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Albert will lesen


Bildquelle: Nord Süd Verlag
Albert will lesen
eine Geschichte von Isabelle Arsenault
48 Seiten
1. Aufl.2020
ISBN: 978-3-315-10518-0
Nord Süd Verlag
15,00€

Eine fantasievolle Geschichte mit wenigen Worten und sprechenden, intensiven, poetischen, ausdrucksstarken Illustrationen
vom Lesen, vom Ruhe finden und von Freundschaft

für Kinder ab 4 Jahren

Seht ihr Albert, der gedankenverloren auf den Sonnenuntergang schaut? Guckt ihn euch genau an.! Seht ihr sein Gesicht? Es lächelt!
Wieso ich euch darauf aufmerksam mache?
Viele Eltern meiner Lesekinder guckten irritiert auf das Buch und sagten:" So ein melancholisches, trauriges....... Buch willst du den Kindern vorlesen?
Sie alle haben gar nicht genau hingeschaut. das kühle Mintgrün mit wenig Schwarz und etwas Orange signalisiert oberflächlich betrachtet vielleicht dem ein oder anderen Traurigkeit. aber traurig ist dieses Buch nun ganz und gar nicht. Es zeigt das Leben wie es nun mal so ist. Also bitte richtet eueren Fokus auf Alberts zufriedenes Lächeln und wen wunderschönen orangenen Sonnenuntergang, der ihn glücklich macht. Denn dieses Buch hat es verdient entdeckt zu werden. Wenn  ich sage es hat es verdient entdeckt zu werden, dann meine ich es auch so denn mit Wörtern wird hier recht wenig kommuniziert. Es sind wenige Worte, in das Bild integriert oder als Sprechblasen etwas herausstechend, die die wundervollen Zeichnungen begleiten. Isabelle Arsenault ist eine preisgekrönte Bilderbuchmacherin. Ihre Werke heben sich durch ihren ganz eigenen, sehr besonderen Illustrationsstil sehr von dem oft weichgespülten, vor Farbigkeit sprühenden Bilderbuchzeichnungen anderer Illustrator/innen ab. Sicherlich gibt es -gerade erwachsene-, Leser, die zunächst wenig mit dieser sparsamen Farbigkeit anfangen können doch einmal in der Geschichte drin, erliegt fast jeder dem Charme dieser wunderschönen, sehr ausdrucksstarken schwarz-weiß Zeichnungen mit kleineren mint und orange Akzenten, denn hier wird Farbe sehr bewusst eingesetzt um etwas zu transportieren.
So, jetzt habe ich das, was ich sonst nach dem Inhalt erzähle voran gestellt, weil die Erfahrung der letzten Wochen mir gezeigt hat, das es durchaus, ab und an, nötig ist die Leser erst einmal an das Buch heran zu führen. Ich will nicht sagen, dass das Cover ihnen Angst macht, doch leider leben wir in einer farbig sehr plakativen Welt, wo wenig Farbigkeit erst einmal schnell mit Trostlosigkeit in Verbindung gebracht wurde. Im Zeitalter des schwarz-weiß Fernsehens wäre das noch ganz anders gewesen.
So nun aber zur eigentlichen Geschichte.
Albert möchte gern in Ruhe sein Buch lesen doch drinnen im Haus ist es einfach zu laut. Also geht er schlecht gelaunt  raus in den Garten, öffnet die Tür der hohen Gartenmauer und entdeckt neben allerlei anderem Gerümpel ein wunderschönes Bild. Das Bild eines Sonnenuntergangs, das in seiner Farbigkeit aus dem tristen Grau um ihn herum heraussticht. Fasziniert von dem Bild holt er sich einen Stuhl und setzt sich  mit etwas Abstand vor das Bild. Er betrachtet das Bild, sein Buch liegt dabei einfach auf seinem Schoß und plötzlich sitzt er nicht mehr auf dem Stuhl sondern auf einem Liegestuhl am Strand und schaut auf die untergehende Sonne. Und auch wir Betrachter werden von der kühlen Stimmung nun von Wärme umhüllt, denn die Orangetöne des Sonnenuntergangs fangen auch uns ein.
Ihr denkt wir erleben jetzt eine Geschichte voller Ruhe und Standgefühl?
