Bildquelle: Mixtvision
Jon und die vierte Zimtschnecke
von Corinna Antelmann
mit Bildern von Thais Mesquita
32 Seiten
1.Aufl. 09.Februar 2022
ISBN 978-3-95854-179-5
Mixtvision
15,00€
Eine anrührende, überraschende, fantasievolle Geschichte
über Zimtschnecken und Familienzuwachs
für Kinder ab 3 Jahren
Wenn ein Geschwisterkind in der Familie hinzu kommt verändert sich ganz viel und mitunter liegt der Fokus der Eltern etwas mehr bei dem neuen Erdenbürger. Wie der kleine Jon damit umgeht und sich fühlt, davon erzählt unter anderem diese wundervolle aber vor allem auch fantasievolle Geschichte, die nicht nur begeistert sondern auch die Fantasie anregt.
Jon liebt Zimtschnecken und deshalb geht er jeden Sonntag in der Früh und holt drei Zimtschnecken. Eine für seinen Vater, eine für seine Mutter und eine für sich selbst.
Als dann seine kleine Schwester Jule geboren wird bringt er ganz selbstverständlich vier Zimtschnecken mit, doch anstatt, das sich die Eltern freuen, dass er an seine kleine Schwester gedacht hat, schmunzeln sie. Es ist nicht böse gemeint als sie Jon sagten, dass Jule noch keine Zimtschnecken essen kann, dennoch macht es Jon traurig. Er nimmt die zwei Zimtschnecken und geht damit in den Garten.
Betrübt setzt er sich unter einen Baum und überlegt laut, wer denn nun die zweite Zimtschnecke essen soll und da geschieht etwas sehr außergewöhnliches. Aus dem Baum kommt eine Stimme, und die würde die Zimtschnecke sehr gerne haben. Doch "seit wann können Bäume sprechen?" fragt Jon und bekommt eine noch seltsamere Antwort: "Das konnten Bäume schon immer"...."nur hört ihnen keiner zu....", sagte der Baum und der mag am allerliebsten Zimtschnecken. Also gab Jon die zweite Zimtschnecke dem Baum, der sich sehr darüber freute. Von da an kaufte Jon, zur Verwunderung der Eltern weiter jeden Sonntag immer vier Zimtschecken. Eine für seine Mutter, eine für seinen Vater, eine für sich und eine für seinen neuen Freund, dem Baum, der für ihn da war, mit im sprach, ihm zuhörte und die Leidenschaft für Zimtschnecken teilte. Jon besuchte den Baum aber nicht nur am Sonntag zum Zimtschneckenessen, wann immer die Eltern mit Jule beschäftigt waren besuchte der Kleine den Baum. Der Sommer kam und ging, der Herbst kam und der Winter. Jule wurde größer und der Baum veränderte sich. Im Frühling bekam der Baum dann wundervolle, sehr außergewöhnliche Blüten und nach den Blüten? Ja, dass glaubt ihr mir sowieso nicht, das müsst ihr euch ansehen. Und dann ist da ja noch Jule, die ist auch gewachsen, hat Zähne bekommen, kann schon etwas laufen. Langsam kann Jon etwas mit seiner Schwester anfangen und nicht nur weil sie jetzt schon kleine Zimtschneckenstückchen essen darf.
Einfühlsam erzählt Corinna Antelmann die Geschichte des kleinen Jon, dessen Welt sich durch die Geburt seiner kleinen Schwester verändert. Er genießt nicht mehr die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern, in der er sich eingerichtet hatte, in der er sich so behütet und wohl fühlte, dass er selbst schon Aufgaben übernahm. Das seine Eltern diese Dreisamkeit durch Jule veränderten und er etwas außen vor stand, war neu und ungewohnt für ihn. Auch hatte er es sich anders vorgestellt mit einer kleinen Schwester. Eine Baby, das keine Zimtschnecke essen konnte, oft schrie, in die Windel machte und für ihn irgendwie unnahbar war. Plötzlich sind da neue Gefühle, neue Abläufe, mit denen Jon erst einmal klar kommen lernen muss. Der Baum hört ihm zu, ist eine feste Konstante, der für Jon da ist und er teilt mit Jon die Liebe für Zimtschnecken. Das ist genau das, was Jon in dieser Situation braucht.
Faszinierend und emotional sind auch Thais Mesquitas zauberhaften Illustrationen. Mit warmen Farben fängt sie die Stimmungen und die Natur perfekt ein . Sie lenkt den Fokus des Betrachters immer auf genau das was gerade in der erzählenden Geschichte angesprochen wird. Es gibt wenig Ablenkung. Die Bilder sind sehr klar. Gerade diese Fokussierung schafft eine Nähe zum Protagonisten, in der sich Kinder wiederfinden können. Die ausdrucksstarke Mimik und Körpersprache der Figuren wird viel Platz eingeräumt, so dass man zu jeder Zeit sehr genau nachempfinden und verstehen kann, wie Jon sich gerade fühlt.
Thais Mesquita kommt aus Brasilien. Auch wenn sie viele Jahre in Deutschland gelebt hat und hier studierte sind gerade ihre Geschichte sehr typisch für die südamerikanischen Illustrationsstil. Die runden Köpfe mit den markanten hübschen Nasen strahlen eine besondere Wärme aus, die wunderbar zu der Thematik passen genau wie der fantasievolle, wunderschön gezeichnete Baum. Ich persönlich liebe die südamerikanische Illustrationsweise sehr.
Gerade in Geschichten für Kinder schaffen sie es diese, so wichtige Nähe, in Kombination mit dem Gefühl des Aufgehoben seins und der Faszination zu vermitteln.
Und so haben wir hier, ein ganz außergewöhnlich schönes Bilderbuch mit einer warmherzigen, einfühlsamen Geschichte und ebenso tollen Bildern, das nicht nur neuen großen Geschwistern gefallen wird.
Also, den Baum, den Jon da im Garten hat, den hätte ich auch nur zu gern, wenn jemand einem einmal begegnen sollte, sagt mir bitte Bescheid.