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Auf Wiedersehen, kleiner Vogel!

Bildquelle: Coppenrath Verlag
Auf Wiedersehen, 
kleiner Vogel!
von Maja Bach
mit Bildern von Günther Jakobs
32 Seiten
1. Aufl. 2015
Neuaufl. 2020
ISBN: 978-3-649-63163-7
Coppenrath Verlag
15,00€

Ein einfühlsames Bilderbuch zum 
Thema Tod und Abschied nehmen
für Kinder ab 4 Jahren

Tod, ein schwieriges Thema mit dem auch Kinder öfter konfrontiert werden als uns lieb ist. Der Tod gehört nun mal zu unserem Leben und das müssen auch Kinder lernen. Es liegt an uns ihnen Ängste zu nehmen und ,wenn eben möglich, früh darauf vorzubereiten bzw. ihnen etwas über den Tod zu erzählen. Bilderbücher können her hilfreich sein. Bilderbücher wie dieses, das auf leichte, zuweilen amüsante, sehr naive Art nicht nur Ängste nimmt sondern auch viele Informationen liefert.
Ganz unumstritten finde ich das Buch nicht doch das hat mit dem Thema Tod nichts zu tun. Ich möchte diese Bedenken kurz vorab erwähnen um anschließend nicht mehr darauf eingehen zu müssen.
Die drei Herbstindianer Paul, Ole und Lotta finden einen toten Vogel. Dieser wird im Handlungsverlauf von den Kindern angefasst und sogar hübsch gemacht. 
Ein totes oder krankes Tier anzufassen ist einfach nicht gut. Zwar berührt Ole den Vogel zunächst mit dem Stock, doch im späteren Verlauf verliert sich die Vorsichtigkeit. Kinder müssen das wissen, denn ein totes Tier einfach anzufassen kann sehr gefährlich enden. Ich möchte dies nicht weiter ausführen, jeder weiß was ich meine. Wir erleben in dieser Geschichte aber Kinderalltag, in dem Kinder auch schon mal auf ein totes Tier stoßen können. Das sie es dann beerdigen möchten ist nur all zu verständlich und zeugt von viel Mitgefühl, nur muss man dabei einfach einiges beachten. Hier hätte ich mir mehr Sorgfalt gewünscht.
Nun aber zur Geschichte, die wirklich wundervoll ist.
Die drei Herbstindianer Paul, Ole und Lotta genießen den Herbst mit dem Wind und der bunten Blätterwelt und das spüren wir als Betrachter förmlich. Das fröhliche Treiben bricht relativ abrupt ab als Ole zwischen den bunten Blättern einen Vogel mit dem Bauch nach oben liegend findet. Er denkt zunächst der Vogel schläft doch Lotta weiß er ist tot. Ole möchte wissen ob man schläft wenn man tot ist. Eine berechtigte Frage, denn es sieht ja wirklich so aus als würde er schlafen, doch Paul, der älteste der Drei erklärt ihm das man einfach nur so da liegt wenn man tot ist und nichts mehr macht, weder spielen, noch Kuchen essen noch sonst etwas. Das findet Ole sehr schade. So richtig vorstellen kann er es sich immer noch nicht mit dem Tod. Doch was macht man mit den Toten? Lotta weiß es denn ihre Oma "....war auch schon mal tot" und sie erzählt von dem was sie erlebt hat, von dem was sie weiß. Tote werden in einem großen eckigen Loch begraben, man zieht sich schöne Kleider an und singt Lieder und isst Kuchen. Auch das wirft wieder kindliche naive Fragen von Ole auf, die beantwortet werden. Nach allem was die drei nun an Wissen und Erfahrungen zusammengetragen haben steht fest, sie wollen den Vogel begraben. Während Ole und Paul einen schönen Platz im Garten suchen  sammelt Lotta einige Dinge zusammen und zieht sich hübsch an.
Anschließend stößt sie zu den anderen und bürstet den Vogel so lange bis er nicht mehr zerzaust und struppig aussieht . Und so kommt es, dass der kleine Vogel nun ein schönes Begräbnis bekommt.