Weit gefehlt denn Albert wird von 2 Mädchen die gärtnern wollen je aus seinem Traum gerissen. Wieder werden wir von der kühlen, Grau- Schwarz Tristes auf den Boden der Tatsachen geholt und fühlen mit Albert mit.  Die Mädchen fragen ihn ob er mit machen möchte, doch das will er natürlich nicht. Er will einfach nur irgendwo gemütlich, in aller Seelenruhe sein Buch lesen. Albert hat Glück. Es gelingt ihm sich wieder auf seinem Liegestuhl am Strand zu sehen. Sein Buch in der Hand doch er ist nicht allein. Die beiden Mädchen die gärtnern wollten sitzen in Sommerlaune etwas entfernt und bauen im Sand Burgen. ein friedliches Bild voller Wärme lässt auch uns wieder wärmer werden . Leider ist diese Ruhe trügerisch denn nun stört Tom. Der möchte mit ihm Badminton spielen und ist gar nicht erfreut einen Korb zu bekommen. Tom meint Albert säße ja ohnehin nur einfach so rum. Zum Glück möchten die Mädchen mit ihm spielen und so sehen wir im nächsten Bild wieder den Strand. Albert auf seiner Liege das Buch in seiner Hand. Tom spielt mit einem der Mädchen Badminton das andere spielt friedlich im Sand. Albert schaut nicht ins Buch. Er beobachtet zufrieden das Treiben und wird jäh aus seinem "Traum" herausgeholt. Ja, natürlich sitzt er immer noch mit dem Buch in der Hand vor dem Bild.
So geht es eine ganze Weile. Immer wenn Albert sich gerade wieder einen Moment gefangen hat und Ruhe zum Lesen da geschieht etwas was ihn stört. Schwarz-grau-weiße Zeichnungen wechseln sich mit warmen orangenen Strandbildern ab. Doch je mehr Menschen ihn stören, je mehr Menschen er mit in sein Strandgefühl nimmt desto voller wird es auch an dem Strand und damit auch unruhiger und dann recht es Albert. Er wird laut. Er schimpft :"..... kann man hier nicht mal in Ruhe ein Buch lesen?". Alle erschrecken sich. Das hatte wohl keiner gewollt. Plötzlich ist Albert allein. Allein mit seinem Buch. Aber gefällt ihm das wirklich? Doch dann geschieht etwas womit wohl niemand, auch Albert nicht, gerechnet hätte. Tom kommt mit einem Stuhl und einem Buch zurück und setzt sich zu Albert und nicht nur Tom kommt. Alle sind wieder da und alle lesen in ihren Büchern nur Tom der schaut ganz bedröppelt. Es tut ihm leid, dass er so geschimpft hat, so gemein war.
Die Geschichte ist noch nicht zu Ende.
Wie es weiter geht?
Vielleicht schreibt ihr selbst ein kleines Ende bevor ihr umblättert. Vielleicht erzählt ihr euch auch nur wie ihr euch das Ende vorstellt, so wie wir es gemacht haben. Ob euer Ende sich dem Ende in der Geschichte ähnelt?
Abwarten.
Ich hoffe ich konnte euch dieses sehr außergewöhnliche Buch ein bisschen näher bringen.
Ich hoffe ihr habt verstanden, dass es keineswegs ein trostloses, trauriges Buch ist sondern voller Leben.
Da die Geschichte mehr oder weniger nur über die Bilder transportiert wird gibt es viele Möglichkeiten sie allein oder besser noch gemeinsam zu entdecken und zu interpretieren. Um sie richtig deuten/ verstehen zu können bedarf es einer ausdrucksstarken Illustration, wie ich bereits eingangs erwähnte. Isabelle Arsenault hat es wirklich geschafft ihre ( Alberts) Geschichte so zu erzählen, dass sie klar hinüber kommt und dennoch Platz für eigene  Interpretation hat. So ist es ein Buch geworden, das zu Gesprächen anregt, zum Geschichten erzählen, zum in sich hinein versetzten, zum ....... . Ergänzt es ruhig weiter. Was hat  das Buch mit euch gemacht. Dieses Buch mit seiner Geschichte, mit seiner Gestaltungsweise, dem Wechsel von Schwarz-Weiß zu Orange, dem Wechsel zwischen Realität und Fiktion. 
Wird es ein Lieblingsbuch auch wenn es so ganz anders ist wie andere Bilderbücher oder ist es vielleicht schon ein Lieblingsbuch geworden weil es eben so ganz anders ist wie die anderen?