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Wieder Zu Hause !
von Colleen Rowan Kosinski
mit Bildern von Valeria Docampo
von Pia Jüngert
32 Seiten
1. Aufl. 17. August 2022
ISBN 978-3-95854-191-7
Mixtvision
17,00€
Schockverliebt!
Eine zauberhafte, emotionale Geschichte
über das Leben eines Hauses
über Veränderungen, Abschied, Sehnsucht, Traurigkeit, Loslassen können und Neuanfang
-diverse Familie-
für Kinder ab 4 Jahren
Kennt ihr eine Geschichte, in der ein Haus zum Ich-Erzähler wird und euch seine Geschichte erzählt?
Nein?
Colleen Rowan Kosinski ist diesen unglaublich faszinierenden Weg gegangen. Sie lässt ein Haus, nein es ist nicht einfach ein Haus, es ist das Haus, das für unzählige Gleichgesinnte steht, seine (Lebens-)Geschichte erzählen, die es wahrlich in sich hat.
Euch erwartet eine wahnsinnig fantasievolle, tolle und durchaus realistische Geschichte, die so liebevoll und warmherzig daherkommt, dass sie einem vom ersten Moment an einfängt und berührt.
Die Kinder sind meist schon beim Blick auf das Cover fasziniert von der Ausstrahlung des Bildes, doch was sie innen erwartet, ist um ein Vielfaches schöner und vor allem emotionaler.
Es ist eine Geschichte, die ihr auch ohne die Bilder zu zeigen vorlesen könnt. Es ist eine Geschichte, die Kinder wie Erwachsene gleichermaßen fasziniert und begeistert. Es ist eine Geschichte, die zwar ohne Bilder auskommen könnte, aber erst mit den zauberhaften, ausdrucksstarken, Illustrationen vollkommen ist.
Bei meiner ersten Begegnung mit dem Buch hatte ich sofort Bilder im Kopf und musste an eine Familie denken, die sich eines alten Hauses, besser gesagt Hofes angenommen hatten und mit viel Mut, Ideen und Kreativität ein Kleinod geschaffen haben aber auch mit vielen Widernissen haben kämpfen müssen. Wer weiß, vielleicht ging es ihrem Hof genauso wie unserem Protagonisten dieser Geschichte. Und sofort kommt mir in den Sinn, dass das Buch ein tolles Geschenk für alle neuen Gebrauchtimmobilienbesitzer ist. Eine Art Mutmachbuch, oder Ratgeber im Umgang mit einem Haus, das schon gelebt und geliebt hat.
Jetzt fragt sicherlich der ein oder andere, wenn mir sofort der Gedanke kommt es Erwachsenen zu schenken, ist es dann überhaupt ein Bilderbuch für Kinder und das beantworte ich mit einem lauten, freudigem, klaren "JAAA!"
Es ist ein Bilderbuch, dass Kinder sofort ins Herz schließen, besser gesagt, sie schließen das Haus, als Ich-Erzähler ins Herz, das mit seiner Lebensgeschichte wirklich jeden berührt. Sie verlieben sich in die Geschichte und in die Bilder, die ein ganz besonderes Gefühl von Verbundenheit gepaart mit Faszination und auch Magie vermitteln. Alte Häuser, so verfallen sie auch sein mögen haben Charme, den zu erkennen liegt im Auge des Betrachters.
Valeria Docampo ist es auf faszinierende Weise gelungen die unterschiedlichen Facetten und Sichten auf das Haus und im Haus einzufangen und so dem Leser ein Gefühl für den Ich- Erzähler, seine Freuden, Ängste und Nöte zu vermitteln.
Das Haus
Es erzählt von seiner Vorfreude, auf die ersten Bewohner, von seinen intensiven Gefühlen und der Erwartung, die es an das Leben mit der Familie hat. Es erzählt von der Freude, die es empfand, der Familie eine Heimat zu geben, von dem Wachsen der Familie, von der Freude, die es empfindet, die Kinder aufwachsen zu sehen. Wie die Kinder erst tapsen, später dann stapfen. Wie es im Haus immer lauter wird, wie sich das Leben der Familie im Laufe der Jahre verändert. Wie die kleinen Kinder wachsen und das Haus stets neu mit Leben erfüllen.
Es erzählt davon, dass es manchmal angeschlagen war, aber sich seine Familie stets sorgte und kümmerte.
Doch dann geschah etwas, was das Haus nicht verstand. Die Familie packte alles zusammen, räumte das Haus und ließ es allein. Ganz allein.
Es verstand nicht was vor sich ging, hoffte, dass die Familie zurückkommt, doch dem war nicht so. Das Haus war allein. Einsam. Es vermisste seine Familie sehr.
