Unsere Lieblingsbücher

Jahrmarkt um Mitternacht

Bildquelle: Bohem Press
Jahrmarkt um Mitternacht
und 
Mariachiara Di Giorgio
32 Seiten
1. Aufl. Herbst 2020
ISBN: 978-3-95939-092-7
Bohem Press
16,95€
Ein Bilderbuch voller Magie.
Ein Bilderbuch ganz ohne Worte.
Ein Bilderbuch von Tieren des Waldes und einem Jahrmarkt der Menschen
für Kinder ab 4 Jahren

Bücher aus dem Bohem Verlag sind für meine Lesekinder immer ein besonderes Erlebnis weil sie auf die ein oder andere Art voller Magie sind.
Mal besticht schon das Cover mit einer besonders angenehmen Haptik, mal sind es die besonderen Illustrationen, mal die Geschichte und oft ist es alles zusammen.
Mit einer besonderen Haptik haben wir es hier nicht zu tun, dafür mit einen Coverbild voller Magie, das einen förmlich in die Geschichte hinein zieht. das illuminierte Karussell  auf dem Tiere auf Tierfiguren sitzen inmitten einer nächtlichen Silhouette dazu noch Waldtiere am Rande der Szenerie.
Sofort sind wir fasziniert von dem Spiel aus Licht und Schatten, von den ungewöhnlichen Besuchern. Unser Auge versucht genauer hin zu schauen. Wer sitzt da auf dem Karussell. Sind es alles Figuren oder sind echte Tiere dabei? Was genau machen die Tiere dort. Welche Tiere sitzen wo? Versteckt sich noch irgendwo ein Tier? Habe ich alle gesehen, habe ich alles gesehen. Gibt es noch etwas was ich nicht auf den ersten, zweiten oder dritten Blick entdeckt habe?
Was verbirgt sich hinter dem Bild. Was wird mich in dem Buch erwarten.
Das Kopfkino der Leser fährt selbst Karussell sagte mir ein Junge von 5 Jahren. Toll wie er das ausdrückt dachte ich und mir wurde einmal mehr klar wie klug Kinder im Vorschulalter sind.
Ihnen gelingt es sich auf etwas unbekanntes völlig einzulassen und trotzdem sofort Gedanken dazu zu machen. 
Wir öffnen das Buch und sehen auf eine Lichtung, einen Platz mit einigen LKW's. Tiere beobachten aus sicherer Entfernung im Schutz der Bäume das Treiben.
Einige der Kinder vermuten ein Zirkus macht dort Halt, doch wie passt ein Zirkus zum Karussell auf dem Cover? 
Die Antwort finden sie schnell. Hier wird ein Jahrmarkt aufgebaut. Einige sagen statt Jahrmarkt Kirmes, ich würde Send sagen. Überall gibt es regionale Unterschiede für das bunte Treiben mit Karussells, Zuckerwattebuden und Autoskooter. 
Wir blättern weiter, der Jahrmarkt ist im vollen Gang Menschentreiben im bunten Lichtermeer, doch vorn im Bild ist es dunkel. im Schatten der Bäume beobachten die Waldtiere das bunte Treiben. Das der Fokus der Geschichte nicht auf den Leuten, die den Markt besuchen liegt wird den Kindern schnell klar. Die schwarzen Schatten von Bären und Hasen sind viel zu dominant.
Noch finden die Kinder das Buch nicht ungewöhnlich. Sie sind so im Bann der Illustrationen gefangen, das sie genug damit zu tun haben die Bilder zu "lesen".
Als wir dann jedoch umblättern und wieder nur Bilder zu sehen sind kommen die ersten Kommentare der Kleinen.
Gibt es hier keine Geschichte?
Als ich nachfrage wieso sie das meinen, kommt schnell die Antwort, das ja kein Text zu sehen ist. Keine Buchstaben, keine gedruckten Worte, kein Satz.
Als ich sie frage was sie bisher mit dem Buch erlebt haben, kommen Antworten die die Bilder und das Geschehen was sie wahr genommen haben beschreiben.
Sie erzählten was sie sahen und interpretierten das Geschehen ganz selbstverständlich.
Als ich dann frage was bisher geschehen ist wird ihnen klar, das die Bilder die Geschichten erzählen, ganz ohne Worte.
"Ein Buch ohne Worte! Das ist schön! da kann jeder selbst eine Geschichte erzählen." sagte ein Mädchen. Ein etwas älterer Junge fällt ihr ins Wort. 
"Nein, das geht nicht. Die Bilder erzählen die Geschichte nicht du!"
Eine heftige Diskussion unter 6 Kindern im Alter zwischen 4,5 und 7 Jahren entfacht. Ich lasse sie eine weile gewähren, höre ihnen zu. Sie argumentieren wie Große, nur besser.
Nach einer Weile hole ich sie aus ihrer Diskussion. Ich lobe ihre Gespräche. Wir beschließen uns das Buch erst einmal gemeinsam anzuschauen. Über das ein oder andere Bild, die ein oder andere Situation zu sprechen und später  die unterschiedlichen Geschichten der Kinder zu sammeln.
Wir sehen Waldtiere wie Bären, Hasen, Rege, Waschbären im Dunkel der Nacht. Oft müssen wir genau hinschauen um das Bild richtig wahrzunehmen, zu entdecken.
Wir begleiten die Tiere. Wohin der Weg sie führen wird ist allen klar.
Auf den Jahrmarkt.
Die Menschen sind weg. Die Lichter aus, die Karussells verweist. Doch dann wird es wieder hell, die Tiere übernehmen die Regie. Sie machen die Nacht zum Tag und haben viel Spaß. Da sehen wir den Bären und den Hirsch auf dem Kinderkarussell, es gibt Popcorn und Zuckerwatte, der kleine Fuchs (oder ist es ein Wolf?) bekommt einen lebendigen Fisch in einer Tüte voll Wasser. Ist es ein Lotteriegewinn? Tiere fahren auf dem Autoskooter, oder auch auf der Achterbahn. Sie erschrecken sich in der Geisterbahn. Schwingen im Kettenkarussell hoch in die Luft. Das alles geschieht in der Nacht und alle haben sichtlich viel Spaß. Doch die schönste Nacht geht einmal zu Ende. Es dämmert und wird langsam hell. Die Menschen werden wach. Zeit das die Tiere den Platz verlassen. Ein Auto kommt. Der Schein der Lampe ist hell und leuchtet den Platz etwas aus. Ein Mann mit einer Taschenlampe leuchtet. Ist es vielleicht doch noch nicht Tag? Ist das ein Wachmann?
Wird es für die Tiere vielleicht doch noch gefährlich. Werden sie womöglich entdeckt? Wieder geht unser Gedankenkarussell an.
Wie die Geschichte weiter geht?
Schaut doch selbst!
Taucht ein die die Bilderwelt voller Magie. Mit besonderem Licht im Dunkel der Nacht.
Wir haben den nächtlichen Ausflug sehr genossen und ich bin mir sicher, ihr werdet das Buch genauso lieben. Ihre werdet jedes einzelne Tier ins Herz schließen und zu jedem eine Geschichte erzählen können.
Übrigens:
Liebe Grundschullehrer/innen, wir haben das Buch mit Kindern einer dritten Klasse entdeckt und anschließend haben die Kinder ihre Geschichte zu Papier gebracht.
So kann man Geschichten schreiben auch lernen. Es müssen nicht immer die oft langweiligen Bildergeschichten sein, die es schon so lange gibt. Die jedes Jahr aufs Neue heraus geholt werden.