Bildquelle: Nord Süd Verlag
Hans Christian Andersen
Die Reise meines Lebens
erzählt von Heinz Janisch
mit Illustrationen von Maja Kastelic
56 Seiten
1. Aufl.2020
ISBN: 978-3-314-10422-0
Nord Süd Verlag
16,-€
Eine poetische, feinsinnige Geschichte / Reise
durch das Leben, Wirken und einige Märchen
des dänischen Dichters und Märchenerzähler
Hans Christian Andersen
für Kinder ab 4 Jahren
Selten habe ich mich so sehr auf das Erscheinen eines Buchs gefreut wie bei diesem Bilderbuch, das mich im Herbst 2019, auf der Frankfurter Buchmesse, schon beim Betrachten des Covers faszinierte und förmlich rief:
" Hier bin ich! Nimm mich mit!"
Maja Kastelics wundervolle Illustration des dänischen Dichters und Märchenerzählers Hans Christian Andersen verzaubert den Betrachter sofort und zieht einen voller Neugier und Spannung förmlich in das Buch hinein. Wenn schon das Cover so unglaublich magisch wirkt, wie muss es dann wohl im Inneren aussehen.
Und ja, ich verrate nicht zu viel wenn ich sage, das Cover versprach nicht zu viel denn die Magie hört nicht auf. Vielmehr kommt durch die zunächst unerwartete Mischung aus poetischen Aquarellen und grau/brauntönigen Bildern im Stil der Graphic Novel ein ganz besonderer Zauber hinzu, der vor allem aus dem Wechsel von bunten hellen pastelligen und dann wieder erdigen Grau-Brauntönen fasziniert und einen mit in eine lebendige Zeitreise entführt.
"Das wunderbarste Märchen ist das Leben selbst"
sagte Hans Christian Andersen einmal was davon zeugt, dass er sich sehr bewusst war, das sein Leben eine ganz besondere Reise war, die auch eine ganz andere Richtung nehmen können.
Heinz Janisch beginnt seine Reise in Andersens Leben in einer Kutsche auf dem Weg nach Kopenhagen wo der dänische Dichter die letzten Jahre seines Lebens wohnte, wenn gleich er auch zu dieser Zeit noch gern verreiste.
In der Kutsche sitzt nicht nur Hans Christian Andersen sondern auch die kleine Elsa mit ihrer Mutter. Elsa ist ein neugieriges aufgewecktes Mädchen, dass ihren Reisebegleiter wohl gleich ins Herz geschlossen hat und so beginnt ein sehr feinfühliges, interessantes Gespräch
eine Reise durch sein Leben, durch das Märchen seines Lebens wie er es nennt. Von dem kleine Jungen, der als Sohn eines Schusters auf der Insel Fünen aufwuchs. In einer Zeit in der viel Armut herrschte und das Leben von Arbeit geprägt war. Wo Eltern vor lauter Arbeit kaum Zeit für ihre Kinder hatten. Doch Hans Christian hatte Glück. So wichtig seinem Vater die Arbeit war, so wichtig war ihm auch nach dem kargen Abendmahl das dicke Märchenbuch hervor zu holen um seinem Sohn daraus vorzulesen. Der Zauber der Märchen erfüllt für eine Weile den Raum und ließ den kleinen Christian in eine wundervolle Welt eintauchen. Aber damit nicht genug, der Vater war den erzählenden Künsten so angetan, dass er auch ein Puppentheater gebaut hatte und seinem Sohn nur zu gern gespielte Geschichten erzählte.
Die Geschichten des Vaters hatte dem Kleinen Flügel geschenkt.
Doch die Realität des Alltags, des Lebens holte ihn immer wieder aus dieser Traumwelt. Der Vater musste als Soldat in den Krieg und als er zurück kam war alles anders. Der geliebte Vater, der so gern Geschichten erzählte war gebrochen und krank, ein Schatten seiner selbst. Dann starb er.