Lotta wünscht ihm sogar noch viel Spaß im Himmel, was wieder Fragen aufwirft. Wenn alle Toten in den Himmel kommen, kann man sie dort doch vielleicht einmal besuchen, und wenn das schon nicht geht könnte der Vogel doch zu Lottas Oma in den Himmel kommen, das wäre doch schön. Nur wie sollen sich die beiden finden? Und da hat Paul eine tolle Idee. Er holt einen Luftballon , Stift, Papier und einen Briefumschlag. Lotta diktiert was Paul schreiben soll und dann lassen sie den Ballon zur Oma in den Himmel steigen.
Dieser Abschluss passt wunderbar und liefert eine Idee, die viele schon praktizieren.
Bei einer Beerdigung Luftballons mit einem letzten Gruß in den in den Himmel steigen lassen ist nicht nur eine schöne Idee sondern hat auch etwas stark befreiendes, zuversichtliches und eine Geste des Loslassen- Könnens.
Ich selbst habe es schon mit vielen Kindern erlebt und würde es immer wieder machen. Einen Luftballon in den Händen halten und ihn bewusst in den Himmel zu schicken ist nicht so leicht. Irgendwie ist es als wenn das Festhalten an dem Ballon die letzte Verbindung ist, die man eigentlich halten möchte. Ihn dann los zu lassen mit einem Gedanken, einer Botschaft einem Wunsch, ist jedoch wenn man es geschafft hat loszulassen sehr befreiend.
Was hier im Buch so naiv und aus einer kindlichen Idee heraus passiert ist daher von größerer Bedeutung als man beim Lesen vielleicht erahnt.
In Gesprächen mit Kindern nach der Vorlesestunde haben wir viel über die drei Kinder und ihren Part in der Geschichte gesprochen und festgestellt, das es innerhalb der Gruppe genau solche Konstellationen gab. Kinder, die sich den Tod noch nicht vorstellen konnten so wie Ole, Kinder die noch keine Erfahrungen mit dem Thema Tod hatten aber etwas darüber wussten, wie Paul, und Kinder wie Lotta, die eigene Erfahrungen gemacht haben. Kinder untereinander gehen recht unbefangen mit der Thematik um, vorausgesetzt sie haben noch keine sehr intensiven Erlebnisse gehabt. Lotta erzählt naiv von dem was sie erlebt hat. Vielleicht weil sie noch klein ist, nicht so viel Kontakt zu ihrer Oma hatte. Die Emotionalität wird hier weitestgehend außen vorgelassen. Kinder die einen sehr lieben Menschen verloren haben sei es, Großeltern oder sogar einen Elternteil oder Geschwister reagieren anders als Lotta, das wurde in den Gesprächen klar.
Daher ist dieses Bilderbuch ideal um Kindern das Thema näher zu bringen, ihnen vom Tod zu erzählen, ohne Angst zu schüren. Es ist vielmehr so, das er Teil des Lebens ist, das hier auf der Welt irgendwann endet aber nicht das Ende ist weil es im Himmel weiter geht.
Es informiert also mit einer Leichtigkeit, die hoffnungsvoll aus der Geschichte herausgehen lässt. Diese Leichtigkeit bei aller Traurigkeit, wird vor allem über die ganz wundervollen Illustrationen von Günther Jakobs vermittelt. Die warmen Herbstfarben, das bunte Gefieder des Vogels, der Luftballon der in den Himmel steigt, er visualisiert sehr realistisch und klar was wir in der erzählenden Geschichte hören und nimmt so durch die zauberhaften Zeichnungen die vielleicht aufkommenden Ängste.
So ist dieses Bilderbuch eines der Bilderbücher, die schon im frühen Alter ab etwa 3-4 Jahren mit Kindern sowohl in einer Gruppe als auch allein gelesen werden kann um das Thema Tod anzusprechen.