Irgendwann kamen Leute, die sich das Haus ansahen, doch das Haus mochte sie nicht und tat alles dafür, die Fremden zu vertreiben. Ich verrate euch nicht, was es machte und wie es das alles kommentiert. Nur so viel es ist wirklich hinreißend und amüsant, auch wenn es eigentlich ehr traurige Situationen und Gedanken sind, die das Haus durchlebt.
Das Haus verfiel langsam.
Dann jedoch kamen zwei Männer, die sich nicht vom Haus vertreiben ließen. Sie schafften es die Haustür zu öffnen, auch wenn das Haus alle Kraft aufwendete, um das zu verhindern. Sie sind begeistert von dem Haus und haben die Vorstellungskraft die nötig ist, um das Haus wieder im vollen Glanz erstrahlen zu lassen. Sie ließen sich auch nicht von den Sabotageversuchen des Hauses beirren. Das beeindruckte das Haus und es gab den beiden eine Chance. Nach und nach wurde das Haus wieder zu einem wunderschönen Zuhause. Die beiden Männer zeigten ihre Liebe zu dem Haus, indem sie es wiederbelebten und in neuem Glanz erstrahlen ließen. Es störte sie nicht, wenn mal nicht alles perfekt war. Und das Beste, eines Tages wuchs die Familie. Ein Baby zog ein und eroberte das Herz des Hauses im Sturm.
"Ich liebte diese Familie. Und sie liebte mich. Ich war wieder zu einem Zuhause geworden" heißt es zum Abschluss und wir spüren ganz deutlich, wie glücklich das Haus ist.
Ein Zuhause ist wichtig, sich zuhause fühlen ist wichtig. Jedes Haus, in dem Gelebt wird kann Geschichten erzählen und wenn wir auf die kleinen Macken, Dellen, Spuren an Tapeten oder ähnlichen schauen, dann sehen wir einen Teil davon. Wo gelebt wird gibt es Spuren. Die eigenen 4 Wände, egal ob gemietet oder im eigenen Besitz bieten Sicherheit und Geborgenheit. Ein schönes Gefühl.
Hier nun haben wir die Geschichte des Hauses, das Schutz und Geborgenheit schenkt und darin selbst Geborgenheit findet. Es tut alles, was es kann, um der Familie dieses Gefühl von Schutz und Geborgenheit zu geben, weil es seine Familie liebt. Vermutlich wird niemand in der Familie je daran gedacht haben, wie sich das Haus fühlt. Wie es Liebe im Geben spürt. Und dennoch liebt jeder das Haus. Auch in den Bildern ist zu sehen, wie schwer es der Familie, die über so viele Jahre darin gelebt hat, fällt Abschied zu nehmen. Wieso sie das Haus verlassen (müssen) wird nicht thematisiert, was die Kinder natürlich fragen und spekulieren lässt.
Da das Haus zum Ich-Erzähler wird, wird es vermenschlicht. Es ist nicht das Haus als Gebäude, was uns seine Geschichte erzählt. Es ist die Seele, und diese Seele wird zur erzählenden Person, mit der sich die Kinder emotional verbinden.
Die Ängste und Nöte des Hauses vermitteln Botschaften, die Kinder auf ihr Leben übertragen können. Der ein oder andere kann Parallelen zu eigenen Gefühlen, Emotionen und Erfahrungen finden und vielleicht bereits Erlebtes reflektierter betrachten.
Andere wiederum behalten die Geschichte in ihren Herzen und werden sich zu gegebener Zeit daran erinnern. So wird es wohl den meisten Lesern irgendwann gehen, denn so eine wundervolle, außergewöhnliche Geschichte vergisst man nicht.
Unsere Nachbetrachtung war sehr spannend.
Spannend was für Gedanken und Beispiele, die Kinder nach der Vorleserunde äußerten und spannend, wie intensiv sie sich mit der Geschichte beschäftigten.
Im Grunde sensibilisiert Colleen Rowan Kosinskis Geschichte auch für mehr Wertschätzung Altem gegenüber und zeigt, was Heimat und vertraute Orte für ein Leben bedeuten können. Sehnsucht, Geborgenheit, Gebrauchtwerden, Alleingelassen werden aber auch Hoffnung, Abschied nehmen und Loslassen-können, all das Erleben aber vor allem spüren wir in und mit dieser sehr intensiven wundervollen Geschichte und den eindrucksvollen, atmosphärischen Illustrationen, die durch eine warme Farbwahl und einem tollen Spiel von Licht und Schatten ihre Leser einfängt und auch visuell mit auf die Reise durch das Leben des Hauses nimmt.