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Abgeholt!

Bildquelle: Carlsen Verlag
Abgeholt
von Johanna Kindemann
illustriert von Mareike Ammersken
32 Seiten
1. Aufl. 29. Januar 2024
ISBN: 978-3-551-52187-3
Carlsen Verlag
14,00€

Auf euch wartet ein wundervolles und lebensnahes aber auch fantasievolles Bilderbuch
rund um das Thema Kita und Abgeholt werden
und eine liebevolle Papa-Kind-Geschichte-
für Kinder ab 3 Jahren+
Mit dieser wundervollen Bilderbuchgeschichte hat Johanna Lindemann wieder einmal den Nerv (der Zeit) vieler Kinder getroffen.
Es ist so wunderbar, wie einfühlsam und unterhaltsam sie lebensnahe Geschichten erzählt, die ganz nah am Alltag vieler Kinder sind.
Dieses Mal lernen wir Ben kennen. Ben geht gern in den Kindergarten und ist eine echte Frohnatur.
Er kann gut klettern, hat ständig neue tolle Ideen und lässt sogar die Kleineren gern mitspielen. Nur eins findet er total doof, immer wird er als Letzter abgeholt, weil sein Papa so lange arbeiten muss. Wenn Abholzeit ist, hört man es schon von Weitem rufen:
"Neeeeele! Abgeeeehooooolt!" (Zitat)
Nele wird meist als Este abgeholt, auch wenn sie gerne noch etwas mit ihren Freunden spielen würde. Als Erster abgeholt zu werden stellt Ben sich auch nicht schön vor, was Neles missmutiges Verhalten deutlich widerspiegelt. Nach und nach hört man die Kinder andere Namen rufen. ".....! Abgehooooolt!". Jedes Kindergartenkind kennt das "Ritual", dass die Kinder den Namen desjenigen rufen, sobald ein Elternteil oder ein Angehöriger des Kindes zu sehen ist.
Doch nach und nach wird es stiller, es gibt niemanden mehr der ruft, da alle Kinder bis auf Ben bereits abgeholt wurden. Dann sitzt er mit der Erzieherin allein draußen, oder im Raum.
Aber das ist noch nicht alles, was Ben traurig macht.
Wenn die anderen Kinder abgeholt werden, bekommen sie meist etwas mitgebracht. Mal eine Maiswaffel, mal ein Laugenbretzel oder einen Butterkeks. Doch wenn Bens Papa endlich kommt, hat er nichts dabei und es ist schon so spät, dass es fast Abendbrotzeit ist. Dass Ben auch "Bretzelsehnsucht" ahnt der Vater wohl nicht, zumal er Ben immer eine liebevollzubereitete und reich gefüllte Brotdose mitgibt.
Ben hat es wirklich nicht leicht, aber sein Papa auch nicht. So ist das eben wenn ein Papa allein für seinen Sohn da ist und Vollzeit arbeitet, und auch wenn die Abholsituation oft traurig macht spürt man die Liebe für seinen Papa, der sein Held ist.
Als die Kinder wieder einmal "Neeeele, abgehooolt, Erik, abgehooolt.......!" rufen und Ben in seine Brotdose schaut erzählt er einer seiner Kindergartenfreundinnen, wieso sein Papa ihn immer erst so spät abholen kann, und damit beginnt der absolut grandiose, fantasievolle Teil der Geschichte, denn Ben erschafft eine grandiose fantastische Fantasiewelt, in der der Vater Herrscher und Aufpasser eines riesengroßen Reichs voller Kostbarkeiten ist. Dort muss er aufpassen, dass alle Schätze an der richtigen Stelle stehen und aufpassen, dass die Glitterritter nicht angreifen und die Kostbarkeiten stehlen.
Ist es nicht großartig, wie Ben den Supermarkt und die Arbeit mit all seinen Facetten in seine Fantasiewelt transformiert. Die Riesenschlange (Die Kunden an der Kasse, die beim Warten Schlangen bilden, werden zu "echten" Schlangen) an der Kasse begeistert einfach jeden, oder?

