
So oder ähnlich fange ich oft an.
In diesem Fall jedoch, und da ich ja nun täglich vorlese, habe ich mir ein eigenes Konzept zurecht gebastelt, das die Kinder zuweilen mit einbezieht. Dadurch wird die Lesung lebendiger, doch das sollte jeder für sich dann individuell planen.

Genug der Vorrede kommen wir zur Geschichte. Zu Thea Körnchen und "ihrem" Mörfel.
"Kennst du das, wenn dir deine Mama die Haare kämmt und es ziept ganz fürchterlich? Tja, da sitzt ein Mörfel in deinem Kamm und der hat einen Heidenspaß dabei, dich zu ärgern."
So beginnt Thea Körnchen den Mörfel vorzustellen und wir wissen gleich was sie meint.
Diese Mörfel sind dafür verantwortlich wenn man so mir nichts dir nichts, ohne ersichtlichen Grund fällt, sie singen laut wenn man Ruhe möchte, schubsen das Eis, auf das man sich gefreut hat, aus der Tüte und..... ja, jeder kann diese Liste wohl endlos ergänzen.
Da denkt man sich doch so wie Thea Körnchen, das man den Miesepeter, Unfriedenstifter einfach am Schlafittchen packen und vor die Tür setzen könnte. Nur das geht leider nicht. Wieso? Da gibt es viele Gründe. Einer davon ist, das Mörfel in der Regel unsichtbar sind. Doch stellt euch vor. Theas kann ihren Mörfel sehen und der ist genauso miesepeterisch und grimmig wie man sich ihn vorstellt und für alle die ihn sehen möchten hat Juliane Kunz ein hinreißendes Bild gezeichnet, das die Kinder sogar selbst ausmalen dürfen.
Ich bin ja, nun bekanntlich kein Fan von Büchern, in die gemalt werden darf, doch angesichts der Tatsache, dass man diese Büchlein gut als Klassenlektüre und auch im Vorschulbereich einsetzten kann und der Preis recht moderat gefällt mir diese Option recht gut, wenn gleich ich erwähnen möchte, das es für die Ausleihe in Bibliotheken dann doch recht problematisch ist. Es gibt Mitarbeiter, die malen dann die Bilder aus, ich bevorzuge einen Vermerk, das man nicht ins Buch malen soll sondern das Bild ja kopieren kann um es dann auszumalen. In der Regel halten sich die Eltern daran, was nun nicht heißt, dass das ein oder andere Kind, getrieben vom eigenen Mörfel dann doch darin malt!
Dies nur am Rande, da alle Bilder im Buch zum ausmalen sind!
Thea Körnchen beschreibt ihren Mörfel in allen Einzelheiten und lässt uns ein wenig fröhlich schaudern vor so viel Fiesheit und Hässlichkeit. Es ist aber auch wirklich ganz und gar nicht schön wenn jemand großen Spaß daran hat wenn sich jemand ärgert. Ein Mörfel hat aber noch eine andere besondere Eigenschaft, der verrät seinen Namen nicht. Er flunkert und denkt sich Namen aus, aber seinen eigenen nein, den nennt er nicht, doch auch dieses Mal ist es anders. Nicht nur das Thea ihren eigentlich unsichtbaren Mörfel sehen kann, sie kennt auch seinen richtigen Namen und wie es dazu kam, das erfahrt ihr wenn ihr Theas Geschichte verfolgt.
Mörfel, ich sagte es ja bereits haben diebische Freude daran wenn der Mensch, den er heimsucht sich ärgert und so versucht Theas Mörfel natürlich auch seine "Freundin" zu nerven. Die jedoch versucht erst einmal nicht mit ihm zu reden. Als sie dann aber doch so genervt ist und ihn anbrüllt empfindet er große Freude, was wiederum Thea ärgert. Als der Mörfel sie dann weiter versucht aus der Reserve zu locken, reagiert Thea sehr klug. So gibt es eine Situation in der sie ihm sagt:" Also, mich ärgerst du damit nicht. Nur meine Mama."
Das Thea sich nicht ärgert  scheint ihn schon fast traurig zu machen. Juliane Kunz lässt den Mörfel zuweilen unbeholfen, kindlich sprechen "Womit dann ärgern?" was uns den kleinen Kerl dann doch irgendwie sympathisch macht und wir für einem Moment Mitleid mit ihm empfinden, das jedoch im nächsten Moment durch erneute Frechheit, die wir zwar aus dem Kontext der Geschichte amüsant finden aber dann in Beziehung zu Thea wiederum gar nicht gut finden, verschwindet.
So vergehen die Tage. Tage an denen der Mörfel immer wieder auf unterschiedlichste Weise versucht Thea Körnchen zu einer ärgerlichen Reaktion herauszufordern, aber Thea sich nicht ärgern lässt. Sie ignoriert ihn, findet sogar Gefallen daran, wie sehr er sich vergebens anstrengt.
Bis sie ihn eines Tages ganz traurig in sich versunken im Garten auf der Schaukel entdeckt. Er klagt Thea sein Leid was wiederum Mitleid Thea rührt und sie Mitleid mit ihm bekommt, was wiederum der Beginn einer besonderen, sehr besonderen Freundschaft ist, in der die beiden noch so einiges erleben, an dem uns Thea natürlich auch teilhaben lässt und sie Mörfels richtigen Namen erfährt.
Thea schließt ihre Geschichte in Briefform geschrieben mit den Worten:
" Nein, mit so einem Mörfel hat man es nicht leicht.

