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Ein Garten für uns

 

Bildquellen: Nord Süd Verlag
Ein Garten für uns
von Zoè Tucker
mit Illustrationen von Julianna Swaney
32 Seiten
1. Aufl. 2022
ISBN: 978-3-314-10589-0
Nord Süd Verlag
15,00€

Eine einfühlsame, poetische Geschichte über den Lauf des Lebens
in der Natur und bei den Menschen
-auch eine Geschichte über 
Abschiednehmen / Tod und Trauer-
mit dem typischen Trauerprozess
für Kinder ab 4 Jahren

So warm und gefühlvoll, wie die Coverillustration ist auch die Geschichte, die einen durch die wundervolle Erzählsprache von erstem Moment an einfängt und in den Bann zieht. Jedes Wort zieht einen faszinierter und mit so viel Liebe und Wärme in die Geschichte hinein, das einem wirklich warm ums Herz wird.
Um es vorwegzunehmen, das Wort Tod kommt hier nicht vor. Vielmehr liegt in dieser Bilderbuchgeschichte der Fokus auf dem Kreislauf des Lebens in der Natur, der Mensch und Tier mit einbezieht.

Die kleine Ich- Erzählerin hat ganz besondere Freundinnen gefunden. Sie hat sich einer fröhlichen Gruppe älterer Damen angeschlossen, die im Hinterhof einer Hausanlage einen Garten gestaltet haben. Richtig gemütlich haben sie es sich gemacht. 
An einem Frühlingsmorgen machen sich alle auf, um im Garten die ersten Samen zu säen. Für das Mädchen sind die Samen nicht einfach nur Samen aus denen wunderschöne Pflanzen erwachsen, für sie sind die kleinen Pünktchen voller "Hoffnung, jedes ein Versprechen" (Zitat). Behutsam graben sie kleine Löcher in die Erde und legen genauso behutsam die Samen hinein, die dann mit Erde bedeckt werden.
Dann heißt es warten. Überall im Garten stehen Beete, Kübel und andere Gefäße voll mit Erde und voller Hoffnung. Für das Mädchen und die älteren Damen ist erst einmal Zeit es sich gemütlich zu machen. Die Zeit vergeht. Langsam wird es immer wärmer und heller. Sie Sonnenstrahlen gewinnen an Kraft, die Samen gehen auf. Liebevoll kümmern sich das Mädchen mit ihrer Oma-Freundin (so haben meine Lesekinder sie genannt) um die kleinen Pflänzchen. Sie sprechen mit ihnen, hegen und pflegen sie und wenn gerade nichts zu erledigen ist, dann liegen sie auf einer Decke im Gras oder in ihren Liegestühlen und genießen die Natur. Wo gesät wird darf dann auch irgendwann geerntet werden.
Wir sehen wir das Mädchen mit ihrer "Oma-Freundin" sorgsam das Gemüse schneidet und die Schätze des Gartens einweckt. Es wird aber auch ein großes Erntedankfest mit vielen Freunden gefeiert und es werden neue Samen gewonnen, die sie vorsichtig in kleine Papiertütchen legen. Wer hier genau hinschaut erkennt, dass die "Oma-Freundin" nicht wie sonst am Tisch sitzt, sondern im Bett. Man erkennt es nicht unbedingt direkt, da die große Bettdecke fast schon wie ein Tisch wirkt. Dieses Verschmelzen von ersten Gedanken in der visuellen Wahrnehmung hin zur Realität des Bildes gelingt der Illustratorin Julianna Swaney unglaublich gut. Wir sehen etwas, verbinden es mit unserer Wahrnehmung und erkennen erst auf den zweiten Blick das es anders ist. 
Das gemeinsame Eintüten der Samen ist das Letzte, was die beiden zusammen machen. "Blätter fallen, Farben verblassen - und du bist fort." heißt es in der Geschichte dazu sehen wir das Mädchen mit zwei älteren Damen vor einem Beet. Das Mädchen hat Samen in der Hand die sie an ihre "Oma-Freundin" erinnern. Vorsichtig übergibt sie die Samen der Natur. Ein wenig sieht es so aus als würde sie darauf warten, dass der Wind sie fortträgt (Vermutung der Kinder). 
Nach dem Abschied kommt der Winter und auf den Winter folgt der Frühling. Nun bringt das Mädchen die Samen alleine ins Beet, genauso wie sie es von ihrer Freundin gelernt hat. Sie sät, sie wartet, und als die Saat aufgeht und wie von Zauberhand kleine Pflänzchen sprießen, spricht sie mit ihnen. In allem, was sie tut, ist ihr ihre Freundin ganz nahe, die Erinnerungen leben weiter und begleiten sie in all ihrem Wirken.
Wie nah die "Oma-Freundin" ist, sehen wir in einem ganz zauberhaften letzten Bild, das genauso fasziniert wie alle anderen Zeichnungen.
Die warmen Rot-Orange-Töne mit den kleinen Kontrasten von Grün erwärmen sofort die Herzen der Betrachter, genauso wie die Geschichte uns, auf sehr poetische, einfühlsame Weise den Lauf der Natur mit ihren Jahreszeiten und dem Leben, der Veränderung, dem Abschiednehmen und Wiedererwachen, näherbringt.

Die älteren Kinder realisieren sehr wohl, dass es um den Tod geht. Traurig wirkt die Geschichte allerdings nur ganz wenig. Es ist mehr eine Spur von Melancholie die einen einfängt und ein Stück mitnimmt, bevor es wieder hoffnungsvoll und hell wird.

Die Geschichte regt zu ganz vielen Gesprächen an. 
*über die Jahreszeiten
*die Veränderungen in der Natur
*über Säen, Fürsorge und Ernte
*über Samen 
*über Samengewinnung und Vorräte anlegen
*über Freundschaft
*über Abschiednehmen und Erinnern
*über den Tod und Erinnern
*über den Lauf des Lebens in der Natur und beim Menschen  
u.v.m.

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