Was der Vater wirklich in dieser Zeit macht, zeigt uns Mareike Ammersken in einem eine Doppelseite ausfüllendem wundervollen Bild in der Fantasie und Realität vereint sind. Bens Erzählung ist so spannend und unglaublich, dass selbst die Kinder, die eigentlich schon im Gehen sind stehenbleiben und lauschen, was Ben zu immer neuen Schilderungen über seinen Papa veranlasst und Mareike Ammersken wieder in einem spektakulären Bild einfängt. Da wird der Vater  zum mutigen Kämpfer gehen eine Riesenschlange. Was durchaus in die Realität übertragbar ist, weil....... Auch am nächsten Tag wird Ben zum spannenden Geschichtenerzähler, erzählt von Esspapier, Gummibärchen, Limo und Eis, von einem Schurken, der von seinem Vater verlangt die Kasse aufzumachen und dem der Vater kurzerhand...... er erzählt von .... und ... Die Abholzeit wird zur Geschichtenzeit und Ben erzählt richtig, richtig gut. Eigentlich möchte niemand mehr gehen, und selbst die Erwachsenen sind begeistert und lauschen volle Spannung und Begeisterung Bens Erzählungen. Ja, und dann geschieht das, was Ben sich soooo sehr gewünscht hat. Wisst ihr, was das war? Wenn nicht, ich verrate es jetzt auch nicht, oder doch?
Aber es kommt noch besser. Plötzlich wollen die anderen Kinder......
Ach, wisst ihr was, entdeckt selbst was genau passiert und lauscht Bens spannenden, atemberaubend schönen, fantasievollen Geschichten über seinen Papa, den er über alles liebhat.
Es ist ein Bilderbuch, das das Thema Abgeholt-werden, als Letzter abgeholt werden auf einfühlsame, aber eben auch fantasievolle, lustige Weise thematisiert und gleichzeitig spüren lässt, wie lieb Ben seinen Papa hat, auch wenn der ihn immer soooo spät abholt.
Gleichzeitig wird mit wenigen Worten auch etwas über einige Elternteile vermittelt und auch erwähnt, dass Bens Vater alleinerziehend ist.
Auch wenn dies nur ein winziger Geschichtensplitter im großen Ganzen ist, wird das Gespräch unter den abholenden Eltern sehr wohl von den meisten zuhörenden Kindern wahrgenommen, was später aber nicht weiter thematisiert werden muss, jedoch kann, wenn es von den Kindern angesprochen wird. Anton zumindest bekommt sehr wohl mit was andere Erwachsene zu seiner Situation sagen und das ist auch mal ziemlich gemein, was ihn traurig macht. So hören wir, dass Anton von seiner Oma abgeholt wird, die zu Bens Situation sagt: "Da fehlt einfach die Mutter im Haus."(Zitat), was wiederum von einer von Eriks Mamas mit "So ein Quatsch!" kommentiert wird. Ihr seht, da steckt Potential für Gespräche drin, muss aber nicht unbedingt aufgegriffen werden. In erster Linie ist es so, dass sich Kinder hier in unterschiedlichen Abholsituationen wiederfinden können. Ein Kind wird von seiner Mama abgeholt, ein anderes von seiner Oma, wieder ein anderes von....
Und wir stellen fest, immer als Letzter abgeholt werden ist nicht schön. Immer als Erste/r abgeholt zu werden ist aber auch nicht immer schön, und manchmal wäre es echt toll, wenn man später abgeholt würde.
"So ist Kinderleben eben!" sagte der kleine Robin nach dem Vorlesen und ließ alle schmunzeln. Wie recht er doch hat.
Also freut euch auf ein unglaublich tolles Bilderbuch, dass ganz nah an der realen Erfahrungswelt der Kita-Kinder ist und die Fantasie nicht zu kurz kommen lässt.
Bens Papa-Arbeitswelt ist einfach zuuuuuu schööööön!
Genauso schööööön wie Johanna Lindemanns Geschichte und Mareike Ammerskens fantastischen, lebendigen Illustrationen.

Mehr zum Buch erfahrt ihr auf der Seite der Carlsen Verlags, der Link führt hin

Zum Abschluss noch ein paar Instagram - Einblicke