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Stopp! Das brauch ich noch!

Bildquelle: Sauerländer Verlag
Stopp!
Das brauch ich noch!
von Mark Janssen
aus dem Niederländischen übersetzt von Eva Schweikart
32 Seiten
1. Aufl. 29.September 2021
ISBN: 978-3-7373-5842-2
Fischer Sauerländer Verlag
15,00€

Eine monstermäßig abenteuerliche,
 verrückte Geschichte 
mit vielen überraschenden Wendungen
für Kinder ab 3 Jahren
Youtube Video created by Lemniscaat /NL https://www.youtube.com/watch?v=wNvBFwYWBig&t=2s

Ich kenne das überaus liebenswerte Bilderbuch schon sehr lange (seit 2019). Wer Interesse am Entstehungsprozess und einem etwas anderen Blicken auf die Bilder haben möchte, dem empfehle ich einmal auf Mark Janssens Profil auf Instagram zu gehen. Dort gibt es in den Highlights einiges zum entdecken, genauso wie in all seinen Büchern, die der Niederländer mit viel Fantasie zum Leben erweckt. Er ist einer der Geschichtenerzähler, dessen Bildsprache so intensiv ist, das es eigentlich keines Textes bedarf und dennoch ist es dann der kurze knappe Text, oft sogar nur ein paar wenige Worte, die aus einer an sich schon tollen Bildergeschichten eine Geschichte mit Wow-Effekt oder Wow-Erlebnis machen und uns immerfort schmunzeln lassen.
Die Handlung ist schnell erzählt. Zwei Mädchen packen ihren kleinen Handkarren bis obenhin voll mit Metall-Schrott, den sie wegbringen möchten. Alte Töpfe, Sägen, Zahnräder sogar ein Ofen und ein Fahrrad sind dabei. 
Es ist schon ein Abenteuer für sich zu beobachten wie die beiden sich mit dem vollbeladenen Wagen auf den Weg machen doch es wird noch viel spannender und vor allem lustiger denn auf ihrem Weg werden sie nach und nach von furchterregenden Monstern angehalten. Der Atem stockt einem bei den schaurigen Gesellen und die Angst der Mädchen ist deutlich zu spüren. Jedes Mal denkt nicht nur der Leser sondern auch die beiden kleinen Mädchen: Was wollen die Monster?" Doch die Anspannung löst sich schnell, denn die Monster sind schnell mit etwas Schrott zu besänftigen. Denn jedes der unheimlichen Wesen möchte etwas von dem Schrott haben und sieht in den alten Dingen etwas ganz anderes als die Kinder. Da wird aus alten Kochutensilien eine Kette oder aus einem Fahrrad eine Brille. 
Jedes Mal ist den Mädchen sichtlich unwohl bei der Begegnung mit einem der Monster, sie sehen ja auch wirklich nicht so freundlich aus, einer speit sogar Feuer, doch mit den Schätzen, die sie ergattern werden sie zu zahmen, freundlich drein blickenden Wesen.
Irgendwann jedoch ist der Wagen leer und wieder steht ein Monster vor ihnen. Ob das gut geht? Ob die Kinder jetzt in Gefahr sind? Schließlich ist mit Monstern nicht unbedingt zu Spaßen.
Ihr werdet es erleben wenn ihr in dieses wirklich fantasievolle, amüsante Bilderbuch eintaucht und vom Künstler in seine besondere Bilderwelt förmlich hineingezogen werdet.
Schreckmomente treffen auf Schmunzelmomente und dazu gibt es eine Fantasiewelt in der es so unglaublich viel zu entdecken gibt, das ihr auch nach wiederholtem Male noch nicht alles gesehen haben werdet auch wenn das Auge immer dabei ist nach Neuem zu suchen.
Wundervolle aquarellierte Zeichnungen in Kombination mit feinen grafischen Linien verführen den Leser immer tiefer und tiefer hineinzuschauen, in eine Welt voller Farbigkeit und überraschender Wendungen.
Upcycling einmal anders- oder doch eine Monstergeschichte?