Aber lustig ist es."
Ja, lustig ist die Geschichte der beiden. Lustig und abwechslungsreich, voller verrückter Ideen, Gedanken und der Erkenntnis, dass man sich einfach nicht ärgern darf und wenn man sich doch ärgert ist es besser man zeigt es nicht.
Das hilft im Alltag ungemein nicht nur im Umgang mit nervigen Mörfels.
Wohl kaum ein Elternteil, das nicht einmal gesagt hat :" nun ärger dich nicht, wenn du nicht zeigst das du dich ärgerst dann ärgert das den....... am meisten."

Juliane Kunz verabschiedet ihre Leser und Zuhörer  nicht nur mit einem letzten ausmalbild auf dem wir Thea friedlich in ihrem Bett schlummern sehen in einem Arm den Mörfel im anderen den Teddy, sondern  sie hält auch noch einen gezeichneten Bilderrahmen bereit, in den wir unser ganz persönliches Mörfel zeichnen können.

Eine wundervolle Geschichte, die viel Raum für Gespräche liefert und gerade in Bezug auf Interaktion mit anderen und den Aufbau von sozialer Kompetenz viel Ansatzpunkte liefert.

Mit 22 Seiten und vielen Bildern ist das Buch in Heftform nicht sehr dick. Die Druckschrift groß gewählt genauso wie der Zeilenabstand, ermöglichen auch Leseanfängern, die schon etwas Leseerfahrung haben die Geschichte selbständig zu lesen.
Unsere leseerfahren Kinder der 2. Schulklassen  hatten viel Freude mit der Geschichte und waren in der Lage es selbst zu lesen. Natürlich gab es einige Kinder, die noch nicht so fit waren, aber auch sie hatten der Ehrgeiz es sich selbständig, mit etwas  Unterstützung zu erobern.

Das Thema bietet unglaublich viele Möglichkeiten. Zum einen durch den Inhalt und die Botschaft zum anderen ist es ein Beispiel dafür wie man Geschichten erzählen kann. In einem Brief seine Geschichte zu erzählen ist eine schöne Idee, die man im 3. Schuljahr gut aufgreifen kann.

So haben wir hier ein Buch, dass Lesevergnügen für eine breite Altersgruppe bietet.
Von unseren Lesekindern empfohlen ab 4 Jahren bis.......................!


Übrigens, mit weißen Papptellern und etwas Gummiband lässt sich schnell eine mörfelmäßige Mörfelmaske basteln  denn einmal in die Rolle des Übeltäters zu schlüpfen und andere zu ärgern macht zuweilen auch mal Spaß.
Rollenspielaktionen, in denen sich die Kinder in beide Figuren versetzten lassen gut die einzelnen Positionen nachempfinden!
 .
Neues zum Mörfel findet ihr auch auf seiner Facebookseite
https://www.facebook.com/dermoerfel/


Tipps für eine  kleine Aktion zu Beginn
Nach Seite 4 kommt ein Bild.

Zeigt es nicht sondern gebt den Kindern die Gelegenheit
entweder ihren eigenen Mörfel zu zeichnchen. Das geht bei Kindern ab 5 Jahren recht gut wenn man ihnen erklärt, dass sie ihn nur ganz grob zeichnen sollen und auch nur in einer Farbe weil man ja noch weiter lesen möchte. Dann gibt man den Kindern ein paar Minuten ( 3-5min reichen hier aus). Die Bilder legt man dann in den Kreis damit jeder sehen kann wie die anderen ihn sich vorstellen.
Ich erkläre dann, das wir später über die Bilder reden und erst mal hören was Thea über ihren Mörfel zu  berichten weiß.
Oder eine zweite Möglichkeit, die ich gerne nutze wenn viele kleine Kinder da sind, ich stelle eine Tafel bereit und zeichne auf die Zurufe der Kinder einen Mörfel nach ihren Vorstellungen. Das macht allen viel Spaß und wenn der Mörfel fertig ist kann man mit der vollen Aufmerksamkeit der Kinder weiter machen.