Was traurig beginnt nimmt einige Zeit später eine wundervolle Wendung. Als das Königliche Theater zu Gast in der Stadt ist verfolgt Hans Christian mit großer Begeisterung den Aufführungen und darf sogar mit spielen. Von da an steht für den Jungen fest, er will Schauspieler werden, Geschichten erzählen. Ohne die Liebe seines Vaters zu Geschichten wäre der Junge vermutlich nie für doe schönen Künste sensibilisiert worden. So kommt es, das der arme Schusterjunge eines Tages den Weg nach Kopenhagen antritt. Kein leichter Weg, den der Junge kannte niemanden in Kopenhagen und niemand wartete dort auf ihn. Es war ein schwere Zeit, doch für Christan stand fest er will Geschichten erzählen und irgendwann wendet sich das Blatt des Lebens. Das Glück und der Erfolg ziehen in sein Leben. Elsa wird klar, die Geschichte die der ältere, nette Herr, der ihr gegenüber sitzt erzählt ist seine eigene Geschichte und so möchte sie dann auch wissen ob die Märchen, die er erzählt und aufschreibt selbst Erlebtes oder ausgedacht sind. Diese Frage ist für den Dichter nicht so leicht zu beantworten und so beginnt er Elsa von der Entstehung einiger Geschichten/ Märchen zu erzählen. Mit diesen Erzählungen erfährt nicht nur Elsa viel über Andersen sondern taucht mit ihm auch un seine Märchenwelt. Diese kleinen Reisen in die Welt der Märchen werden durch die wundervollen Bilder der Illustratorin Maja Kastelic zu einer magischen Phantasiereise für den Betrachter des Bilderbuches. Sie platziert den Dichter und das Mädchen als außenstehende Beobachter in Szenen der Märchen. Sie winken dem Jungen im fliegendem Koffer zu, beobachten von einem Pavillon aus Däumelinchen auf einer Schwalbe, schauen hinter dem Vorhang eines Himmelbettes auf das mit Kissen voll gestapelte Bett der Prinzessin auf der Erbse und schauen an einem kleinem See den Schwänen zu. Andersen berichtet von der Entstehung des Märchens vom Tölpel-Hans und erzählt das man mit Märchen manchmal auch Menschen einen Spiegel vorhalten kann ohne dass sie es bemerken wie z.B. beim Märchen "Des Kaisers neue Kleider".
Es sind wundervolle Einblicke und Eindrücke in die Welt der Märchen immer wieder unterbrochen durch Gespräche zwischen dem Dichter und der kleinen klugen Elsa.
Die Reise mit einer Kutsche zu damaligen Zeiten dauert meist lang und war sehr beschwerlich und auch wenn es Elsa mit den Geschichten nicht langweilig wird würde sie gern schneller in Kopenhagen sein. Ob Der Meister der Märchen auch hierfür eine Lösung hat?
Lasst euch überraschen!
Lasst euch von Heinz Janisch und Maja Kastelic entführen.
Entführen in ihr wundervolles Bilderbuch, in Hans Christian Andersens Leben, in die Welt seiner Märchen. Geht mit auf diese fantastische Reise voller Poesie, Lebendigkeit, Neugierde und Informationen und wer noch mehr über den dänischen Dichter erfahren möchte erfährt in einem Nachwort noch so einiges mehr.
Heinz Janisch schreibt zum Schluss:
"Der fliegende Koffer ist immer noch in der Luft.
Mit jedem Buch, das wir aufschlagen, mit jedem Märchen, das wir hören, öffnet sich - schwups!-der Koffer und nimmt uns mit auf die Reise...."
So wie Hans Christian Andersen mit seinen Märchen verzauberte, so verzaubert uns Heinz Janisch mit seinem Märchen über die Reise des Lebens des Dichters.
Seine einfühlsame, Erzählung weckt die Neugier der Leser und entführt sie zugleich in eine Welt längst vergangener Zeit.
In eine Welt in der Märchen noch die Wahrheit waren.