Auf jeden Fall regt die Geschichte an einmal mehr über unseren Müll und die Wiederverwendbarkeit nachzudenken. Doch dieser Aspekt sollte hier erst einmal nicht im Vordergrund stehen, sondern vielmehr das Leseerlebnis an sich, dass mit seinen unvorhersehbaren Wendungen und gigantisch fantasievollen Illustrationen einfach zu schön ist, um daraus gleich Ansatzpunkte für die pädagogische Arbeit zu definieren.
Nach dem Leseabenteuer ist immer noch genügend Zeit über das Thema Upcycling, Müll und Wiederverwertbarkeit zu sprechen.
Oder haben die Kinder vielleicht eigene Ideen für eine Bildgestaltung mit überraschender Wende?
Eines der Monster nutzt den alten Ofen mit dem langen Ofenrohr als Musikinstrument und wenn wir genau hinschauen, mit unserer ganz eigenen Fantasie, dann erkennen wir die Form eines Saxophons.
Vielleicht haben die Kinder so etwas ähnliches auch schon einmal entdeckt. Ein Stock der aussah wie....., oder ein Stein, ein Blatt, eine zerknüllte Verpackung. Es gibt viel zu entdecken wenn wir die Welt einmal mit anderen Augen sehen.

So ist dieses Bilderbuch Lesespaß und Inspiration zugleich aber zu aller erst MONSTERMÄßIG SCHÖÖÖÖN!

Wie ich eingangs erwähnte kenne ich das Buch seit 2019. Mittlerweile ist es in viele Sprachen übersetzt worden. Im Französischem heißt es "Sur la Route des Monsters!", im Spanischen " ¡Alto! ¡Monstruos!"  im Englischen und Niederländischen "Stop Monsters!" Überall bleibt das Wort Monster im Titel enthalten. Mir stellt sich die Frage, wieso ausgerechnet in der deutschen Version überhaupt nicht auf das Monster eingegangen wurde. Wieso ist der Titel "Stop Monsters!" nicht einfach beibehalten worden? Nicht nur ich sondern vor allem die Kinder finden es schade, denn in erster Linie ist es nun mal ein lustiges Monsterbuch. Ich habe mit Kindern der 3. und 4. Klasse einer Grundschule über das Buch gesprochen, das wir sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch gelesen haben. Ihnen ist das sofort aufgefallen. Mehr noch sie haben eindeutig zu verstehen gegeben, das der deutsche Titel sie nicht anspricht. Hätten sie es in der Buchhandlung entdeckt wären sie wegen der Illustration neugierig geworden. Hätten sie nur nach dem Cover aussuchen müssen hätten sie zur englischen Version gegriffen weil das Wort Monster noch einmal mehr den Anreiz gibt die Geschichte entdecken zu wollen.

Der Inhalt ist der gleiche, die Geschichte selbst wurde von Eva Schweikart wunderbar übersetzt, nur die kleine Kritik am Titel, die bleibt.
Vielleicht sollte ich beim Verlag einmal nachfragen wieso es dazu kam. Ich werde euch auf dem Laufenden halten.

Mark Janssen


Wer übrigens in nächster Zeit einmal in Rotterdam ist der sollte unbedingt einen Besuch in der Villa Zebra einplanen. 
Die Villa Zebra ist ein Aktives Kunstmuseum für Kinder wo ihr auch Ausstellungs- und Mitmachstücke zu "Stop Monster" findet. Übergroße Monster warten darauf von den Kindern entdeckt und erlebt zu werden. Und es gibt zahlreiche Workshop-Angebote. Bis zum 24. Dezember 2021 könnt ihr noch in die interaktive Monsterwelt eintauchen. Gleich 3 Monster warten darauf mit Müll gefüllt zu werden. Recycling und Müll ist Thema des Buches und so wartet z.B. ein Monster darauf immer weicher und weicher zu werden, das Plastikmonster liebt Farben und möchte bunter werden und das große grüne Monster vom Cover, das liebt Schmuck, wie die Schrottkette.
Ständig wechselnde Mitmach-Ausstellungen laden dazu ein das Museum immer und immer wieder gern zu besuchen. Wer weiß, vielleicht gibt es ein solches Angebot ja bald auch einmal in deutschen Museen. 
Bildquelle: Mark Janssen / Instagram
Übrigens, wer einmal etwas mehr über Mark Janssens Atelier und seine Arbeit erfahren möchte, dem empfehle ich unbedingt mal in dieses Video hinein zu schauen. Es wird zwar Niederländisch gesprochen doch versteht man es sehr gut.
Darüber hinaus lohnt sich immer ein Blick auf seine Homepage und vor allem auf sein Instagram Profil denn  da nimmt er seine Leser wirklich fast täglich mit in sein Leben.